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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 131<br />

weniger interessiert- zu, wie sich herrschende sozio-ökonomische und sozio-politische<br />

Interessen auch in diesem Raum versuchen durchzusetzen. Aber, wie entsteht die<br />

erforderliche intrinsische Motivation, nicht nur existierende Mensch-Maschine-<br />

Schnittstellen als Visitors oder Tourists zu nutzen, sondern auch die persönliche<br />

Fähigkeit aufzubauen, autotelische Aktivitäten in digitalen Netzen zuzulassen?<br />

Daniela Schlütz zeigt in einer Untersuchung des Flow-Erlebens beim Computerspiel<br />

auf, dass das Spielen eine autotelische Handlung ist, die intentional und<br />

selbstzweckhaft ausgeübt wird. Handlung ist Voraussetzung für Flow-Erleben, um<br />

einen negentropischen Zustand zu erreichen. Insofern bedarf es der Interaktivität, um<br />

als Bildschirmspiel eine handelnde Auseinandersetzung zu ermöglichen. Erst wenn<br />

Handelnde die Steuerung über ihre Spiel-Agenten erhalten, ist Immersion möglich<br />

(vgl. Schlütz 2002, 26:28f.). Wie könnten diese spielerisch generierten Flow-Zustände<br />

auch in anderen Zusammenhängen erlebt werden? Mihaly Csikszentmihalyi führt der<br />

Kulturhistoriker Johan Huizinga (1939) an, der erkannte, dass alle „ernsthaften“,<br />

gesellschaftlichen Institutionen (Wissenschaft, Jurisprudenz, Künste, Religion,<br />

Militär) als Spiele starteten. So resultierte die Wissenschaft in jeder Kultur aus dem<br />

Rätselwettstreit, der einen wesentlichen Teil des Opferkultes darstellte und in dem<br />

Menschen sich wechselseitig herausforderten, größtenteils unter Einsatz ihres Lebens<br />

(Huizinga 1987, 13). Auch der Soziologe Richard G. Mitchell, Jr. zeigt auf, wie die<br />

wissenschaftliche Neugier sich aus derselben Quelle speist wie das ursprüngliche Spiel:<br />

„Kreative Handlungen jeder Art und jedes Niveaus (...) setzen eine<br />

Bereitschaft voraus, sich auf flüchtige, fließende Prozesse<br />

einzulassen und das eigene Selbst Kräften zu überlassen, die nicht<br />

unter der eigenen Kontrolle stehen.“ (Mitchell 1995, 74)<br />

Insofern sei jedes kreative Leben sowohl anspruchsvoll als auch herausfordernd und<br />

anstrengend zugleich. Das Leben in Sicherheit ohne Stress ermögliche kein Flow-<br />

Erleben (ebd., 75). Eine autotelische Persönlichkeit fördert die Entstehung von<br />

Kreativität, weil sie sich nicht an extrinsischen Belohnungen orientiert - vielmehr<br />

motiviert sie sich intrinsisch (Mihaly Csikszentmihalyi 1995a, 388). Flow entsteht<br />

dann, wenn eine Erfahrung als Selbstzweck gemacht wird. Jede primäre<br />

Instrumentalisierung des Flow-Konstrukts als Mittel zur Erreichung anderweitiger<br />

Ziele, muss nach Mihaly Csikszentmihalyi zum Scheitern verurteilt sein bzw. geht in<br />

dem Moment das Flow-Erlebnis verloren (ebd., 389).<br />

„Klare Ziele, überdurchschnittliche Anforderungen, abgestimmt auf<br />

die eigenen Fähigkeiten, und eindeutige Rückmeldungen tragen<br />

zusammen dazu bei, daß eine Person in ihrer Aktivität aufgeht. (…)<br />

Dies ist der geordnete, negentropische Bewusstseinszustand, den wir<br />

Flow genannt haben.“ (Mihaly Csikszentmihalyi 1995b, 48)<br />

Dieser Zustand bestätigt dem Menschen in vergnüglicher Weise die Ordnung des

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