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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ex p e r t I n n e n - B e f r a g u n g 203<br />

tauglich für die politische Entscheidungsfindung erwiesen hatten, wurde als weitere<br />

Anforderung formuliert, dass die Delphi-Methode auch funktionieren solle für wenige<br />

ExpertInnen mit unterschiedlicher Expertise (ca. 10-15 Personen), aber auch skaliert<br />

werden kann mit asynchroner Partizipation und über längere Zeiträume - die Real-<br />

Time-Delphi (RTD) Methode war geboren. Eine weitere Anforderung, die bislang eher<br />

den Zukunftsstudien zuzurechnen ist, war die Nutzung fortgeschrittener künstlicher<br />

Intelligenz und Sprachverarbeitung, um qualitative Ergebnisse besser auswerten zu<br />

können. In der vom UNO-Millenium-Projekt genutzten, webbasierten Software<br />

werden diese Komponenten verwendet, um Widersprüche und Redundanzen in der<br />

Studie einzufangen (Theodore Gordon und Pease 2006).<br />

Konkret werden den einzelnen ExpertInnen in der webbasierten UNO-RTD-Technik<br />

die Durchschnittswerte bisheriger Antworten und die Begründungen anderer<br />

anonymisierter ExpertInnen fortwährend angezeigt. Bei Eingabe deutlich<br />

divergierender numerischer Daten erscheint eine Aufforderung, die abweichende<br />

Meinung zu begründen, die fortan allen anderen Teilnehmer/innen in Echtzeit zur<br />

Lektüre zur Verfügung steht. Die eingetragenen Werte und Begründungen lassen sich<br />

beliebig oft bis zu einem vom Administrator definierten Stichtag verändern, so dass<br />

explizite Runden obsolet werden. Die Methode kann sowohl synchron wie asynchron<br />

genutzt werden (ebd.). Die Auswahl der Fach-ExpertInnen stellt auch in dieser<br />

Variante die größte Herausforderung dar (ebd.).<br />

Regelmäßig angewendet wird die Methode in der alljährlich erscheinenden Studie des<br />

Millenium Projects 96 zum „State of the Future“. In diese Studie fliessen die<br />

Forschungsergebnisse einer Vielzahl internationaler Knoten ein. Auf interdisziplinärer<br />

Basis werden hier mögliche Einflussfaktoren und potentielle internationale<br />

Krisenindikatoren für globale Herausforderungen identifiziert, um diesen Problemen<br />

ggf. begegnen zu können. Auch stellt das Millenium Project seine RTD-Software<br />

einzelnen Institutionen für ihre Untersuchungen kostenpflichtig zur Verfügung (Glenn,<br />

Theodore J. Gordon, und Florescu 2009).<br />

Die Frage, die die Wirtschaftsinformatikerin Sabine Zipfinger antreibt, ist die, warum<br />

sich trotz vorhandener Breitbandverbindungen die Real-Time-Delphi-Methode bis<br />

heute nicht breiter durchsetzen konnte (Zipfinger 2007, 13). Um dieser Frage<br />

nachzugehen, befragte Zipfinger verschiedene Expert/innen mit identischem<br />

Fragebogen in zwei verschiedenen computerbasierten Methoden: einer<br />

rundenbasierten klassischen Delphi-Analyse und einer Real-Time-Delphi-<br />

Untersuchung. Das befragte Thema kreiste um kritische Aspekte der Delphi-Methode<br />

selbst (Definition, Motivationsfaktoren, Fluktuation, ExpertInnen-Zahl, Anonymität,<br />

zeitliche Begrenzung, rundenbasiert oder in Echtzeit, Feedback zu numerischen<br />

Antworten, Kommentare für Antworten, Selbsteinschätzung der ExpertInnen,<br />

96 http://www.millennium-project.org/ (05.03.2011)

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