07.03.2013 Aufrufe

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 281<br />

Jahre 2010, 125 ist auf der Access-Ebene der Zugang zumindest theoretisch gelöst. Der<br />

digitale Graben entsteht zwischenzeitlich v.a. auf der Social Content-Ebene und den<br />

Fragen rund um die Netzneutralität. 126 Hier schlägt die Exklusion unmittelbar in Form<br />

einer verpassten virtuellen Sozialität durch, wenn Menschen zu reinen Adressaten<br />

deklariert werden und aufgrund strukturell verordneter Passivität nicht an der<br />

Netzwerkgesellschaft teilhaben können - auch wenn dieser Umstand subjektiv ggf.<br />

nicht als qualitativer Nachteil empfunden wird.<br />

Der Religionsphilosoph Johann Evangelist Hafner unterscheidet systemtheoretisch<br />

nach Niklas Luhmann zwischen dem Zugang zum Internet als Werkzeug versus dem<br />

Zugang zum Internet als Medium. Ist der physische Zugang zum Werkzeug versperrt,<br />

entsteht Ungleichheit. Hingegen ist keine Ungleichheit gegeben, wenn der Zugang zum<br />

Medium unmöglich ist, da die ausgeschlossenen Menschen gar nichts von ihrer<br />

Exklusion wissen. Denn prinzipiell inkludiert das Internet alle Menschen - sofern der<br />

physische Zugang gegeben ist. Faktisch schliesst das Internet allerdings all die<br />

Personen aus, die als User zu Konsumierenden degradiert werden - auch wenn sie die<br />

benötigten E-Literacy-Skills mitbringen (vgl. Hafner 2004). So existieren<br />

Befürchtungen, dass der digitale Graben bestehende Ungleichheiten vertieft, wenn<br />

bestimmte Dienstleistungen (z.b. bei der medizinischen Versorgung) sehr stark an das<br />

Internet gebunden werden (ebd., 51). Denn „Exklusion ist Ausschluss von<br />

Kommunikation durch (andere) Kommunikation, nicht durch Nicht-Kommunikation.“<br />

(ebd., 67)<br />

Der DD ist in dieser Sicht eine „strukturell festgelegte Asymmetrie der<br />

Beobachtungsrichtung im Internet" (ebd.). Diese Sichtweise erweitert den klassischen<br />

Blick, wie er z.B. von der OECD eingenommen und propagiert wird (OECD 2001):<br />

Während internationale Organisationen ihre Aktivitäten auf die physischen und<br />

individuellen Zugangsvoraussetzungen konzentrieren, sollten in der Konsequenz der<br />

systemtheoretischen Analyse auch die geopolitischen Strategien des rechtlichen<br />

Zugriffs auf die webbasierten Angebote in den Fokus der DD-Forschung gerückt<br />

werden. Die aktive Teilhabe an der Netzwerkgesellschaft geht über den passiven<br />

Zugang zum Internet hinaus. Das „Unterschichteninternet“ (Eigenbrodt 2007, 3), das<br />

Unterhaltung statt Information und Kommunikation fördert, führt bestehende soziale<br />

Ungleichheiten fort. Da die virtuelle Welt eng gekoppelt ist an die gesellschaftliche<br />

Realität, diese wiederum eng verbunden ist mit dem Zugang zu Informationen als<br />

Grundlage zur Generierung modernen Wissens, ist es offensichtlich, dass der Digital<br />

Divide nicht über die Herausbildung eines globalen Konsummarktes zu überwinden<br />

sein wird. Zudem entscheiden sich viele Personen bewusst oder unbewusst gegen die<br />

aktive Netzteilhabe, so dass der Herausbildung einer sozio-kulturellen, globalen Ethik<br />

der informationellen Partizipation eine große Bedeutung zukommt. Hier können z.B.<br />

125 http://academy.itu.int/news/item/89/ (05.03.2011)<br />

126 Siehe dazu die laufende Diskussion unter http://www.netzpolitik.org/tag/netzneutralitaet/ (05.03.2011)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!