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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 275<br />

Anderen betroffen, ist das Verhältnis als privat einzustufen. In dieser Sichtweise<br />

kommt dem Staat die Aufgabe zu, die verschiedenen Teil-Öffentlichkeiten<br />

zusammenzuführen und eine übergreifende Problemlösung anzustreben (Adloff 2005,<br />

47f.). Was aber, wenn dem Staat die Handlungsoption genommen ist und er selbst nur<br />

Teil einer multi-lateralen Global Governance ist? Dann kommt der Zivilgesellschaft als<br />

bindende Kraft eine größere Rolle zu - und der Einfluss z.B. von NGOs auf die<br />

öffentliche Meinung steigt.<br />

Indem NGOs moderne Kommunikationsmöglichkeiten nutzen und dort öffentliche,<br />

diskursive Foren und Räume entstehen, können kulturelle Lernprozesse wachsen, die<br />

einen größtmöglichen Konsens innerhalb der nationalen und ggf. internationalen<br />

Zivilgesellschaft erzeugen. Und darauf sind staatliche Akteure angewiesen, um die<br />

wenig demokratisch legitimierten Entscheidungsprozesse in den internationalen<br />

Organisationen innerstaatlich vermitteln zu können (Klein, Walk, und Brunnengräber<br />

2005, 42). Hier wird Realität, was Gramsci der Zivilgesellschaft zuschrieb: Auf deren<br />

Boden wird der Kampf um die kulturelle Hegemonie ausgefochten (Adloff 2005, 41).<br />

Insofern ist es nur konsequent, NGOs als legale Akteure mit Konsultations- oder<br />

Beratungsfunktion an den internationalen Organisationen zu beteiligen oder sie an<br />

den Weltkonferenzen teilhaben zu lassen (vgl. Kissling 2008).<br />

Über die engen Kontakte vieler professioneller NGOs zu den sozialen Bewegungen und<br />

transnationalen Aktionsnetzwerken kommt den Organisationen also eine<br />

Scharnierfunktion zu, v.a. hinsichtlich der Vermittlung transnationaler<br />

Problemzusammenhänge in lokale Problemstellungen (Klein, Walk, und<br />

Brunnengräber 2005, 62). Waren in den 1970er Jahren transnationale NGOs, die aus<br />

den Bewegungsnetzwerken entstanden, dadurch gekennzeichnet, Lobbying-<br />

Organisationen herauszubilden, so vernetzten sich ab 1989 die NGOs immer<br />

informeller und übten öffentlichen Druck auf den Meinungsbildungsprozess aus. Als<br />

„Standbein“ dienten ihnen Proteste und Kampagnen, während sie ihre Lobby-Arbeit<br />

als „Spielbein“ nutzten. Spätestens seit den Protesten in Seattle (1999) und Genua<br />

(2001) bildete sich dann eine globalisierungskritische Bewegung heraus, deren<br />

zentrales Charakteristikum die transnationale Vernetzung der Akteure ist (Klein,<br />

59ff.). Dabei ist die offenkundige Interesselosigkeit der globalisierungskritischen<br />

Bewegung als Motivation für die Konstitution einer globalen Bewegung das zentrale<br />

Momentum, aus dem sie ihre moralische Autorität zieht (Holzer und Kuchler 2007,<br />

84f.). Sie nutzen internationale Organisationen oder auch andere Staaten, um lokal<br />

etwas zu erreichen - eine typische Strategie transnationaler sozialer Bewegungen (ebd.,<br />

89). Die, um im Rahmen internationaler Organisationen Lobby-Arbeit betreiben zu<br />

können, sich über NGOs organisieren müssen.<br />

Das spielt auch den internationalen Organisationen in die Hände, denn über den<br />

NGO-Zugang können diese ihre fehlende demokratische Legitimität teilweise<br />

wiederherstellen. Zum einen, weil lokale Stakeholder über diesen Weg ihre Themen

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