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Der ehemalige Hausierhandel der Erzgebirge - Geschichte-ana.de

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So wur<strong>de</strong> das bei <strong>de</strong>m ersten Vordringen <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen noch einsame Gebirge immer bevölkerter,<br />

die auf seiner nördlichen Abdachung und an seinem Fuße einst zum Schutze gegen die<br />

slavischen Einfälle und Erhebungen gebauten festen Burgen, <strong>de</strong>nen sich sehr bald die Häuser ackerbautreiben<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bewohner angeschlossen hatten, waren nicht mehr die einzigen Stätten, welche die<br />

Wildnis unterbrachen, und dazu kamen noch die über das Gebirge führen<strong>de</strong>n Straßen, an die sich, so<br />

beschwerlich ihre Benutzung auch für Lasttiere und Wagengespanne Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te lang war, doch<br />

die Kultur <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns allmählich anfügte.<br />

Hatte unser Gebirge bis dahin <strong>de</strong>n Charakter eines Waldgebirges bewahrt, was ja auch noch<br />

gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters die Benennung „Böhmische Wäl<strong><strong>de</strong>r</strong>“ und „Böhmischer Wald“ zum<br />

Ausdrucke brachten, so trat später seine Eigentümlichkeit als erzreiches Gebirge immer bestimmter<br />

hervor. Nach<strong>de</strong>m man im 16. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te einzelne seiner Teile als „die <strong>Erzgebirge</strong>“ bezeichnet<br />

hatte, entwickelte sich später und zwar erst gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. und am Anfange <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jetzt allgemein gebräuchliche Name „<strong>Erzgebirge</strong>“ für <strong>de</strong>n gesamten Gebirgszug.<br />

Grün<strong>de</strong>te sich diese Benennung vorzugsweise auf die reichen Anbrüche von Silbererzen, so waren<br />

doch neben diesen auch Kupfer, Zinn, Blei, Kobalt und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Metalle gewinnbringen<strong>de</strong> Ausbeuten,<br />

welche man aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe gewann, und ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s grün<strong>de</strong>ten sich auf <strong>de</strong>m Vorkommen<br />

von Eisenerzen mehrere über unser Gebirge ausge<strong>de</strong>hnte Industrien. Ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Bergbau auf Eisenerze<br />

ist bei uns vielleicht viel älter als <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Silber und reicht in seinen ersten, wenn auch noch unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Anfängen je<strong>de</strong>nfalls bis in die Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründung slavischer Ansie<strong>de</strong>lungen am Fuße und<br />

Nordabhange <strong>de</strong>s Gebirges zurück. Die Gewinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisenerze aber zog die Anlage von Hohöfen,<br />

Hammerwerken, Blechhämmern und Drahtziehereien nach sich. <strong>Der</strong> ausge<strong>de</strong>hntere Bergbau<br />

auf Eisenerze und die damit zusammenhängen<strong>de</strong> Industrie begann bei uns in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Hälfte <strong>de</strong>s<br />

14., einen weitern Aufschwung gewannen bei<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, aber<br />

schon am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts gingen einzelne Hammerwerke infolge <strong>de</strong>s bereits merklichen<br />

Holzmangels wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein. Entstan<strong>de</strong>n waren z.B. die Eisenhämmer zu Raschau und Steinbach um<br />

1400, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu Elterlein 1500, zu Breitenhof 1570, Ober-Rittersgrün 1584, Wil<strong>de</strong>nthal 1598, Wittigsthal<br />

1640, Carlsfeld 1679, und ihnen allen schlossen sich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Werke o<strong><strong>de</strong>r</strong> Blechhämmer noch<br />

in Mul<strong>de</strong>nhammer, <strong>de</strong>ssen Ursprung man selbst bis in die Sorbenzeit zurückverlegt, in Morgenröthe<br />

und Tannenbergsthal (bereits im 15. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te), Erla, Pfannenstiel, Schönhei<strong>de</strong>, Schmie<strong>de</strong>berg,<br />

Thalheim und Einsie<strong>de</strong>l an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwönitz, Einsie<strong>de</strong>l Sensenhammer und Wiesenthal im höheren Gebirge<br />

und zahlreiche an<strong><strong>de</strong>r</strong>e an. Wie sehr aber durch diese Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Holzreichtum <strong>de</strong>s Gebirges<br />

abgenommen hatte, erfahren wir unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em aus einer Bemerkung <strong>de</strong>s Eibenstocker Chronisten<br />

Oettel vom Jahre 1748: „Die Hammerwerke haben die Waldungen schon zu versilbern gewußt,<br />

aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong>gestalt dünn gemacht, daß man sich vor keine Bären und Wölfe mehr fürchten darf“.<br />

Dennoch war <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisenbergbau ein Segen für unser Gebirge; zahlreiche Bewohner fan<strong>de</strong>n nicht nur<br />

unmittelbar bei <strong>de</strong>mselben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong>de</strong>n Hammerwerken, Walz- und Drahtwerken, sowie<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> weiteren Bearbeitung <strong>de</strong>s Eisens und Stahls zu Löffeln, Nägeln, Na<strong>de</strong>ln, Schnei<strong>de</strong>werkzeugen<br />

und dgl. Beschäftigung und Brot.<br />

Zur Herstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Löffel bezog man früher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwarzenberger Gegend das in Stäben geschmie<strong>de</strong>te<br />

Eisen von <strong>de</strong>n Hammerwerken; die Plattenschmie<strong>de</strong> verfertigten daraus Platten, die Löffelmacher<br />

teuften dieselben auf einem Ambosse in stählernen Formen aus, und endlich wur<strong>de</strong> die<br />

auf diese Weise geformte Ware verzinnt und gescheuert, um unter <strong>de</strong>m nicht völlig zutreffen<strong>de</strong>n<br />

Namen „Blechlöffel“ in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l gebracht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie die eigentlich aus Eisenstäben geformten sogenannten „Blechlöffel“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzinnung unterworfen<br />

wur<strong>de</strong>n, so geschah dies auch mit <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>n Blechhämmern gelieferten schwarzen<br />

Eisenbleche. Das Zinn lieferte unser Gebirge in auskömmlicher Menge, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>ssen Erz teils<br />

durch Grubenbau in Altenberg und Geyer, teils durch die beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Eibenstocker Gegend und<br />

auf <strong>de</strong>m Gebirgskamme zwischen Gottesgab und Platten schon seit alter Zeit betriebene Seifenarbeit<br />

gewonnen wur<strong>de</strong>.<br />

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