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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 300<br />

Medienumgebungen ist Vertrauen eine wesentliche Voraussetzung. Es wurde bereits<br />

festgestellt, dass bestimmte sozio-kulturelle Werte und Praktiken förderlich sind, um<br />

sich im Netz mit seiner High-Context-Kommunikation selbstverständlich bewegen zu<br />

können. Offenbar tragen die politischen Handlungspraktiken in diesem wenig<br />

transparenten Mehrebenensystem des herrschenden Governance-Regimes nicht zum<br />

durchgängigen Vertrauensaufbau bei. Dies nicht nur im Hinblick auf autokratische<br />

politische Systeme am space of places, sondern auch hinsichtlich einer fragwürdigen<br />

demokratischen Legitimation politischer Handlungspraktiken in liberaleren Staaten.<br />

Vermisst wird eine kollektiv gelebte Netzwerk-Kompetenz inklusive einer international<br />

gültigen Rechtssicherheit auf struktureller Ebene, die sich den modernen<br />

Entwicklungen anpasst. Zudem stehen einem erforderlichen Change Management-<br />

Prozess der real existierenden politischen Mechanismen die<br />

Bestandswahrungstendenzen eines elitären Herrschaftssystems gegenüber, die sich<br />

aufgrund ihrer sozio-historischen Entwicklung kaum selbst abschaffen oder<br />

transformieren können.<br />

Angesichts der Bedeutung internationaler Organisationen bei der Definition wie<br />

Durchsetzung einer spezifischen Weltkultur kommt dem Demokratiedefizit auf der<br />

internationalen Bühne eine weitere große Rolle zu, den notwendigen Vertrauensaufbau<br />

zu unterminieren. Zwar können erste politische Impulse der Einbindung einer<br />

entstehenden globalen Zivilgesellschaft aufgrund multipler, gewalttätiger Kritikwellen<br />

globalisierungskritischer Bewegungen konstatiert werden. In der konkreten<br />

Umsetzung z.B. im WSIS-Prozess scheiterte dieser latent vorhandene politische Wille<br />

an den faktischen Realitäten einer lobbygetriebenen Weltpolitik. Angesichts der<br />

aktuellen Entwicklungen im Zuge der klandestin geführten ACTA-Verhandlungen ist<br />

auch in den politisch aktiven Kreisen der Zivilgesellschaft eine Ernüchterung<br />

eingetreten, die das Aufkommen einer offenen und transparenten Internet<br />

Governance in weite Ferne gerückt sehen.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Hoffnungen, über internationale bildungspolitische<br />

Aktivitäten hier einen Umschwung zu erlangen. Internationale Organisationen wie z.B.<br />

die OECD haben eine Eigendynamik erlangt, die kaum einer grundlegenden Reflexion,<br />

geschweige denn einer demokratischen Legitimation unterliegt. Indem sie mittels der<br />

ihnen gewährten Gestaltungsmacht auf der Basis vermeintlich wissenschaftlicher<br />

Objektivität die ihrer sozio-ökonomischen Ausrichtung entsprechenden Themen und<br />

Strategien setzt, gilt ihr Wort nahezu unhinterfragt. Da die sie legitimierende kulturelle<br />

Hegemonie immer weitere globale Kreise zieht, orientieren sich etablierte<br />

Diskurskulturen an dieser und suggerieren einen demokratischen Diskursprozess, der<br />

nur bedingt gegeben ist. Angesichts bildungspolitischer Förderrichtlinien, die sich an<br />

ebenjener kulturellen Hegemonie als vermeintlichem gesellschaftlichem Mainstream<br />

orientieren, besteht wenig Hoffnung, eine alternative bildungspolitische Ausrichtung<br />

auf breiter Basis überhaupt diskutieren zu können, um damit ggf. breitere

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