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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 304<br />

ursprünglich als Schutz der UrheberInnen gedacht, passt nicht mehr auf die zirkulären<br />

Alltagspraxis. Aufgrund der Möglichkeit, nicht mehr ganze Content-Einheiten<br />

weiterreichen zu müssen, sondern digitale Kulturgüter in ihre kleinsten Bits und<br />

Atome zu zergliedern und wieder neu zusammenzusetzen, führt sich der alte<br />

Urheberrechtsbegriff selbst ad absurdum - ein sozialer Eigentumsbegriff ist nunmehr<br />

gefordert.<br />

Zudem entfaltet sich in unterschiedlichen Weltregionen -je nach sozio-kulturellem<br />

Verständnis und sozio-ökonomischer Bedeutung der Kulturindustrie- eine<br />

unterschiedliche Rechtspraxis, die je nach weltpolitischem Gewicht auch auf<br />

internationaler Bühne Relevanz erfährt. Auf die Problematik der Internet Governance<br />

und des ACTA-Abkommens wurde bereits weiter oben verwiesen. Die Praxis des<br />

Creative Internets verfahrensrechtlich zu unterbinden, indem aktive NetzbürgerInnen<br />

zu passiven KonsumentInnen degradiert werden, kann sich langfristig nicht<br />

durchsetzen. Notfalls werden alternative Netzwerke entstehen, die die gängige Praxis<br />

unterstützen, auf die das bestehende Politik-Regime überhaupt keinen Einfluss mehr<br />

hat.<br />

Aufgrund der Erosion des souveränen Nationalstaates und des weltweiten Netzwerkes<br />

stellt sich zudem die Problematik einer Verlängerung der Souveränität in den<br />

Domainraum des Internets. Der Kampf um ein zeitgemäßes, international<br />

verbindliches Internet- und Urheberrecht ist erst entflammt - er wird die<br />

geopolitischen Demarkationslinien unserer Zeit bestimmen und die<br />

Netzwerkgesellschaft nachhaltig dominieren. Fehlende innerstaatliche<br />

Regulierungsmöglichkeiten und vorhandene internationale Abhängigkeiten aufgrund<br />

des herrschenden Internet Governance-Regimes prägen derzeit den Netzwerkalltag.<br />

Für die Zukunft scharen sich verschiedene mächtige Interessensgruppen bereits<br />

zusammen. Hier zivilgesellschaftlich die Governance-Potenziale zu nutzen und sich<br />

aktiv einzubringen, wird von zentraler Bedeutung sein, um die Interessen der<br />

Netzwerkaktiven zu vertreten und das Feld nicht den kommerziellen Lobbyverbänden<br />

zu überlassen.<br />

Die internationale Politik ist bemüht, die Zivilgesellschaft zu befrieden, indem sie<br />

deren Interessen zumindest über die NGOs sprachlich aufnimmt und in reduziertem<br />

Maße auch mit ihnen kooperiert. In der Bildungspolitik dominiert hingegen eine<br />

Praxis des „Weiter-so“, deren klaffenden Lücken umtriebige Marktplayer oder NGOs<br />

zu schliessen versuchen. Mit dieser politischen Ignoranz des aktuellen Umbruchs hin<br />

zu einer benutzergenerierten, digitalen Netzwerkgesellschaft setzt sie sich über die<br />

Möglichkeiten hinweg, eine offene Forschungskultur zu praktizieren, an der sich alle<br />

interessierten Personen -auch aus der Zivilgesellschaft- aktiv beteiligen könnten, um<br />

so eine gemeinsame weltweite Netzwerkkultur aufzubauen.

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