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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 30<br />

aufgrund ihrer komplementären Asymmetrie sind sie nicht abhängig von einzelnen<br />

Knoten (ebd., 179). Vielmehr vermögen die technischen Potenziale der neuen Medien<br />

die traditionellen Vermachtungen im space of places zu unterlaufen, zu überbieten<br />

oder zu umgehen (Kardoff 2006, 66).<br />

Bereits das Aufkommen der progressiven Bewegungen in den 1960/70er Jahren mit<br />

ihrem libertären Geist und ihrer kulturellen Offenheit resultierte in spielerischen<br />

Symbolmanipulationen und führte schließlich zu einer akzeptierten „Kultur realer<br />

Virtualität“ (Castells 2001a, 1:425). Sie forderten die konservativen, etablierten,<br />

sozialen Institutionen heraus und transformierten diese (Stalder 2006, 81) - nicht<br />

durch den berüchtigten „Marsch durch die Institutionen“ (Dutschke), sondern durch<br />

die symbolische Unterstützung des aufkommenden „networked individualism“<br />

(Wellman 2002). Dieser vernetzte Individualismus, der durch mobile, virtuelle<br />

Technologien forciert wird, verbindet heute die Personen direkt miteinander statt wie<br />

bisher statische Plätze oder Institutionen (ebd.).<br />

Es handelt sich also nicht um eine Ansammlung isolierter Individuen, sondern um ein<br />

soziales Muster (Stalder 2006, 196). Mit den webbasierten Möglichkeiten der neuen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und der damit verbundenen,<br />

sich entfaltenden, multimedialen Kultur einer die McLuhan'schen Gutenberg-Galaxie<br />

ablösenden „Internet-Galaxie“ werden in der Nutzerperspektive die Botschaften<br />

wieder zu Botschaften (Castells 2001a, 1:425). Die an sich eigentümlichen Codes<br />

vermengen sich in dem symbolischen Kommunikationsprozess und verwischen zu<br />

einem „gigantischen, nicht-historischen Hypertext“ (ebd.), der als semantischer<br />

Kontext „mit seinen vielfältigen Facetten aus einer zufälligen Mischung aus<br />

Bedeutungen besteht“ (ebd.) und als neue symbolische Umwelt nur noch die<br />

Kommunikation auf elektronischer Grundlage zulässt (ebd., 427). Die digitalisierten<br />

Netzwerke multimodaler Kommunikation sind zwischenzeitlich so verwoben mit<br />

sämtlichen kulturellen Ausdrucksformen und persönlichen Erfahrungen, das sie in<br />

ihrer Virtualität eine neue Dimension gelebter Realität definieren (Castells 2009b,<br />

1:xxxi).<br />

In Kombination mit den neuen IKT und den kapitalistischen Restrukturierungen<br />

erwuchsen daraus oppositionelle Bewegungen, die als Quelle neuer kollektiver<br />

Identität und als Schlüsselmotoren für soziale Innovationen betrachtet werden<br />

können. Sie sind die Subjekte des sozio-kulturellen Wandels, die von ihnen<br />

transportierten kulturellen Werte sind die Inhalte und die sozialen Strukturen, wie sie<br />

von spezifischen Institutionen und Organisationen repräsentiert werden, sind das<br />

Objekt des Wandels (Stalder 2006, 79). Akteure sind nicht die einzelnen Individuen,<br />

sondern das Kollektiv der Bewegung, das von Castells zunächst primär über einen<br />

gemeinsamen geographischen Ort definiert wird; später dann zeigt er auf, wie soziale<br />

Bewegungen stärker in Ideen wurzeln, die sich dann allerdings in den Institutionen<br />

materialisieren müssen, also wieder einen Ort aufsuchen müssen, um gesellschaftlich

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