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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U s e r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 132<br />

Selbst. Und das ist der Grund, warum die Person versuchen wird, diesen Zustand<br />

wiederholt herbeizuführen. Der Wiederholungsprozess führt wiederum zu einer<br />

kulturellen Auswahl, da im kollektiven Gedächtnis solch positiv assoziierten Praktiken<br />

die größte Chance haben, sich zu verankern.<br />

„Flow ist ein Gefühl, das der Mensch entwickelt hat, um<br />

Handlungsmuster zu erkennen, die es sich zu kultivieren und den<br />

Nachkommen weiterzugeben lohnt.“ (ebd., 49)<br />

Vermag eine nennenswerte Anzahl an Individuen „im Vollzug ihrer jeweiligen sozialen<br />

Rollen das Flow-Erlebnis nicht integrieren“ (Mihaly Csikszentmihalyi 1995a, 383),<br />

dann wird die Weitergabe kultureller Werte und Praktiken behindert. An diesem Punkt<br />

stehen wir heute in vielen Themenfeldern - u.a. dem der Bildung.<br />

„Auf lange Sicht kann ein langweiliges System schlicht nicht<br />

bestehen. Jede Gesellschaft ist wesentlich dadurch gekennzeichnet,<br />

wie sie Möglichkeiten für Erfahrungen kreativen Selbstausdrucks<br />

institutionalisiert.“ (Mitchell 1995, 74)<br />

Das Flow-Prinzip zu begreifen, erleichtert es zu erkennen, welche Institutionen eher<br />

Ordnung im Bewusstsein hervorrufen und welche eher Unordnung initiieren. Aus<br />

diesen Analysen liesse sich dann die Richtung der soziokulturellen Evolution erahnen<br />

(vgl. Massimini, Mihaly Csikszentmihalyi, und Delle Fave 2008).<br />

Zusammengefasst bedeutet dies: Flow ist ein entscheidender Faktor zur<br />

Weiterentwicklung der kulturellen Entwicklung. Sollen Menschen selbstbestimmt ihre<br />

Chancen zur Teilhabe an der Netzwerkgesellschaft wahrnehmen, ist nicht nur ein<br />

offener Umgang mit aktuellen IKT-Technologien notwendig, sondern eine intrinsisch<br />

motivierte Entwicklung spezifischer, an der Person haftender Persönlichkeitsfaktoren<br />

und das Einbringen der eigenen Kreativität in die Netzwerkgesellschaft gefordert. Über<br />

die kontinuierliche Anpassung neuer Fähigkeiten an wachsende Herausforderungen<br />

entsteht Ordnung im individuellen wie kollektiven Bewusstsein, das institutionell<br />

störende Faktoren zu identifizieren vermag und entsprechende Alternativen für die<br />

eigene Weiterentwicklung sucht. Über diesen Weg könnten sich auch „strukturell<br />

irrelevante“, sozial exkludierte Personen und Producers of high volume wieder aktiver<br />

als Residents der digitalen Netze ins Spiel einbringen. Auch um die weitere<br />

Entwicklung der Weltgesellschaft nicht den herrschenden oder technologischen Eliten<br />

der Producers of high value zu überlassen, die persönlich mitunter selbst nur als<br />

Visitors, Tourists oder gar Aliens in den Netzen aktiv sind und lediglich den<br />

Regelkreisen des Automaton folgen.

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