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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h me n f ü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 264<br />

Staaten unabhängigen, autonomen, bürokratischen Institutionen gewandelt, die v.a.<br />

über die diplomatisch ausgehandelte „Objektivität“ kultureller Werte und normativer<br />

Bedeutungen ihre Soft Governance ausspielen (vgl. Barnett und Finnemore 2006).<br />

Obwohl in den letzten Jahren einige Forschungsaktivitäten in diesem Bereich zu<br />

verzeichnen sind, steckt die empirische wie theoretische Analyse der konkreten<br />

politischen Prozesse noch in den Kinderschuhen. Die Frage, wie IOs ihre<br />

Vereinbarungen in nationalstaatliche Politik implementieren, ist einer der offenen<br />

Punkte (ebd., 4ff.). In der Wissenschaft der IOs haben sich drei Perspektiven<br />

herausgebildet, um die Umsetzung internationaler Vereinbarungen zu verstehen und<br />

zu gewährleisten (ebd., 8ff.):<br />

• Enforcement approach: Hier stehen den IOs die beiden zentralen politischen Mittel<br />

diskursiver Druck und Sanktionen zur Verfügung.<br />

• Management approach: In diesem Ansatz sind indirekte Monitoringverfahren und<br />

Beratungs- bzw. Hilfsangebote die Mittel der Wahl.<br />

• Normative approach: IOs dominieren hier nicht als machtvolle Instanz, sondern<br />

beziehen ihre Autorität durch Informationskontrolle und rationale Legitimität.<br />

Internationale Analysen konzentrierten sich früher entweder auf den Enforcement<br />

approach oder auf den Management approach - dem Normative approach wurde<br />

generell wenig Gewicht beigemessen (ebd., 12). Mit der Theorie des<br />

Neoinstitutionalismus änderte sich diese Gewichtung: In dieser Theorie existiert eine<br />

Weltkultur als gesellschaftlicher Mainstream, der die world polity unterliegt und der<br />

sich in der Harmonisierung kultureller Werte durch internationale Organisationen<br />

äußert. Im Gegensatz zu Wallersteins „World economy“, Luhmanns „Weltgesellschaft“<br />

und Eisenstadts Modernen-Ansatz folgen im world polity-Konzept die Staaten einem<br />

global institutionalisierten Set an Regeln und kulturellen Vorschriften, das sie immer<br />

ähnlicher bzw. isomorph werden lässt (Schriewer 2007, 8f.). Dabei vermögen weder<br />

funktionale noch rationale Argumentationen diese Harmonisierung zu begründen;<br />

vielmehr scheint globales Agenda-Setting die kulturellen Werte zu definieren, dem sich<br />

auch andere soziale Bewegungen, Organisationen und NGOs unterwerfen. Gleichzeitig<br />

führt es dazu, dass Staaten ihre Außendarstellung, die Werte und Vorstellungen der<br />

Weltkultur bedient, nur lose mit der internen Organisationsstruktur verbinden müssen<br />

und sich der tatsächliche Alltag durchaus regional unterscheiden kann - sofern sie<br />

vordergründig dem homogenen, globalen Skript folgen (Holzer und Kuchler 2007, 86).<br />

Wie dieses Agenda-Setting auf globaler Ebene in einem erfolgreichen Politikwechsel<br />

münden kann, zeigt die Politikwissenschaftlerin <strong>Anja</strong> P. Jakobi auf. Für einen<br />

Wertewandel in der world polity müssen in einem so genannten „window of<br />

opportunity“ drei unabhängige Strömungen aufeinander treffen (Jakobi 2009, 8f.):<br />

• Auf der polity-Ebene werden politische Probleme auf der Agenda platziert. Dies ist<br />

ein sozialer Prozess, für den die Foren der Weltgesellschaft gut geeignet sind.

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