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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 291<br />

Aufgabe, der partizipativen Demokratie eine globale partizipative Governance an die<br />

Seite zu stellen. Dabei kommt dem Web als Kommunikations- wie<br />

Organisationsplattform eine wesentliche Bedeutung zu, um kulturelle Lernprozesse<br />

anzustossen und zivilgesellschaftliche Werte und Normen global auszuhandeln.<br />

Das Internet bietet eine technische Infrastruktur, die durch den Gebrauch seiner<br />

NutzerInnen eine neue interaktive Medienpraxis entstehen lässt. Mit der Entwicklung<br />

hin zum Web 2.0 als neuem Kulturraum ist die spezifische Nutzung der digitalen<br />

Werkzeuge nicht mehr deterministisch vorgegeben, sondern generiert sich erst durch<br />

den kollektiven Gebrauch. Es entsteht keine global harmonisierte Kultur, wohl aber<br />

eine gemeinsame Kultur der Kommunikationsprotokolle (Castells 2009a, 38). Aus<br />

dem sozialen Agieren der NutzerInnen entfalten sich verschiedene digitale<br />

Öffentlichkeiten, die sich kaum kontrollieren lassen, da die gesellschaftlich<br />

integrierenden Regulierungen umgehend subversiv unterlaufen werden. Bisherige<br />

institutionelle Grenzen verlieren ihre Bedeutung, indem sich bislang getrennte<br />

Sphären in der digitalen Vernetzung vermischen. Temporäre Allianzen verschiedener<br />

Öffentlichkeiten entstehen aus dem Handlungskontext flexibler, zivilgesellschaftlicher<br />

Akteure. Es entfaltet sich eine komplexe, basisdemokratische Kommunikationskultur,<br />

die keine repräsentativen ExpertInnen von Amts wegen akzeptiert - der bisherige<br />

ExpertInnen-basierte Wissensbegriff hat sich spätestens seit Wikipedia als Ideologie<br />

von Eliten entlarvt (Münker 2009, 100). Hier tobt also der Kampf um die kulturelle<br />

Hegemonie, indem politisch interessierte BürgerInnen zwischen den handelnden<br />

politischen Aktiven, den vermeintlichen ExpertInnen, und den weniger interessierten<br />

Menschen vermitteln. Indem sich diese engagierten BürgerInnen selbst organisieren,<br />

entsteht eine Gegen-Elite, die sich derzeit gegen die Push-Kommunikation tradierter<br />

Herrschaftssysteme zur Wehr setzen.<br />

Im Kampf um die Deutungshoheit des Webs als öffentlichem Raum gelebter<br />

partizipativer Demokratie offenbaren sich die lokalen Machtkämpfe, die derzeit in<br />

vielen Staaten zu beobachten sind (vom Nahen Osten über China & USA bis hin zu<br />

Deutschland). Allerdings ist der space of places entscheidend für eine erfolgreiche<br />

NGO-Arbeit, die aus einer gesicherten Umgebung heraus erfolgreicher agieren kann.<br />

Aufgrund der vielfältigen Vernetzung aber existiert zwischenzeitlich eine<br />

internationale Arbeitsteilung zwischen Gruppen, die öffentlichen Protest organisieren<br />

und NGOs, die mit politischen Entscheidungsträgern kommunizieren (Adloff, S. 148f.).<br />

Inwiefern auch der globale Bedeutungszuwachs der Zivilgesellschaft der kulturellen<br />

Hegemonie des Westens entspricht, der hier ein neues Politikexportgut geschaffen hat,<br />

bleibt fraglich (Meurs 2007, 12).<br />

„Erst eine konsequente Historisierung von Zivilgesellschaft kommt<br />

der Frage näher, inwieweit Macht, Gewalt und Exklusion nicht<br />

Gegenteil, sondern Teil der Zivilgesellschaft waren und sind, und<br />

zwar sowohl im Diskurs über Zivilgesellschaft wie auch in der

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