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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 155<br />

3.3.1 DIE INTERKULTURELLE SOFTWARE DES GEISTES<br />

Geert Hofstede, Kulturanthropologe mit Schwerpunkt Management und<br />

Organisationen, untersuchte zwischen 1967 und 1972 die national bedingten<br />

Unterschiede im internationalen Unternehmen IBM. Aus dieser Studie leitete Hofstede<br />

vier Kulturdimensionen ab, denen er später eine fünfte hinzufügte (Geert Hofstede<br />

und Gert Jan Hofstede 2004).<br />

1. Machtdistanz, gemessen über den „Power Distance Index“<br />

2. Individualismus vs. Kollektivismus („Individualism Index“)<br />

3. Maskulinität vs. Feminität („Maskulinity Index“)<br />

4. Unsicherheitsvermeidung („Uncertainty Avoidance Index“)<br />

5. Langzeitorientierung vs. Kurzzeitorientierung („Long-Term Orientation Index“)<br />

In Designkreisen wird diese Klassifikation gerne zur Untersuchung kultureller<br />

Einflüsse auf Ausgestaltung und Wahrnehmung der Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

herangezogen, da sich die Dimensionen entlang klarer statistischer Indizes für<br />

interkulturelle Vergleiche anbieten (vgl. z.B. Oshlyansky 2007). Von daher sollen hier<br />

die Indizes herangezogen werden, um die kulturelle Prägung bestimmter<br />

Lehr-/Lernmethoden zu verstehen und den Einfluss einer möglicherweise universalen<br />

Web 2.0-Kultur auf verschiedene nationale Kulturen und deren Adaption moderner<br />

Lernszenarien zu untersuchen.<br />

Kultur definiert Hofstede als<br />

„(...) collective programming of the mind that distinguishes the<br />

members of one group or category of people from others.“ (Geert<br />

Hofstede und Gert Jan Hofstede 2004, 4)<br />

Er bezieht sich dabei auf das Habituskonzept von Pierre Bourdieu (Knoblauch 2005,<br />

219). Demnach bestimmen die konkreten Lebensbedingungen den Habitus als opus<br />

operatum (strukturierte Struktur); gleichzeitig generiert der Habitus als modus<br />

operandi (strukturierende Struktur) die soziale Praxis (Barlösius 2011, 57ff.). Der<br />

Habitus ist die Software der Praxis und erzeugt als solche einen spezifischen Lebensstil<br />

als Gesamtkomplex von Kleidung, Sprache, Mobiliar und körperlicher Haltung. Dieses<br />

System der Zeichen unterscheidet Personen nach ihrer sozialen Klassenzugehörigkeit<br />

(Knoblauch 2005, 221ff.). Aber nicht nur als Distinktionsmerkmal verschiedener<br />

sozialer Gruppen wirkt der Habitus, sondern v.a. als netzwerkverbindendes<br />

Sozialkapital und als „immaterielle Infrastruktur“ des gesellschaftlichen Lebens, das<br />

auf Produktion und Tausch aufbaut (Gulas 2007, 76).<br />

Habitus wirkt auf der erlernten Ebene der Kultur, die auf der ererbten, menschlichen<br />

Natur aufbaut, aber auch im spielerischen Kampf individuell beeinflusst werden kann.<br />

So können sich Personen vertikal durch die Sozialstruktur bewegen, indem sie den

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