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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 32<br />

Abgrenzung des Libertären vom Liberalen.<br />

Aber Castells entwickelt seine Sozialtheorie nicht durch eine Analyse der aktuellen<br />

sozialen Kämpfe, sondern als Beschreibung der u.a. technologisch bedingten<br />

Veränderungsprozesse und ihrer Ausformungen in der Gesellschaft. Dabei analysiert<br />

er die kollektiven und prozessoralen Akteure innerhalb der reflexiven, sozialen<br />

Bewegungen als kulturelle Transformationsmotoren, nicht aber den konkreten<br />

Konflikt mit unsicheren und ungesicherten sozialen Gruppen, die ohne Informationen,<br />

Ressourcen oder Macht sich hinter tradierte Codes und Werte zurückziehen (ebd., 82).<br />

Die sozialen Bewegungen, die sich einbringen können in den space of flows, bewegen<br />

sich in der für Castells relevanten, neuen Konfliktzone der Kultur, die darum ringt, wie<br />

man in Würde und mit Sinn leben kann (Stalder 2006, 87). Und diese Bewegungen<br />

sind stark von der modernen Technologie geprägt:<br />

„Sociability is transformed in the new historical context, with<br />

networked individualism emerging as the synthesis between the<br />

affirmation of an individual-centred culture, and the need and<br />

desire for sharing and co-experiencing. Virtual communities and<br />

smart mobs, hybrid networks of space and photons are redefining<br />

space and time (..) as the appropriation of technology by people for<br />

their own uses and values.“ (Castells 2004, 223)<br />

In der kulturellen Identitätsfrage liegt für Castells der Fokus seiner Arbeit. Kultur,<br />

verstanden als Prozess und nicht als Inhalt. Dabei verliert er nach Ansicht Stalders'<br />

einige Kämpfe aus den Augen, die zukünftig wichtig sind für die kulturelle Identität<br />

aller tangierten Menschen: Der Kampf um Zugang zu Informationen und Wissen<br />

zeichnet sich als einer der großen neuen Kämpfe der Netzwerkgesellschaft ab. Bereits<br />

heute ist der Kampf um Patentierungen, Copyrights und internationale Verträge<br />

entfacht, so dass Stalder den Kampf um das Urheberrecht als die geopolitische<br />

Herausforderung der neuen Ära bezeichnet, der den alten Widerspruch zwischen<br />

Kapital und Arbeit ablöst (Stalder 2006, 205). 13 Dies gibt Castells auch im neuen<br />

Vorwort zur zweiten Auflage des ersten Bandes zur Netzwerkgesellschaft zu bedenken:<br />

Während Funktionalität, Wohlstand und Macht durch den space of flows definiert<br />

seien, ist die kulturelle und soziale Sinnstiftung ein Charakteristikum des space of<br />

places. In diesem Widerspruch zwischen der dominanten Logik einer vernetzten,<br />

globalen Welt einerseits und dem tatsächlichen Leben der Menschen an realen Orten<br />

in den Megaregionen andererseits ziehen neue Konfliktlinien auf (Castells 2009b,<br />

1:xxxix).<br />

Zusammengefasst kommt Identitäten in der Netzwerkgesellschaft die Funktion zu,<br />

13 Die westlichen Staaten nutzen ihre Macht in den internationalen Organisationen, um über Lizenzen und<br />

Patentgebühren den strukturellen Nachteil der Entwicklungs- und Schwellenländer juristisch zu<br />

manifestieren. So wurde geistiges Eigentum zu einem immer wichtigeren Produktionsfaktor - und in den<br />

USA etablierte sich eine regelrechte Patentindustrie, die über kostenintensive verfahren ihre<br />

internationalen Rechte einklagen (vgl. Hack 2006, 163).

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