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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U s e r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 158<br />

immer unabhängiger von den Lehrenden werden. Entsprechend seien in solchen<br />

Ländern Studierende aus Arbeiterklassen im Nachteil innerhalb universitärer<br />

Bildungssysteme, da sie von Haus aus einer Subkultur mit höherer Machtdistanz<br />

entstammen und von daher Schwierigkeiten mit dem herrschenden Lehrsystem<br />

hätten. Bildungspolitisch fokussieren Staaten mit geringer Machtdistanz auf höhere<br />

Schulen, während der Fokus in Kulturen mit einem hohen PDI auf den Universitäten<br />

liegt (Geert Hofstede und Gert Jan Hofstede 2004, 53.ff.). Eine globale<br />

Homogenisierung der mentalen Programme hält Hofstede auf absehbare Zeit nicht für<br />

möglich (ebd., 72).<br />

3.3.1.2 I NDIV IDU ALIS M I NDE X (IDV)<br />

Im Individualismus-Index bildet sich das Beziehungsgefüge und das soziale Verhalten<br />

der nationalen Mitglieder untereinander ab. Kollektivistische Gesellschaften mit<br />

erweiterten Familien-Strukturen rücken die Macht der Kohäsionsgruppe in den<br />

Vordergrund. Hier wird im Gegenzug zum Schutz durch die Gruppe eine lebenslange<br />

Loyalität des Individuums erwartet. Demgegenüber stehen individualistische<br />

Gesellschaften mit kleinen Kernfamilien, die innergesellschaftlich locker miteinander<br />

verbunden sind und deren Bildungssystem darauf ausgerichtet ist, Kindern das Leben<br />

auf eigenen Füßen zu ermöglichen (ebd., 74f.).<br />

Auch der Individualisierungsgrad wird in der Tabelle im Appendix (Kap. 8.1.1) im<br />

relativen Verhältnis der Staaten/Regionen untereinander als Ranking angezeigt.<br />

Nationaler Wohlstand und klimatisch begünstigte geographische Regionen scheinen<br />

demnach den kulturellen Grad des Individualismus zu beeinflussen. Demgegenüber<br />

deuten hohe Geburtenraten und/oder eine konfuzianische Tradition auf<br />

kollektivistische Kulturen hin (Jandt 2007, 162). Es herrscht eine tendenziell negative<br />

Korrelation zwischen dem Ranking der Machtdistanz und dem Individualismus-Index<br />

vor.<br />

Für das Bildungssystem bedeutet dies, dass individualistische Gesellschaften dazu<br />

tendieren, den Lernenden zu zeigen, wie sie selbst lernen und als Individuen unter<br />

anderen leben können. In kollektivistischen Gesellschaften sei das Ziel, Personen zu<br />

gut funktionierenden Gruppenmitgliedern auszubilden. Diplome und Zertifikate<br />

dienen im individualistischen Falle dazu, die Selbstachtung und den ökonomischen<br />

Wert zu steigern; in kollektivistischen Kontexten dagegen zollt man diesen Papieren<br />

seitens der Gesellschaft einen großen Respekt, die einen Aufstieg in eine höhere<br />

Gesellschaftsschicht ermöglichen (Geert Hofstede und Gert Jan Hofstede 2004, 98f.).<br />

Im politischen Kontext setzt sich die universale versus partikulare Sichtweise fort:<br />

Während in individualistischen Gesellschaften alle Gesellschaftsmitglieder als<br />

gleichberechtigt betrachtet werden, differenzieren kollektivistische Gesellschaften je<br />

nach Gruppenzugehörigkeit (ebd., 105f.). Individuelle Gleichheit ist gleichwohl eine

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