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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 28<br />

metropolitan regions organisiert (Castells 2009b, 1:xxxii ff.).<br />

Das Internet ist demnach nur ein kleiner Ausschnitt des space of flows. Weitere<br />

Netzwerke, teilweise privat oder geschlossen, bauen auf diesen globalen IKT-Kanälen<br />

auf - seien es die Finanzmärkte, die mobile Kommunikation oder Intranets mit<br />

internationaler Ausbreitung. Man könnte auch sagen, der space of flows konfiguriert<br />

auch den space of power oder der counterpower (ebd., 152). So haben sich<br />

interessanterweise v.a. die kapitalistischen Zentren des 20. Jahrhunderts als<br />

Schlüsselknoten der globalen Finanzmärkte herausgebildet (ebd., 147). Als strukturell<br />

dominante Städte haben sich v.a. London, New York, Frankfurt, Tokyo, Amsterdam<br />

und Zürich etabliert - neben Miami, Los Angeles, Hong Kong und Singapur als so<br />

genannte „Gateway“-Städte, die verschiedene ökonomische Zonen miteinander<br />

verbinden (David Smith und Timberlake 2002, 120). Das globale Datennetz verfestigt<br />

reale Macht- und Herrschaftsstrukturen (Maresch und Werber 2002, 23), während<br />

diese gleichzeitig über die globalen Kanäle unterlaufen werden können.<br />

Allen Netzwerken gemeinsam ist die geographische Unabhängigkeit der einzelnen<br />

Knoten, die sich funktional kohärent integrieren. Aus der Sicht der Plätze wird eine<br />

Fragmentierung der Ordnung wahrgenommen in ein nonlineares Muster an<br />

Lokalitäten, die zunehmend weniger miteinander (geographisch) verbunden sind<br />

(ebd., 154). Aus der jeweiligen Binnensicht eines Netzwerkes aber existiert ein<br />

gemeinsamer Raum, in dem Verbindungen zwischen den Knoten unter funktionalen<br />

Gesichtspunkten wahrgenommen werden. Das ist die binäre räumliche Logik im<br />

informationalen Zeitalter (ebd., 153).<br />

Gleichzeitig existiert für die moderne Gesellschaft keine gemeinsame zeitliche<br />

Ordnungsstruktur mehr, an der sich die Mitglieder orientieren können. Es regiert eine<br />

timeless time, die sich weder an biologische oder künstliche Zeittakte hält, sondern<br />

einzig den Bedingungen des Netzwerkes unterliegt. Jetzt oder Nicht-Jetzt sind die<br />

beiden binären Pole dieser Entwicklung, die zu Störungen im flow of social time<br />

führen muss, da die Interaktion verschiedener Zeitlichkeiten zu einer chaotischen<br />

Fluktuation in der Sequenz von Ereignissen führt (ebd., 156). Statt zeitlicher<br />

Sequenzen per Uhrzeiten regiert eine Hochgeschwindigkeits-Computerisierung, die<br />

Mikroeinheiten von Sekunden rechnet. Zeit wird unsichtbar. Sie basiert zwar immer<br />

noch auf der Uhrzeit, aber sehr komprimiert innerhalb der Netzwerkökologie. Die Zeit<br />

ist explodiert in eine Vielzahl an Teilchen - pro IKT-Nutzer/in entsteht ein spezifischer<br />

time frame, der nur selten, und wenn, dann zufällig, zeitgleich mit time frames anderer<br />

Nutzer/innen zusammenfällt. 11 Begrifflichkeiten wie Echtzeit und 24/7, die die Zeiten<br />

11 Kurze Anekdote: Bei der Teilnahme an einem Flash-Mob-Event in Berlin, Alexanderplatz im Herbst 2008<br />

wurden mehrere hundert Teilnehmer/innen per Audio-Datei, die man sich vorab downloaden und auf den<br />

MP3-Player spielen musste, theatralisch gesteuert. Aufgrund der unterschiedlichen Abspielgeräte folgte im<br />

Laufe der chronometrischen Zeit jede/r einer anderen Event-Zeit - die Aktivitäten verliefen zunehmend<br />

asynchron - jede/r lebte in einem eigenen time frame (übrigens nicht intendiert bzw. nicht bedacht seitens<br />

der Initiator/innen).

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