Anja Christine Wagner | UEBERflow

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07.03.2013 Aufrufe

© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 320 Zeitpunkt einen Beitrag leisten könnten, wäre bei der Integration von vielfältigen Technologien in ihre Bildungsprozessen. Mobile Technologien, OLPC-Rechner oder der standardisierte Einsatz von Open Educational Resources (OER) könnten auf der policy-Ebene einen Einstieg ermöglichen, eine Faszination am informellen Lernprozess inklusive der selbstständigen Organisation der Bildungsumgebung zu forcieren. Ob dafür mehr Geld ausgegeben werden muss oder nicht vielmehr bestehende Kalkulationen neu verteilt werden sollten, bliebe einer weiteren Untersuchung vorbehalten. • Persönliche Voraussetzungen: Inwiefern abstrakte Lernprozesse auf der Skill-Ebene in formalen Instanzen dazu beitragen, die persönlichen Voraussetzungen für die breitere Nutzung benutzergenerierter, digitaler Umgebungen zu fördern, sei angesichts der Output-Orientierung der herrschenden kulturellen Hegemonie in Frage gestellt. Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, auf der politics-Ebene einen Anteil des Bildungshaushalts in die Förderung informeller Prozesse zu stecken und hier Strukturen aufzubauen, die eine nachhaltige Rekonfiguration der aktuell benötigten, persönlichen Voraussetzungen netzbasiert vorzuhalten. Gegebenenfalls liesse sich bereits in der Schule eine persönliche Umgebung in den Lernprozess integrieren, die später individuell fortgeführt werden kann. Hier könnte eventuell in der Übergangszeit das bestehende Bildungssystem förderlich sein - sofern die Lehrenden die erforderlichen Skills mitbringen. • Soziales Umfeld: Bislang konzentriert sich der Bildungsbereich v.a. auf die einzelnen Lernenden - und nur in Ausnahmefällen kommen sozial integrative Konzepte zum Einsatz. Zwar werden die Eltern traditionell am Rande mit eingebunden in der Ausbildung ihrer Kinder - eine umfassende Unterstützungsleistung von Lernenden mitsamt ihrem sozialen Umfeld aber, fehlt zumeist. Hier bildungspolitisch anzusetzen und auf der politics-Ebene Angebote zu schaffen, die fakultativ genutzt werden können, wäre eine Möglichkeit, das staatliche Bildungsangebot zu stärken. • Rechtliche Rahmenbedingungen: Höhere Bildungsausgaben könnten indirekt auf die rechtlichen Rahmenbedingungen einwirken, wenn staatliche Angebote auf der politics-Ebene darauf drängten, lediglich offene Ressourcen zu unterstützen. Dann müsste das Recht nachziehen und entsprechende Korrekturen der Contentorientierten Rechtsprechung vornehmen. Zusammengefasst arbeitet das klassische bildungspolitische Mittel -die Ausdehnung der Bildungsausgaben- kaum gegen einzelne Hemmfaktoren an. Ohne eine Restrukturierung des Bildungssystems und z.B. einer umfassenden Unterstützung offener Bildungsressourcen und -systeme stößt das bestehende Bildungssystem auch weiterhin an seine Grenzen. Sofern diese anderen Maßnahmen aber in Angriff genommen würden, liessen sich vielleicht sogar die expliziten Bildungsausgaben

© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 321 senken. 9. Bereitschaft zum öffentlichen Diskurs Der öffentliche Diskurs trägt als bildungspolitische Maßnahme keinen Beitrag zur Entwicklung der Flow-Kategorien bei - in keiner der sechs Kategorien. Könnte er dennoch Auswirkungen haben auf einzelne Hemmfaktoren? • Sozio-kulturelle Werte & Praktiken: Die Bereitschaft zum öffentlichen Diskurs hängt stark von interkulturellen Indizes auf der policy-Ebene ab. Ist die Machtdistanz und der Unsicherheitsfaktor groß, wird die Bereitschaft auf allen Seiten eher zurückhaltend einzustufen sein. Gleichwohl wird am öffentlichen Diskurs die Demokratiefähigkeit der Kultur einzustufen sein. Vor allem Kulturen, die sich eher dem aktiven Social Computing verpflichtet sehen als dem passiven Circular Entertainment, werden über das Netz die Möglichkeiten eines öffentliches Diskursfeldes suchen. Diese sich ausbildende Web 2.0-Kultur fliesst über die beteiligten Netzwerkknoten wieder zurück in die regionalen Kulturen und trägt den sozialen Aspekt in diese hinein. Insofern wird den öffentlichen Diskurs nur mitbestimmen können, wer sich daran als aktiver Netzwerkknoten beteiligt. • Ökonomischer Druck: Öffentlicher Diskurs bedeutet die Einbindung aller interessierten Akteure, die von einer Entscheidung betroffen sein könnten. Da herrschende Eliten kaum Interesse daran haben, ihren Standpunkt öffentlich zu diskutieren, werden bestehende sozio-ökonomische Ungleichheiten zementiert. Hier lediglich auf der policy-Ebene zugunsten eines öffentlichen Diskurses zu plädieren, käme einem sehr naiven Idealtypus ohne Konsequenz gleich. • Politische Mechanismen: Ein großer Einfluss kommt dem öffentlichen Diskurs hingegen bei der Wahrnehmung politischer Mechanismen zu. Selbst wenn dieser nur vordergründig auf der policy-Ebene geführt wird und wenig Gestaltungskraft entfaltet: Diskurs schafft Vertrauen. Allerdings stellt sich die Frage, ob bestehende IOs grundsätzlich mit der Öffentlichkeit sprechen können - über die uni-laterale Schnittstelle der Pressestelle hinaus. Vielleicht wäre eine offene, netzbasierte Diskussion der erzielten Ergebnisse ein Weg, eine demokratische Alternative zu den herrschenden IOs auf der polity-Ebene aufzubauen. • Sozio-technologischer Wandel: Für die kollektive Zugangsdynamik einer regionalen Kultur ist der öffentliche Diskurs sehr wichtig. Auch könnte die Möglichkeit, institutionelle Teilhabe bis in das mobile Endgerät hineinzutragen eine dynamische Variante darstellen, einen selbstverständlicheren Umgang mit dem soziotechnologischen Wandel zu forcieren. • Persönliche Voraussetzungen: Ob die persönliche Motivation durch den öffentlichen Diskurs wesentlich beeinflusst werden kann, ist fraglich, wenn die oben angeführten bildungspolitischen Faktoren nicht gegeben sind. Gleichwohl kann hier der Diskurs unterstützend wirken.

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senken.<br />

9. Bereitschaft zum öffentlichen Diskurs<br />

Der öffentliche Diskurs trägt als bildungspolitische Maßnahme keinen Beitrag zur<br />

Entwicklung der Flow-Kategorien bei - in keiner der sechs Kategorien.<br />

Könnte er dennoch Auswirkungen haben auf einzelne Hemmfaktoren?<br />

• Sozio-kulturelle Werte & Praktiken: Die Bereitschaft zum öffentlichen Diskurs<br />

hängt stark von interkulturellen Indizes auf der policy-Ebene ab. Ist die<br />

Machtdistanz und der Unsicherheitsfaktor groß, wird die Bereitschaft auf allen<br />

Seiten eher zurückhaltend einzustufen sein. Gleichwohl wird am öffentlichen<br />

Diskurs die Demokratiefähigkeit der Kultur einzustufen sein. Vor allem Kulturen,<br />

die sich eher dem aktiven Social Computing verpflichtet sehen als dem passiven<br />

Circular Entertainment, werden über das Netz die Möglichkeiten eines öffentliches<br />

Diskursfeldes suchen. Diese sich ausbildende Web 2.0-Kultur fliesst über die<br />

beteiligten Netzwerkknoten wieder zurück in die regionalen Kulturen und trägt den<br />

sozialen Aspekt in diese hinein. Insofern wird den öffentlichen Diskurs nur<br />

mitbestimmen können, wer sich daran als aktiver Netzwerkknoten beteiligt.<br />

• Ökonomischer Druck: Öffentlicher Diskurs bedeutet die Einbindung aller<br />

interessierten Akteure, die von einer Entscheidung betroffen sein könnten. Da<br />

herrschende Eliten kaum Interesse daran haben, ihren Standpunkt öffentlich zu<br />

diskutieren, werden bestehende sozio-ökonomische Ungleichheiten zementiert.<br />

Hier lediglich auf der policy-Ebene zugunsten eines öffentlichen Diskurses zu<br />

plädieren, käme einem sehr naiven Idealtypus ohne Konsequenz gleich.<br />

• Politische Mechanismen: Ein großer Einfluss kommt dem öffentlichen Diskurs<br />

hingegen bei der Wahrnehmung politischer Mechanismen zu. Selbst wenn dieser<br />

nur vordergründig auf der policy-Ebene geführt wird und wenig Gestaltungskraft<br />

entfaltet: Diskurs schafft Vertrauen. Allerdings stellt sich die Frage, ob bestehende<br />

IOs grundsätzlich mit der Öffentlichkeit sprechen können - über die uni-laterale<br />

Schnittstelle der Pressestelle hinaus. Vielleicht wäre eine offene, netzbasierte<br />

Diskussion der erzielten Ergebnisse ein Weg, eine demokratische Alternative zu den<br />

herrschenden IOs auf der polity-Ebene aufzubauen.<br />

• Sozio-technologischer Wandel: Für die kollektive Zugangsdynamik einer regionalen<br />

Kultur ist der öffentliche Diskurs sehr wichtig. Auch könnte die Möglichkeit,<br />

institutionelle Teilhabe bis in das mobile Endgerät hineinzutragen eine dynamische<br />

Variante darstellen, einen selbstverständlicheren Umgang mit dem soziotechnologischen<br />

Wandel zu forcieren.<br />

• Persönliche Voraussetzungen: Ob die persönliche Motivation durch den<br />

öffentlichen Diskurs wesentlich beeinflusst werden kann, ist fraglich, wenn die oben<br />

angeführten bildungspolitischen Faktoren nicht gegeben sind. Gleichwohl kann hier<br />

der Diskurs unterstützend wirken.

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