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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ei n l e it u n g 16<br />

Trainingsmärkte im informalen Wirtschaftssektor scheitern zumeist aus Angebots-<br />

Nachfrage-Gründen (The World Bank 2003).<br />

Gängige bildungspolitische Konzepte für LLL führen diese Entwicklung fort. So<br />

belegen aktuelle Studien die Gefahr, dass über das klassische bildungspolitische<br />

Instrumentarium zwar souveräne, selbstgesteuerte Lernsubjekte weiter gefördert<br />

werden, nicht aber das gesamte Lernenden-Spektrum (Schreiber-Barsch 2007). Mit<br />

anderen Worten: Die zumeist auf formalisierte Angebote fokussierten<br />

Förderprogramme unterstützen i.d.R. die, die ihrer am wenigsten bedürfen. Das Gros<br />

der Menschheit bildet sich nicht im Rahmen klassischer Bildungsangebote fort.<br />

Demnach taugen diese Konzepte nur bedingt dazu, die „Mechanismen sozialer<br />

Exklusion zu entschärfen“ (ebd., 16). Vielmehr ist zu fragen, ob nicht die<br />

bildungspolitische Förderung informeller Lernumgebungen einen signifikanten<br />

Beitrag leisten könnte, auch bislang marginalisierte Personen zu erreichen. Vor allem<br />

im Kontext des sog. Web 2.0 entstehen derzeit neue, vernetzte, medienbasierte<br />

Personal Learning Environments (PLE), die von einer wachsenden Zahl moderner<br />

„Netz-ArbeiterInnen“ genutzt werden.<br />

Diese „Internationale der InformationsarbeiterInnen“ (Lindner), die sich weltweit<br />

ausbreitet, praktiziert die grundlegende Forderung nach LLL, indem sie sich<br />

kontinuierlich mit der Welt informell auseinandersetzt und innerhalb derer sie sich<br />

beständig kommunikativ positionieren. Sie organisieren ihr Arbeiten und Lernen in<br />

dynamisch sich wandelnden, individuell gestalteten, digitalen Umgebungen. Nicht in<br />

Reaktion auf diverse Angebote, sondern durch die aktive Definition ihrer persönlichen<br />

Interessen werden sie zu NutznießerInnen ihrer selbst definierten, vernetzten<br />

Informations- und Kommunikationskanäle.<br />

Gelingt es diesen „Netz-Menschen“, ihre individuellen Fähigkeiten hinsichtlich der<br />

gewünschten Inhalte wie technologischen Schnittstellen zu synchronisieren, bildet sich<br />

bei ihnen eine individuelle Kompetenz heraus, die nicht seitens externer Kräfte<br />

definiert wurde, sondern sich selbstbestimmt im Netzverbund flexibel anpasst. Glückt<br />

diese Kompetenzentwicklung, können solche Personen mit zunehmender Vernetzung,<br />

bis zu einem bestimmten Grad, sogar produktiver werden (Aral, Brynjolfsson, und<br />

Alstyne 2007) - neben der persönlichen Bedeutung, die gesamtgesellschaftliche<br />

Stoßrichtung ihrer Kompetenz ggf. selbst zu definieren. 6<br />

Wie könnten marginalisierte Gruppen und exkludierte Personen an dieser Entwicklung<br />

hin zu benutzergenerierten, digitalen Lernumgebungen partizipieren? Wie könnten sie<br />

ihre Netz-Arbeit für sich sinnvoll und produktiv selbst gestalten? An welchen Punkten<br />

kann bildungspolitisch noch gestalterisch angesetzt werden, wenn formale<br />

Institutionen in ihrer Bedeutung zurückgehen?<br />

6 Siehe dazu z.B. die aktuellen politischen Entwicklungen im Nahen Osten oder auch die Beratungen im<br />

Deutschen Bundestag im Rahmen der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ mitsamt<br />

einem Internet-Forum als „18. Sachverständigen“.

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