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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 290<br />

limited power in exchange for increasing their legitimacy and<br />

efficiency.“ (Castells 2009a, 42)<br />

Nach Castells bildete sich die Netzwerkgesellschaft seit den 1960er Jahren aus dem<br />

Wechselspiel von sozialen Bewegungen, industrieller Krise und Aufkommen der IKT<br />

zum Informationalismus aus, das die Machtverhältnisse zum Wanken brachte. Im<br />

space of flows kommt eine neue Kulturtechnik zur Entfaltung: die fliessende<br />

Interaktion mit zeitlich sich verändernden Objekten steht auch zivilgesellschaftlichen<br />

Kräften zur Verfügung und unterläuft damit die tradierten Vermachtungen im space of<br />

places. Temporäre Netzwerke finden sich emergent zusammen, deren Flexibilität,<br />

Skalierbarkeit und Überlebensfähigkeit sich gut über den elektronischen<br />

Informationsfluss managen lassen. Den klassischen Eliten stehen nunmehr kulturelle<br />

Werte der Zivilgesellschaft gegenüber, die sich entlang der neuen Kampflinie<br />

organisieren. Von daher wird die entscheidende Frage fortan lauten, wer die<br />

„strukturell relevanten“ und wer die „strukturell irrelevanten“ Menschen der Zukunft<br />

sind. Indem NGOs auf der internationalen Bühne den Staaten als Wächter der<br />

Humanität konkurrierend entgegen treten und die Staaten zunehmend weniger<br />

Kontrolle über den medialen Filter ausüben können, offenbart sich Macht im<br />

Netzwerk-Staatensystem nur noch in kurzfristigen Projekten. Neue<br />

Machtmechanismen entstehen: Entweder gilt es, die Ziele des temporären Netzwerkes<br />

resp. Regimes mit zu definieren oder es bedarf der geschickten Verbindung<br />

verschiedener Netzwerke, um deren gemeinsame Interessen und Ressourcen zu<br />

sichern. Macht resultiert zukünftig aus dem endlosen Kampf um die kulturellen Codes<br />

einer Gesellschaft und dem Versuch, bestimmte Gruppen aus den Netzwerken<br />

auszuschließen. Sozialen Bewegungen kommt aufgrund ihrer sozialen<br />

Kohärenzfunktion eine wichtige Funktion zu. Sie können kulturelle Codes und Bilder<br />

produzieren und in der Gesellschaft verankern und über diesen Weg symbolische<br />

Gewalt ausüben.<br />

Auch wenn in den Diskussionen um Global Governance den NGOs primär eine voice-<br />

und keine vote-Funktion konsensual zugestanden wird (Adloff 2005, 148):<br />

Internationale Politik, verstanden als politische Praxis, ist ein Aushandlungsprozess all<br />

derjenigen, die im Netzwerk mitwirken. Politisch agieren und gestaltend wirken<br />

können Menschen und Institutionen, wenn sie neben den bestehenden, aktuell<br />

mächtigen Netzwerken alternative Netzwerke aufbauen, die sukzessive die alten zu<br />

ersetzen vermögen. Insofern kann die Zivilgesellschaft -und hier v.a. das<br />

Zusammenspiel mächtiger, globaler NGOs mit informell organisierten Netzwerken-<br />

auf das globale Agenda-Setting und damit auf die policy-Ebene einwirken. Über die<br />

Verbindung zivilgesellschaftlicher Kräfte mit der lokalen Basis der sie tragenden<br />

sozialen Bewegungen entsteht eine Öffentlichkeit, die nicht mehr von herrschenden<br />

Eliten kontrollierbar erscheint. Die Bedeutung der gesellschaftlichen<br />

Selbstorganisationsfähigkeit stellt den bisherigen politischen Ordnungsrahmen vor die

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