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Der ehemalige Hausierhandel der Erzgebirge - Geschichte-ana.de

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tabak bereitet und teils aus <strong>de</strong>m Orte selbst, teils aus Jöhstadt, Bärenstein, Satzung und Johanngeorgenstadt<br />

nach Böhmen gepascht, dort aber in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s verbreitet wer<strong>de</strong>.<br />

Die Bereitung von Arzneiwaren und <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemals sehr schwunghaft damit betriebene Han<strong>de</strong>l war<br />

aus kleinen Anfängen erwachsen. Wie in Thüringen, Schlesien und an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gebirgsgegen<strong>de</strong>n hatten<br />

die Bewohner zunächst heilsame Kräuter gesammelt und zu Thee zubereitet. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> frühern Seltenheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Apotheken und <strong>de</strong>m Mangel an Ärzten waren die Bewohner vor einigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

noch vielfach genötigt, gegen Krankheiten sogenannte Hausmittel in Anwendung zu bringen. In unsern<br />

Gebirge mochten beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwarzenberger Gegend schon im 16. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te von<br />

Frauen verschie<strong>de</strong>ne Kräuter zu Heilzwecken gesammelt und verkauft wor<strong>de</strong>n sein, <strong>de</strong>nn unter <strong>de</strong>m<br />

17. März 1564 erließ die Kurfürstin Anna an <strong>de</strong>n Schösser zu Schwarzenberg <strong>de</strong>n Befehl, <strong>de</strong>n<br />

„Kräuterweibern das vorzeitige Ausgraben zu untersagen, da dieselben die besten Kräuter und<br />

Wurzeln, welche <strong><strong>de</strong>r</strong> Kurfürst für sich graben lassen und zu gebrauchen beabsichtigt, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten<br />

Zeit ausgrüben und alles verwüsteten.“ In <strong>de</strong>n Nachrichten vom Bergflecken Bockau weist ferner<br />

M. Körner nach, daß man <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s dortigen Arzneihan<strong>de</strong>ls in die letzten Jahrzehnte <strong>de</strong>s<br />

16. o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts zu setzen habe. Daß es aber auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Orten Leute<br />

gab, welche sich bereits in jener Zeit mit <strong>de</strong>m Einsammeln von arzneilich nutzbaren Pflanzen<br />

beschäftigten, erfahren wir z.B. aus einer Mitteilung in Lehmanns 1699 gedruckt erschienem „Historischen<br />

Schauplatze“, nach welcher es in Neudorf „Kräuter und Wurzelhändler“ gab, die auch in<br />

ihren Gärten allerhand seltnere Gewächse zogen. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwendung heilkräftiger Kräuter zu verschie<strong>de</strong>nen<br />

Theen schritt man bald zur Anfertigung zusammengesetzter Arzneien fort. Damit<br />

beschäftigten sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge sogenannte „Laboranten“, welche im Besitze gewisser chemischer<br />

Kenntnisse waren und dies durch eine Prüfung nachgewiesen haben mußten. Sie erhielten darauf<br />

eine lan<strong>de</strong>sherrliche Konzession. Jedoch gab es daneben noch viele Personen, welche auch ohne<br />

Konzession Arzneimittel anfertigten und verkauften. Im Jahre 1782 waren in Bockau 20 Laboratorien<br />

im Gange; 1799 gab es daselbst 9 <strong><strong>de</strong>r</strong>artige konzessionierte Geschäfte; außer<strong>de</strong>m befaßten sich<br />

aber noch 41 Personen in <strong>de</strong>m Orte mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Herstellung von Arzneien o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Wurzel- und Kräuterhan<strong>de</strong>l.<br />

Im letztgenannten Jahre besaß Eibenstock 7 Laboranten. Im Jahre 1800 wer<strong>de</strong>n in<br />

Bockau 32 Laboranten teils mit, teils ohne Konzession und 1823 dagegen 9 konzessionierte und<br />

33 unkonzessionierte Laboranten genannt. <strong>Der</strong> letzte Laborant in Bockau starb 1860. Die Erlaubnis<br />

zu neuen <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Unternehmungen war schon seit einigen Jahren nicht mehr erteilt wor<strong>de</strong>n, da<br />

die zuständigen Behör<strong>de</strong>n gewillt waren, diesen Industriezweig nach und nach aussterben zu lassen.<br />

In <strong>de</strong>n ersten Jahrzehnten unsers Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts mögen sich im Obererzgebirge noch gegen 1700 Personen<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herstellung und <strong>de</strong>m Vertriebe <strong><strong>de</strong>r</strong> Arzneiwaren ernährt haben. In höchster Blüte<br />

stand bei<strong>de</strong>s gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vorigen und zu Anfang dieses Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, und die Hauptsitze <strong>de</strong>s<br />

Arzneihan<strong>de</strong>ls waren Bockau, Eibenstock, Sosa, Jöhstadt, Jugel, Neudorf, Crottendorf, Johanngeorgenstadt,<br />

Hundshübel, Stützengrün, Burkhardtsgrün, Steinhei<strong>de</strong>l, Friedrichsgrün, Lauter und<br />

Schneeberg. – In Sosa gab es 1790 einige 70 und 1823 sogar 107 Händler, von <strong>de</strong>nen 92 <strong>de</strong>m Bergmannsstan<strong>de</strong><br />

angehörten; die übrigen waren Tagelöhner, Schmie<strong>de</strong>- und Bäckergesellen. Vertreten<br />

waren unter <strong>de</strong>n Arzneiwaren- und Olitätenhändlern überhaupt noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Berufsarten, mehrfach<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Akten auch verabschie<strong>de</strong>te Soldaten genannt. Bockau besaß 1835 nur 9, 1837 aber<br />

10 konzessionierte Händler, abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong>de</strong>nfalls größeren Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, welche ohne<br />

Erlaubnisschein han<strong>de</strong>lten. Desgleichen wer<strong>de</strong>n im Jahre 1821 aktenmäßig aus Eibenstock gegen<br />

40, aus Johanngeorgenstadt 4, Hundshübel 10 und Burkhardtsgrün 6, in <strong>de</strong>m Jöhstädter Kaufbuche<br />

auf die Jahre 1752 bis 1769 aber 69 Arzneihändler genannt; das Schumannsche Lexikon von<br />

Sachsen dagegen führt an, daß es in letztgenannter Stadt 1817 über 100 Arzneihändler gegeben<br />

habe.<br />

Aus diesen statistischen Angaben, die noch vermehrt wer<strong>de</strong>n könnten, ist schon ersichtlich, wie<br />

ausgebreitet in früherer Zeit bis gegen die Mitte dieses Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts <strong><strong>de</strong>r</strong> obererzgebirgische Arzneiwarenhan<strong>de</strong>l<br />

gewesen sein muß. Einzelne Händler, welche beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s weite Absatzgebiete aufgesucht<br />

hatten, blieben zuweilen mehrere Jahre <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimat fern, da sie sich <strong>de</strong>n Bedarf von Zeit zu<br />

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