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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 127<br />

Sinn.<br />

„Die 'digitale Elite' setzt sich aus Akteuren zusammen, die<br />

mehrheitlich am Projekt einer personalen Identität festhalten. Wer<br />

in diesem Kreis nach Vertretern einer postmodernen Ich-Auflösung<br />

sucht, sollte sich auf Enttäuschungen gefasst machen. Es mag paradox<br />

klingen, aber allem Anschein nach entsteht eine besonders stabile<br />

Identität gerade im Umgang mit einer Maschine, die ungeahnte<br />

Spielräume der Kontingenz und der Verunsicherung öffnet.“ (Ellrich<br />

2002, 110)<br />

Gleichzeitig sind die sich herausbildenden, kulturellen Charakteristika für eine Person<br />

im Rahmen der geteilten Kultur konstitutiv und beeinflussen deren Identität. Im<br />

Kontext des Wandels (re-)konfiguriert sich der stabile Kern ständig weiter und führt<br />

zur „Individuation“ (Giddens). Indem ständig neue Symbole und kulturelle Codes<br />

produziert und in die sozialen Organisationen und Institutionen diffundiert werden,<br />

entsteht das Machtpotential der „realisierten Virtualität“ (Castells). Castells<br />

diagnostiziert die oppositionellen, sozialen Bewegungen als Hauptquelle kollektiver<br />

Identität und als Schlüsselmotor sozialer Innovation.<br />

Neben der kulturellen Hegemonie auf gesellschaftlicher Ebene kennzeichnet Macht in<br />

der Netzwerkgesellschaft eine temporäre Beziehung, verwaltet in kurzfristigen<br />

Projekten. Macht demonstriert sich in der Einflussnahme auf die Zielsetzung des<br />

Netzwerkes oder in der Fähigkeit, als Verbindungsglied zwischen verschiedenen<br />

Netzwerken strategisch zu wirken, um Synergien zu entwickeln bzw. zu kontrollieren.<br />

Fehlt diese Möglichkeit, sich in der Netzwerkgesellschaft identitätsbildend<br />

einzubringen, ist die Gefahr gegeben, Opfer tradierter Werte und Codes zu werden, die<br />

von den Machtbeziehungen des space of places dominiert sind.<br />

Die IKT-Flows gewinnen dabei an Bedeutung, weil sie in die Institutionen<br />

hineinreichen und über deren Vermittlung neue Symbole der Sinnstiftung einfliessen<br />

können. 51 Hier konkurrieren auf globaler Ebene die Netzwerke des Wohlstands, der<br />

Macht, der Informationen und der Bilder, die im space of flows zirkulieren. Die<br />

technischen Potenziale der neuen Medien unterlaufen traditionelle Vermachtungen im<br />

space of places. Die „Internet-Galaxis“ mit ihrer zufälligen Mischung an Bedeutungen<br />

fordert die Subjekte heraus, ihre eigene Bedeutung zu finden und sich im<br />

kommunikativen Austausch von Symbolen auf elektronischer Grundlage einzubringen.<br />

Die alte „Gutenberg-Galaxis“ ist abgelöst und auch das alte Urheberrecht ist fortan<br />

nicht mehr an die Person gebunden, sondern an den Zeitgeist, der die Medien sich<br />

stetig verändernd im Kulturraum Internet kursieren lässt. Digitale Informationen<br />

können nicht mehr als geistiges Eigentum weitergereicht werden, da sie sich im<br />

zeitlichen Fluss bewegen - als Symbol, das sich zeitlich verändert und nicht mehr als<br />

51 Vgl. dazu Castells in Kap. 2.1.3

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