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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 22<br />

2.1 CASTELLS: DIE NETZWERKGESELLSCHAFT<br />

Der von Manuel Castells entwickelte analytische Ansatz zur Netzwerkgesellschaft<br />

(Castells 2001a; Castells 2001b; Castells 2002; Castells 2003; Castells 2009b) gilt als<br />

theoretischer Wendepunkt der Sozialtheorie, vergleichbar zur Tragweite von Max<br />

Webers Arbeit (vgl. Stalder 2006, 206). Bis dato konzentrierte sich Netzwerkforschung<br />

auf „Konstruktionsprinzipien, Akteursmodelle und Mechanismen der<br />

Netzwerkbildung“ (Kardoff 2006, 69). Von diesen Netzwerk-Theoretiker/innen<br />

unterscheidet sich Castells, indem er die Struktur des Netzwerkes -und weniger den<br />

Inhalt- analysiert und darauf eine holistische Gesellschaftsanalyse aufbaut (Stalder<br />

2006, 168). Hintergrund seiner Analyse ist die Beobachtung, in allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen eine grundlegende Transformation der konstituierenden sozialen Prozesse<br />

erkennen zu können: von Hierarchien zu Vernetzungen.<br />

Zentraler Antriebsmotor dieser Entwicklung waren -neben dem Aufkommen der<br />

Mikroelektronik- die global wirkenden Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (IKT), die einen „Flow“ an Informationen, Menschen,<br />

Innovationen ermöglichten und letztlich in der Netzwerkgesellschaft mündeten (ebd.,<br />

2). Diese Netzwerkgesellschaft hat sich in den letzten drei Dekaden herausgebildet.<br />

Nicht in Folge einer geschichtlichen Kausalität oder eines inhärent wirkenden<br />

Sozialgesetzes, sondern aufgrund einer -mehr oder weniger zufälligen, sich in ihrem<br />

Aufeinanderprallen aber wechselseitig bestärkenden- Koinzidenz besagter<br />

elektronischer Revolution mit der Krise der Industrialisierung (seit den 1970er Jahren<br />

und derzeit kulminierend) und den langfristig wirkenden kulturellen<br />

Herausforderungen der 1960er Bewegungen (ebd., 3). Durch diese enge Verzahnung<br />

der Re-Organisation sozialer Prozesse mit „neuen“ kulturellen Werten lässt sich eine<br />

Verschiebung hin zu zunehmend vernetzten Strukturen feststellen, die noch nicht<br />

abgeschlossen ist und in deren Kontext das vielfältige Entstehen dezentraler sozialer<br />

Online-Netzwerke analysiert werden kann.<br />

2.1.1 CASTELLS' NETZWERKDEFINITION<br />

Netzwerke existierten schon immer - genauso wie Informationen oder Wissen.<br />

Allerdings ist eine Kennzeichnung wie „Informationsgesellschaft“ oder<br />

„Wissensökonomie“ wenig zielführend zur gesellschaftlichen Analyse, da sie den<br />

wesentlichen Charakterzug der aktuellen Zeit nach Castells' Ansicht außer Acht lässt:<br />

die an sich wert-neutralen, technologischen Tools, die prägend sind für diese<br />

Gesellschaft (vgl. Stalder 2006, 32). Auf die technologischen Entwicklungen aber sind<br />

die sozialen Veränderungen nach der Wirtschaftskrise in den 1970er Jahren<br />

zurückzuführen, die letztlich zum „Informationalismus“ als „neuer Form soziotechnologischer<br />

Organisation“ (Steinbicker 2001, 79) und zur Netzwerkgesellschaft

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