Pedal To The Medal Oliver Koletzki Andrea Rosso - PROUD Magazine
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stageplight<br />
Es ist der Moment der Wahrheit.<br />
Du hast in der Nacht kein Auge<br />
zugedrückt. Der Lehrer bittet Dich<br />
nach vorne. Du musst das Gedicht<br />
aufsagen, das Du auswendig gelernt<br />
hast. Du sitzt im Matheunterricht und<br />
wartest 45 Minuten lang ungeduldig<br />
auf das Pausengeläute, die Befreiung.<br />
Nein, doch nicht. Du wirst an die Tafel<br />
gebeten. Die Formel muss noch gelöst<br />
werden. „Aber ich habe mich doch<br />
gar nicht gemeldet!“ Du präsentierst<br />
Dich dem aufmerksamen Publikum.<br />
Du folgst dem Rat Deiner Freunde<br />
und stellst Dir die – idealerweise<br />
auch noch anonyme – Menge nackt<br />
vor. „Großartig. Danke für den<br />
wohlgemeinten Rat!“<br />
Selbst den renommiertesten<br />
Rampensäuen sind Lampenfieber,<br />
gar Bühnenangst, wohl kaum fremd.<br />
Was passiert jedoch, wenn Du willst,<br />
aber einfach nicht kannst? Die<br />
allgemeine Angst entwickelt sich zu<br />
einer regelrechten Phobie und Du hast<br />
keine Lust auf Märtyrerspielchen.<br />
Du machst Musik, hast Dich aber<br />
gehütet, den DJ-Titel vor Deinem<br />
Pseudonym zu platzieren. Zu Deinen<br />
Kumpels zählen die Leitwölfe Berliner,<br />
Deutscher und internationaler<br />
22 chat<br />
Tanzparkette. Künstler, Managements,<br />
Labelbosse und Bookingfüchse feiern<br />
Dich. Fans wollen sich um Dich<br />
scharen. Immer mehr Remixanfragen<br />
erreichen Dich. Deine Popularität<br />
wächst. Du bist der Insider-Tipp. Sie<br />
wollen nicht nur Deine Musik, sie<br />
wollen Dich.<br />
Für den Berliner Siriusmo ist dies<br />
inzwischen Alltag. Ist er nicht<br />
gerade im Studio, dann ist er am<br />
Malen, von Leinwänden bis hin zu<br />
Sprungschanzen auf BMX-Parcours.<br />
Veröffentlichungen hat er schon<br />
einige unter seinem Gurt. Sein stetig<br />
wachsendes Remix-Repertoire, um<br />
mal ein wenig Namedropping zu<br />
betreiben, reicht von Kool Keith alias<br />
Dr. Octagon, Simian Mobile Disco und<br />
Yelle über Digitalism, Modeselektor,<br />
Housemeister, Munk, Bodi Bill und<br />
Ben Mono bis zu David Rubato und<br />
Sido. Live-Auftritte kommen für<br />
Siriusmo jedoch weiterhin nicht<br />
in Frage. Anfragen werden stets<br />
abgelehnt, mit dem Resultat, dass<br />
alle noch mehr nach ihm lechzen. Zu<br />
Recht, wie wir finden.<br />
Sein Klang ist anders, sein Stil<br />
elektronisch. Seine Arrangements sind<br />
eingängig melodisch, teils wuchtig,<br />
teils niedlich, aber auch humorvoll<br />
und grundsätzlich upbeat. Er arbeitet<br />
viel mit Synthesizern und Keyboards.<br />
Seine Platten kaufe ich inzwischen<br />
blind. So groß ist das Vertrauen in<br />
die Qualität und den Einfallsreichtum<br />
seiner Produktionen. Demnächst steht<br />
eine Veröffentlichung auf dem neuen<br />
Label Monkeytown Records an: „<strong>The</strong><br />
Uninvited Guest“. Zusätzlich soll<br />
dieses Jahr noch sein Debütalbum<br />
fertig werden. Wir haben Siriusmo<br />
am Märchenbrunnen getroffen, ein<br />
Gespräch, das uns seitdem nicht mehr<br />
aus dem Kopf geht.<br />
Wie alt bist du?<br />
32.<br />
Wo bist du geboren?<br />
In Köpenick.<br />
Du hattest zuerst in einer Punk-Band<br />
gespielt, richtig?<br />
Ja, genau. Anfangs hießen wir <strong>To</strong>bsucht<br />
und später Sirius. Wir waren von<br />
der Einstellung nicht Standard-Punk,<br />
sondern standen eher auf dieses<br />
70er Zeug. Punk war eher dieses<br />
Lebensgefühl: mit 15, 16 Jahren<br />
möglichst von Zuhause weg, Schule<br />
aufhören… Vielleicht waren wir einfach<br />
Assis. Wir hatten eine schöne Bude,<br />
haben ein bisschen ’rumgerotzt und<br />
Musik gemacht.<br />
Und deine musikalische Vorbildung?