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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 298<br />

2. Ökonomischer Druck<br />

Als zweiter zentraler Hemmfaktor über alle Flow-Kategorien, der sich gegen eine<br />

weitere Verbreitung erforderlicher Netz-Kompetenzen richtet, ist seitens der<br />

Expertinnen der ökonomische Druck einzustufen. Vor allem in den Kategorien Person,<br />

Medienumgebung und Usability entfaltet der wahrgenommene Druck seine Flowhemmende<br />

Wirkung.<br />

Auch dieser Hemmfaktor wirkt zunächst auf den technologischen Zugang ein. Hier<br />

offenbart sich die soziale Ungleichheit zwischen den Weltregionen einerseits,<br />

innerhalb der Herrschaftsregionen andererseits. Nur wer am space of places<br />

physischen Zugang zu den Netzleitungen und entsprechenden Endgeräten hat, kann<br />

sich aktiv an der Netzwerkgesellschaft beteiligen. Die Preismodelle sind ein<br />

entscheidender Faktor, wie bestehende Zugänge aktiv genutzt werden und damit den<br />

bereits existenten Digital Divide entweder vertiefen oder tendenziell schliessen. Um<br />

die Netznutzung finanzieren zu können, sind entsprechende Einkommen erforderlich -<br />

andererseits vermag die Netznutzung auch zu Einkommen verhelfen. Allerdings sind<br />

an die konkrete Einkommensstruktur regionale, sozio-strukturelle und soziohistorische<br />

Faktoren gekoppelt, die bestehende Ungleichheiten fortschreiben.<br />

Häufig stößt formale Bildungsarbeit an ihre strukturellen Grenzen, hier einen<br />

Ausgleich zu schaffen. Weniger auf der sozio-technologischen Ebene, das Netz für<br />

seine persönlichen Interessen zu nutzen - hier können auch deterministische Zwänge<br />

der aktiven Technologienutzung wirken. Vielmehr fehlen klassischer Bildungspolitik<br />

die Hebel, einen Kulturwandel einzufordern, der zur Überwindung tradierter sozioökonomischer<br />

Ungleichheiten beitragen könnte. Die Motivation zur aktiven Teilhabe<br />

zu forcieren, die dann wiederum informelle Bildungsprozesse im Netz anstossen<br />

könnte, wäre zentrale Aufgabe bildungspolitischer Arbeit. Dabei bestehende Pfade<br />

klassischer Lernzeiten wie -orte zu verlassen und z.B. die Bedeutung von öffentlichen<br />

Zugängen oder Internet-Cafés in strukturell vernachlässigten Regionen anzuerkennen<br />

und dort eine personelle Infrastruktur zur informellen Unterstützung bereitzustellen,<br />

könnte auf der Skill- und Motivation-Ebene dazu beitragen, den Digital Divide zu<br />

verengen.<br />

Wenn denn genügend offene Angebote und transparente Netzstrukturen gegeben sind,<br />

um das Netz auf der Social Content-Ebene als Werkzeug im Creative Internet oder als<br />

soziales Medium im Sinne eines Circular Entertainment oder als neuen Kulturraum<br />

für Social Computing (analog zu Frank Thomas, Vittadini, und Gómez-Fernández<br />

2009) nutzen zu können. Sofern klassische Urheberrechte und vielfältige<br />

Bestrebungen, die Netzneutralität zu unterlaufen, seitens der nordamerikanischeuropäischen<br />

Content-Industrie in internationales Recht überführt werden sollen 130 ,<br />

130 In Geheimverhandlungen zum Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) soll in einem international<br />

verbindlichen Verfahren das Patent- und Urheberrecht modifiziert werden.

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