07.03.2013 Aufrufe

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© a c w U s e r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 140<br />

früheren oder späteren Erfahrungen an, um schließlich von der gewonnenen<br />

Erfahrung dialogisch zu berichten (ebd., 49f.). Die eigentliche, bewusste Erfahrung ist<br />

so klar strukturiert: Zum einen enthält sie einen Fokus und eine klare Umrandung,<br />

zum anderen unterscheidet sie zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst (Apter<br />

1989, 5). Diese konkrete Struktur wandelt sich im Laufe der Zeit und entwickelt ein<br />

Muster, das der Motivationsforscher Michael J. Apter mit seiner Reversal Theory für<br />

verschiedene Erfahrungsräume zu untersuchen vermag. Apter identifizierte zwei metamotivationale<br />

Zustände, die den individuellen Erfahrungsraum strukturieren:<br />

Zum einen kann mit steigendem Erregungspegel in Korrelation mit dem<br />

Vergnügungsgrad entweder eine anhaltende Anregung oder wachsende Angst<br />

generiert werden, so dass Individuen je nach zu erwartendem Ergebnis entweder die<br />

Erregung suchen oder meiden (ebd., 19). Zum anderen kann ein positives Vergnügen<br />

aus zwei verschiedenen Zuständen sich entwickeln: Entweder leitet es sich aus einer<br />

(der Erfahrung zugrunde gelegten) Zielorientierung ab oder die Aktivität selbst<br />

entwickelt sich zum paratelischen Ziel. Im telischen Modus werden Aktivitäten also<br />

zugunsten des Zieles instrumentalisiert, während im paratelischen Modus die zentrale<br />

Aktivität ggf. zugunsten verschiedener Ziele wirken kann (ebd., 39).<br />

Flow kann beide Modi bedienen und ein tiefes Glücksempfinden hervorrufen, wenn<br />

Menschen bereit sind, an bzw. über ihre Grenzen zu gehen und dies im reflexiven<br />

Nachgang als Glück zu identifizieren vermögen. Doch viele Menschen suchen eher die<br />

kurzfristige Erregung denn nachhaltige Vertiefung. Eine Differenzierung von Spaß<br />

(fun) und Vergnügen (pleasure) könnte ggf. zum Verständnis beitragen (Mark Blythe<br />

und Hassenzahl 2004).<br />

Der Spaß-Begriff kam im Zuge der industriellen Revolution als politischer Begriff auf -<br />

er beschrieb den Widerstand der Arbeiterklasse gegen die Vereinnahmung durch die<br />

Arbeit und gleichzeitig die Fortführung der Arbeit in Form der mechanisierten<br />

Reproduktion. Im Gefolge schufen die Unterhaltungsindustrie und Massenmedien<br />

eine Welt der Spektakel. Spaß konnte man fortan kaufen und konsumieren, darauf<br />

wies bereits die Frankfurter Schule hin (ebd., 92f.). Aber auch passiven,<br />

konsumierbaren Aktivitäten kann eine kurzfristige, belohnende Funktion zukommen<br />

und Freude aufkommen lassen, die wiederum als Glücksempfinden reflektiert werden<br />

kann. Denn Freude charakterisiert lediglich eine Beziehung zwischen aktuellen<br />

Aktivitäten und dem individuellen Seelenzustand (ebd., 94).<br />

Vergnügen ist eine weitere spezifische Ausprägung von Freude und ist analytisch vom<br />

Spaß zu unterscheiden. Vergnügen wird auch von Csikszentmihalyi im Sinne<br />

Aristoteles' als durch kontinuierlich steigende Herausforderung verursachte<br />

Stimulation verstanden. Während Spaß vom Selbst ablenkt, ermöglicht ein durch<br />

Aktion verursachtes, absorbierendes Gefühl ein Vergnügen, das einem tieferen<br />

Empfinden von Freude gleichkommt. Vergnügen weist eine direkte Verbindung zum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!