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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U se r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 125<br />

Zeit, es entstehen (teilweise unbeabsichtigte) Interaktionen zwischen den einzelnen<br />

Zeiten, die Störungen im flow of social time provozieren.<br />

Indem jede Person aber verschiedenen sozialen Netzwerken angehört, entsteht ein<br />

„vernetzter Individualismus“ (Wellman 2003) als soziales Muster, der das Zeiterleben<br />

individuell synchronisiert. Denn aus der Perspektive der in verschiedenen sozialen<br />

Netzwerken aktiven Person entsteht eine Binnenansicht, die einen individuell<br />

zugeschnittenen Zusammenhalt offenbart - zumindest, wenn sie sich in einem Flow-<br />

Zustand befindet und von daher in einem geordneten Bewusstseinszustand agiert. Ist<br />

dieser Flow-Zustand unterbrochen, schlägt die binäre räumliche Logik Castells' zu; die<br />

Person sieht von außen auf die verschiedenen Netzwerke und stört sich vielleicht an<br />

den unterschiedlichen Zeitrhythmen.<br />

Eine Zusammenfassung der Zeithorizonte sähe wie folgt aus:<br />

Neben der synchronen Zeit (Tag/Nacht, 24/7) existiert eine zeitlose Zeit der<br />

Netzwerkgesellschaft, vernetzte Zeiten mit jeweiliger Eigendynamik und eine<br />

individuelle Zeit, die zwischen den persönlich involvierten, vernetzten Zeiten switcht<br />

und möglichst die eigenen (Netzwerk-)Aktivitäten in einen Flow ohne Zeitempfinden,<br />

eine eigene zeitlose Zeit, fallen lässt. Die inter-subjektive Zeit wird in der<br />

Netzwerkgesellschaft von den individuellen Zeiten gesetzt, die als einzige eine<br />

verbindliche Synchronisation der sozialen Interaktion erlauben - wenn auch mitunter<br />

vermittelt über asynchrone Verbindungen der Netzwerke.<br />

Gleichzeitig lässt die Netzwerklogik nach Castells eine veränderte Verortung entstehen,<br />

die in einer nonlinearen Organisation mündet. Die Menschen interagieren in ihren<br />

diversen Netzwerken mit unterschiedlichen Zeitrhythmen und gestalten so den space<br />

of flows als primär geteilten Raum, der konsequenterweise auch den space of places<br />

verändert: Nur die Plätze, die ideale Sprungbretter in den space of flows bieten, sind<br />

geeignet, Netzwerkknoten zu bilden.<br />

Da Individuen in der Netzwerkgesellschaft nicht umhin kommen, sich als<br />

Netzwerkknoten anzubieten, um die Netzwerke mitzugestalten, ist zu untersuchen, wie<br />

hier ein individueller Flow entstehen kann. Voraussetzung wäre wohl, dass die Person<br />

überhaupt erst einmal andocken kann in der fragmentierten geographischen Ordnung,<br />

die der space of flows geschaffen hat. Dabei gilt es, die schwarzen Löcher individuell zu<br />

umgehen oder sozio-politisch zu überbrücken. Im digitalen Raum bedeutet dies, dass<br />

die individuelle Zielsetzung der Aktivität, die ein Merkmal des Flow-Begriffs<br />

Csikszentmihalyis ist, anschliessen können muss am physischen IKT-Netzwerk, um<br />

sich dort überhaupt als Netzwerkknoten eines zweckgerichteten, temporären<br />

Netzwerkes einrichten zu können. Erst dann kann sich der temporäre, persönliche<br />

Raum des Menschen im Flow-Zustand in den space of flows begeben und die<br />

individuelle Zeit kann über verschiedene Orte mitfliessen.<br />

Nun meint Castells, dass sich Menschen im lokalen Raum in einer anderen Zeit

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