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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 29<br />

der Netzwerkgesellschaft umschreiben helfen, versuchen die Schnelligkeit und<br />

totalisierende Logik der Entwicklung einzufangen (Hassan und Purser 2007, 2ff.).<br />

Markierte der Übergang von der oralen zur schriftlichen Kultur eine mediale<br />

Verräumlichung, so kennzeichnet den Übergang vom Schriftlichen zum<br />

„Telematischen“ eine Verzeitlichung in medialer Hinsicht. Der fließende Strom<br />

organisiert die digitalen Informationen räumlich nicht mehr greifbar als Dokument,<br />

sondern als Cyberkörper sich bewegend. Im Cyberspace wird ein Körper nicht mehr<br />

aufgrund seiner veränderten Lage im Raum, sondern durch seine Veränderung in der<br />

Zeit als im Fluss empfunden. Der Umgang mit den fließenden Informationen<br />

entwickelt sich zur vierten Kulturtechnik (neben Schreiben, Lesen, Rechnen), um eine<br />

Interaktion mit zeitlich sich verändernden Symbolen zu gewährleisten (Krämer 2002).<br />

Diese Kulturtechniken stehen nicht nur der von Castells identifizierten<br />

„Informationselite“ der herrschenden Klasse zur Verfügung, sondern sie konnten<br />

subversiv von anderen interessierten, sozialen Gruppen sich angeeignet und durch den<br />

symbolischen Zugriff auch auf weniger ökonomische, z.B. zivilgesellschaftliche<br />

Interessen gerichtet werden. Diese modifizierten Informationseliten agieren im<br />

kosmopolitischen Raum, während die „einfachen Leute“ im lokalen Raum leben<br />

(Castells 2001a, 1:471). Mit möglicherweise fatalen Folgen:<br />

„Wenn nicht bewusst und planvoll kulturelle, politische und<br />

physische Brücken zwischen diesen beiden Formen des Raumes gebaut<br />

werden, könnten wir uns auf dem Weg zu einem Leben in parallelen<br />

Universen befinden, deren Zeiten sich nicht treffen können, weil sie<br />

in unterschiedliche Dimensionen eines sozialen Hyperspace verstrickt<br />

sind.“ (ebd., 484)<br />

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Netzwerkgesellschaft geprägt ist von<br />

verschiedenen Räumen, in denen flexible Netzwerke mit unterschiedlichen<br />

Zeitrhythmen agieren, die die Menschen letztlich auseinander treiben. Damit rücken<br />

identitätsstiftende Kulturen in den Blickpunkt, die den Menschen ggf. eine Sinn<br />

stiftende Orientierung mit auf den Weg geben können.<br />

2.1.3 IDENTITÄT, KULTUR & ERFAHRUNG<br />

Im Hinblick auf ihre soziale Morphologie können soziale Entitäten in ihrem<br />

Grundmuster als Hierarchien, Märkte, Netzwerke oder Kollektive organisiert sein<br />

(Stalder 2006, 175f.). Netzwerke sind in ihrem Interaktionsmuster andauernder als<br />

Märkte und flexibler als Hierarchien (ebd., 178): Der Veränderungsprozess eines<br />

Netzwerkes hängt nicht von einem einzelnen Knoten ab, sondern konfiguriert sich als<br />

Geschichte der Gesamtheit aller Netzwerk-Komponenten. Zwar bedingen sich die<br />

einzelnen Knoten wechselseitig für ihre eigene Identität wie für das Netzwerk, aber

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