Der ehemalige Hausierhandel der Erzgebirge - Geschichte-ana.de

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wisser Peterb Weydenhammer aus Franken aus diesem Kobalt eine blaue Farbe bereitet, der Glasmacher Christoph Schürer aus dem böhmischen Städtchen Neudek die Herstellung aber zwischen den Jahren 1540 und 1560 vervollkommnet habe. Es entstanden die ersten „Farbmühlen“ als anfänge der jetzigen, mit den Hilfsmitteln der Chemie arbeitenden Blaufarbenwerke. Anfänglich und besonders so lange, als nicht der Kobalthandel durch die Kurfürsten Christian II., Johann Georg I. und III. infolge gesetzlicher Bestimmungen beschränkt worden war, bekümmerte man sich, wie Engelhardt in seiner Erdbeschreibung von Kursachsen (I. 178) sagt, von seiten der Regierung gar nicht um die neue, aus Kobalt gewonnene blaue Farbe; als aber in Holland die Erfindung vervollkommnet worden war, ließ Joh. Georg I. zwei „Farbmacher“ von dorther kommen und bei Schneeberg „Farbmühlen“ anlegen. Dadurch wurden die bei Platten entstandenen kleinen Werke zugrunde gerichtet. Vor dieser Zeit bewegte sich also wahrscheinlich der Verkauf der neuen blauen Farbe teilweise in ähnlichen Bahnen, wie das später mit dem Absatze anderer mineralischer Farben der Fall war. Unter den von erzgebirgischen Hausierern geführten Waren werden wiederholt auch Farben genannt. So gab z.B. der Paß eines Einwohners aus Bockau noch in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts außer Viehpulver auch blaue Farbe an, womit der Betreffende handeln durfte. Einige Jahre früher hatten Bockauer Laboranten, welche bereits verschiedene Säuren und Salze, wie Vitriolöl, Salpetersäure, Bleizucker, Glaubersalz, u.s.w. fertigten, mit Erfolg um die Erlaubnis nachgesucht, auch Bergblau, Berliner Blau, Mineralblau, Berggrün, Braunschweiger Grün, Casseler Gelb, Grünspan, Neurot, Frankfurter Schwarz, Bleiweiß und einige andere Farben herstellen zu dürfen. Wenn nun auch diese Erzeugnisse vielfach auf Bestellung geliefert wurden, so war es doch nicht ausgeschlossen, daß dieselben im Kleinhandel durch „Landreisende“ ebenfalls zum Vertriebe kamen. Die Herstellung der bis jetzt genannten Produkte steht mehr oder weniger mit dem Bergbaue in Verbindung. Eine Erwähnung verdient schließlich auch noch die Gewinnung des Vitriolöls obschon dieses wohl kaum ein Gegenstand gewesen ist, welchen die hausierenden Händler mit sich führten. Möglich ist es aber doch, daß einzelne von ihnen in späterer Zeit, da sich auch Handwerker, Holzarbeiter und Bauern mit der Herstellung des Öls befaßten, den Verkauf vermittelten. Im Jahre 1783 war infolgedessen der Preis für ein Pfund des Vitriolöls auf 5 Groschen gesunken und der Betrieb in vielen Brennereien, welcher einige Jahrhunderte vorher einen lebhaften Aufschwung genommen hatte, wurde deshalb gänzlich eingestellt. Im Jahre 1740 befanden sich im Erzgebirge nur die beiden Vitriolbrennereien zu Beierfeld und Geyer, 1756 gab es bereits 10 derselben, aber zu Ende des vorigen Jahrhunderts waren nur noch 5 vorhanden. Mit der Gewinnung des Vitriolöls war zugleich die des Schwefels verbunden. Zur Herstellung beider benutzte man die Eisen- und Kupferkiese, welche z.B. besonders auf Stamm Asser am Graul bei Schwarzenberg gefunden wurden. Nachdem dieselben gewaschen worden waren, kamen sie in den langgebauten und mit eingemauerten thönernen Röhren versehenen Brennofen. In diesen Röhren schied sich der Schwefel von dem Eisen oder Kupfer der Kiese und sammelte sich in eisernen Kästen, wo er erstarrte. Es war dies der sogenannte „rohe Schwefel“, welcher dann ebenfalls in eisernen Gefäßen „geläutert“, d.h. gereinigt und darauf für Pulvermühlen u.s.w. in runde Stangen gegossen wurde. In dieser Form kam er wohl durchgängig nur auf Bestellung in den Handel. Nebenbei aber wurden aus ihm auch beim „Läutern“ verschiedene Figuren, wie Bären, Hunde, Katzen u.s.w. gegossen, die dann mit den Schwefelfäden wohl vorzugsweise Gegenstände des Klein- und Hausierhandels waren. Zur Herstellung der Schwefelfäden, welche in einer Zeit, da man sich zum Feuermachen noch des Stahls, Feuersteins und der Zunderbüchse bediente, in den Haushaltungen nicht zu entbehren waren, schmolz man den Stangenschwefel in Pfannen und zog Garnfäden durch, an denen der erstarrte Schwefel haftete. Die bei der Gewinnung desselben in den Röhren zurückbleibenden Teile nannte man „Abbrände“. Aus ihnen bereitete man wie aus den Eisenkiesen den Eisenvitriol, aus Kupferkiesen dagegen Kupfervitriol. Das Vitriolöl wurde dagegen nur aus den Eisenkiesen gebrannt. (Engelhardt a.a.O. II. 209-213.) Es ist wohl anzunehmen, daß einzelne unserer hausierenden Erzgebirger auch = 4 =
die beiden genannten Salze mit sich führten, und zwar besonders in jener Zeit, als auch Eigenlöhner zahlreiche kleine Vitriol- und Schwefelbrennereien eingerichtet hatten und mehr Abnehmer, deren Bedarf zwar meist kein großer war, gesucht werden mußten. Den Landreisenden, welche im Hausierhandel Produkte verkauften, die in näherer oder entfernterer Beziehung zum Bergbaue standen, können wir schließlich auch diejenigen Leute zugesellen, welche mit Nachbildungen von Berg- und Pochwerken umherzogen, um sie bei Jahrmärkten auf den Straßen, oder in Wirtsstuben vor den Gästen, sowie ganz besonders in den Schulen unter einer eingelernten, eintönig vorgetragenen Erklärung zu zeigen. Noch vor 50 bis 60 Jahren sahen Jugend und Erwachsene im Niederlande einem sich daselbst in seiner Tracht zeigenden Bergmanne mit unverkennbarer Teilnahme nach; die Verkehrsverhältnisse waren ja zu dieser Zeit noch solche, daß es in kleinern, vom Erzgebirge entfernteren Orten nur wenige Leute gab, welche unser Gebirge besucht und Berg-, Poch- und Hüttenwerke gesehen hatten. Damals waren die Darstellungen von Bergwerken für die Jugend im Norden und Osten unseres Vaterlandes wirkliche Bildungsmittel, und den damit umherreisenden bergfertigen, d.h. infolge ihres Alters oder eines Gebrechens nicht mehr anfahrenden Berglauten wurden die Thüren der Schulzimmer von den Lehrern gern geöffnet. Hergestellt wurden solche kleine Nachbildungen von Bergwerken, in denen meist alles von Bleiglanzpapier funkelte, hauptsächlich in Johanngeorgenstadt. Sie befanden sich abteilungsweise in einem auf dem Rücken zu tragenden hölzernen Kasten, und die Figuren waren meist beweglich. Da sah man die Pochjungen ebenso wie die an Ort arbeitenden Häuer, der Hunt mit den Erzen wurde durch den Stollen gefahren, das Kunstgezeug bewegte sich, und das Glöckchen auf dem Huthause tönte nach gewissen Pausen. In genannter Stadt wurden außerdem kleine Bergwerke kunstvoll in gläsernen Flaschen aufgebaut. Man brachte dabei die einzelnen Teile mühevoll durch den engen Hals der Flasche und leimte sie in gehöriger Ordnung zusammen. Dann wurde der Stöpsel in den Hals gedreht und unten mit Riegeln und einem Vorlegeschlosse versehen. Auch letzteres konnte nur in einzelnen Stücken geschehen, weshalb man den Stöpsel ausgehöhlt und nach der Fertigstellung des Verschlusses wieder mit Holz ausgefüllt und Farbe überstrichen hatte. Auch die Figuren in der Flasche waren nicht selten beweglich; die Fäden waren durch kleine, von dem Verfertiger des Kunstwerkes selbst in die Flasche gebohrte Löcher gezogen. Solche kleine Bergwerke wurden auch zum Verkauf angefertigt. Außerdem machte man zu diesem Zwecke in Johanngeorgenstadt auch hölzerne Kronleuchter mit einzelnen Darstellungen aus Bergwerken, große hohle Bergleute, in denen kleine Bergwerksmaschinen Platz fanden, oder man brachte kleine Bergleute innerhalb der Hälften großer Wallnüsse (sogen. Pferdenüsse) unter. Ein besonders geschickter Bergschmied in genannter Stadt fertigte alle beim Bergwerke vorkommenden Gerätschaften und Instrumente von Eisen und Holz so fein, daß sie sämtlich in ein Behältnis von 6 Zoll Höhe und 4 Zoll Weite gelegt werden konnten. (Engelhardt a.a.O. I. 199.) Alle diese Gegenstände, abgesehen von den zuerst erwähnten, in großen Kästen untergebrachten Bergwerken, wurden von Händlern besonders in Gegenden vertrieben, wo es keine Bergwerke gab. Manches Kind ist früher am Weihnachtsfeste damit beglückt worden. Als in einzelnen Gegenden unsers Gebirgs die beginnende geringere Ausbeute an Metallen nicht so viel Menschen wie früher zu ernähren vermochte, wurden die letzteren allmählich genötigt, sich andern Erwerbszweigen zuzuwenden. Zunächst bot ihnen das bei dem noch großen Waldreichtume billig zu beschaffende Holz dazu Gelegenheit. Die im östlichen Gebirge heimische Holzwarenindustrie entwickelte sich aus kleinen Anfängen. Da der Bergbau in Seifen und Umgegend seinem Aussterben entgegenging, fingen zunächst die Bergleute an, verschiedene kleine Gegenstände, wie Schachteln, Nadelbüchsen, Knöpfe, Spindeln u.s.w. aus Buchen-, Ahorn- und Fichtenholz zu verfertigen, und sie schritten dann zu den einfachsten Kinderspielsachen fort. Noch am Anfange dieses Jahrhunderts gab es im ehemaligen Amte Lauerstein eine Menge Familien, in denen alle Glieder, vom fünf- und sechsjährigen Kinde an bis zum Großvater, teils das ganze Jahr hindurch, teils nur im Winter Schachteln machten. Geschah der Vertrieb derselben an Apotheker, Drechsler und Spielwarenfabrikanten zu dieser Zeit zwar vorzugsweise durch Aufkäufer (Engelhardt a.a.O. II. 2), so ist dennoch anzunehmen, obschon mir darüber sichere Nachrichten fehlen, daß man = 5 =
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