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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Bi ld u n g s p o l it i s c h e r R a h m e n fü r d i e RT D - E rg e b n i s s e 259<br />

5.1.1 DER GOVERNANCE-ANSATZ<br />

Der Governance-Begriff stammt ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften -<br />

dort stellt Corporate Governance ein analytisches Konstrukt dar, das die Existenz von<br />

Regeln in Unternehmen und deren Durchsetzung untersuchen hilft. In den<br />

Politikwissenschaften dagegen steht dieser seit den 1980er Jahren mit normativer<br />

Kraft sich durchsetzende Begriff für verschiedene Transformationsprozesse - einerseits<br />

der sozio-politischen Realitäten selbst, andererseits in der Interpretation dieser sich<br />

verändernden Realitäten.<br />

Historisch gesehen hielt „Governance“ über die Internationalen Beziehungen Einzug in<br />

die Politikwissenschaften, um den geregelten Beziehungsstrukturen der<br />

internationalen Akteure Ausdruck zu verleihen. Die Weltbank begann in den 1980er<br />

Jahren, von den Entwicklungsländern Good Governance zu fordern - gleichzeitig<br />

nutzten neoliberale Kräfte den Governance-Begriff zunehmend, um öffentliche<br />

Aufgaben in nicht-staatliche Hände überführen zu können. In dieser<br />

wirtschaftspolitischen Entwicklung hin zu zunehmender Deregulierung bei<br />

gleichzeitigem Zuwachs der NGOs erfolgte ein Perspektivenwechsel in der Theorie des<br />

neoliberalen Institutionalismus - die Global Governance war geboren (Behrens 2007,<br />

106).<br />

Governance fasst seitdem die politische Steuerung durch „Mischformen öffentlicher<br />

und privater Tätigkeit“ (Benz 2004, 14) als komplexes Regelwerk zusammen, das<br />

gleichermaßen Institutionen (polity), Prozesse (politics) und Politikinhalte (policy)<br />

beinhaltet. Die in vielerlei Hinsicht grenzüberschreitenden Prozesse in vernetzten<br />

Strukturen spiegeln sich im Governance-Begriff als Rückgang nationalstaatlicher<br />

Souveränität zugunsten des Managements vielfältiger Interdependenzen wider (ebd.,<br />

14ff).<br />

Wesentliche Kennzeichen der politischen Steuerung und Koordinierung durch<br />

Governance sind:<br />

1. „Das Fehlen eindeutiger hierarchischer Über- und<br />

Unterordnungsverhältnisse und klarer Abgrenzungen der<br />

Herrschaftsbereiche,<br />

2. die Steuerung und Kontrolle mittels einer Mischung aus<br />

einseitiger Machtausübung und Kooperation,<br />

3. Kommunikation und Verhandlungen sowie<br />

4. Dominanz von Prozessen über Strukturen und die kontinuierlichen<br />

Veränderungen von Strukturen.“ (Rosenau zit. n. Benz 2004, 16f.)<br />

In dieser Perspektive bildet der Staat zusammen mit dem Markt, sozialen Netzwerken<br />

und Gemeinschaften „institutionelle Regelungsmechanismen, die in variablen

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