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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 129<br />

bespielten Netzwerke.<br />

Vielleicht besteht die Gefahr, im Machtspiel selbst eine Flow-Erfahrung zu generieren,<br />

so dass der Machterhalt oder gar die Machtausdehnung zur zentralen Antriebsfeder<br />

werden. Allerdings zeichnet eine autotelische Persönlichkeit aus, nicht die Kontrolle<br />

über andere, sondern das Eintauchen in eine autotelische Aktivität als zentrales Motiv<br />

des Handelns anzustreben. Indem Flow-Erfahrungen zwar ein Feedback verlangen,<br />

um das intendierte Ziel zu erreichen, könnten kontrollierte Personen vielleicht als<br />

positive Belohnung verstanden werden - dies aber nur als Mittel zum Zweck. Es liesse<br />

sich daraus schliessen, dass nicht die konkrete Machtausübung zum Flow-Erleben<br />

einer autotelischen Person beiträgt, wohl aber das Machtstreben, das sich bereits im<br />

Moment des Zielerfolges selbst überholt hat. Macht als Selbstzweck kann kein Flow-<br />

Erleben provozieren - lediglich als temporäres Mittel.<br />

Andererseits besteht die Gefahr, langfristige Ziele nicht realisieren zu können, da die<br />

Person die Rahmenbedingungen des Tuns aus den Augen verliert und in den<br />

konkreten autotelischen Aktivitäten aufgeht. Diese weltvergessene Verfolgung eigener<br />

Ziele kann allerdings bei einer autotelischen Persönlichkeit nur im Stadium der<br />

selbstbezogenen Integrität zutreffen - im Zuge ihres eigenen Komplexitätsaufbaus wird<br />

die Person sich bald der Welt außerhalb ihrer eigenen Grenzen zuwenden. Ein auf sich<br />

zentriertes Selbst kann demgegenüber nicht komplexer werden, weil es aufgrund der<br />

Konzentration auf die unmittelbaren Ziele an psychischer Energie fehlt, Neues zu<br />

lernen.<br />

Bleibt die Frage, ob das Flow-Erleben kulturell bestimmt oder universale Gültigkeit für<br />

sich beanspruchen kann: Csikszentmihalyi meint, die Dynamik des Erlebens, die<br />

Freude hervorbringt, sei in allen Kulturen vergleichbar. Es könnten lediglich<br />

interkulturelle Unterschiede konstatiert werden, was die konkreten Inhalte der<br />

Aktivitäten anbelange, die Flow hervorbringen. Das Prinzip selbst gelte universell,<br />

denn es handelt sich beim Flow um „Konfektionsware des Lebens“ und kein<br />

Luxusempfinden (Mihaly Csikszentmihalyi 1995a, 379).<br />

„Die wichtigsten Dimensionen des Flow-Erlebnisses - das intensive<br />

Eingebundensein, die hohe Konzentration, die Eindeutigkeit der Ziele<br />

und der Rückmeldungen, der Verlust des Zeitgefühls, die<br />

Selbstvergessenheit und Selbst-Transzendenz, die alle zusammen zur<br />

autotelischen, d.h. zur intrinsisch belohnenden Erfahrung führen -<br />

gehören in mehr oder weniger der gleichen Form zum Erfahrungsgut von<br />

Menschen in aller Welt.“ (ebd., 378)<br />

Zusammengefasst deutet sich an, dass autotelische Persönlichkeiten ideale<br />

Netzwerkknoten in der Netzwerkgesellschaft sind. Aufgrund ihrer selbst definierten<br />

Zielsetzungen grenzen sie ihre zusehends komplexer werdende Identität gegen den<br />

Herrschaftsanspruch des Netzes ab. Sie nutzen Netzwerke, wann immer es ihren

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