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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 282<br />

öffentliche Hilfsangebote wie die von Bibliotheken hilfreich sein (ebd., 5). Die<br />

Aktivierung exkludierter Personen über die Bereitstellung von Internetanschlüssen<br />

und klassischer bildungspolitischer Programme -wie von der OECD gefordert- greift<br />

hier zu kurz.<br />

Auch müssen die neoliberalen Messgrössen zur Indikation des globalen wie regionalen<br />

DD hinterfragt werden. Zwar ist der technologische Zugang zu Computern und zum<br />

Internet eine wichtige Voraussetzung zur Überwindung des DD, aber die Anzahl an<br />

angebundenen Haushalten sagt wenig über den Fortschritt zur<br />

Informationsgesellschaft aus. Komplexere Indizes wie z.B. der Digital Access Index<br />

(DAI) 127 der International Union of Telecommunications (ITU) zeigen die<br />

gesellschaftliche Durchdringung digitaler Voraussetzungen (Infrastruktur,<br />

Erschwinglichkeit, Wissen, Qualität, Gebrauch) im nationalen Vergleich an. Hier wird<br />

deutlich, dass nicht ganze Staaten von der Netzwerkgesellschaft abgehangen sind,<br />

sondern die globale digitale Verbindung entlang vernetzter Personen möglich ist. Es<br />

stellt sich allerdings die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, die standardisierten<br />

Indikatoren des DAI anzupassen an die Anforderungen des World Summit on the<br />

information society (WSIS) oder der World Bank’s Network Readiness of Economies<br />

und z.B. die Frequentierung von Bibliotheken mit in den Blick zu nehmen (Kouadio<br />

2007, 2f.).<br />

Überhaupt kommt der ITU eine zentrale Stellung zu auf dem Gebiet der Regulierung<br />

der globalen Telekommunikation, indem sie Standards setzt, Entwicklungsstaaten<br />

berät, z.B. die WSIS-Konferenzen organisierte und den Solidaritätsfonds verwaltet, der<br />

allerdings mangels Engagement der Industriestaaten wenig erfolgreich verläuft.<br />

Gleichzeitig wirkt eine Vielzahl anderer internationaler Organisationen in diesem Feld<br />

- ebenso einige Regierungen in Kooperation mit NGOs. Deren Initiativen reichen von<br />

Analysen und IT-Beratung über Bildungspolitik, Schulanbindung, öffentliche Zugänge,<br />

Förderung von Open Source und Open Education bis hin zur Unterstützung<br />

kostengünstiger Zugänge zum Netz (ebd., 11ff.).<br />

Die enge Verbindung des von internationalen Organisationen berechneten<br />

statistischen Gaps zum DD lässt Entwicklungspotenziale außer Acht, die ggf.<br />

alternative Wege zur Netzwerkgesellschaft aufzeigen könnten. Eine Fokussierung auf<br />

nationalstaatliche Unterschiede zoomt über lokale und individuelle Differenzen<br />

hinweg und verunmöglicht einen strukturellen analytischen Zugang. So müsste z.B.<br />

auch die enge globale Anbindung der IP-Netze an die USA und die daraus<br />

resultierenden Zahlungen für Datenaustausch und Konnektivität an US-<br />

Telekommunikationsanbieter überdacht werden. Wie diese Problematik neu zu<br />

verhandeln und das World Wide Web zu restrukturieren ist, wird eine schwierige<br />

Aufgabe sein angesichts einer fehlenden formalen Governance-Struktur (ebd., 14).<br />

127 http://www.itu.int/ITU-D/ict/dai/ (05.03.2011)

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