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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ex p e r t I n n e n - B e f r a g u n g 209<br />

„subjektive Zeitlichkeit der kollektiven Intelligenz“ (ebd., 233) schafft, und der die<br />

reale Zeit der Handelsnetze verändert. Der Raum des Wissens ist „ein ortloser Raum<br />

der nomadisierenden kollektiven Intelligenz“, ein selbstorganisiertes Jenseits der<br />

menschlichen Gemeinschaften, fernab von Territorien oder ExpertInnen, die Macht<br />

aus ihrem Wissen ableiten (ebd., 235f.) - oder um mit Castells zu sprechen: In der<br />

Netzwerkgesellschaft formen sich die Botschaften wieder zu Botschaften.<br />

Bei der Schwarmintelligenz handelt es sich hingegen um eine kollektive Intelligenz der<br />

Verbundenen, die mittels kontinuierlicher -verbaler oder nonverbaler-<br />

Kommunikation feste Reaktionsmuster auf bestimmte Kommunikationssignale<br />

aussenden (Aulinger 2007). Im Original sparen über diesen natürlichen Modus Vögel<br />

Energie, Ameisen begeben sich auf effiziente Futtersuche, Termiten bauen komplexe<br />

Bauwerke und Fische nutzen diese kollektive Kraft zur Gefahrenabwehr (ebd., 3).<br />

Mögliche Anwendungsfelder in humanen Verbundsystemen sind „Social Swarming“<br />

und „Social Mobs“ (Rheingold 2003), die sich in temporären, thematischen<br />

Netzwerken spontan mittels moderner Kommunikationsmedien verbinden. Dieses<br />

dynamische Verbindungspotenzial einzelner Personen mit einer Vielzahl sich<br />

wandelnder, sozialer Netzwerke kommt im Umkehrschluss einem Kontrollverlust<br />

einzelner netzwerkspezifischer Soziokulturen auf die individuellen Normen und Werte<br />

gleich. Im Zeitalter der pervasiven Medien ist das individuelle Netzwerkkapital -neben<br />

dem Finanz- und Sozialkapital- zu einem entscheidenden Kapitalfaktor in der heutigen<br />

Welt herangereift (ebd., 195). 97<br />

Dieser dynamisch sich wandelnden, temporär eng verbundenen Schwarmintelligenz<br />

steht die kollektive Intelligenz der Unverbundenen gegenüber, die sich durch<br />

Vielfältigkeit, Unabhängigkeit und Dezentralität auszeichnet und im Ergebnis für<br />

qualitative Situationsbeschreibungen und Prognosen geeignet ist. An möglichen<br />

Anwendungsfeldern in Verbundnetzwerken können hier Marktprognosen oder<br />

Netzwerk-Evaluationen angeführt werden, die durch Untersuchungen des<br />

Kommunikationsverhaltens, Meinungsumfragen, Prediction Markets oder Text-<br />

Mining technologisch unterstützt werden können (Aulinger 2007, 4f.). Dabei können<br />

nach Surowieckis populären Ansatz der „Weisheit der Vielen“ Personengruppen mit<br />

unterschiedlichen Standpunkten, aber gemeinsamer Motivation, bessere<br />

Entscheidungen herbeiführen als klassische wissenschaftliche Methoden mit<br />

Expert/innen (Surowiecki 2007). Grundsätzlich sind drei Typen der „Weisheit der<br />

Vielen“ zu unterscheiden:<br />

• Kognition: Ein kollektiver Austausch von Ideen auf Ideen-Märkten kann schnellere<br />

Entscheidungsprozesse herbeiführen als ExpertInnen(-Befragungen).<br />

• Koordination: Die interpersonale Abstimmung ermöglicht ein natürliches<br />

Miteinander im sozio-kulturellen Fluss.<br />

97 Vgl. hierzu die Ausführungen zu Web 2.0 als soziale Kultur in Kap. 3.3.2

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