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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 31<br />

wirken zu können (ebd., 83). 12<br />

Um die Identität rankt sich also die persönliche Sinnstiftung. Identität meint dabei,<br />

dass bestimmte kulturelle Charakteristika konstitutiv sind für eine Person im Kontext<br />

dieser geteilten Kultur. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich dann ein stabiler Kern<br />

heraus, der sich im Kontext des Wandels ständig (re-)konfiguriert und zur<br />

„Individuation“ (nach Anthony Giddens) führt (ebd., 83). Durch die Einbindung neuer<br />

möglicher Quellen der Sinnstiftung in die sozialen Organisationen und Institutionen<br />

können die Quellen gesellschaftlich relevant werden (ebd., 84). Macht wird hier<br />

ausgeübt über die Produktion und Diffusion von Symbolen und kulturellen Codes -<br />

und damit wird der Vermittlungsraum durch die IKT-Flows immer wichtiger. Denn<br />

erst die symbolische Gewalt formt die Entwicklung von materialer Realität (ebd., 99)<br />

und lässt so eine „real virtuality“ (ebd., 100) entstehen.<br />

In der Netzwerkgesellschaft stellt „eine primäre Identität -also eine Identität, die den<br />

anderen den Rahmen vorgibt-, die über Zeit und Raum hinweg selbsterhaltend ist“<br />

(Castells 2002, 2:9) die zentrale, wenn nicht sogar die einzige Instanz von Sinn dar.<br />

Durch das individuell nutzbare Inter-Net(z) haben die Wahl- und<br />

Gestaltungsmöglichkeiten erheblich zugenommen - sowohl für die<br />

Kommunikationsbeziehungen, die Transaktionen als auch die individuellen<br />

Identitätsentwürfe. Zwar führt die „Kommerzialisierung der Aufmerksamkeitsmärkte“<br />

(Reichert 2008, 62) zur Einbindung erzählter Identitäten in ökonomische<br />

Verwertungszusammenhänge; die Gestaltung der sozialen Spielregeln in diesen<br />

digitalen Prozessen obliegt aber allen Beteiligten. So führt die Steigerung der<br />

Individualisierung der Individuen mittels sozialer Medien zu einer Hybridisierung<br />

archivierter Daten, die eine Verwaltung rechnergestützter Informationen unterläuft,<br />

wenn nicht sogar ad absurdum führt (ebd., 220). Während einerseits die<br />

Netzbewegungen das Nutzerverhalten als individuelles Profil sichtbar machen, sich<br />

somit die elektronische biografische Identität von ihrem narrativen Charakter löst,<br />

erwachsen Blogs (und sonstige persönliche Äußerungsformen) zu einer „subversiven<br />

Identitätsstrategie, diesen Vereinnahmungen entgegen zu wirken“ (Kardoff 2006, 67).<br />

Oder wie es Steinbicker zum Ausdruck bringt:<br />

„Die Konstruktion autonomer Identitäten jenseits der<br />

institutionellen Ordnungen der Netzwerkgesellschaft wird zum<br />

wichtigsten Mittel der Gegenwehr gegen ihre Herrschaftsstrukturen.“<br />

(Steinbicker 2001, 81)<br />

Die neue zentrale Konfliktlinie verläuft nicht mehr zwischen Kapital- und<br />

Arbeiterklassen, sondern zwischen dem Netz und dem Selbst. Hier finden bereits die<br />

Kämpfe um mögliche gesellschaftliche Veränderungsprozesse statt (ebd.), nicht<br />

einseitig zugunsten kapitaler Interessen, sondern (auch) als Gegenwehr einer<br />

12 Siehe dazu die derzeitige Koinzidenz der Diskussionen rund um Open Data, E-Government und Wikileaks.

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