07.03.2013 Aufrufe

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 329<br />

4. Etablierung von Chancengleichheit<br />

Chancengleichheit ist ein gern bemühter Anspruch für bildungspolitische Forderungen<br />

in demokratischen Systemen. Gleichwohl ist sie nur selten gegeben - innerstaatlich,<br />

wie die (PISA-)Studien regelmäßig konstatieren, 138 und erst recht im internationalen<br />

Vergleich. Die im Jahr 2000 vom Weltbildungsforum in Dakar formulierten Ziele -<br />

„Bildung für alle“ und die Halbierung der Analphabetenquote bis 2015- mündeten im<br />

Milleniumsziel „Ermöglichen einer Primarschulbildung für alle Kinder dieser Welt bis<br />

zum Jahre 2015“ und werden voraussichtlich nicht erreicht. Im Jahre 2005 gab es<br />

weltweit 771 Millionen Analphabet/innen - davon 64% Frauen und 137 Mio.<br />

Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Verschiedene soziale Diskriminierungsfaktoren<br />

(Stadt/Land, Bezirke, Regionen, Gender, soziale Schicht ö.ä.) ziehen dabei die<br />

Grenzlinien zwischen den Lesenden und den Exkludierten (Emcke 2006). Der Digital<br />

Divide baut auf denselben Ungleichheiten auf und forciert diese Entwicklung.<br />

Aber wie bereits häufig angemerkt: Der digitale Graben verläuft auch innerhalb der<br />

Staaten mit einer hohen Alphabetisierungsquote. So entfallen zwar 84% aller<br />

Bildungsausgaben auf die OECD-Staaten - an den bestehenden sozialen<br />

Ungleichheiten ändern sie derweil nur wenig: Zum Beispiel konstatiert der<br />

Datenreport 2008 für die Bundesrepublik Deutschland, dass mit der erfolgten<br />

Bildungsexpansion in der Nachkriegszeit bis heute weder die Bildungsungleichheiten<br />

abgebaut „noch eine Reduktion ungerechtfertigter Ungleichheiten von Lebenschancen“<br />

bewirkt wurden (Destatis, gesis-zuma, und WZB 2008, 79). Dies setzt sich fort in dem<br />

persönlichen Unvermögen, existierende freie Ressourcen informell zu nutzen und sich<br />

entsprechend der eigenen individuellen Kreativität weiterzuentwickeln.<br />

Welche bildungspolitischen Alternativen zur Output-orientierten Ideologie fleissiger<br />

BildungsbürgerInnen liessen sich auf internationaler Bühne andenken? Was müsste<br />

einer kostenintensiven Internationalisierung (westlicher) Hochschulen und einem<br />

bildungs-industriellen Komplex entgegen gestellt werden, die versuchen, lebenslanges<br />

Lernen an formale Institutionen zu binden, um Bildung als Geschäft betreiben zu<br />

können?<br />

Für die Etablierung von Chancengleichheit lassen sich aus dem Akteurskatalog der<br />

Expertinnen vor allem die UNO, der staatliche Souverän, die (Hoch-)Schulen, das<br />

Mentorenprogramm, mobile Endgeräte und Open-Data-Initiativen verantwortlich<br />

machen.<br />

Allerdings klingen vor dem Hintergrund der skizzierten gescheiterten Bemühungen<br />

des bestehenden Bildungssystems die wiederholten Forderungen nach besserer<br />

Bildung seitens wahlkämpfender Parteien oder international wirkender<br />

Politiker/innen nur noch hohl. Appelle versickern in den Verwaltungen und ein<br />

138 http://www.oecd.org/document/20/0,3343,de_34968570_39907066_39648148_1_1_1_1,00.html<br />

(05.03.2011)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!