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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 317<br />

demokratischer Legitimation hinzugesellen, hätte dies womöglich einen<br />

gravierenden Wertewandel zur Folge. Uni-laterales ExpertInnen-Denken geriete<br />

immer stärker unter Druck, die Mediennutzungs- und Kommunikationskultur<br />

würde sich verändern müssen und die Vorteile offener Schnittstellen würden sich<br />

vermutlich unter Effizienzgesichtspunkten langsam durchsetzen. Zulaufen könnte<br />

diese Entwicklung auf der policy-Ebene auf eine netzbasierte bottom-up-Kultur, die<br />

größeres Vertrauen genösse als der top-down-Ansatz der IOs.<br />

• Ökonomischer Druck: Bei aller visionären Strahlkraft: Ein regulatorisch<br />

neugeordneter Zugang zum Machtfaktor Kommunikation ist seitens herrschender<br />

Interessen häufig unerwünscht. Die sozio-historisch bedingte, zumeist gut gepflegte<br />

Kooperation mit einflussreichen Wirtschaftsgrößen und Angst vor einem<br />

Kontrollverlust lassen das Netz zu einem Schreckgespenst verkommen, das es zu<br />

beherrschen gilt. Transparenz und Bildung sind Faktoren, die nur im klar<br />

regulierten Umfang erwünscht und unterstützt werden. Zwar existieren eine<br />

Vielzahl an sozio-kulturellen Variationen dieses Herrschaftsmodells - inwiefern<br />

motivierte, ungezügelte Bildung wirklich gewünscht ist, bleibt fraglich. Insofern<br />

werden sanktionierte Content-Einheiten und klar umrissene Curricula ausgeliefert,<br />

die der herrschenden kulturellen Hegemonie entsprechen. Eine staatliche<br />

Neuordnung der regulierenden Prozesse hingegen würde einen freien Zugang zum<br />

unkontrollierbaren Bildungsraum Internet ermöglichen und in der Konsequenz<br />

auch zu egalisierenden Prozessen führen.<br />

• Politische Mechanismen: Auch hier ist seitens der etablierten Herrschenden kein<br />

radikaler Wandel gewünscht. Indem man sich aufschwingt zu politischen<br />

ExpertInnen, verfolgt man die Kontrolle des politischen Denkens - in autoritären<br />

politischen Systemen z.B. in Form religiös sanktionierter Allmächtigkeit, in<br />

klassischen westlichen Demokratien z.B. im Rahmen bekannter parteipolitischer<br />

Spielereien. Sofern ein wirkliches Interesse an der Unterstützung der<br />

Netzwerkgesellschaft bestünde, müsste sowohl auf nationaler als auch auf<br />

internationaler Ebene ein Umschwung vollzogen werden. International gültige<br />

Rechtssicherheit wäre ein erster Schritt, um Vertrauen aufzubauen. Das<br />

Demokratiedefizit liesse sich dagegen recht schnell über die Integration<br />

netzdemokratischer Praktiken überwinden.<br />

• Sozio-technologischer Wandel: Derzeit herrscht große Unsicherheit hinsichtlich der<br />

rechtlichen Modelle, deren historische Genese die aktuellen Entwicklungen nicht<br />

mehr zu greifen vermag. Privates Eigentum und Privatleben als Wesensmerkmal<br />

persönlicher Identität sind zwei zentrale Größen der bürgerlichen Gesellschaft, die<br />

sich derzeit radikal transformieren. Das Eigentum generiert sich aus sozialen<br />

Aktionen und Privatleben ist nur noch in der temporären Offline-Freizeit<br />

praktizierbar. Eine offene Regulationsdebatte in diesem Feld auf der politics-Ebene<br />

und mehr Transparenz bzw. Offenheit in den Strukturen auf der polity-Ebene

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