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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ex p e r t I n n e n - B e f r a g u n g 194<br />

gegründet, um v.a. technokratische, politisch orientierte Studien zu erstellen.<br />

Andererseits setzte der deutsche Jurist und Politikwissenschaftler Ossip K. Flechtheim<br />

im Jahre 1942 im amerikanischen Exil den Begriff „Futurologie“ in die Welt, um einen<br />

holistischen, interdisziplinären Ansatz aus philosophischen, prognostischen und<br />

planungswissenschaftliche Forschungsfragen zu etablieren (Giro 2008, 8f.). Seitdem<br />

wird die Zukunftsforschung von zahlreichen wissenschaftstheoretischen<br />

Untersuchungen begleitet, die sich hinsichtlich ihres Zugangs unterscheiden:<br />

philosophisch-erkenntnistheoretisch, sozialkritisch, politikwissenschaftlich und<br />

wirtschaftswissenschaftlich-unternehmensbezogen (Steinmüller 1997, 15).<br />

Grundsätzlich lässt sich die Zukunftsforschung differenzieren in einen explorativforschenden<br />

Strang, der zurückblickt auf die Vergangenheit, um Trends für die<br />

Zukunft zu erkennen, und einen normativen Ansatz, der eine Zielvorstellung definiert,<br />

um erforderliche Maßnahmen zu eruieren (Giro 2008, 11f.). In Deutschland<br />

unterschied bereits Ende der 60er Jahre der Philosoph und Pädagoge Georg Picht drei<br />

Grundaspekte der Zukunftsforschung, die als Grundformen der menschlichen<br />

Antizipation gelten:<br />

„Kurz gefaßt ist Prognose die Antizipation der Zukunft durch<br />

Theorie, Planung die Antizipation der Zukunft für die Praxis, Utopie<br />

eine Antizipation des durch das Handeln zu verwirklichenden<br />

Zustandes.“ (Steinmüller 1997, 12)<br />

Im englischsprachigen Raum lassen sich entsprechend verschiedene methodische<br />

Schulen identifizieren, die je nach Zielsetzung eine geschlossenere oder offenere<br />

Methodik nahelegen. So steht der Begriff „forecasting“ für eine deterministische<br />

Prognose i.S. einer deskriptiven, prädiktiven Früherkennung, die auf den Modalitäten<br />

der Notwendigkeit, Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit und Kontingenz aufbaut mit<br />

einem indikativen Aussagemodus (ebd., 14). Demgegenüber setzt die Futurologie<br />

voraus, dass die Zukunft nicht festgelegt, sondern im Rahmen möglicher oder<br />

gewünschter „futures“ als Alternativszenarien gestaltbar ist (ebd., 22). Schließlich<br />

umschreibt der Begriff „foresight“ eine offene Vorausschau, die auf der Basis einer<br />

breiten gesellschaftlichen Beteiligung realistische Szenarien für die Zukunft abzuleiten<br />

versucht (Cuhls 2000, 3). Welche Form der Zukunftsforschung in einzelnen<br />

Weltregionen präferiert wird, hängt auch von dem sozio-kulturell geprägten Zeitbegriff<br />

ab. Denn dieser ist -mitsamt der daraus abzuleitenden Zeittopologien für die Zukunft-<br />

ein seit Aristoteles intensiv diskutierter Aspekt (Steinmüller 1997, 20ff.), der<br />

interkulturell je nach sozio-historischer Tradition zu unterschiedlichen<br />

Zukunftsperspektiven führt.<br />

Inhaltlich sind in der Zukunftsforschung die Themenfelder recht breit gestreut,<br />

konzentrieren sich aber auf globale Herausforderungen und regionale<br />

Risikopotentiale. So erfahren auch neue Bildungs- und Erziehungssysteme eine

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