07.03.2013 Aufrufe

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 293<br />

Erfahrungen multinationaler Konzerne und internationaler Hochschulen eingebracht<br />

werden. Die Internationalisierung der Bildung (siehe Kap. 2.2.4) und Weltkultur einer<br />

(hoch-)schulorientierten Orientierung als Basis für LLL suggerieren im neoliberalen<br />

Stil, dass jede/r seines Glückes Schmied sei und der Digital Divide durch das<br />

Unvermögen einzelner Personen begründet sei. Bildungspolitik konzentriert sich dabei<br />

auf die Skill- und Content-Ebene für KonsumentInnen. Als kulturelles Muster wird z.B.<br />

(Game based) E-Learning-Content als Bestandteil der konsumorientierten, globalen<br />

Entertainment-Industrie und kosmopolitischer Geist über expandierende<br />

(Exzellenz-)Hochschulen bzw. Studierenden-Austausch propagiert (vgl. dazu auch<br />

Castells 2009a, 121ff.). Sofern die weltgesellschaftlich prägenden IOs und<br />

zivilgesellschaftlichen Akteure allesamt dieser bildungskulturellen Hegemonie<br />

verfangen sind, ist hier keine grundsätzliche Weiterentwicklung zu erwarten.<br />

Allerdings bestehen Hoffnungen, der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit mehr Gehör<br />

in der world polity zuzusprechen. Angesichts des zunehmenden internationalen<br />

Protestes globalisierungskritischer Bewegungen werden seitens tradierter Mächte<br />

Mechanismen getestet, wie die legitimierenden Interessen der Zivilgesellschaft<br />

eingebunden werden könnten. Ein erster großer Schritt in diese Richtung stellte der<br />

WSIS-Prozess dar, in dessen Verlauf eine Vielzahl an Initiativen sich einbrachten -<br />

wenn auch weniger demokratisch als zu Beginn erhofft. Über diesen Weg liessen sich<br />

einige wichtige Punkte zu den verschiedenen Layern der internationalen Netzpolitik<br />

für den zukünftigen Agenda-Setting-Prozess auf der Weltbühne lancieren und erste<br />

Erfahrungen zum Aufbau einer informell vernetzten, globalen Zivilgesellschaft<br />

sammeln. Und eine globale Zivilgesellschaft wird in einer globalisierten Welt<br />

notwendig sein.<br />

„Denn nur im Medium der Öffentlichkeit, dem Gespräch unter Bürgern<br />

(Arendt, Habermas), kann die politische Durchdringung der<br />

Gesellschaft thematisiert und einer Reflexion zugänglich gemacht<br />

werden. Aus dem Privaten steigen Themen in die Zivilgesellschaft auf<br />

und sinken unter Umständen nach einer Weile wieder ab.“ (Adloff<br />

2005, 153)<br />

Eine aktive Teilhabe an der Zivilgesellschaft lässt sich weder über staatliche<br />

Hierarchien noch marktlogisch verordnen - Freiwilligkeit und Verpflichtung,<br />

Spontanität und Bindung müssen gleichzeitig gegeben sein, um als drittes Prinzip des<br />

Citoyen zu wirken (ebd., 154f.). Ist dies weltgesellschaftlich gewünscht, müssen alle<br />

fünf Ebenen des Digital Divide (Access, Skill, Content, Motivation, Repräsentation)<br />

bildungspolitisch angegangen werden, um die Selbstorganisationsfähigkeit des Webs<br />

mitsamt seiner inhärenten demokratischen Kommunikationskultur global<br />

anzustossen. Erst über das Zusammenwirken aller fünf Ebenen entsteht eine<br />

individuelle Netz- wie kollektive Netzwerk-Kompetenz, die Bildung nicht als<br />

instrumentellen und separaten Politikbereich -neben der Wirtschaft, dem Recht, der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!