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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w U s e r Ex p e r i e n c e a l s F lo w - An a l y s e 124<br />

in der man gerade aufgeht. Inwiefern dieser persönlich empfundene Zeitverlust<br />

überhaupt zur positiven Qualität der Aktivität beiträgt, ist derzeit noch fraglich (ebd.).<br />

Hingegen fördert Flow einen negentropischen Zustand (definiert als „Abwesenheit von<br />

kognitiven Dissonanzen“ nach Heisig und Rossig), in dem sich ein harmonisches<br />

Gleichgewicht zwischen den Inhalten des Bewusstseins und den individuellen Zielen<br />

der Person einstellt. Da dieser Zustand als so angenehm empfunden wird, versucht<br />

man immer wieder, diesen herbeizuführen (vgl. Schlütz 2002, 26:71). Dies ist<br />

Kennzeichen einer intrinsischen Motivation, die Personen durch die tatsächliche Zeit<br />

begleitet und sie ggf. ihre -der Flow-Erfahrung zugrunde liegende- Aktivität<br />

professionalisieren lässt (vgl. Mihaly Csikszentmihalyi 1995a, 387ff.).<br />

Auf persönlicher Ebene setzt dies allerdings die Fähigkeit voraus, die Elemente des<br />

Alltagslebens zu erkennen und zu kultivieren, die zur psychischen Negentropie<br />

beitragen, so dass möglichst viele Aktivitäten damit angereichert werden können.<br />

Insofern nützt dem Menschen alle freie tatsächliche Zeit nichts, wenn die Qualität des<br />

Erlebens -ggf. inklusive des Verlustes des Zeitgefühls- nicht entsprechend verbessert<br />

wird (ebd., 393f.).<br />

„So gesehen ist eine Gesellschaft, der es gelingt, sinnvolle<br />

Vorkehrungen für die Nutzung ihrer psychischen Energien zu treffen,<br />

eine Nutzung, die jede Handlung im täglichen Leben erfreulich macht<br />

und so vielen Menschen wie möglich ein differenzierteres Bewusstsein<br />

ermöglicht.“ (ebd., 394)<br />

Erst dann herrscht Chancengleichheit, wenn objektive Handlungsmöglichkeiten mit<br />

den subjektiven Fähigkeiten umgesetzt werden können und es der Person<br />

ermöglichen, ihr Potential zu entfalten und sich im Gleichklang mit der Welt zu fühlen<br />

(ebd.). Wenn diese gesellschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, spielt die<br />

objektive Zeit keine Rolle mehr - die Menschen bewegen sich im Zustand des<br />

optimalen Erlebens und vergessen mitunter ihre Zeit.<br />

Diese bewusste Auseinandersetzung mit der Aktivität, die sich nicht an externen<br />

Faktoren orientiert, sondern zum Selbstzweck zumindest in diesem Augenblick führt,<br />

entspricht der von Castells diagnostizierten zeitlosen Zeit (timeless time), die die<br />

Netzwerkgesellschaft charakterisiert. Die zeitliche Sequenzierung hat sich im mobilen<br />

Netz verflüchtigt, weil der Informationalismus als technologische Basis der<br />

Netzwerkgesellschaft verschiedene Netzwerke parallel existieren lässt, die -jede für<br />

sich- wiederum einer eigenen Zeittaktung folgen. Für die Gesellschaft existiert keine<br />

zeitliche Ordnung mehr, die als Orientierungsmarke gelten könnte. Insofern das<br />

Projekt des einzelnen Netzwerkes als Orientierung dient, entsteht durch die<br />

gemeinsame Zielsetzung der Netzwerkbeteiligten eine Verbundenheit, die als<br />

Kommunikationsebene innerhalb des Netzwerkes dient. Jetzt oder Nicht-Jetzt lautet<br />

die zeitliche Binarität jeden Netzwerkes. Dabei verfolgt jedes Netzwerk seine eigene

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