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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 296<br />

unterscheiden als auch innerhalb des space of places Differenzierungen ermöglichen.<br />

In ihrer persönlich je unterschiedlichen Mischung prägt diese „Software des Geistes“<br />

(Hofstede) das kollektive Programm bestimmter Gruppen und damit einen je<br />

spezifischen Habitus, der ein bestimmtes soziales Milieu etabliert, das sich von dem<br />

anderer Gruppen unterscheidet. Auf der anderen Seite entstehen im space of flows<br />

globale kulturelle Schichten, die je nach Netzwerk-Zugehörigkeit einige<br />

Gemeinsamkeiten herausbilden. Es entstehen neue soziale Milieus mit einer<br />

spezifischen sozio-kulturellen Mischung aus verschiedenen Netzwerk-Einflüssen, die<br />

zudem inter-subjektiv unterschiedlich gewichtet sind. Aufgrund der vielfältigen<br />

Vernetzungsformen, in denen Einzelne durch ihre Netzwerkaktivitäten eingewoben<br />

sind, rücken regionale Besonderheiten dabei sukzessive in den Hintergrund. Zwar<br />

werden sie ob ihrer am space of places wirkenden Macht auch weiterhin von<br />

Generation zu Generation unbewusst weitergetragen. Doch dringen erfolgreiche<br />

kulturelle Praktiken des weltweiten Austausches über individuelle wie institutionelle<br />

Netzwerkknoten in die ehemals regionalen Herrschaftsräume ein. Der Einfluss des<br />

Social Webs realisiert seine Virtualität in Form einer homogenisierenden Kraft der<br />

Kommunikationscodes. Individuell drückt sich dies angesichts der persönlichen<br />

Einbindung in die institutionellen Prozesse durch bewusste kulturelle Praktiken aus,<br />

während sich gleichzeitig die frühen unbewussten Werte aufgrund der persönlichen<br />

Erfahrungen wieder teilweise relativieren.<br />

Eine kulturell prägende Institution stellt der Bildungsbereich dar, der angesichts<br />

seiner formalen Behäbigkeit bei gleichzeitiger Beschleunigung der<br />

Innovationsprozesse -und damit individuell erforderlicher, steiler Lernkurven-<br />

zunehmend vom informellen Bildungsraum des Social Webs als lernprägende Kraft<br />

ergänzt oder gar abgelöst wird. Traditionell kam dem (nationalen) Bildungssystem bei<br />

der Erziehung zum gesellschaftlichen Gemeinwesen eine große Rolle zu. Hier wurden<br />

die regionalen, kulturellen Werte und Praktiken eingeübt und weitergereicht - flankiert<br />

von anderen sozial wirkenden, uni-direktionalen, gesellschaftlichen Pfeilern wie<br />

Massenmedien, Justiz, Verlage, Politik o.ä., über deren offizielle, elitäre Kanäle die<br />

Weiterentwicklung der Kultur diskursiv ausgehandelt wurde.<br />

Im Zeitalter der Netzwerkgesellschaft mit ihren emergent wachsenden<br />

Verdichtungsformen und globalen Verstrebungen entfalten sich aber neue soziokulturelle<br />

Werte und Praktiken, die sich immer weniger regional herleiten oder gar<br />

kontrollieren lassen. Hier bilden einzelne Menschen, die sich am diskursiven Prozess<br />

aktiv beteiligen (können), eine persönliche Kultur aus, die sich primär vom<br />

Individuum ausgehend definiert - und nicht mehr von regionalen Großgruppen. Indem<br />

sich diese Individuen in vielfältigen Communities und Netzwerken bewegen, formiert<br />

sich über die Herausbildung dieser informell wirkenden Bewegung im Social Web eine<br />

globale Kultur der Offenheit aus, die gemeinsame Werte und Praktiken etabliert. Es<br />

entsteht so etwas wie eine flexible Web 2.0-Kultur, die je nach regional

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