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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 297<br />

vorherrschender Medienkultur sich in unterschiedlicher Dynamik auch auf die<br />

regionalen kulturellen Werte und Praktiken auswirkt. Allerdings existieren weiterhin<br />

regionale Unterschiede der konkreten Mediennutzung als Kulturtechnik -z.B.<br />

hinsichtlich des Austauschs kreativen Contents und der konkreten mobilen<br />

Nutzungsformen-, was nicht zuletzt auf regional bedingte, unterschiedliche<br />

Vertrauensfaktoren im High-Context-Webraum zurückzuführen ist.<br />

In diesem sozio-kulturellen Kontext agiert nun die internationale (Bildungs-)Politik,<br />

die sich -dank der Entwicklung hin zu ebenjener Netzwerkgesellschaft- in einem<br />

Mehrebenensystem bewegt. 129 Zudem lassen sich internationale<br />

Harmonisierungstendenzen im (national dominierten) Bildungssystem feststellen, die<br />

vermeintlich auf autonomen Entscheidungen der Handlungsakteure beruhen, letztlich<br />

aber auf einem Governance-Regime aufbauen, das durch einige einflussreiche IOs<br />

maßgeblich beeinflusst wird und eine kulturelle Hegemonie bestimmter Werte und<br />

Praktiken durchsetzt. Gleichzeitig verbleibt den nationalstaatlichen Gebilden ein<br />

gewisser Spielraum, diese harmonisierenden weltkulturellen Tendenzen konkret<br />

auszugestalten - sie unterliegen also keiner direkten Steuerung durch die IOs. So<br />

können über nationale Veto-Spieler oder die Anbindung der spezifischen sozialen<br />

Geschichte des Nationalstaats bestimmte nationale Eigenarten in die konkrete<br />

Ausgestaltung einfliessen - an der generellen harmonisierenden Tendenz ändert dies<br />

gleichwohl nichts, lediglich an der Geschwindigkeit der Umsetzung.<br />

Die sozio-kulturellen Werte & Praktiken als zentraler Hemmfaktor, warum weltweit<br />

-unter den gegebenen Rahmenbedingungen- bis zum Jahre 2020 eine zwar<br />

unterschiedlich breite, aber global existierende Schicht an von der<br />

Netzwerkgesellschaft Exkludierten existiert, lässt sich nur bedingt auf die<br />

internationale (Bildungs-)Politik zurückführen. Nationale sozio-historische<br />

Charakteristika, die von zentralen Veto-Playern aufrechterhalten werden, globale webkulturelle<br />

Handlungspraktiken, die von der Netzwerkgesellschaft produziert werden,<br />

und die empirische „Objektivität“ supranationaler IOs kämpfen auf der Ebene des<br />

Agenda-Settings um die kulturelle Hegemonie. Aus Sicht der Individuen, die sich<br />

zunehmend im weltweit vernetzten Social Web bewegen (müssen) und diskursiv<br />

beteiligen (möchten), relativiert sich mittelfristig der Einfluss regional gesetzter soziokultureller<br />

Werte im harmonisierten Bildungssystem. Vielmehr finden sukzessive die<br />

webkulturellen Werte Eingang in den Habitus der beteiligten Personen und damit in<br />

die regionale Kultur am space of places. Über diesen langsamen Prozess<br />

transformieren sich die regionalen, intergenerational weitergereichten Werte und<br />

Praktiken, die sich somit als Hemmfaktor sukzessive selbst abbauen.<br />

129 Siehe Kap. 5.1

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