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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 165<br />

3.3.2.2 KULTU R DER NETZWER KGESE LLSC HAF T & W EB 2.0<br />

Im Zuge der Entstehung einer globalen Netzwerkgesellschaft hat sich eine soziohistorische<br />

Notwendigkeit ergeben, individuelle Vernetzungen entlang gemeinsamer,<br />

partikularer, temporärer Interessen zu suchen und nachhaltig zu etablieren. 60 Das so<br />

genannte Web 2.0 scheint für diese Anforderungen wie geschaffen und optimal<br />

anpassbar zu sein - unabhängig davon, welcher globalen Gesellschaftsschicht man<br />

derzeit angehört, sofern ein Zugang zum Netz existiert.<br />

Zwar gesteht Hofstede dem globalisierten Siegeszug der IKT-Technologien keinen<br />

Einfluss auf die kulturell bedingte mentale Software zu (Geert Hofstede und Gert Jan<br />

Hofstede 2004, 330). Aus Sicht der Individuen aber fliesst jede Handlung und<br />

Erfahrung in die habituellen Muster und Schemata einer Kultur ein. Die Schemata<br />

vereinigen differentes Wissen in unterschiedlicher Tiefe als Metakonzepte. In einer<br />

spezifischen Situation liefern sie, ggf. im Wechselspiel mit anderen Schemata, die<br />

handlungsleitenden Reaktionen. Indem Kultur verbal und non-verbal<br />

intergenerational weitergereicht und gleichzeitig immerfort ausgehandelt wird, prägt<br />

sie die Personen, die sich am Diskursprozess beteiligen (Khan-Svik 2008, 53f.).<br />

Während früher v.a. der geographische Raum seine Bevölkerung entlang einer<br />

geteilten Kultur der Werte und Praktiken als Community prä-konfigurierte,<br />

dominieren heute v.a. die vielfältig vernetzten kulturellen Praktiken der Netz-<br />

ArbeiterInnen die individualisierte, kommunikative Struktur - zumindest bei den<br />

Personen, die an der Netzwerkgesellschaft aktiv beteiligt sind. Die Kultur als<br />

identitätsstiftendes Moment hat sich dort vom Kollektiv auf das Individuum verlagert.<br />

Zwar prägen weiterhin verschiedene kulturelle Ebenen das mentale Programm der<br />

individuellen Identität. Indem aber jede Person in der Netzwerkgesellschaft<br />

verschiedenen, temporären Netzwerken angehört, ist die individuelle Identität die<br />

einzige, die über Zeit und Raum Sinn stiftet (wie in Kap. 3.1.3 angeführt).<br />

Da sich diese Netzwerke von kleinen Gruppen zu diffusen sozialen Netzwerken<br />

wandeln, wird die konkrete identitätsstiftende Kultur des Einzelnen u.a. im<br />

diskursiven Prozess der Web Cloud ausgehandelt. Menschen tauschen sich jetzt auf<br />

globaler Ebene webbasiert aus, vernetzen sich und lernen informell. Im Zeitalter der<br />

„Internet-Galaxis“ (Castells) und der „Welt als Web“ (O'Reilly) ergänzen sich die<br />

Menschen und Daten zu einem Hypertext im semantischen Kontext, der in der<br />

Konsequenz nur noch eine Kommunikation auf elektronischer Grundlage zulässt.<br />

Jedes physikalische Objekt führt zwischenzeitlich seinen eigenen<br />

„Informationsschatten“ (Kuniavsky) im Web mit sich - zumindest in der vernetzten<br />

Welt. Menschen, Bücher, Lieder weisen dort eine Offline- und eine Online-Identität<br />

auf, die sich zusehends überlagern (O’Reilly und Battelle 2009). Die kommunikative<br />

60 Vgl. Kap. 2.5

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