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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ex p e r t I n n e n - B e f r a g u n g 208<br />

und ExpertInnen-Meinung überbrücken und dadurch bessere Rückschlüsse für<br />

politische Gestaltungsspielräume eruieren (Gerhold 2009a, 242)? Kann eine Delphi-<br />

Analyse als Smart Swarming organisiert sein (Neef 2003)?<br />

Über einen Exkurs zur kollektiven Intelligenz soll diesen Fragen kurz nachgegangen<br />

werden, um abschließend das Methoden-Design der folgenden Untersuchung<br />

vorzustellen.<br />

4.1.3.1 E XKUR S: KOLLE KTIV E I NTELLIGEN Z<br />

Kollektive Intelligenz, Schwarmintelligenz oder Crowdsourcing werden derzeit im<br />

Alltagsgebrauch synonym verwendet, charakterisieren aber unterschiedliche<br />

Phänomene.<br />

Bereits 1994 führte Pierre Lévy aus, welchen Einfluss der Cyberspace auf die soziokulturellen<br />

Rahmenbedingungen und Werte nimmt und eine kollektive Intelligenz<br />

entstehen lässt, die sich aus dem individuellen Wissen der beteiligten Personen<br />

generiert - im Gegensatz zur Schwarmintelligenz, in der die Individuen über ein starres<br />

Regelwerk austauschbar als Einzelne bleiben (Levy 1998). Während also in der<br />

Schwarmintelligenz viele dumme Einzelne über Regelwerke Ordnungsmuster formen<br />

und damit eine sehr niedrige Intelligenzform evozieren, kennzeichnet kollektive<br />

Intelligenz die Vernetzung intelligenter Einzelner, die über ihre Interaktion eine<br />

übergeordnete Intelligenz schaffen. Dieses Phänomen ist nichts Neues, sondern<br />

Kennzeichen jeder höheren Kultur (Kruse 2009). Neu ist die netzbedingte Möglichkeit<br />

einer erweiternden Unterstützung der synästhetischen Prozesse, die es ermöglicht, der<br />

wachsenden Komplexität einfliessender Informationen intelligente Ordnungsmuster<br />

entgegen zu stellen - als Kombination aus sozio-technologischer Entwicklung und<br />

„Emergenz“ (Steven Johnson 2001). Der Rhythmus der kollektiven Intelligenz lässt die<br />

Zeichen selbst beginnen zu leben, denn sie wachsen und wuchern unabhängig von der<br />

Intention einzelner AutorInnen oder InterpretInnen. Während Lévys Beschreibung zur<br />

Zeit seiner Entstehung noch utopischen Charakter aufweist, kann heute im Zeitalter<br />

der sozialen Medien registriert werden, wie sich die klar unterscheidbaren Ebenen<br />

eines Textes zugunsten „eines flüssigen, kontinuierlichen Milieus auflösten, in dem der<br />

Forschungsreisende immer das Zentrum besetzt“ (Levy 1998, 118).<br />

„Aus der Zirkulation, Verbindung und Metamorphose denkender<br />

Gemeinschaften entsteht und erhält sich der Raum des Wissens. (...)<br />

Die Mitglieder einer kollektiven Intelligenz produzieren,<br />

strukturieren und verändern ständig die virtuelle Welt, die Ausdruck<br />

ihrer Gemeinschaft ist: Die kollektive Intelligenz hört nicht auf zu<br />

lernen und zu erfinden.“ (ebd., 159)<br />

Als mediengestützte kollektive Intelligenz hat sie einen neuen anthropologischen<br />

Raum eröffnet, der fließend zwischen den Sphären und Intelligenz navigiert und eine

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