Diese Ausgabe komplett als PDF - Studi38

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07.03.2013 Aufrufe

Braunschweig | Wolfenbüttel Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg Ausgabe 9 | Sommersemester 2012 Brave new Work Von der entgrenzung der Arbeit in der dienstleistungsgesellschAft dAumen rAus! Per Anhalter von Braunschweig nach Istanbul doktor ehrenhAlber Es gibt viele Wege zum Titel, und nicht jeder ist steinig ich will nur spielen! Von der Sucht und der Zukunft der Computerspiele

Braunschweig | Wolfenbüttel<br />

Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg<br />

<strong>Ausgabe</strong> 9 | Sommersemester 2012<br />

Brave<br />

new Work<br />

Von der entgrenzung der Arbeit<br />

in der dienstleistungsgesellschAft<br />

dAumen rAus!<br />

Per Anhalter von Braunschweig<br />

nach Istanbul<br />

doktor ehrenhAlber<br />

Es gibt viele Wege zum Titel,<br />

und nicht jeder ist steinig<br />

ich will nur spielen!<br />

Von der Sucht und der<br />

Zukunft der Computerspiele


Finanzen im Kopf. Benzin im Blut.<br />

Unser Konzern baut das Auto. Damit es auf die Straße kommt, regeln wir die Finanzen. Mit rund 10.000 Mitarbeitern<br />

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Einfach mal<br />

„Nein“ sagen …<br />

Zum Beispiel, wenn Chefs oder<br />

Kommilitonen wieder<br />

Berge von Arbeit abwälzen<br />

wollen oder am Ende tatsächlich noch<br />

3 Prozent zu 110 fehlen. Unser Tipp:<br />

Springt raus aus dem Hamsterrad und<br />

rein ins (Privat-)Leben. Selbst „Work<br />

hard – play hard“ – das Mantra der (Berufs-)Überflieger hat<br />

schließlich ein Herz für richtig harten Zeitvertreib. Und<br />

weil die <strong>Ausgabe</strong> nach diesen letzten Sätzen fertig ist, werden<br />

wir uns jetzt kollektiv zurücklehnen, den EM-Sieg bejubeln<br />

und ganz klischeehaft die Chemie des Bieres wirken<br />

lassen. Also bitte nicht vergessen: Daumen raus, hoch hinaus<br />

und gebt dem Affen Zucker …<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Holger Isermann<br />

TU Braunschweig, Redaktionsleitung studi38<br />

10<br />

Campus<br />

Daumen Raus!<br />

Per Anhalter von Braunschweig nach Istanbul<br />

26<br />

Wissenschaft<br />

Ich will nur spielen!<br />

Von der Sucht und der Zukunft der Computerspiele<br />

46<br />

Karriere<br />

Doktor Ehrenhalber<br />

Es gibt viele Wege zum Titel, und nicht jeder ist steinig<br />

3<br />

Inhalt<br />

Campus<br />

4 Fußballfieber? … Nicht schon wieder<br />

6 Tipps für alle EM-Muffel<br />

6 Er sagt, Sie sagt<br />

Kolumne<br />

7 Cover: Making of<br />

Das Fotoshoot im Freibad Bürgerpark<br />

8 Berichtigung: Stereotype<br />

Vorläufige Version eines Interviews mit Professor Cornelia Dowling<br />

10 Daumen raus!<br />

Per Anhalter von Braunschweig nach Istanbul<br />

13 Skandal: Die Muehl-Aktion an der HBK<br />

Ein totes Schwein und nackte Haut sorgten 1969 für Empörung<br />

14 Gib dem Affen Zucker<br />

Der KingKingShop in der Kastanienallee<br />

16 Zwischen Rotlicht und Kaiserglanz<br />

Braunschweigs Kultviertel im Wandel<br />

20 Momentaufnahme<br />

Wie sich unser Blick auf und der Umgang mit Fotografie verändert hat<br />

Wissenschaft<br />

24 Chemie des Uni-Bieres<br />

Das kühle Blonde – so wird es gemacht!<br />

26 Ich will nur spielen<br />

Computerspielsucht – die neue Volkskrankheit Deutschlands?<br />

28 Wo lässt es sich am besten lernen?<br />

Die Studie Lernatlas will Bildungsmöglichkeiten vergleichbar machen<br />

30 Hoch Hinaus<br />

Der Campus Forschungsflughafen in Braunschweig<br />

Karriere<br />

34 Stellenanzeigen<br />

36 Hightech Entrepreneurship<br />

Die Kolumne von Professor Reza Asghari<br />

37 Wirtschaft trifft Wohltätigkeit<br />

Sozial engagiert bei SIFE Braunschweig<br />

38 Brave New Work:<br />

39 Work Hard – Play Hard<br />

Carmen Losmann über ihren neuen Film und die Arbeit der Zukunft<br />

40 „Unsere schlimmsten Ausbeuter sind wir selbst“<br />

Ein Gespräch mit Professor Dietrich von der Oelsnitz über moderne Personalführung,<br />

Burnout und ungerechte Lohnverteilung<br />

42 „Nicht alle Menschen arbeiten in Büros“<br />

Frank Gießelmann über die Arbeit bei der Salzgitter Flachstahl GmbH<br />

43 „Fachkräfte kommen von einem leeren Markt“<br />

Christian Stiehl über die Arbeit beim Energieversorger BS|ENERGY<br />

44 Ja und Amen?<br />

Warum man auch mit Handicap nicht immer alles hinnehmen muss, zeigen Ute<br />

Feicht und Heiko Folkerts.<br />

45 „Wir finden meist individuelle Lösungen“<br />

Dr. Thorsten Burger über das Projekt „Jobs ohne Barrieren“<br />

46 Doktor, ehrenhalber<br />

Es gibt viele Wege zum Titel, und nicht jeder ist steinig<br />

48 „Ingenieure von morgen für Probleme von heute“<br />

Das studentische Ingenieurbüro StudING bringt Praxis ins trockene Studium<br />

Schlussakkord<br />

49 Lieblings ... Album? Film? Buch?<br />

50 Es ist Sommer!<br />

Kolumne<br />

8 Impressum


Campus<br />

Fußballfieber?<br />

… Nicht schon wieder<br />

Fußball löst bei dir alles andere <strong>als</strong> Begeisterungsstürme aus? Du hast keine Lust mit der grölenden Meute Bier<br />

trinkend vor dem Fernseher zu sitzen und kannst keine Fähnchen mehr sehen? Doch was tun, wenn alle anderen<br />

wieder einmal vom Fußballfieber gepackt werden? Hier einige unerlässliche Tipps für alle Fußball-Muffel, die den<br />

Sommer unbeschadet überstehen wollen…<br />

Von Henrike Hoy & Frauke Engelhardt<br />

Nutz die Gunst der Stunde!<br />

Denn wenn die EM vor der Tür<br />

steht, bringt das auch Vorteile mit<br />

sich. Du kannst dir sicher sein, dass<br />

sonst überfüllte Läden, Ärzte oder<br />

Behörden während der Spiele wie<br />

ausgestorben sein werden. Also<br />

nutz die Gunst der Stunde<br />

und erspar dir Wartezeit!<br />

Freiwillige vor!<br />

Wenn du lieber unter Leute gehen<br />

willst, sei großzügig und stell dich<br />

den anderen Fußball-Fans <strong>als</strong> Grillmeister<br />

oder Getränkelieferant zur<br />

Verfügung. Auch wenn du vielleicht<br />

ein wenig von dem seltsamen Spiel<br />

mitbekommen könntest, deine Beliebtheit<br />

bei den anderen wird in<br />

unermessliche Höhen<br />

steigen.<br />

4<br />

1<br />

Dreh die Musik auf!<br />

Eine stetige Begleiterscheinung der Fußballzeit<br />

ist der enorme Lärmpegel. Doch hattest du nicht<br />

schon länger vor das alte Saxophon wieder heraus<br />

zu holen oder dich an einem neuen (möglichst lauten)<br />

Instrument zu versuchen?<br />

Wer musikalisch<br />

weniger begnadet ist,<br />

kann auch einfach auf<br />

seine Lieblingsmusik<br />

zurückgreifen.<br />

Es lebe der Sport!<br />

Während scheinbar die gesamte<br />

Menschheit Fußball schaut,<br />

machst du einfach selbst<br />

Sport. Selten wirst du so leere<br />

Schwimmbäder oder Fitnessstudios<br />

erleben wie während der<br />

EM. Auch Inline-Skating bietet<br />

sich an, die Straßen sind während<br />

der Spiele wie leer gefegt.<br />

Aber Vorsicht, wenn der Autokorso<br />

startet!<br />

4<br />

5<br />

2<br />

Such dir Gleichgesinnte!<br />

Triff dich doch mal wieder mit deinen holländischen<br />

oder portugiesischen Freunden!<br />

Spätestens nach ihrem Ausscheiden in der<br />

Vorrunde haben die ganz sicher auch keine<br />

Lust mehr auf Fußball und jede Menge<br />

Zeit für Gespräche abseits des grünen<br />

Rasens.<br />

3<br />

Raus in die Natur!<br />

Die Zeit, in der die Spiele laufen eignet<br />

sich besonders gut für einen Ausflug, weg<br />

von der fußballinfizierten Zivilisation.<br />

Wenn du nun noch die Hin- und Rückfahrt<br />

entsprechend den Spielzeiten planst,<br />

steht dem fußballfreien Tag nichts mehr<br />

im Weg.<br />

6<br />

Fotos: Henrike Hoy, Frauke Engelhardt


PersonalServiceAgentur


Er sagt,<br />

Von Wolf-Alexander Schneider<br />

Neulich in der Mensa: Während Student A misstrauisch<br />

einen Flyer des Gleichstellungsbüros vom Tisch<br />

schnippst, erwidert Student B: “Feminismus. Das<br />

ist der Kampf hässlicher Frauen doch noch von der Gesellschaft<br />

akzeptiert zu werden." <strong>Diese</strong> Rubrik heißt nun einmal<br />

„Er sagt”. Nur, was soll er denn noch sagen? Darf ich <strong>als</strong><br />

Akademiker in spe über die altbekannten Stammtischparolen<br />

lachen? Gehören Frauen denn eigentlich nicht wirklich<br />

in die Küche? Die Luft ist dünn geworden für uns Männer.<br />

Gefangen im täglichen Zwiespalt zwischen Geschlechterkampf<br />

und Kosmopolitismus haben wir es uns bequem gemacht.<br />

Zu groß die Angst von jenen spätpubertären Trieben<br />

mitgerissen zu werden, in der gedanklich die übereifrigen<br />

Kommolitoninnen hinter den Herd verbannt werden. Einmal<br />

zurück in die Zeit, in der Mann noch Mann sein konnte,<br />

in der unsere Dominanz unantastbar war und unserem<br />

Chauvinismus mit Charme begegnet wurde.<br />

Heute erscheinen wir ersetzbar: Machten wir uns einst<br />

mit Muskelkraft unentbehrlich so verrichten heute Maschinen<br />

diese Tätigkeiten. Heute müssen sich demzufolge „Er<br />

sagt"-Spalten von „Sie sagt”-Korrespondenzen widersprechen<br />

lassen.<br />

Und jetzt noch die Frauenquote. Der politische Freibrief<br />

zur Zerschlagung maskuliner Dominanz in Politik und Wirtschaft<br />

vermag den Kreuzzug weiblicher Gleichheitskrieger<br />

zu einem erfolgreichen Ende führen. Doch wo bleibt das<br />

letzte Aufbegehren der Spezies Mann?<br />

Es bleibt aus. Und das hat weniger mit männlicher Stagnation<br />

zu tun, <strong>als</strong> mit der Tatsache, dass wir uns wohl fühlen<br />

in einer Welt, in der das Geschlecht eines Menschen<br />

nicht mehr zum Alleinstellungsmerkmal stilisiert wird. In<br />

der Frauen Bundeskanzlerin, Türsteherin oder WM-Heldin<br />

sein können. Der Kampf der Geschlechter ist vorbei, unentschieden,<br />

keine Verlängerung. Und eingangs erwähnte<br />

Witze sind nicht mehr <strong>als</strong> ein Spiegelbild dieses gerechten<br />

Remis, ein Ritual, das uns die Vergänglichkeit sozialer Realitäten<br />

vor Augen führt. Wenn über diese Witze nicht mehr<br />

gelacht werden kann, dann bedarf es auch keiner „Er sagt-<br />

Sie sagt”-Rubrik mehr. Dann hätte jene geschlechterpolitische<br />

Ultima Ratio nicht nur den Studenten A und B die sexistische<br />

Ulkerei ausgetrieben. Dann wäre ein schmerzhaft<br />

umfangreiches Arsenal mehr oder weniger lustiger Witze<br />

hinfällig. Doch soweit soll es nicht kommen. Frauen werden<br />

auch die letzten Hürden auf dem Weg zur Gleichberechtigung<br />

meistern, kein Zweifel. Aber Männer: es darf noch gelacht<br />

werden. #<br />

Campus<br />

6<br />

Sie sagt<br />

Von Anna Wandschneider<br />

Vor einigen Wochen stand im Spiegel ein Bericht über<br />

Kristina Schröder. Sie hat ein Buch herausgebracht.<br />

Eins über Frauen. Titel und Kernaussage: Emanzipiert<br />

sind wir selber. Ich halte jetzt meine Klappe zum Thema<br />

Politik, denn wenn ich damit anfange, muss ich die „Ersagt"-Spalte<br />

konfiszieren, um genügend Platz zu haben. Das<br />

würde ich allerdings nicht tun. Niem<strong>als</strong>. Ich bin nämlich<br />

tatsächlich schon emanzipiert und habe es nicht nötig, mir<br />

von Männern die Tür aufhalten und Spalten schenken zu<br />

lassen. Trotzdem bin ich auf den ersten Blick geneigt, Frau<br />

Schröder zuzustimmen... ich bin es nämlich leid. Parteigenossinnen<br />

(!) und -en zum Beispiel (Frauen und Kinder zuerst).<br />

Artikel in namhaften Wirtschaftszeitungen, die Frauen<br />

„mütterliche Führungsqualitäten“ zusprechen. Ich bin<br />

Pseudofeministinnen in Filzröcken leid, die nicht müde<br />

werden, zu betonen, was die Frauen doch immer noch für<br />

arme Schweine sind – und die Männer für miese Schweine,<br />

sowieso. Dass eine Frau auf gar keinen Fall einfach Hausfrau<br />

und Mutter sein darf. Und ich bin, allem voran, weil sie wochenlang<br />

bis zum Tinnitus durch sämtliche Medien gegeistert<br />

ist – die Quote leid.<br />

Ja, ich gehöre zu der ominösen Menge von Frauen, die eingestellt<br />

werden wollen, weil sie etwas können. Und wenn<br />

wir schon beim Thema sind: Ich lege auch keinen Wert darauf,<br />

in einer Gesprächsrunde <strong>als</strong> erstes vorgestellt zu werden.<br />

Mit anderen Worten: Ich will nicht bevorteilt werden<br />

aus lauter Angst davor, benachteiligt zu werden. Die meisten<br />

Frauen wissen jedenfalls anscheinend nicht, dass Emanzipation<br />

weder zickiges Hausfrauen- oder Männer-Bashing,noch<br />

eine neue Form des Matriarchats bedeutet. Ich will nicht<br />

so tun, <strong>als</strong> gäbe es keine verschiedenen Geschlechter – und<br />

erst recht nicht, <strong>als</strong> gäbe es tatsächlich keine Benachteiligung<br />

des weiblichen Geschlechts mehr. Aber ich wünsche<br />

mir Maßnahmen, die das Übel an der Wurzel packen. Und<br />

ja – jetzt muss ich doch wieder von der Politik anfangen.<br />

Mir fällt ein, dass man in vielen Großstädten Probleme hat,<br />

einen Kindergartenplatz zu bekommen, von bezahlbaren<br />

Krippenplätzen ganz zu schweigen. Die Diskussion darüber,<br />

dass mehr in die frühkindliche Betreuung investiert werden<br />

muss, ist älter <strong>als</strong> ich. Was das nun mit weiblicher Gleichberechtigung<br />

zu tun hat? Stellt euch eine Welt vor, in der<br />

Firmenchefs Frauen Ende zwanzig nicht schon beim Bewerbungsgespräch<br />

auf den Bauch schielen. In der Frauen sich<br />

nicht zwischen einer Laufbahn <strong>als</strong> kinderlose Karrierezicke,<br />

Rabenmutter oder Halbtagskraft entscheiden müssen.<br />

Seht ihr, was ich sehe? #


Fotos: Florian Koch, Lisa Dauke<br />

Campus<br />

Cover: Making of<br />

Das Titelbild dieser <strong>Ausgabe</strong> entstand im Freibad Bürgerpark mit freundlicher<br />

Unterstützung der Stadtbad Braunschweig Sport und Freizeit GmbH.<br />

Sie unterhält insgesamt fünf Hallen- und drei Freibäder. Ins kühle Nass hat<br />

sich für uns Simon Kull gestürzt. Der 25-Jährige studiert Bauingenieurswesen an<br />

der TU Braunschweig. #<br />

<br />

<br />

XXXX


Interviews erscheinen selten im<br />

Wortlaut, auch wenn sie so heißen.<br />

Im Standardwerk "Handbuch des<br />

Journalismus" von Wolf Schneider und<br />

Paul-Josef Raue heißt es: „…radikal kürzen<br />

darf [der Journalist] […], ja muss<br />

er eigentlich, wenn das Gespräch eine<br />

Stunde oder länger dauerte, die Chronologie<br />

des Gesprächs darf er zertrümmern,<br />

um es dramaturgisch zu gliedern:<br />

die Aspekte wohlgeordnet, obwohl sie<br />

im Gespräch durcheinandergingen, die<br />

aufregendsten Feststellungen des Befragten<br />

am Anfang und am Schluss…“<br />

Journalisten müssen einzelne Informationen<br />

aus einem Gespräch auswäh-<br />

Campus<br />

Berichtigung: Stereotype<br />

Vorläufige Version eines interViews mit professor corneliA dowling<br />

Wissensvielfalt in über<br />

50 Studiengängen<br />

Studieren in kleinen Gruppen<br />

mit erstklassiger Betreuung<br />

Praxisnahes Lernen und top<br />

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Magdeburg und Stendal<br />

2<br />

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len und aufbereiten. Außerdem ist ein<br />

Interview eine spontane Gesprächssituation.<br />

Deshalb fallen manchmal Sätze,<br />

die der Interviewte mit etwas Abstand<br />

so nicht wieder sagen würde. Das sollte<br />

man jedem im Sinne der Meinungsäußerungsfreiheit<br />

zugestehen. Für Journalisten<br />

wie deren Gesprächspartner ist es<br />

<strong>als</strong>o sinnvoll sich gegenseitig noch einmal<br />

zu versichern, dass man sich richtig<br />

verstanden hat. Deshalb hat sich die<br />

Praxis der Autorisierung etabliert. Der<br />

Interviewpartner bekommt in der Regel<br />

die für den Druck vorgesehene Version<br />

eines Interviews zu sehen und darf Änderungsvorschläge<br />

machen. <strong>Diese</strong> Frei-<br />

JETZT BEWERBEN!<br />

impressum<br />

heit hat natürlich Grenzen. Denn wenn<br />

jede kritische oder interessante Aussage<br />

nachträglich durch die Mühlen der<br />

Vernunft entschärft wird, verliert ein<br />

Interview schnell seinen Reiz und mitunter<br />

sogar seine Daseinsberechtigung.<br />

Bei der Aufbereitung eines Interviews<br />

mit Professor Cornelia Dowling unter<br />

der Überschrift "Schubladendenken –<br />

Jeder ist betroffen!" auf Seite 30/31 der<br />

letzten <strong>Ausgabe</strong> ist uns leider ein Fehler<br />

unterlaufen und wir haben eine vorläufige<br />

Version veröffentlicht. Gerne drucken<br />

wir deshalb die Berichtigung von<br />

Frau Dowling im Wortlaut in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

ab:<br />

Herausgeber: Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH & Co KG<br />

Hamburger Straße 277, 38114 Braunschweig<br />

Telefon: (0531) 39 00-0 # Telefax: (0531) 39 00-610 # E-Mail: info@bzv.de<br />

www.braunschweiger-zeitungsverlag.de # www.newsclick.de<br />

Persönlich haftender Gesellschafter:<br />

Verwaltungsgesellschaft Braunschweiger Zeitungsverlags GmbH<br />

Geschäftsführer: Harald Wahls<br />

Registergericht: Amtsgericht Braunschweig, HRA 6991<br />

Ust.-Ident.-Nr.: DE 114 88 11 13<br />

Die redaktionellen Inhalte dieser <strong>Ausgabe</strong> sind das Ergebnis<br />

eines Projektseminars der Abteilung Medienwissenschaften<br />

der Technischen Universität Braunschweig<br />

Redaktionsleitung: Holger Isermann (TU Braunschweig) V. i. S. d. P.<br />

Redaktion: Malte Behlau, Lina Beling, Kristina Branz, Eva Casper, Sophie Dannenfeld,<br />

Lisa Dauke, Frauke Engelhardt, Viktoryia Flohr, Senem Göcmen, Lisa Habelt,<br />

Henrike Hoy, Tom Howey, Holger Isermann, Stefanie Lipka, Marina Müller,<br />

Madeleine Ott, Ginger Reincke, Desiree Schober, Wolf-Alexander Schneider, Robert<br />

Schulz, Laura Trommer, Daniela Viehmeier, Anna Wandschneider, Christina<br />

Zais<br />

Adresse: TU Braunschweig, Abteilung Medienwissenschaften<br />

Bienroder Weg 97, 38106 Braunschweig<br />

Telefon: (0531) 391-8961 # Telefax: (0531) 391-8963 # E-Mail: redaktion@studi38.de<br />

www.tu-braunschweig.de/medienwissenschaften<br />

Titelfoto: Florian Koch # Model: Simon Kull<br />

Objektleitung: Daniela Waltemathe<br />

Anzeigen: Michael Heuchert (verantwortlich)<br />

Produktmanagement: Katharina Heidmann<br />

Telefon: (0531) 39 00-193 # E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />

Vertrieb: Braunschweiger Zeitungsverlag<br />

Druck: braunschweig-druck GmbH, Ernst-Böhme-Str. 20, 38112 Braunschweig<br />

Auflage: ca. 10.000 Exemplare<br />

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2012<br />

Das Projekt studi38 wird freundlich unterstützt durch


Foto: Holger Isermann<br />

"Der erste Satz im ersten Abschnitt des Interviews<br />

ist f<strong>als</strong>ch, Sie schreiben: „Vorurteile<br />

bestehen aus der Meinung, die man über andere<br />

Personen hat, die sogenannte kognitive<br />

Einstellungskomponente“.<br />

Richtig ist: Stereotype bestehen aus der Meinung,<br />

die man über andere Personen hat, die<br />

sogenannte kognitive Einstellungskomponente.<br />

Wenn zum Stereotyp eine –meist negative-<br />

Bewertung hinzukommt, dann spricht man<br />

von einem Vorurteil.<br />

Der zweite Satz im vierten Abschnitt ist f<strong>als</strong>ch,<br />

Frauen sind keine Minderheit. Sie schreiben:<br />

„Die offenen Vorurteile, ich habe etwas gegen<br />

Frauen, da ich etwas gegen eine bestimmte<br />

Minderheit habe. Vorurteile werden somit offen<br />

geäußert…“<br />

Richtig ist: Die offenen Vorurteile, z. B. „ich<br />

habe etwas gegen eine bestimmte Minderheit“<br />

werden offen geäußert.<br />

…Braunschweig, den 12.05.12, Cornelia Dowling<br />

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Heidmann. Telefon: (0531) 39 00-193<br />

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E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />

c o m i n g s o o n<br />

W i R S u c h e N<br />

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b r a u n s c h w e i g<br />

b A R


Daumen raus<br />

Eine Gruppe Braunschweiger Studierender wollte dem Klausurentrott ein Ende setzen und hat sich auf ein ganz<br />

besonderes Abenteuer eingelassen. 2500 Kilometer in zwölf Tagen per Anhalter von Braunschweig nach Istanbul.<br />

Ein Erlebnis, das Spaß macht und den Horizont erweitert.<br />

Von Kristina Branz<br />

Semesterferien. Das Wort kennen<br />

viele Studenten schon lange nicht<br />

mehr. Berge von Klausuren und<br />

kein Ende in Sicht. Davon können Gabriela<br />

Heil, Kevin Kuhrmann, Kevin de<br />

Silva, Marie Johannsen, Tobi Jansen,<br />

Swetlana Matschnow, Tilmann Vorhoff<br />

und Joris Hoffmann ein Lied singen.<br />

„Ich hatte die Idee zu Trampen während<br />

der Klausurenphase im letzten Sommer.<br />

Ich wollte unbedingt mal was anderes<br />

machen“, sagt Tobi Jansen. Freiwillige<br />

hatte er schnell zusammen. Gemeinsam<br />

entstand die Idee ein Wettrennen daraus<br />

zu machen. Das Ziel: In vier Zweier-<br />

gruppen in 12 Tagen von Braunschweig<br />

nach Istanbul trampen und dabei in Budapest,<br />

Belgrad und Sofia Halt machen.<br />

Denn die Idee war nicht nur so schnell<br />

wie möglich nach Istanbul zu kommen,<br />

sondern auf dem Weg auch ein paar<br />

osteuropäische Metropolen kennenzulernen.<br />

Als Beweis mussten die Teams<br />

Fotos der Städte in einem eigens angelegten<br />

Reiseblog veröffentlichen. Dabei<br />

waren Zug oder Bus <strong>als</strong> Fortbewegungsmittel<br />

für längere Strecken ausgeschlossen.<br />

„Nach Silvester haben wir dann<br />

den Rückflug gebucht, damit keiner<br />

mehr abspringen kann“, erzählt Tobi<br />

10<br />

Jansen. Der Startschuss fiel am 10. April<br />

vor den Braunschweiger Schloss-Arkaden.<br />

Die Gruppe, die Istanbul nach<br />

dem 22. April <strong>als</strong> erste erreicht, sollte<br />

„Trampchampion 2012“ werden.<br />

Erfahrung <strong>als</strong> Anhalter hatte bis zu<br />

diesem Zeitpunkt nur Gabriela. „Am<br />

Anfang ist es eine riesige Überwindung<br />

jemanden anzusprechen. Du stehst da<br />

mit deinem Schild und dem Daumen<br />

raus und denkst du bist im Film. Wenn<br />

dann aber der Erste anhält und dich<br />

mitnimmt, wirst du schnell locker“, so<br />

beschreibt Tobi seine ersten Erfahrungen,<br />

„dann wirst du auf der Autobahn


Fotos: Privat<br />

hinter einer Mautstelle raus gelassen<br />

und läufst auf dem Randstreifen entlang<br />

während neben dir die Autos mit<br />

140km/h vorbei rauschen. Zu Beginn ist<br />

alles sehr irreal.“<br />

Meist halten die Menschen an, die<br />

selbst schon mal getrampt sind. Oder<br />

LKW-Fahrer, die die Gesellschaft schätzen.<br />

„Und es waren vor allem Männer.<br />

Frauen waren da skeptischer“, erzählt<br />

Kevin de Silva. Doch so manch einer<br />

hatte keine Lust auf einen Zwischenstopp.<br />

Und gerade bei Deutschen standen<br />

Ausreden auf der Tagesordnung.<br />

„Sobald wir die deutsche Grenze über-<br />

Campus<br />

schritten hatten,<br />

lief es bei allen fast<br />

wie am Schnürchen.<br />

Während uns<br />

Fahrer aus Deutschland<br />

angeblich aus<br />

versicherungstechnischen<br />

Gründen<br />

nicht mitnehmen<br />

konnten, waren<br />

ausländische Fahrer<br />

unglaublich freundlich.<br />

Dort war Trampenselbstverständlich<br />

und die Fahrer<br />

nahmen für uns<br />

sogar Umwege in Kauf“, erzählt Kevin<br />

Kuhrmann. Auch wenn die Verständigung<br />

manchmal nicht ganz einfach<br />

war: „Gabriela und ich sind unfreiwillig<br />

200km Umweg mit einem serbischen<br />

Paketauslieferer gefahren. Er hat erst<br />

seine <strong>komplett</strong>e Tour gemacht, bis er<br />

uns an der versprochenen Stelle herausgelassen<br />

hat“, lacht er.<br />

Während ihrer<br />

Route hatten die<br />

Teams unterschiedlich<br />

viel Glück. „Unseredurchschnittliche<br />

Wartezeit lag<br />

bei 15 Minuten.“,<br />

sagt Kevin de Silva.<br />

Dies lag wohl vor allem<br />

an ihrer Taktik.<br />

Die anderen Grup-<br />

pen orientierten<br />

sich am klassischen<br />

Bild des Trampers<br />

inklusive Schild und ausgestrecktem<br />

Daumen. „Wir haben uns von Tankstelle<br />

zu Tankstelle bringen lassen und sind<br />

immer direkt auf die Leute zugegangen“.<br />

Bei einem deutsch-bulgarischen<br />

Pärchen durften die beiden sogar mehrere<br />

Tage in Sofia übernachten.<br />

Dass dies aber bei Weitem nicht der<br />

Regelfall ist, weiß Kevin Kuhrmann.<br />

Trampen ist vor allem eines, Geduldssache:<br />

„An einer Tankstelle, wo Kevin<br />

und Marie in zwei Minuten weggekommen<br />

sind, standen wir einen Tag später<br />

und haben 8 ½ Stunden warten müssen.<br />

Wir hatten nur Pech und immer<br />

11<br />

die längsten Wartezeiten.“ Da kann es<br />

auch schon passieren, dass Fahrer diese<br />

Situation ausnutzen möchten. „Ein<br />

Mann wollte uns nur mitnehmen, wenn<br />

Gabriela ihn mit Sex bezahlt“, erzählt<br />

Kevin empört. War das Trampen in den<br />

60er und 70er Jahren gerade bei Jüngeren<br />

sehr beliebt, überwiegt heute wohl<br />

auf beiden Seiten die Skepsis und Angst.<br />

„Als Kind lernt man ja immer, man soll<br />

nicht mit Fremden mitfahren. Wir hatten<br />

zur Sicherheit alle Pfefferspray dabei.<br />

Man weiß ja nie“, sagt Tobi. Doch<br />

noch schlimmer <strong>als</strong> das Warten sei das<br />

Gefühl nicht zu wissen, ob man es zum<br />

Übernachten in ein Hostel schafft. Eine<br />

Nacht verbrachten Gabriela und Kevin<br />

in einem LKW, in einem kleinen Bett<br />

im Führerhaus, direkt neben dem Fahrer<br />

des Wagens. Sie hatten ihn erst kurz<br />

vorher auf einer Raststätte kennengelernt.<br />

„Obwohl der Mann mit uns sein<br />

kleines Bett geteilt hat und sogar ein<br />

paar Stunden in einem anderen LKW geschlafen<br />

hat, um uns die Angst zu neh-<br />

gemeinsames frühstück nachdem uns martin<br />

von prag nach brno mitgenommen hat – alle 4!<br />

men, haben wir kein Auge zugemacht.“,<br />

erzählt Kevin Kuhrmann, „wir haben<br />

hinter jeder Nettigkeit etwas Schlimmes<br />

vermutet, da wir es aus Deutschland<br />

nicht anders gewohnt sind.“ Auch<br />

die anderen Gruppen haben vor allem<br />

eines erfahren: viel Gastfreundschaft.<br />

Eine Einladung zum Kaffee oder Essen<br />

war keine Seltenheit. Geld für die Fahrt<br />

hat niemand verlangt. „Wir wurden von<br />

LKW-Fahrern mit denen wir mitgefahren<br />

sind gleich an andere weiter vermittelt,<br />

die in unsere Richtung fuhren“,<br />

so Kevin de Silva. Kevin Kuhrmann ergänzt:<br />

„Das eine oder andere Mal hat →


ein Fahrer einem Polizisten Geld in die<br />

Hand gedrückt und dann durften wir<br />

weiterfahren. Ob er sie bestochen hat,<br />

damit wir weiterhin mitfahren durften,<br />

wissen wir nicht.“<br />

Die Situation zeigt: Das Trampabenteuer<br />

war für die Gruppe nicht nur<br />

Spaß, sondern auch die Möglichkeit,<br />

Vorurteile abzubauen und fremde Kulturen<br />

kennenzulernen. Bis dato war<br />

noch keines der Teammitglieder in Ost-<br />

frühstück mit den truckern<br />

europa gewesen. „Ich denke jetzt ganz<br />

anders über die Leute in den verschiedenen<br />

Ländern“, erzählt Tobi. „Am tollsten<br />

war Budapest. Dort kann man günstig<br />

feiern gehen und die Leute sind sehr<br />

offen und kontaktfreudig“, erzählt Kevin<br />

sichtlich begeistert. Zum Trampen<br />

eignet sich Serbien sehr gut. „Dort gibt<br />

Campus<br />

es nur eine Autobahn und viele Tankstellen.<br />

Da kann nichts schiefgehen.<br />

Dort sind wir sogar auf der Autobahn<br />

spazieren gegangen, weil so wenig los<br />

war“, ergänzt er.<br />

So ganz auf öffentliche Verkehrsmittel<br />

konnte aber nur eine Gruppe verzichten.<br />

„Wir mussten von Bratislava<br />

nach Budapest den Zug nehmen, da es<br />

aus Eimern geregnet hat und uns niemand<br />

mitnehmen wollte“, sagt Tobi.<br />

Ähnlich ging es auch Kevin Kuhrmann<br />

und Gabriela. „Wir sind schon mit einem<br />

Tag Verspätung in Braunschweig<br />

gestartet. Und dann hatten wir ja so ein<br />

Pech beim Trampen. Um die anderen etwas<br />

einzuholen sind wir von Prag mit<br />

dem Bus nach Bratislava und Budapest<br />

gefahren.“<br />

Letztendlich waren<br />

die beiden aber<br />

doch <strong>als</strong> Erste im<br />

Ziel. In einem Abstand<br />

von zwei Tagen<br />

kamen dann<br />

auch die anderen<br />

Teams in Istanbul<br />

an. Auf den Pokal<br />

aber hat die Siegergruppeverzichtet.<br />

„Wir sind alle<br />

Gewinner. Denn<br />

der Weg war das<br />

12<br />

letzte fahrt nach istanbul<br />

Ziel“, erzählt Kevin<br />

Kuhrmann.<br />

Obwohl die<br />

Teams viel Spaß auf<br />

der Reise hatten,<br />

kam der gebuchte<br />

Rückflug sehr gelegen:<br />

„Endlich abschalten<br />

und keinen<br />

Stress mehr<br />

haben, nicht wegzukommen“,<br />

sagt<br />

Kevin Kuhrmann.<br />

Die Erleichterung<br />

kann man ihm immer<br />

noch ansehen.<br />

Für alle, die Lust<br />

haben selbst einmal<br />

zu Trampen,<br />

hat die Gruppe folgenden<br />

Ratschlag.<br />

Ausschau halten nach Autos mit freier<br />

Rückbank. Den Fahrer anschauen, ein<br />

nettes Lächeln auf den Lippen haben. So<br />

gelingt es fahrende Autos zum Halten<br />

zu bringen. Kevin weiß, das Nummernschild<br />

allein gibt keinen Aufschluss darauf,<br />

ob jemand auch wirklich in die gewünschte<br />

Richtung fährt. Darauf sollte<br />

man sich nicht verlassen. Ganz wichtig:<br />

„Man muss offen sein, denn man sitzt<br />

über eine lange Zeit mit fremden Leuten<br />

im Auto und sollte sich natürlich<br />

auch mit ihnen unterhalten“, so Tobi.<br />

„Und nicht aufgeben“, weiß Kevin aus<br />

eigener Erfahrung, „immer wenn wir<br />

unser Schild schon einklappen wollten,<br />

hat jemand angehalten und uns doch<br />

mitgenommen“. #<br />

Fotos: Privat


Foto: Braunschweiger Zeitung, Helmut Wesemann<br />

Skandal: Die Muehl-<br />

Aktion an der HBK<br />

ein totes schwein und<br />

nAckte hAut sorgten<br />

1969 für empörung<br />

Von Tom Howey<br />

Im Jahr 1969, kurz vor Weihnachten,<br />

ging ein Aufschrei der Empörung<br />

durch Braunschweig. Schuld daran<br />

war die sogenannte Muehl-Aktion.<br />

Am 17. Dezember ‘69 veranstaltet der<br />

Wiener Aktions-Künstler Otto Muehl in<br />

der Aula der „Staatlichen Hochschule<br />

für Bildende Künste“ (SHfBK) in Braunschweig<br />

ein Happening unter dem Titel<br />

„O Tannebaum“. Zu der Veranstaltung,<br />

vom AStA organisiert, erscheinen rund<br />

500 Besucher, darunter aber nicht nur<br />

Studenten, sondern auch andere Schaulustige.<br />

Nachdem Muehl zusammen mit<br />

einer Frau nackt die Bühne betreten hat<br />

folgt der „skandalöse“ und der Öffentlichkeit<br />

in Erinnerung gebliebene Teil:<br />

Ein lebendiges Schwein wird in einer<br />

Holzkiste auf die Bühne gebracht und<br />

von einem professionellen Schlachter<br />

fachgerecht getötet. Das Blut und die<br />

Innereien des abgestochenen Schweins<br />

gießt Muehl danach aus einem Eimer<br />

über die auf dem Bett liegende Frau und<br />

uriniert von einer Leiter auf ihren Körper.<br />

Die Augenzeugenberichte widersprechen<br />

sich in der Frage, ob Muehl<br />

anschließend auf oder neben der Frau<br />

seinen Darm entleert hat.<br />

Muehls Intention war es, durch diese<br />

Inszenierung gegen die heuchlerische<br />

Weihnachtsidylle zu protestieren. Ein<br />

von ihm verlesenes Gedicht beschrieb<br />

Weihnachten <strong>als</strong> das „Fest der frommen<br />

Lieder, des Fressens und der Kampfpause<br />

in Vietnam“. Von den eigentlichen<br />

Intentionen Muehls erfuhr die Welt außerhalb<br />

der Hochschule aber nicht viel.<br />

Die Braunschweiger Zeitung betitelte<br />

die Aktion am Tag darauf <strong>als</strong> ein „blutiges<br />

Schauspiel im Namen der Kunst“;<br />

es folgte eine Flut von empörten Leser-<br />

Campus<br />

muehl, die frau und das schwein.<br />

briefen. Der Kaufmann Karl Borek ließ<br />

sogar eine Anzeige zur Unterschriftensammlung<br />

in die Zeitung setzen. Einen<br />

Tag vor Heiligabend waren bereits<br />

17.801 Unterschriften von erbosten<br />

Braunschweigern eingegangen. Darüber<br />

hinaus erhielt der damalige Rektor<br />

der Hochschule, Professor Peter Voigt<br />

Briefe mit Inhalten wie: „Die Konzentrationslager<br />

sind noch zu schade für<br />

Euch“, bzw. „Meinen Sie nicht, dass ein<br />

paar SS-Junker Ordnung in Ihrem Hau-<br />

13<br />

Campus<br />

historie<br />

se geschaffen hätten?“. Einige übereifrige<br />

Gegner der Aktion ließen Voigt sogar<br />

Morddrohungen zukommen. Die<br />

SHfBK geriet in der Folge in Verruf; einigen<br />

Studenten wurden sogar die Wohnungen<br />

gekündigt. Und auch heute<br />

noch erfordert der Umgang mit der Muehl-Aktion<br />

scheinbar Fingerspitzengefühl.<br />

Eine für das Jahr 2009 angedachte<br />

Veranstaltung anlässlich des vierzigsten<br />

Jahrestages wurde jedenfalls doch lieber<br />

nicht in die Tat umgesetzt. #


Campus<br />

Gib dem<br />

Affen Zucker<br />

Das Zentrum Braunschweigs sind die Schloss-Arkaden? Mitnichten! studi38 ist für euch auf der Suche nach<br />

den schillernsten Shoppingecken Braunschweigs. In dieser <strong>Ausgabe</strong> stellen wir euch den KingKingShop in der<br />

Kastanienallee vor, ein Laden für Comics, Bücher, T-Shirts und allerlei Krimskrams – und seinen Besitzer.<br />

Von Anna Wandschneider<br />

Ich besuche Patrick Schmitz an einem<br />

Freitagmorgen gegen zehn. Für<br />

Studenten eine gottlose Zeit. Zum<br />

Glück ist der Kaffee schon aufgesetzt.<br />

Das kleine Büro ist gerammelt voll mit<br />

Büchern, Flyern und Pappkartons, in denen<br />

wahrscheinlich die neuen Verkaufsschlager<br />

warten. Während Patrick einen<br />

Stuhl für mich freiräumt, sehe ich mich<br />

schon einmal im Laden um.<br />

Sieht ja nach Arbeit aus...<br />

Der Fluch der Selbstständigkeit. Aber ich habe<br />

es ja nicht anders gewollt.<br />

Machst du das alles hier allein?<br />

Nicht ganz. Stefan kommt nachher – Stefan<br />

Zeuke, der hier in Braunschweig eine kleine<br />

Galerie hat. Wir haben uns bei der Einrichtung<br />

eines Webshops zusammengetan und<br />

sind seither ein gutes Team.<br />

Du hast den Laden vor gut einem Jahr aufgemacht.<br />

Ich habe allerdings gehört, dass<br />

du vorher etwas studiert hast, das mit<br />

Kunst und Krempel so gar nichts zu tun<br />

hat.<br />

Stimmt. Laut meinem Diplom bin ich Ingenieur<br />

für regenerative Energien. Das Studium<br />

habe ich allerdings schon vor 11 Jahren abgeschlossen.<br />

Dam<strong>als</strong> hat das Thema noch keine<br />

Sau interessiert. Mich am Ende des Studiums<br />

übrigens auch nicht mehr.<br />

Hast du jem<strong>als</strong> <strong>als</strong> Ingenieur gearbeitet?<br />

Nein. Ich hatte keine wirkliche Motivation<br />

mehr – ich glaube, ich habe drei Jahre nach<br />

meinem Abschluss das erste Mal ein paar Bewerbungen<br />

abgeschickt – aber der Arbeitsmarkt<br />

war zu dem Zeitpunkt auch einfach<br />

nicht vorhanden. Das ließ sich allein schon an<br />

den Studierendenzahlen ablesen – wir waren<br />

dam<strong>als</strong> zu fünft.<br />

Und stattdessen hast du…<br />

… angefangen, zu unterrichten. Ich weiß<br />

nicht, ob das heute noch so einfach geht, aber<br />

dam<strong>als</strong> habe ich mich einfach direkt an einer<br />

Hauptschule <strong>als</strong> Lehrer beworben und Naturwissenschaften<br />

unterrichtet.<br />

Ist das Unterrichten an einer Hauptschule<br />

14<br />

tatsächlich so hart, wie man es in den Medien<br />

immer wieder hört?<br />

Stimmt: 80 Prozent da sind Idioten – ich spreche<br />

jetzt von den Lehrern und nicht den Schülern.<br />

Mit denen kam ich ziemlich gut klar<br />

– das sind ja keine Asozialen oder Grenzdebilen,<br />

sondern Jugendliche aus miesen Elternhäusern.<br />

Bei denen hast du schon halb gewonnen,<br />

wenn du ihnen einfach zuhörst. Mit<br />

einigen von ihnen habe ich auch immer noch<br />

Kontakt. Ich freue mich immer, wenn ich dann<br />

höre, dass sie gut durch ihre Ausbildung kom- Wandschneider<br />

men oder einen festen Job haben.<br />

Anna<br />

Warum hast du damit aufgehört? Fotos:


sieht schwer nach Arbeit aus:<br />

patrick schmitz in seinem büro<br />

im hinteren teil des ladens<br />

Kurz gesagt: Die Bezahlung war grässlich.<br />

Ich habe zusätzlich einige Zeit in der nachschulischen<br />

Bildung gearbeitet, das war noch<br />

schlimmer. Und es wird ja auch nicht besser.<br />

Vor fünf, sechs Jahren hat ein Sozialarbeiter<br />

noch 1800 Euro Brutto verdient, neulich habe<br />

ich mal nachgehorcht, da waren es noch 1300.<br />

Einen Laden aufzumachen klingt aber auch<br />

nicht nach einem krisensicheren, rentablen<br />

Job.<br />

Der KingKingShop ist nur ein Teil des Ganzen.<br />

Zusätzlich sind wir Veranstaltungsagentur<br />

für den Braunschweiger PoetrySlam. Reich<br />

werden kann man natürlich nicht damit. Das<br />

ist aber auch nicht das Hauptziel.<br />

Entstanden ist die Idee für den Laden eigentlich<br />

durch den PoetrySlam, den ich seit 12 Jahren<br />

mitorganisiere und für den ich die Poster<br />

designe. Und durch eine Leidenschaft, die<br />

ich seit der Schulzeit pflege – ich zeichne Comics.<br />

Außerdem habe ich mich vor ca. einem<br />

Jahr in einem Masterstudium zum Redakteur<br />

gemausert.<br />

Die Poster sind die mit dem Affen, oder?<br />

Genau die. Der Affe spielt in einigen meiner<br />

Comics die Hauptrolle. Lass dich allerdings<br />

nicht von seinem harmlosen Äußeren täuschen<br />

– er ist ein ziemliches Schlitzohr.<br />

Ist gebongt. Hat er auch etwas mit dem Namen<br />

deines Ladens zu tun?<br />

Naja, so halb. Der Name entstammt dem Titel<br />

einiger meiner Musikcomics, den KingKing-<br />

KongKongRobo Comics.<br />

Was verkauft ihr hier genau?<br />

PoetrySlam-Druckerzeugnisse und andere Bü-<br />

Campus<br />

cher von kleineren Verlagen, die ich über die<br />

Slamszene kenne. Außerdem Comics – hauptsächlich<br />

Autorencomics, kein Klamauk. Ansonsten<br />

T-Shirts und Bilder aus eigener und<br />

fremder Produktion und anderes originelles<br />

Kleinzeug.<br />

Hast du auch Sachen im Sortiment, die dir<br />

persönlich nicht gefallen, einfach, weil sie<br />

sich gut verkaufen?<br />

Natürlich habe ich meine persönlichen Favoriten.<br />

Hier kommt allerdings nichts ins Regal,<br />

was nicht auch ins Konzept passt. <strong>Diese</strong>r Laden<br />

lebt durch seinen Charakter.<br />

Ich habe gehört, jeder kann Sachen an<br />

euch herantragen und sie hier verkaufen?<br />

Das klingt ja wie prädestiniert für HBK-Studenten.<br />

Arbeitet ihr mit vielen zusammen?<br />

Mit Einzelpersonen ja, zum Beispiel mit den<br />

Mädels von Tatendrang. Leider gibt es zwischen<br />

der Hochschule und mir keinen direkten<br />

Kontakt. Die Professoren tun sich da zum<br />

Teil recht schwer.<br />

Apropos Kontakte: Wie wichtig ist für<br />

ein kleines Unternehmen wie dieses die<br />

Vernetzung?<br />

die beiden herren des kingkingshops:<br />

stefan zenk und schmitz<br />

15<br />

Vernetzung ist alles. Viele Agenturaufträge<br />

und Produkte bekomme ich über die Poetryslam-Szene<br />

vermittelt. Bei größeren Aufträgen<br />

arbeite ich mit anderen, kleinen Agenturen<br />

zusammen, die mich wiederum ansprechen,<br />

wenn sie Unterstützung brauchen.<br />

Wenn du auf dein Leben zurücksiehst: Bist<br />

du zufrieden mit dem, was du erreicht<br />

hast? Ertappst du dich manchmal dabei,<br />

mit deinen ehemaligen Studienkollegen<br />

tauschen zu wollen?<br />

Nein. Ich kenne noch zwei von dam<strong>als</strong>, der<br />

eine krebst in regelmäßig wechselnden Firmen<br />

herum, der andere hockt bei VW – beides<br />

nicht meine Wunschvorstellung. Und<br />

selbst wenn ich mich aus heiterem Himmel<br />

entschließen wollte, <strong>als</strong> Ingenieur zu arbeiten<br />

– ich könnte gar nicht mehr ohne weiteres in<br />

den Beruf einsteigen, dazu hat er sich in den<br />

letzten 10 Jahren zu weit entwickelt.<br />

Zum Schluss noch ein Blick nach vorn:<br />

Habt ihr irgendwelche Expansionspläne<br />

für die Zukunft?<br />

Wir wollen in Zukunft unsere Agenturarbeit<br />

ausbauen und stärker bewerben, bleiben aber<br />

auf dem Boden. #


Campus<br />

Zwischen Rotlicht<br />

und Kaiserglanz<br />

brAunschweigs kultViertel im wAndel<br />

Von Wolf-Alexander Schneider<br />

Tschüss.“ „Bis die Tage". Wenn<br />

Ulla sonntags ihre Stammkneipe<br />

auf der Friedrich-Wilhelm-<br />

Straße verlässt, werden die restlichen<br />

Gäste auch mal individuell verabschiedet,<br />

man kennt sich. Es ist ein sonniger<br />

Frühlingstag, die Schwimmbäder<br />

haben gerade ihre Tore für den Sommer<br />

geöffnet und während das Gros der<br />

Braunschweiger den Sonntag im Freien<br />

genießt, herrscht im „D-Zug" in der<br />

Friedrich-Wilhelm-Straße business as<br />

usual. Eine Handvoll Unermüdlicher bevölkert<br />

die Kneipe, lachend, streitend,<br />

schlafend. Wer noch aktiv werden will,<br />

der sucht den Tapetenwechsel und flaniert<br />

die Straße entlang, um sich in weiteren<br />

Etablissements niederzulassen. Es<br />

ist ein ganz normaler Sonntag im Friedrich-Wilhelm-Viertel,<br />

jenes Quartier,<br />

das die Rotlichtmeile in der Bruchstraße<br />

umschlingt und eine Entwicklung<br />

wie kein anderes Braunschweiger Viertel<br />

hinter sich hat.<br />

Verlässt man die belebten Einkaufsstraßen<br />

der Innenstadt gen Süden, eröffnet<br />

sich dem Betrachter zunächst<br />

ein unscheinbares Stück Braunschweig.<br />

16<br />

Zu den unzählbaren Handyshops gesellen<br />

sich verrauchte Kneipen, Spielotheken<br />

und Gemüsehändler. Auf den<br />

ersten Blick sieht es hier aus wie in vielen<br />

anderen sozial degenerierten Vierteln<br />

Deutschlands, doch beim Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel lohnt es sich zweimal<br />

hinzuschauen.<br />

Denn das Viertel rund um die Braunschweiger<br />

Rotlichtmeile in der Bruchstraße<br />

hat einen einzigartigen Wandel<br />

hinter sich. Mit dem Bau des ersten<br />

Braunschweiger Bahnhofs südlich des<br />

heutigen Bruchtorwalls im Jahr 1838


Fotos: Friedrich-Wilhelm-Viertel e. V., Wolf-Alexander Schneider<br />

begann die städtebauliche Entwicklung<br />

eines bis dato eher zwielichtigen<br />

Quartiers. Seit dem Mittelalter boten<br />

seine verwinkelten und auf Sumpfgebiet<br />

errichteten Gassen sowohl vom<br />

Gesetz Verfolgten <strong>als</strong> auch Prostituierten<br />

Schlupfwinkel. Zwar musste der<br />

vom braunschweigischen Hofbaurat<br />

Carl Theodor Ottmer erbaute Bahnhof<br />

schon wenige Jahre später durch einen<br />

neuen und größeren Ottmer- Bau ersetzt<br />

werden, dennoch avancierte seine<br />

Umgebung in der Folge rasch zum repräsentativen<br />

südlichen Eingang zur Innenstadt.<br />

Der Friedrich-Wilhelm-Platz<br />

war zum Bahnhofsviertel geworden.<br />

Stiller Zeuge dieser Epoche: die kaiserliche<br />

Oberpostdirektion. Heute fristet der<br />

Bau im wilhelminischen Prachtstil ein<br />

eher unscheinbares Dasein zwischen<br />

Nachkriegsbauten und Spielotheken.<br />

Das war einmal anders. Am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts säumten belebte Geschäfte<br />

die Friedrich-Wilhelm-Straße, Hotels<br />

und Cafés luden zum Verweilen ein,<br />

Braunschweigs Bahnhofsviertel war ein<br />

Großstadtquartier geworden und sollte<br />

sich auch nach zwei Weltkriegen <strong>als</strong><br />

außergewöhnliches Einkaufsviertel behaupten.<br />

Berichtet Jürgen Wolff von<br />

dieser Zeit, dann ist ein Leuchten in seinen<br />

Augen zu erkennen. Seit 1953 ist<br />

Campus<br />

„Man muss sich das<br />

Leben im Viertel dam<strong>als</strong><br />

<strong>komplett</strong> anders<br />

vorstellen <strong>als</strong> heute.“<br />

Jürgen Wolff, Interessengemeinschaft<br />

Friedrich-Wilhelm-Viertel<br />

er im Viertel ansässig, das Jahr, <strong>als</strong> sein<br />

Vater die traditionsreiche Post-Apotheke<br />

übernahm. „Man muss sich das Leben<br />

im Viertel dam<strong>als</strong> <strong>komplett</strong> anders<br />

vorstellen <strong>als</strong> heute. Die Straßen waren<br />

voller Menschen. Die Geschäfte wurden<br />

wenig glanz, dafür viel leben: das so genannte „dönerdreieck“<br />

17<br />

1942: gespenstische ruhe im sonst so belebten Quartier<br />

von wohlhabenden Persönlichkeiten geführt<br />

und die Kunden schätzten in erster<br />

Linie den persönlichen Draht zu den<br />

Geschäftsinhabern." Heute steht er der<br />

Interessengemeinschaft Friedrich-Wilhelm-Viertel<br />

vor und versucht dem Verfall<br />

des Quartiers entgegenzuwirken.<br />

Der Niedergang des einstigen Stadt-<br />

Entrées kann in erster Linie auf drei Begebenheiten<br />

zurückgeführt werden. Zunächst<br />

einmal wäre da der Umzug des<br />

Bahnhofs: der Todesstoß für das Viertel.<br />

Als sich die Stadt 1956 gegen den zentral<br />

gelegenen Kopfbahnhof und für einen<br />

Durchgangsbahnhof am Berliner<br />

Platz entschied, wurde das Bahnhofsviertel<br />

über Nacht zum Innenstadtrand.<br />

Das hatte fatale Folgen für den Einzelhandel.<br />

Dort, wo sich einst Reisende<br />

und Einkaufswütige die Klinke in die<br />

Hand drückten, war es leer geworden.<br />

Die gesunde Mischung aus Rotlicht und<br />

lebhaftem Stadtquartier drohte einem<br />

neuen Schmuddel-Image Platz zu machen.<br />

Die Mietpreise sanken erheblich<br />

und etablierte Geschäfte kehrten dem<br />

Viertel reihenweise den Rücken zu.<br />

Doch war der Umzug des Bahnhofs<br />

nur der Auftakt zu einer Serie von politischen<br />

Entscheidungen, die wie Hiobsbotschaften<br />

auf den Standort Friedrich-<br />

Wilhelm-Viertel niederprasselten. 1985<br />

beschloss die Stadt, die Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

zu einer verkehrsberuhigten<br />

Zone umzufunktionieren. Zudem<br />

sollte dort eine Straßenbahn verkeh- →


Campus<br />

geschäftiges treiben: das friedrich-wilhelm-Viertel in den fünfzigerjahren<br />

ren, welche die Innenstadt mit dem<br />

Friedrich-Wilhelm-Platz verbindet. Galt<br />

dieser vorher noch <strong>als</strong> Anlaufpunkt für<br />

Stadtbesucher aus den westlichen Stadtteilen,<br />

so schaffte die neue Straßenbahnhaltestelle<br />

vor der Oberpostdirektion<br />

Abhilfe: Nun konnte die Innenstadt<br />

von dort erreicht werden, der obligatorische<br />

Bummel durch das Viertel war<br />

passé und die Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

mutierte zum Zubringer. „Das Geld sollte<br />

dam<strong>als</strong> ausgegeben werden und da<br />

wurde den Großen zugespielt", meint<br />

Apotheker Wolff, „auf Kosten der Einzelhändler<br />

im Viertel wurde den großen<br />

Handelsketten eine Infrastruktur<br />

geschaffen.“<br />

Jene großen Handelsketten sucht<br />

man im Friedrich-Wilhelm-Viertel<br />

vergeblich. So gilt es eher, den individuellen<br />

Unternehmergeist zu stärken.<br />

Insbesondere nach dem jüngsten<br />

Schicks<strong>als</strong>schlag für das Viertel. Der<br />

Wiederaufbau des im Krieg vollständig<br />

zerstörten Braunschweiger Stadtschlosses<br />

und die damit einhergehende Umstrukturierung<br />

der Stadt entfernte das<br />

Viertel noch weiter vom Stadtkern. Außerdem<br />

etablierte sich mit den Schloss-<br />

Arkaden ein neues Schwergewicht in<br />

Braunschweigs Shoppinglandschaft.<br />

Wer heute eine Einkaufstour plant, für<br />

den führt meist kein Weg am Schloss<br />

vorbei. Doch genau dort sieht Jürgen<br />

Wolff die Chancen des Viertels: „Als<br />

Kunde in den modernen Einkaufszen-<br />

tren bin ich doch fast ausschließlich<br />

auf Franchise-Anbieter angewiesen. Irgendein<br />

Manager in Texas macht dann<br />

den Profit, alles läuft sehr unpersönlich<br />

ab." Das Friedrich-<br />

W i l h e l m - V i e r t e l<br />

will dem entgegenwirken<br />

und Alternativen<br />

bieten. Individualität<br />

und<br />

Persönlichkeit sollen<br />

ihm alten Glanz<br />

zurückverleihen.<br />

Denn schon<br />

längst ist das Fried-<br />

rich-Wilhelm-Viertel keine graue Maus<br />

mehr. Eine Vielzahl mittelständischer<br />

Unternehmen, Medienagenturen, Arztpraxen<br />

oder Anwaltskanzleien haben<br />

sich mittlerweile wieder hier angesiedelt.<br />

Musste Jürgen Wolff in den Siebzigerjahren<br />

noch Mediziner zum Umzug<br />

ins Viertel überreden, so strömen heute<br />

Patienten aus dem Ärztehaus in seine<br />

Apotheke. Dennoch steht das Quartier<br />

vor großen Herausforderungen. Um<br />

dem Leerstand entgegenzuwirken, müssen<br />

Veränderungen in Betracht gezogen<br />

werden, die dem außergewöhnlichen<br />

Image des Viertels gerecht werden. Insbesondere<br />

das große kreative Potenzial<br />

in der Stadt soll hierbei von Bedeutung<br />

sein, auch Studenten leisten Schützenhilfe.<br />

So riefen im Jahr 2009 Professor<br />

Michael Moenninger von der HBK und<br />

Professor Walter Acker von der TU ein<br />

18<br />

„<strong>Diese</strong>s einzigartige<br />

Quartier könnte<br />

einen großen<br />

kulturellen Mehrwert<br />

für die gesamte Stadt<br />

bedeuten."<br />

Professor Michael Moenninger<br />

Projekt ins Leben, welches sich mit<br />

der grundlegenden Umgestaltung des<br />

Friedrich-Wilhelm-Viertels beschäftigt.<br />

„Wir haben uns gefragt, wie man dieses<br />

einzigartige Quartier wiederbeleben<br />

kann", so Moenninger, „ein Gelingen<br />

würde einen großen kulturellen Mehrwert<br />

für die gesamte Stadt bedeuten.“<br />

Das Konzept sieht vor, im Friedrich-Wilhelm-Viertel<br />

einen Künstlerstandort zu<br />

installieren. Im ehemaligen Fernmeldeamt<br />

sollte dam<strong>als</strong> ein Künstlerhaus<br />

entstehen, Gelder aus dem Konjunkturpaket<br />

der Bundesregierung waren vorhanden,<br />

wurden dann aber doch an einem<br />

anderen Standort investiert.<br />

Viele der dam<strong>als</strong> erarbeiteten Ideen<br />

haben sich zum Ziel gemacht, vergangene<br />

Fehler in der Stadtplanung zu revidieren.<br />

So sollten die zahlreichen unbeachteten<br />

Gassen, die beispielsweise<br />

hinter der Bruchstraße zu finden sind,<br />

geöffnet werden, um<br />

ein weitläufigeres<br />

Quartier zu schaffen.<br />

Die Prostitution<br />

sollte <strong>als</strong> urbanes<br />

Element in das neue<br />

Stadtbild integriert<br />

werden, das Viertel<br />

seinen Kiezcharakter<br />

beibehalten. Ein<br />

zentrales Element<br />

in der Wiederbelebung des Viertels,<br />

da sind sich Jürgen Wolff und Professor<br />

Moenninger einig, besteht im sogenannten<br />

Coworking. Hierbei sollen leerstehende<br />

Flächen zu niedrigen Preisen<br />

Kreativen und Künstlern zur Verfügung<br />

gestellt werden. Der Einzug der Kreativwirtschaft<br />

könnte den Wert des gesamten<br />

Viertels steigern. Und dann profitieren<br />

alle.<br />

Inzwischen dämmert es auf der Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

und die Musik aus<br />

der Jukebox schallt nur noch in verhaltener<br />

Lautstärke über das historische<br />

Pflaster. Morgen ist Montag, dann wacht<br />

das Viertel wieder auf und das geschäftige<br />

Treiben zwischen Nutten, Anwälten,<br />

Ärzten und Alkoholikern wird wieder<br />

von vorne beginnen. Auch Ulla hat inzwischen<br />

den Heimweg angetreten. „Bis<br />

die Tage." #<br />

Fotos: Friedrich-Wilhelm-Viertel e. V.


Campus<br />

SAMSTAG, 30. JUNI 2012<br />

18–1 UHR: TU BRAUNSCHWEIG<br />

Wissenschaftsaktionen rund um den Zentralcampus<br />

18–22 Uhr<br />

Langer Abend<br />

der Studienberatung<br />

19 Uhr<br />

Siegerehrung<br />

MacGyver Ideenwettbewerb<br />

www.tunight.de


Campus<br />

Momentaufnahme<br />

wie sich unser blick Auf und der umgAng mit fotogrAfie Verändert hAt<br />

Von Madeleine Ott<br />

Die Fotografie ist ein bildgebendes<br />

Verfahren. Ein latentes, vergängliches<br />

Lichtbild wird auf<br />

ein lichtempfindliches Material projiziert<br />

und dann haltbar gemacht: Der<br />

Moment ist fixiert, bei der analogen Fotografie<br />

via Dia oder Filmnegativ. Bei der<br />

digitalen Fotografie resultieren aus der<br />

Verarbeitung auf dem Chip elektronische<br />

Datensätze. Soweit die technische<br />

Theorie, doch was macht die Fotografie<br />

mit uns und was machen wir mit ihr?<br />

„Jedes Filmmaterial hat seinen eigenen<br />

Bildausdruck, seinen Charakter“,<br />

sagt Michael Weyl, Geschäftsführer von<br />

Spürsinn, einem Fotofachhandel für<br />

die Analogfotografie in Braunschweig.<br />

Die Wahl des Filmes beeinflusst auch<br />

die Wahl der Entwicklungschemikalien,<br />

„denn jeder Entwickler hat wiederum<br />

einen Ausdruck und variiert das<br />

Bild. Wenn ich die Kamera mit Film<br />

bestückt hinaus trage, ist im Prinzip<br />

schon klar, was ich in der Nachbearbeitung<br />

mache“, so Weyl weiter. Wer<br />

jene Materialeigenschaften nicht kennt<br />

oder f<strong>als</strong>ch einschätzt, erhält unter Umständen<br />

ein unerwartetes Ergebnis.<br />

Fotografieren mit einer analogen Kamera<br />

hat mit Planung zu tun. Das Filmmaterial<br />

bietet nur eine begrenzte Anzahl<br />

an Bildern, deren Entwicklung heute<br />

20<br />

eher teurer <strong>als</strong> billiger wird. Daher wird<br />

jedes Bild genau durchdacht. Hinzu<br />

kommt, dass beispielsweise eine Großformatkamera<br />

sehr schwer ist und der<br />

Aufbau viel Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Ein schneller Schuss ist nicht einfach<br />

möglich. Laut Weyl entsteht aus dieser<br />

Schwerfälligkeit genau jene unabdingbare<br />

Leidenschaft: „Man baut die Großformatkamera<br />

eine Dreiviertelstunde<br />

auf, misst die Belichtung, macht sich<br />

Privat<br />

alle möglichen Gedanken über die Bild- Ott,<br />

komposition, wartet das richtige Licht<br />

ab, wartet auf diesen einen Moment –<br />

Madeleine<br />

und dann ist diese 125stel Sekunde genau<br />

das Bild.“ <strong>Diese</strong>r Prozess dauert Fotos:


„Das Austauschen und<br />

Kommunizieren unmittelbar<br />

im Moment des Fotografierens<br />

ist heute sehr<br />

wichtig.“<br />

Professorin Dörte Eißfeldt<br />

und ist geprägt von Geduld. Er steht im<br />

Gegensatz zur alltäglichen Hektik. Mit<br />

der digitalen Fotografie geht es schneller.<br />

Kerstin Mumm, eine Braunschweiger<br />

Fotografin, freut sich über das direkte<br />

Feedback, das die digitale Kamera<br />

ihr ermöglicht:„Ich schaue nach jedem<br />

Bild auf das Display. Ich plane und stelle<br />

jedes Bild manuell ein und kann so<br />

die Einstellungen schnell kontrollieren.<br />

Das gibt mir Sicherheit.“ <strong>Diese</strong> Prozedur<br />

aus „Einstellung vornehmen – unmittelbares<br />

Ergebnis“ erleichtert<br />

gerade Anfängern das<br />

Erlernen von Handgriffen.<br />

Überlegen muss man<br />

noch immer, aber das Foto<br />

<strong>als</strong> visuelle Rückmeldung<br />

ist weniger kostenintensiv<br />

und vor allem direkter<br />

geworden. Auch entfällt<br />

das Wechseln des Filmes:<br />

Kerstin Mumm empfindet<br />

dies <strong>als</strong> Vorteil. Sie fotografiert<br />

viele Familienfeste<br />

und Hochzeiten; den Film<br />

nicht wechseln zu müssen,<br />

bedeutet für sie auch, die<br />

Kamera immer zur Verfügung<br />

zu haben.<br />

Moment, sind Hochzeitsbilder<br />

nicht jene, auf denen<br />

alle steif auf der Treppe stehen?<br />

Natürlich gehören ge-<br />

Campus<br />

stellte Bilder dazu – doch Kerstin<br />

Mumm macht solche Bilder höchst<br />

ungern. „Wenn ich die Personen<br />

da hinstelle, kann man sie austauschen.<br />

Das könnte jeder sein. Aber<br />

wie jemand lacht, sich die Haare<br />

aus dem Gesicht streicht, das<br />

sind ganz andere Gesten. Das ist<br />

viel natürlicher.“ Ihre Bilder dienen<br />

der Erinnerung. Die junge Fotografin<br />

betont den stimmungsvollen,<br />

auch spontanen Moment.<br />

Warum sollte man nach einem<br />

freudigen Ereignis nicht auch Bilder<br />

von offen lachenden Menschen<br />

in den Händen halten? Zu<br />

Zeiten unserer Großeltern war<br />

jedoch ein derartiges Bild selten:<br />

Wer beispielsweise einen 36er-<br />

Kleinbildfilm besaß, wollte die<br />

kostbaren Bilder nicht für Belangloses<br />

verschwenden. Bevor<br />

jemand aus der Reihe tanzt, wurden<br />

Familienbilder bewusst geplant. Nicht<br />

umsonst haben unsere Großeltern viele<br />

Bilder auf denen die Beteiligten eher<br />

unbeteiligt schauen.<br />

Heute ist die Kamera immer dabei.<br />

Man drückt ab und kann jeden Moment<br />

festhalten. Smartphones mit immer<br />

besseren Kameras erlauben ein Foto zu<br />

schießen und es direkt einem Freund<br />

Auch auf 10 zoll bildschirmgröße<br />

lassen sich fotos ansehen<br />

21<br />

unsortierte fotos aus<br />

den kisten unserer eltern<br />

zu zeigen: „Schau: Hier bin ich.“ Noch<br />

nie war es unkomplizierter mit einem<br />

Bild auf ein Bild zu antworten. Dörte<br />

Eißfeldt, Professorin an der HBK Braunschweig,<br />

meint dazu: „Das Austauschen<br />

und Kommunizieren unmittelbar im<br />

Moment des Fotografierens ist früher<br />

nicht gegeben gewesen, aber heute<br />

sehr wichtig.“ Auffallend ist zudem,<br />

dass viele digitale Kameras gar keinen<br />

Sucher mehr haben, stattdessen schaut<br />

man nur noch auf das Display. „Es sind<br />

ganz andere Perspektiven entstanden“,<br />

äußert Eißfeldt. „Man hält die Kamera<br />

nicht mehr vor das Auge und bewegt<br />

den Körper. Sondern die Kamera kann<br />

entfernt vom Auge, frei in der Hand gehalten<br />

werden.“<br />

Mit dem Blickwinkel auf die Welt hat<br />

sich auch der Blick auf die Fotos selbst<br />

geändert: Heute auf jedem Handy, waren<br />

Bilder früher fein säuberlich in die<br />

Fotoalben der Familie eingeklebt. Mit<br />

der Zeit wurde aus dem behüteten Album<br />

eine Fotokiste und nun ist es der<br />

Laptop, auf dem wir die Bilder ansehen.<br />

„Das ist ein flüchtigeres Betrachten“, so<br />

Prof. Eißfeldt. Dies hängt auch damit<br />

zusammen, dass es heute einfach viel<br />

mehr Fotos gibt. Wo sich bei Eltern die<br />

Negative und Fotos unbeachtet und ungesehen<br />

in Kisten stapeln, hat die jun- →


unsere fotos sind versteckt<br />

auf 120 gb-festplatten<br />

ge Generation noch mehr Gigabyte auf<br />

den Festplatten von PC und Handy. Es<br />

gibt nicht nur einen Lagerungsort, sondern<br />

viele.<br />

Bei all den vielen Bildern, die uns<br />

Freunde und auch Fremde zukommen<br />

lassen, stellt sich die Frage: Wozu? Am<br />

wichtigsten ist vielleicht, dass ein Bild<br />

seine Funktion erfüllt: Ein Fotograf<br />

kann es mit unterschiedlichen Intentionen<br />

erstellen, die der Betrachter erkennen<br />

muss. Weyl ergänzt, dass ein Bild<br />

für den Betrachter funktionieren muss.<br />

„Ein gutes Foto ist unabhängig von analog<br />

oder digital“, so der analoge Fotograf,<br />

der sich aber auch im Digitalen<br />

ausprobierte. Die Zielsetzung des Fotografen<br />

muss bei seinem persönlichen<br />

Betrachter aufgehen: Wenn dieser „versteht,<br />

was auf dem Bild ist, sich angesprochen<br />

fühlt oder eine Emotion, wie<br />

Zuneigung oder auch Abscheu, emp-<br />

Campus<br />

findet, dann funktioniert es.“ Das<br />

gute Bild ist <strong>als</strong>o nicht davon abhängig,<br />

wie es entstanden ist, sondern<br />

„hat eine Bildqualität. Es hat<br />

eine Dauer, ist nachhaltig. Es funktioniert<br />

auch noch einen Tag später.<br />

Man beschäftigt sich damit“,<br />

stellt Dörte Eißfeldt fest. In ihrer<br />

Fotografieklasse wird zwischen<br />

Foto und Bild unterschieden: Ein<br />

Bild ist mehr <strong>als</strong> ein Foto. Es ist<br />

es wert, sich zu materialisieren,<br />

<strong>als</strong>o ausgedruckt oder entwickelt<br />

zu werden. Es hat eine besondere<br />

Beschaffenheit. Auch Kerstin<br />

Mumm meint dazu: „Ein besonderes<br />

Bild muss Stimmung haben.<br />

Man sollte längere Zeit darauf verweilen<br />

können und denken:<br />

Das ist ein tolles Bild.“<br />

Doch haben wir heute noch<br />

Bilder, die wir ausdrucken<br />

oder gar entwickeln lassen um<br />

sie in einem Rahmen zu bewahren?<br />

Der technische Wandel<br />

bedeutet Veränderungen<br />

in vielerlei Hinsicht. Der Stellenwert<br />

des Fotos hat sich verändert<br />

und fotografieren ist<br />

für viele alltäglich geworden.<br />

Doch wer ein Foto macht, sollte<br />

sich fragen: Was ist mein<br />

Ziel? Der Moment des Planens<br />

und Vorausdenken scheint mit<br />

dem Aufkommen von digitalen<br />

Kompaktkameras fast verloren-<br />

gegangen zu sein. Ein bisschen<br />

Ruhe und Gelassenheit vor dem<br />

Auslösen ließe sich bei der analogen<br />

Fotografie abschauen.<br />

So hätten wir vielleicht wieder<br />

mehr Zeit für Bilder. Welchen Bearbeitungsweg<br />

man dafür wählt, ist eine Frage<br />

der finanziellen Mittel und des persönlichen<br />

Geschmacks. Vielleicht lohnt<br />

es sich ein Portrait der Mutter in aller<br />

Ruhe mit einer analogen Kamera zu<br />

„Ein gutes Foto ist<br />

unabhängig von<br />

analog oder digital.“<br />

22<br />

„Ich schaue nach jedem<br />

Bild auf das Display.“<br />

Fotografin Kerstin Mumm<br />

ein filmnegativ erlaubt das reproduzieren<br />

auch nach 50 Jahren<br />

erstellen. Auf dem Geburtstag mit viel<br />

Tohuwabohu kann die digitale Kamera<br />

dann eine gute Unterstützung sein.<br />

Letztlich ergänzen sich beide Vorgehen<br />

aber auch: Wer einen Spaziergang<br />

durch die Umgebung macht und die<br />

Orte via digitalem Foto und GPS-Koordinaten<br />

festhält, kann den Aufbau<br />

der analogen Kamera besser planen.<br />

Es ist nicht die Frage, was besser oder<br />

schlechter ist. Vielmehr ist die Frage:<br />

Was möchte wie ich mit meinem Foto<br />

festhalten? #<br />

Fotohändler Michael Weyl Fotos: Polaroid, Ott


studi38.tv<br />

Studieren in der Region<br />

EINSCHALTEN!!!<br />

Freuen Sie sich auf Themen aus den Bereichen Campus,<br />

Wissenschaft und Karriere - von Studenten für Studenten!<br />

unter www.studi38.tv<br />

Auch auf TV38, jeden ersten Montag im Monat<br />

jeweils um 18 und 20 Uhr eine neue Folge.


Chemie des<br />

Uni-Bieres<br />

Am institut für chemie und thermische<br />

VerfAhrenstechnik wird bier nAch einem<br />

hAusrezept gebrAut. studi38 wAr dAbei.<br />

Von Viktoryia Flohr<br />

An einem Freitagnachmittag haben<br />

sich wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

und Studenten im Institut<br />

für Chemische und Thermische<br />

Verfahrenstechnik der TU versammelt,<br />

um zusammen das Lieblingsgetränk der<br />

Deutschen herzustellen. Sie gehören zur<br />

Obstwein & Bierbrau AG. Wer schon im-<br />

Wissenschaft<br />

mer mal selbst Bier brauen<br />

wollte, erfährt jetzt Schritt<br />

für Schritt wie das geht:<br />

Als erstes werden mit der<br />

handbetriebenen Schrotmühle<br />

die Malzkörner aufgeknackt. 1 Die<br />

Hülle des Korns sollte dabei möglichst<br />

unbeschädigt bleiben, da diese später<br />

24<br />

1<br />

Fotos: Viktoryia Flohr


3<br />

<strong>als</strong> Filter für die Schwebstoffe verwendet<br />

wird.<br />

Für die nächste Phase – das Maischen<br />

– braucht es den 100 Liter großen Suppentopf<br />

aus Edelstahl. 2 Er wurde mit<br />

Steinwolle isoliert, damit er länger die<br />

Temperatur hält.<br />

3 In den mit warmem<br />

Wasser gefüllten Topf<br />

kommt nun das geschrotete<br />

Malz. 4<br />

Der Sud wird erhitzt,<br />

sodass die<br />

im Malz enthaltene<br />

Stärke zu Zucker<br />

wird.<br />

5 Anschließend<br />

wird die Maische kurz<br />

auf 76 °C erhitzt, um die<br />

Enzyme zu zerstören. Das Läutern<br />

kann beginnen. Hier wird der flüssige<br />

Teil der Maische – der auch Würze<br />

genannt wird – von den festen Bestandteilen<br />

getrennt. Damit nicht unnötig<br />

viel Wärme verloren<br />

geht, werden Kühlboxen<br />

verwendet. 6 Sie<br />

sind mit einem<br />

Sieb im unteren<br />

Bereich versehen,<br />

durch<br />

das die Würze<br />

abfließen kann.<br />

Die Würze ist<br />

sehr hoch konzentriert<br />

und muss mit kochendem<br />

Wasser verdünnt<br />

werden. 7 Danach<br />

sollte sie ohne Deckel<br />

je nach Biersorte<br />

eine bis<br />

zwei Stunden<br />

kochen. Während<br />

des Kochens<br />

wird<br />

der Hopfen<br />

hinzugegeben,<br />

anfangs der Bitter-,<br />

später der<br />

Aromahopfen. Er<br />

dient nicht nur dem<br />

Geschmack, sondern<br />

macht das Bier auch haltbar.<br />

Den Schluss bildet das so<br />

genannte Anstellen. So nennt man<br />

die Zugabe der Hefe für die anschließende<br />

Gärung. Dafür muss die Würze schnell<br />

abkühlt werden. Die Hobbybrauer der<br />

TU haben dafür einen Gegenstromwürzekühler<br />

gebaut. 8 Er besteht aus zehn<br />

Meter Kupferrohr umgeben<br />

von einem Gartenschlauch.<br />

Innerhalb des Kupferrohres<br />

fließt die Wür-<br />

2<br />

Wissenschaft<br />

4<br />

Info<br />

Die Obstwein & Bierbrau AG sucht<br />

ständig interessierte Mitstreiter,<br />

die sich selbst am Brauen versuchen<br />

wollen. Bei Fragen ist die Leiterin der<br />

AG, Steffi Köhler, unter der E-Mail Adresse<br />

s.koehler@tu-braunschweig.de zu erreichen.<br />

25<br />

5<br />

6<br />

ze und zwischen<br />

Kupferrohr und<br />

Schlauch das<br />

Kühlwasser.<br />

Dann<br />

heißt es<br />

abwarten.<br />

Denn die<br />

Hauptgärung<br />

dauert je nach Sorte<br />

rund eine Woche. Die Nachgärung<br />

vollzieht sich dann unter<br />

Druck, damit das entstehende Kohlenstoffdioxid<br />

sich im Bier löst und zu<br />

Kohlensäure wird. Das Bier<br />

muss dann noch drei Wochen<br />

lagern. Dabei werdenSchwefelverbindungen<br />

abgebaut,<br />

die bei der Gärung<br />

entstanden sind.<br />

<strong>Diese</strong> unliebsamenVerbindungen<br />

sind für den<br />

Kater am nächsten<br />

Morgen verantwortlich.<br />

Zum Glück<br />

mussten wir nicht<br />

vier Wochen warten, und<br />

konnten das Bier vom vorherigen<br />

Braugang probieren. Prost! #<br />

8<br />

7


Wissenschaft<br />

Ich will nur spielen<br />

Computerspielsucht – die neue Volkskrankheit Deutschlands? Sind Computerspiele tatsächlich die bösen Brüder<br />

von Sport und Käsekästchen? Der Loki der Spielewelt? Und warum spielen Menschen überhaupt? studi38 hat bei<br />

Professor Rolf Nohr von der HBK nachgefragt.<br />

Von Anna Wandschneider<br />

Die Frage nach dem Sinn des Lebens zuerst:<br />

Warum spielen wir Computerspiele?<br />

Tja, das ist tatsächlich die große, nebulöse Frage.<br />

Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch spielt.<br />

Über spielerisches „Ausprobieren“ lernt er seine<br />

Umwelt kennen. <strong>Diese</strong>s Spiel ohne Regeln<br />

ist das, was man im Englischen „play“ nennt.<br />

„Games“ sind Spiele mit einem festen Regelsystem.<br />

Das schließt nicht nur Videogames und<br />

Brettspiele, sondern auch Sportarten mit ein.<br />

Und wie kommt der Computer ins Spiel?<br />

Der Computer beziehungsweise die Spielekonsole<br />

ist – wie ein Fußball oder ein Sack Mur-<br />

26<br />

meln – ein Spielgerät. Dass er mittlerweile so<br />

beliebt ist, liegt daran, dass der Computer<br />

mittlerweile unser Leben wie kein zweites Medium<br />

bestimmt. Er ist der Taktgeber unserer<br />

Arbeit. Er ist das Hauptinformationsmedium.<br />

Da ist es nur folgerichtig, dass er auch zu Unterhaltungszwecken<br />

dient.


Fotos: Flickr/Luke Hayfield Photography, Anna Wandschneider<br />

Rolf Nohr ist Professor<br />

für Medienästhetik und<br />

Medienkultur am Institut für<br />

Medienforschung (IMF) der<br />

HBK. Neben Visualität und<br />

visueller Kultur in zahlreichen<br />

Ausprägungen, beschäftigt<br />

er sich unter anderem mit<br />

populären Phänomenen<br />

wie dem Heavy Metal oder<br />

Computerspielen.<br />

Warum erfahren dann gerade Videogames<br />

eine solche Stigmatisierung? Liegt das allein<br />

an „Killerspielen“?<br />

Das hat wohl viele Gründe. Gewaltdarstellungen<br />

sind das eine, aber mir erscheint ein<br />

anderer Punkt mindestens genauso wichtig:<br />

Wir leben in einer Gesellschaft, die versucht,<br />

so produktiv wie möglich zu sein. Unproduktives<br />

Handeln oder „Gammeln“ werden da natürlich<br />

mit Misstrauen beäugt. Dazu kommt<br />

noch, dass der Computer immer noch <strong>als</strong> ein<br />

„neues Medium“ gilt – und neuen Medien begegnet<br />

unsere Kultur traditionell mit einem<br />

großen Misstrauen.<br />

Und warum spielt eine große Gruppe<br />

von Menschen überhaupt keine<br />

Computerspiele?<br />

Vermutlich, weil Computer und andere Spielekonsolen<br />

nur eine sehr eingeschränkte Aus-<br />

Wissenschaft<br />

wahl an Spielen anbieten. Die scheinbar unendliche<br />

Menge an Spielen, die auf dem Markt<br />

sind, kann man vier bis fünf Genres zuordnen.<br />

Die sind dann auch noch strikt voneinander<br />

getrennt. Sie finden – es sei denn, sie bewegen<br />

sich im Independant-Bereich, zwar Massen<br />

von Shootern, Worldbuilding Games und<br />

Escape Spielen, aber niem<strong>als</strong> einen Mix aus<br />

den Dreien. Was das betrifft, ist die Industrie<br />

ein großer Zauderhase – sie bedient sich lieber<br />

etablierter Genres, <strong>als</strong> etwas Neues zu wagen.<br />

Außerdem gibt es natürlich Spiele, die sich für<br />

den Computer einfach nicht eignen. Bei Glückspielen<br />

zum Beispiel brauchen sie einfach einen<br />

sichtbaren, menschlichen Gegenspieler – Black<br />

Jack gegen einen Computer zu spielen, macht<br />

nur bedingt Spaß.<br />

Ob wir nun dabei mit Anderen reden oder<br />

nicht – versuchen wir, in virtuellen Welten<br />

wie der von World of Warcraft unserem Alltag<br />

zu entfliehen?<br />

Natürlich speisen sich solche Spiele immer auch<br />

aus Aussteigerfantasien. Nicht nur Videogames<br />

übrigens – die Literatur- und Filmwelt ist voll<br />

von meist jungen Helden, die ihrer Gesellschaft<br />

den Rücken kehren und sich eine Hütte im Wald<br />

bauen. Übrigens sind sie auf lange Sicht hin nie<br />

wirklich erfolgreich. World of Warcraft oder<br />

Sims kann man dahingehend <strong>als</strong> eine Art risikoarme<br />

Variante von Into the Wild begreifen<br />

– denn wenn in der virtuellen Welt etwas schief<br />

geht, fängt man einfach von vorne an. Außerdem<br />

sind in der Realität komplexe Vorgänge –<br />

zum Beispiel der Bau eines Hauses – im Spiel<br />

oft mit einem Mausklick getan.<br />

In welcher Beziehung stehen Wirklichkeit<br />

und Computerwelt dann zueinander?<br />

Es dürfte den meisten klar sein, dass auch die<br />

„fremdeste“ Fantasywelt immer mit der Realität<br />

und der „echten“ Gesellschaft zu tun<br />

hat. Die Games werden von echten Menschen<br />

programmiert und von echten Mitspielern gespielt,<br />

die meistens die Regeln ihrer normalen<br />

Welt mitbringen...<br />

...und sehr enge Grenzen stecken. Im Prinzip<br />

tut der Spieler doch genau das, was das<br />

Spiel ihm befiehlt? Oder spielt er vielleicht<br />

gerade, weil ihm da jedwede Verantwortung<br />

abgenommen wird?<br />

Computerspiele sind tatsächlich ein stark reglementierter<br />

Raum. Man kann argumentieren,<br />

27<br />

dass genau das dem Spieler gefällt, weil er hier<br />

– im Gegensatz zur komplexen Realität – weiß,<br />

was möglich ist und was nicht. Aber auch hier<br />

ist eine Verallgemeinerung schwierig. In Sandbox<br />

Games, ich nenne da <strong>als</strong> Beispiel die GTA-<br />

Reihe, kann der Spieler die Struktur des Games<br />

bis zu einem bestimmten Grad beeinflussen.<br />

Außerdem gäbe unsere Gesellschaft ein ziemlich<br />

armseliges Bild ab, wenn wir die erstbeste<br />

Gelegenheit ergreifen würden, eigenständiges<br />

Denken und Aufklärung über Bord zu werfen<br />

und uns von der totalitären Macht des Computers<br />

regieren zu lassen.<br />

Jetzt reden wir schon die ganze Zeit über<br />

den Computer. Dabei ist das gar nicht<br />

mehr das Neueste vom Neuesten. Wie haben<br />

Smartphones und andere tragbare Konsolen<br />

die Spielewelt verändert?<br />

Das lässt sich in einem Wort zusammenfassen:<br />

Portabilität. <strong>Diese</strong>s Konzept der ständigen Mobilität<br />

eröffnet völlig neue Möglichkeiten – zum<br />

Beispiel Location - based Games, an denen man<br />

nur teilnehmen kann, wenn man sich an bestimmten<br />

Orten in der Realität einklinkt. Seit<br />

mehr <strong>als</strong> zehn Jahren gibt es schon derartige<br />

Versuche: Am Anfang sind die Jungs allerdings<br />

mit einem Riesenrucksack und einer ewig langen<br />

Antenne durch die Gegend gelaufen – das<br />

war innovativ, sah aber absolut affig aus. Heute<br />

geht das „cooler“.<br />

Und wie steht es dabei um den Schutz meiner<br />

Daten?<br />

Grauenhaft. Das ist allerdings kein spezielles<br />

Videogames-Problem, auch kein rein industrielles.<br />

Ein ständig wachsender Teil der<br />

Gesellschaft hat kein Gefühl mehr dafür, was<br />

er über offene Netze, Social Media, oder auch<br />

nur seine Kleidung preisgibt. In manchen Klamotten<br />

stecken beispielsweise ein sogenannter<br />

RFID-Chip, mit denen man Bewegungsprofile<br />

des Trägers erstellen kann. Die Sensoren dazu<br />

stehen dann im dazugehörigen Kleidungsgeschäft.<br />

Das kann nicht angehen.<br />

Zum Abschluss noch eine angenehmere Frage:<br />

Was, glauben Sie, wird sich in den kommenden<br />

Jahren auf dem Spielemarkt tun?<br />

Worldbuilding Games haben meiner Meinung<br />

nach das größte Potenzial. In ihnen liegt eine<br />

gewaltige ästhetische Innovationskraft und der<br />

Fantasie des Spielers sind hier die wenigsten<br />

Grenzen gesetzt. #


Wo lässt es<br />

sich am besten<br />

lernen?<br />

die studie lernAtlAs will bildungsmöglichkeiten VergleichbAr mAchen<br />

Von Marina Müller<br />

Die Bertelsmann-Stiftung hat im<br />

letzten Jahr für einen Lernatlas<br />

die Lernbedingungen in allen<br />

412 Kreisen und kreisfreien Städten<br />

Deutschlands gemessen. Bayern und<br />

Baden-Württemberg konnten die besten<br />

Ergebnisse auffahren, während Niedersachsen<br />

im Mittelfeld gelandet ist<br />

(Platz 9).<br />

Der Lernatlas soll zeigen wie gut es<br />

sich wo in Deutschland lernen lässt.<br />

Das Lernen wurde dafür in vier Kategorien<br />

unterschieden: schulisches, berufliches,<br />

soziales und persönliches Lernen.<br />

So wurden neben Universitäten<br />

und Schulen auch der Arbeitsplatz sowie<br />

die Weiter- und Ausbildung von der<br />

Studie beleuchtet. Politisches Interesse<br />

und soziales Engagement spielen beim<br />

sozialen Lernen eine Rolle und in der<br />

Kategorie persönliches Lernen haben<br />

die Wissenschaftler analysiert, ob Menschen<br />

an Volkshochschulkursen oder<br />

Sportangeboten teilnehmen und ob sie<br />

Museen und Bibliotheken nutzen. Die<br />

Kreise und kreisfreien Städte wurden<br />

anschließend in sechs Gruppen entspre-<br />

chend ihrer Einwohnerzahl und -dichte<br />

eingeteilt, um einen besseren Vergleich<br />

herzustellen.<br />

Insgesamt wurden 38 Kennzeichen zusammengefasst<br />

und nach einem mathematischen<br />

Verfahren gewichtet. Die Daten<br />

wurden allerdings in weiten Teilen<br />

nicht selbst erhoben sondern anderen<br />

Studien, wie der PISA-Studie oder dem<br />

Grundschulvergleich IGLU entnommen.<br />

Bei der Methodik musste sich die Bertelsmann-Stiftung<br />

durchaus Kritik gefallen<br />

lassen. Es ist zum Beispiel unklar<br />

wie es zu den ausgesuchten Variablen<br />

gekommen ist. Zudem kritisiert etwa<br />

der Deutsche Städtetag, dass der Lernatlas<br />

„überwiegend mit Kennzahlen arbeitet,<br />

die nicht die spezifische Situation<br />

in der kreisfreien Stadt/Kreis, sondern<br />

die der Region bzw. des Bundeslandes<br />

wiedergeben“. Der Projektmanager der<br />

Bertelsmann Stiftung Miika Blinn verteidigt<br />

dieses Vorgehen: „Im Unterschied<br />

zu den anderen Verfahren arbeiten wir<br />

gerade nicht mit subjektiven Experteneinschätzungen.<br />

Die Auswahl und Gewichtung<br />

der Daten, die wir bekommen<br />

28<br />

haben, läuft nach einem etablierten wissenschaftlichen<br />

Verfahren, das in Kanada<br />

entwickelt wurde. Die Kriterien, die<br />

dieser Methode zugrunde liegen, sind<br />

für jedermann transparent und nachvollziehbar.<br />

Eine Schwäche liegt in der<br />

noch zu geringen Datenverfügbarkeit in<br />

Deutschland. Mehr Mut zur Transparenz<br />

täte uns gut.“<br />

Trotz der Kritik entsteht ein interessanter<br />

Vergleich zwischen den Städten,<br />

so liegt regional der Kreis Peine auf dem<br />

ersten Platz in Niedersachsen (Gesamtwert<br />

48,57). Erst später folgen Wolfenbüttel<br />

(45,41), Braunschweig (43,14),<br />

Wolfsburg (42,96), Salzgitter (42,82) und<br />

Uelzen (41,79). Im Vergleich dazu hat der<br />

Landkreis Main-Spessart <strong>als</strong> Erstplatzierter<br />

69,33 Punkte erhalten.<br />

Braunschweig kann da zwar nicht mithalten,<br />

hat aber ein gutes soziales Lernumfeld<br />

aufzuweisen. „Engagierte Bürger<br />

in der Freiwilligen Feuerwehr“ konnte<br />

zum Beispiel den vierten Platz in der<br />

Vergleichsgruppe einheimsen. In der<br />

Gruppe „kreisfreie kleine und mittlere<br />

Großstädte“ waren aber Salzgitter und


Fotos: Marina Müller, Privat<br />

www.q-gmbh.com<br />

Wolfsburg noch besser, welche die ersten<br />

beiden Plätze beanspruchen. Darüber<br />

hinaus konnte Wolfsburg den ersten<br />

Platz für die Bereitschaft zur Knochenmarkspende<br />

in der Kategorie „Soziales<br />

Engagement“ einnehmen. Daneben hat<br />

Braunschweig noch in den Gebieten<br />

„Wahlbeteiligung“ und „Museumsbesucher“<br />

überdurchschnittlich gute Ergebnisse<br />

erzielt.<br />

Reinhard Zabel von der Projekt REGI-<br />

ON BRAUNSCHWEIG GmbH arbeitet an<br />

verschiedenen Projekten für die regiona-<br />

Silke, Traineeprogramm Corporate Banking<br />

Wissenschaft<br />

„Es ist gut, wenn immer mal so<br />

ein Bericht erscheint, weil man<br />

dann die Gelegenheit bekommt<br />

sich bestimme Sachen bewusst zu<br />

machen.“<br />

Reinhard Zabel, Projekt REGION BRAUNSCHWEIG<br />

le Förderung von Bildung. Ähnlich wie<br />

beim Lernatlas ist das lebenslange Lernen<br />

dabei ein wichtiger Aspekt. „Man<br />

lernt für die Schule und man lernt für<br />

den Beruf. Aber man sollte auch nebenbei<br />

erworbene Kompetenzen in<br />

den Blick bekommen und sie nicht nur<br />

auf den beruflichen Bereich verengen.“<br />

Nimmt man die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie<br />

ernst, gibt es in der Region<br />

durchaus Handlungsbedarf: So haben<br />

in Braunschweig und Salzgitter zu viele<br />

junge Menschen keine Aussicht auf<br />

einen Ausbildungsplatz. Auch die Nutzung<br />

der Bibliotheken ist zurückhaltend<br />

(Platz 49 von 56). Außerdem haben<br />

Braunschweig, Salzgitter und Wolfenbüttel<br />

bei dem Kennzeichen „mathematische<br />

Kompetenz“ sehr schlecht<br />

abgeschnitten.<br />

„Auch wenn man an einzelnen Ergebnissen<br />

noch Kritik üben kann“, bieten<br />

Studien wie der Lernatlas laut Zabel<br />

eine gute Diskussionsgrundlage: „Es ist<br />

gut, wenn immer mal so ein Bericht erscheint,<br />

weil man dann die Gelegenheit<br />

bekommt sich bestimme Sachen bewusst<br />

zu machen.“ #<br />

Seilgarten Hannover<br />

Wer mehr wissen will, kann<br />

alle Studienergebnisse übrigens<br />

auf www.deutscher-lernatlas.de<br />

nachlesen.<br />

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Ausgezeichnetes<br />

Institut<br />

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Folge uns<br />

@NORD/LB


Hoch Hinaus<br />

Der Campus Forschungsflughafen in Braunschweig ist eine Forschungseinrichtung, die einmalig in Deutschland<br />

ist und mithilfe von viel öffentlichem Geld jetzt noch leistungsfähiger wurde. Denn im Norden der Stadt tüfteln<br />

Wissenschaftler an Visionen zur Luft- und Raumfahrt der Zukunft.<br />

Von Senem Göcmen<br />

Man muss schon ein gutes Stück<br />

rausfahren, wenn man zum<br />

Flughafengelände Braunschweig-Wolfsburg<br />

will. An Siedlungen,<br />

Wald und Industriegebiet vorbei,<br />

hält der Bus direkt vor dem farbenfrohen<br />

Neubau, an dem die letzten Bauarbeiten<br />

gerade erst abgeschlossen sind.<br />

Der Bund, das Land Niedersachen und<br />

die TU Braunschweig haben mit dem<br />

Bau, in dem jüngst das Institut für Strömungsmechanik<br />

(ISM) und das Institut<br />

für Flugantriebe und Strömungsmaschinen<br />

(IFAS) eingezogen sind, das<br />

letzte Puzzleteil für das <strong>als</strong> Campus Forschungsflughafen<br />

(CFF) bezeichnete Projekt<br />

angefügt.<br />

1935 begann man mit Luftfahrtforschung<br />

und -lehre in Braunschweig, die<br />

nach Ende des Zweiten Weltkrieges wie-<br />

Wissenschaft<br />

der eingestellt wurde. Ab 1953 wehte mit<br />

dem Deutschen Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR, dam<strong>als</strong> noch Deutsche<br />

Forschungsanstalt für Luftfahrt) wieder<br />

frischer Forschungswind in die Region.<br />

Neben der Ansiedlung verschiedener Behörden,<br />

wie des Luftfahrt-Bundesamts,<br />

den Instituten der TU Braunschweig<br />

und ab 1985 verschiedener mittelständischer<br />

Unternehmen entstand ein stark<br />

vernetzter Verbund von Institutionen,<br />

der seit 1994 <strong>als</strong> „Forschungsflughafen<br />

Braunschweig“ bezeichnet wird. Heute<br />

zählen zum CFF neben<br />

den vier Instituten<br />

des DLR auch<br />

sechs Institute der<br />

TU Braunschweig.<br />

Der CFF soll nicht<br />

nur vernetzen, son-<br />

30<br />

dern auch Forschungsprojekte fördern<br />

und koordinieren. Dabei stellen die Institute<br />

der TU Braunschweig den Studiengang<br />

Luft- und Raumfahrttechnik dar<br />

und betreiben Grundlagen- bzw. Vorlaufforschung,<br />

während die Institute<br />

des DLR anwendungsnahe Forschung<br />

betreiben. „Das ist das Besondere“, sagt<br />

Professor Rolf Radespiel, der geschäftsführender<br />

Leiter des ISM ist. „Wir haben<br />

hier einen Cluster von sehr leistungsfähigen<br />

Instituten. Die Kombination aus<br />

Groß- und Grundlagenforschung ist in<br />

„Die Kombination aus<br />

Groß- und Grundlagenforschung<br />

ist in Deutschland<br />

einmalig.“<br />

Professor Rolf Radespiel


Fotos: TU Braunschweig, Senem Göcmen<br />

Deutschland einmalig.“ Der CFF bietet<br />

außerdem eine Reihe von Simulatoren,<br />

Windkanälen und Prüfständen, die<br />

durch ihren besonderen Zuschnitt nahezu<br />

alle Bereiche der Forschungstätigkeit<br />

abdecken, sowie ein mit Messtechnik<br />

ausgestattetes Forschungsflugzeug.<br />

Im Rahmen des Neubaus wurden vier<br />

weitere große Versuchsanlagen errichtet.<br />

„Da gibt es einmal den Wasserkanal,<br />

in dem man Strömungsversuche für<br />

Hochauftriebssysteme von Verkehrsflugzeugen<br />

machen kann“, sagt Radespiel.<br />

Im Wasser kann man langsamere Geschwindigkeiten<br />

verwenden und so den<br />

Versuch genauer beobachten. Später lassen<br />

sich die Ergebnisse dann „auf Luft“<br />

umrechnen. Momentan befindet sich<br />

die Anlage noch in der Aufbauphase:<br />

In einer Halle liegen die riesigen Bauteile,<br />

die ein bisschen wie eine Ziehharmonika<br />

aussehen. Der Eiswindkanal soll<br />

in einem halben Jahr in Betrieb gehen.<br />

In ihm soll es möglich sein, die Physik<br />

der Vereisung von Flugzeugen, die ein<br />

wesentliches Sicherheitsproblem darstellt,<br />

genau zu untersuchen. Eine weitere,<br />

neue Anlage im benachbarten Institut<br />

für Flugzeugbau und Leichtbau<br />

kann Bauteile im Originalmaßstab anhand<br />

von Schalenmodellen testen. Im<br />

neuen Versuchsstand des Instituts für<br />

Werkstoffe kann die Beschichtung von<br />

Materialen für Flug- und Raketenantriebe<br />

erstellt und getestet werden. Mit<br />

dem Triebwerksprüfstand des neuen Instituts<br />

für Flugantriebe, der<br />

die büros sind alle dem schallgeschützten<br />

innenhof zugewandt, um lärm der<br />

Autobahn zu vermeiden.<br />

Wissenschaft<br />

2014 fertiggestellt<br />

werden soll, sind<br />

die Maßnahmen<br />

des CFF vorerst abgeschlossen.<br />

Dann<br />

wird es in Braunschweig<br />

möglich<br />

sein, alle wesentlichenKomponenten<br />

von Flugzeugen<br />

mit hochwertigen<br />

Versuchsanlagen zu<br />

erforschen.<br />

Dabei gibt es drei<br />

große Ziele: Neben der Wirtschaftlichkeit<br />

von künftigen Flugzeugen sollen<br />

vor allem deren Umweltverträglichkeit<br />

und Flugsicherheit verbessert werden.<br />

Umweltverträglicher werden Flugzeuge<br />

zum einen durch die Verminderung von<br />

Emissionen, die durch die Verbrennung<br />

von Kraftstoff entstehen. Aber auch Aspekte<br />

wie Lärmbelastung, die für viele<br />

Menschen, die an Flughäfen leben, ein<br />

großes Ärgernis darstellt, sollen nachhaltig<br />

verringert werden. Die Vision des<br />

sogenannten „Bürgernahen Flugzeugs“<br />

hat man hier am CFF entwickelt: <strong>Diese</strong>s<br />

braucht wenig Platz für Start und Landung<br />

und ist sehr geräuscharm, sodass<br />

Flughäfen nicht mehr weit von Städten<br />

entfernt gebaut werden müssen. „Das<br />

ist unsere Vision von Zukunft in einer<br />

entwickelten Industriegesellschaft – die<br />

aber auch Zeit braucht: In der Forschung<br />

um zu reifen und dann noch<br />

mal zehn Jahre<br />

31<br />

lars müller sitzt an einer numerischen<br />

strömungsimulation. im institut arbeitet<br />

man mit dem tAu-code.<br />

um im industriellen Umfeld zu einem<br />

Produkt zu führen.“ Radespiel schätzt,<br />

dass erste Prototypen 2035 in Betrieb genommen<br />

werden.<br />

Auch das Thema Brennstoff beschäftigt<br />

die Wissenschaftler am CFF. 2050<br />

muss im Bereich der Luft- und Raumfahrt<br />

das Prinzip der Kreislaufwirtschaft<br />

umgesetzt sein, die auf fossile Brennstoffe<br />

verzichtet und mittels regenerativer<br />

Energien und anschließender Veredelung<br />

Kraftstoffe für Flugzeuge schafft.<br />

„Beispielsweise gewinnt man Strom<br />

aus Windmühlen, der dann zu flüssigem<br />

Wasserstoff gemacht wird. Daraus<br />

wird ein Energieträger gewonnen, mit<br />

dem man fliegen kann und der gleichzeitig<br />

ungefährlich im Betrieb ist“, erklärt<br />

Radespiel. Solche Kraftstoffe<br />

sind aber →


Wissenschaft<br />

feierliche eröffnung des campus forschungsflughafen: (v. links) die niedersächsische<br />

ministerin für wissenschaft und kultur, prof. Johanna wanka, prof. Jens<br />

friedrich, der niedersächsische ministerpräsident david mcAllister, prof. rolf<br />

radespiel, tu-präsident prof. Jürgen hesselbach und der oberbürgermeister der<br />

stadt braunschweig, dr. gert hoffmann.<br />

auch teurer, weswegen der Verbrauch<br />

der Flugzeuge reduziert werden muss,<br />

um sie wirtschaftlich nutzen zu können.<br />

Es ist unschwer zu erkennen, dass<br />

es im Bereich der Luft- und Raumfahrt<br />

noch einiges an Forschungsbedarf gibt.<br />

Nicht nur Bund, Land und TU Braunschweig<br />

haben 28 Millionen Euro in den<br />

Forschungsbau und die Großgeräte investiert,<br />

die Grundlagenforschung wird<br />

auch kontinuierlich von EU und Bund<br />

gefördert. Anwendungsnahe Forschung<br />

wird durch Forschungsaufträge aus der<br />

Industrie ermöglicht. „Wir haben sehr<br />

enge funktionierende Arbeitsbeziehungen<br />

zu großen Systemfirmen der Luftfahrt,<br />

unter anderem zu Airbus“, sagt<br />

Radespiel. Wie kommt es aber zu dem<br />

Investitionsdrang, wo doch die Finanzkrise<br />

nicht allzu lange her ist? Sowohl<br />

die Ölkrisen der 1970er Jahre, <strong>als</strong> auch<br />

die Finanzkrise 2008 konnten dem Absatzmarkt<br />

für Flugzeuge nicht wesentlich<br />

schaden. Tatsächlich ist die Tendenz<br />

steigend und wird mit dem wirtschaftlichen<br />

Wachstum von Schwellenländern<br />

bis 2030 zu einem Anstieg von etwa fünf<br />

Prozent pro Jahr führen. Die Beschleunigung<br />

der Menschen, die mit dem Schienenverkehr<br />

einsetzte, hat die Wahrnehmung<br />

von Raum und Welt und die Art<br />

der menschlichen Beziehungen, pri-<br />

vat oder geschäftlich, verändert. <strong>Diese</strong><br />

Verhältnisse sind nicht mehr rückgängig<br />

zu machen und lassen die Luft- und<br />

Raumfahrtforschung zu einem zukunftssicheren<br />

Arbeitsgebiet werden.<br />

Die Studierenden des Bereich Luft- und<br />

Raumfahrttechnik<br />

können heute mit<br />

der Bachelorarbeit<br />

anfangen unter Anleitung<br />

Forschung<br />

zu betreiben, diese<br />

dann im Master<br />

durch Studienarbeiten<br />

fortführen und<br />

durch hilfswissenschaftliche<br />

Tätigkeit<br />

während des Studiums<br />

und Promotion<br />

danach vertiefen.<br />

Yosef El Sayed studiert<br />

zum Beispiel<br />

im Master Luft- und<br />

Raumfahrttechnik und arbeitet für das<br />

ISM an dem internationalen Großprojekt<br />

DeSiReH mit. „Was ich hier mache<br />

ist aber nur ein kleiner Teilaspekt“,<br />

sagt er. Das Versuchsobjekt ist eine aus<br />

mehreren Platten bestehende Fläche,<br />

an der sogenannte Heißfilmsensoren<br />

angebracht sind. <strong>Diese</strong> Sensoren werden<br />

durch Strom erhitzt, die sich durch<br />

32<br />

Luftströme abkühlen. Ziel ist es herauszufinden,<br />

wie viel Störungen die Oberfläche<br />

– in diesem Fall eines Tragflügels –<br />

haben darf, damit gerade noch laminare<br />

Strömung herrscht. <strong>Diese</strong> Strömung ist<br />

gleichmäßig, im Unterschied zur turbulenten.<br />

„Das kann man sich anhand eines<br />

Wasserhahns gut vorstellen. Dreht<br />

man ihn wenig auf, fließt das Wasser<br />

klar. Dreht man den Hahn ganz auf, wird<br />

das Wasser milchig“, erklärt Yosef. Turbulent<br />

beutet auch Reibung und somit<br />

einen erhöhten Kraftstoffverbrauch.<br />

Zusätzlich zur experimentellen Forschung<br />

gibt es auch numerische Simulationen.<br />

<strong>Diese</strong> werden nur am Computer<br />

(computational fluid dynamics, abgekürzt<br />

CFD) ausgeführt. Lars Müller ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im ISM<br />

und arbeitet an einer neuartigen Propeller-Flügel-Konstruktion,<br />

wobei sich<br />

der Propeller über dem Flügel befindet<br />

und nicht unterhalb, wie es üblicherweise<br />

der Fall ist. Der numerische Ansatz<br />

ist dabei einmalig. „Das besondere an<br />

der numerischen Strömungsmechanik<br />

ist es, dass man mit Parametern spielen<br />

kann, die in einem experimentellen Versuch<br />

nicht unbedingt<br />

veränderbar sind“,<br />

erklärt er. Dabei geht<br />

die Forschung mittelsexperimenteller<br />

und numerischer<br />

Versuche Hand in<br />

Hand, da die Wissenschaftler<br />

zunächst<br />

konkrete, gemessene<br />

Werte brauchen, um<br />

überhaupt mit einer<br />

Computersimulation<br />

beginnen zu können.<br />

In dem doch eher<br />

schlichten Computerraum<br />

spürt man<br />

wenig vom Traum des Fliegens, der<br />

schon immer die Menschheit fasziniert<br />

hat.<br />

<strong>Diese</strong>r Traum von Freiheit und Schwerelosigkeit<br />

hat sich wohl im Zeitalter der<br />

Spezialisierung und Technisierung in<br />

tausende Zahlen zerschlagen. Ein richtiges<br />

Flugzeug gab es während des Besuchs<br />

dann auch nicht zu sehen. #<br />

Vorbereitungen für den<br />

Versuch: der windkanal<br />

muss erst einmal luftdicht<br />

gemacht werden.<br />

Fotos: TU Braunschweig, Senem Göcmen


Informationsseite des Braunschweigischen Hochschulbundes<br />

Schlaue Köpfe brauchen<br />

starke Partner<br />

Sie sind ein Unternehmen in der Region Braunschweig und suchen junge, qualifizierte<br />

Berufseinsteiger für ihre Firma? Mit den Deutschlandstipendien unterstützen Sie junge,<br />

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Nachwuchs für ihr Unternehmen zu werben. Die Stipendiaten knüpfen erste Kontakte für<br />

das spätere Berufsleben und erhalten finanzielle Unterstützung für ihre guten Leistungen –<br />

unabhängig von sozialem Status oder Elternhaus.<br />

Deutschlandstipendien –<br />

Wir sind dabei! Sie auch?<br />

Bisher hat der Braunschweigische Hochschulbund im<br />

Semester 20 Studierende der TU Braunschweig mit<br />

Deutschlandstipendien im Gesamtwert von 36.000 unterstützt.<br />

Unternehmen in und um Braunschweig finanzieren<br />

bereits sieben weitere Stipendien. Die Vorteile für<br />

Förderer und Geförderte liegen auf der Hand. Deshalb<br />

möchten wir in Zukunft gern mehr von Ihnen <strong>als</strong> StipendiengeberInnen<br />

ansprechen.<br />

Braunschweigischer Hochschulbund e.V.<br />

www.braunschweigischer-hochschulbund.de<br />

bhb@tu-braunschweig.de<br />

Bundesbildungsministerin<br />

Annette Schavan mit den ersten<br />

Deutschlandstipendiaten<br />

Wir fördern das<br />

Interessierte Stipendien-<br />

geberInnen und -nehmerInnen<br />

erreichen uns unter:<br />

Sabine Stegner<br />

Geschäftstelle Braunschweigischer<br />

Hochschulbund e.V.<br />

Geysostraße 7, 38106 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 – 391 4570<br />

E-Mail: bhb@tu-braunschweig.de


IT im Kopf.<br />

Benzin im Blut.<br />

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<strong>als</strong> Student (w/m) oder Absolvent (w/m) in der Stahlindustrie oder im Anlagenbau<br />

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Machen Sie sich selbst ein Bild<br />

und gewinnen Sie über unsere Homepage oder den Blog einen ersten Einblick in<br />

unseren Konzern. Aktuelle Praktikums- oder Stellenangebote finden Sie unter<br />

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Technologien? Denken Sie heute schon an die Entwicklung von morgen –<br />

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Anforderungsprofil finden Sie im Internet in unserem Stellenmarkt<br />

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im Berufsfeld Informatik.<br />

Ihre Ansprechpartner sind Daniel Aust<br />

und Jutta Kling, Personalreferenten<br />

für den Bereich IT.<br />

Sie denken komplex und handeln pragmatisch.<br />

Wie kommt die Kugel aus der Zange, ohne selbst<br />

bewegt zu werden? Zwei Stäbe dürfen bewegt<br />

werden. Die Form der Zange bleibt jedoch gleich.<br />

Haben Sie alleS im Griff?<br />

Der Einstieg bei uns macht für Sie den<br />

Erfolg greifbar.<br />

Die Salzgitter AG gehört zu den führenden<br />

Stahltechnologie-Konzernen Europas. Der<br />

Konzern beschäftigt weltweit rund 23.000<br />

Mitarbeiter und produziert im Durchschnitt<br />

über 8 Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr.<br />

Salzgitter AG<br />

Abteilung Führungskräfte<br />

Markus Rottwinkel<br />

Eisenhüttenstraße 99<br />

38239 Salzgitter<br />

karriere@salzgitter-ag.de


Hightech<br />

Entrepreneurship<br />

Die Erzeugung von wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen ist eine<br />

notwendige jedoch keine hinreichende<br />

Bedingung für die technologische<br />

Entwicklung einer Gesellschaft.<br />

Um die ökonomischen Effekte der Forschung<br />

zu optimieren, ist es erforderlich,<br />

dass die Forschungsergebnisse systematisch<br />

in die Wirtschaft transferiert<br />

werden. Hightech Entrepreneurship bezieht<br />

sich auf die Gründung neuer, wissensintensiver<br />

Startups.<br />

Solche Gründungen kennzeichnen<br />

sich durch eine lange Seed-Phase und<br />

einen hohen Bedarf an Finanzkapital.<br />

Die Durchdringung in den nationalen<br />

und internationalen Markt stellt ebenfalls<br />

eine Herausforderung dar, welche<br />

von den Wissenschaftlern alleine in der<br />

Regel nicht zu bewerkstelligen ist. Hier<br />

ist professionelle Vertriebsunterstützung<br />

erforderlich. Hightech-Gründer-<br />

fonds (HTGF) der Bundesregierung ist<br />

ein zentrales Instrument zur Unterstützung<br />

von technologieorientierten Spinoffs.<br />

Der vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

2005 gegründete Fonds versorgt<br />

innovative Technologiegründungen mit<br />

Risikokapital und begleitet solche Startups<br />

über eine längere Zeitspanne. Bis<br />

zu einer halben Million Euro wird in der<br />

ersten Finanzierungsrunde <strong>als</strong> nachrangiges<br />

Darlehen zur Verfügung gestellt.<br />

Hierfür erhält HTGF einen pauschalen<br />

Anteil von 15 Prozent am Unternehmen.<br />

Zusätzlich können weitere 1,5<br />

Mio. Euro Risikokapital für Anschlussfinanzierungen<br />

gewährt werden.<br />

Neben der zur Verfügungstellung von<br />

Kapital hilft HTGF den Gründern mit<br />

seinem Netzwerk beim Teamaufbau,<br />

mit dem systematischen Know-How-<br />

Transfer und bei der Gewinnung weiterer<br />

für den Erfolg des Unternehmens<br />

Wir bieten spannende Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten<br />

für Absolventen oder Berufserfahrene (m / w):<br />

zum Beispiel in unserem Entwicklungscenter für Elektrik<br />

im Automobilbereich in Weyhausen bei Wolfsburg.<br />

Dräxlmaier Group<br />

Landshuter Straße 100 | 84137 Vilsbiburg<br />

Telefon: +49 8741 47-2409<br />

Sie sind elektrisiert von Technik?<br />

Dann gestalten Sie zusammen<br />

mit uns die automotive Zukunft.<br />

Weitere Informationen zu unserem Online-Bewerbungsverfahren<br />

finden Sie auf unserer Karriereseite.<br />

Kolumne<br />

Prof. Reza Asghari<br />

gibt an dieser Stelle<br />

Einblicke in die Welt<br />

des Entrepreneurships.<br />

Hier erklärt er die<br />

Bedeutung des Hightech-<br />

Gründerfonds (HTGF)<br />

für wissensintensive<br />

Startups.<br />

erforderlicher Partner. Die Kriterien für<br />

eine Förderung sind Technologieorientierung,<br />

Marktperspektive, Gründerteam<br />

und das Alter des Unternehmens,<br />

das nicht länger <strong>als</strong> ein Jahr sein darf.<br />

Hightech-Gründerfonds →www.hightech-gruenderfonds.de<br />

hat erfolgreich<br />

in den vergangenen Jahren Beteiligungen<br />

an über 250 Technologiestartups<br />

erhalten. In Braunschweig wurden bislang<br />

CapiCal.com, Symtavision.com<br />

und locr.com von HTGF gefördert.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

→www.entrepreneurship-center.de


Foto: Privat<br />

Karriere<br />

Wirtschaft trifft<br />

Wohltätigkeit<br />

soziAl engAgiert bei sife brAunschweig<br />

Von Desiree Schober & Lisa Habelt<br />

Es ist wohl die Kombination aus<br />

sozialem Engagement und wirtschaftlichemUnternehmergeist,<br />

die die studentische Organisation<br />

„Students In Free Enterprise“ (SIFE)<br />

ausmacht. Immerhin an 1800 Universitäten<br />

weltweit gibt es mittlerweile<br />

Ableger. Seit 2010 engagieren sich<br />

auch hier in Braunschweig 17 Studierende<br />

aus unterschiedlichen Studienfächern<br />

unter dem Namen SIFE. „Es ist<br />

schwer zwischen Arbeit und Hobby zu<br />

trennen. Wenn wir uns in der Gruppe<br />

treffen und Projekte planen, lerne ich<br />

erst einmal etwas für mich selbst. Aber<br />

ich habe auch furchtbaren Spaß, wenn<br />

ich im Jugendzentrum mit den Jugendlichen<br />

arbeite und merke, wie sie über<br />

sich hinauswachsen“, erklärt Raphael,<br />

der Wirtschaftsingenieurwesen im 6.<br />

Semester studiert und seit ungefähr einem<br />

Jahr bei SIFE ist. Er hat in dieser<br />

Zeit vor allem das Projekt „Craft Your<br />

Future“ begleitet. Ziel ist es den Einsatz<br />

von Jugendlichen zu fördern und<br />

ihnen zu helfen ihre eigenen Fähigkeiten<br />

zu verbessern. Dazu greift SIFE Jugendlichen<br />

bei der Umgestaltung des<br />

Jugendzentrums Roxy unter die Arme<br />

und hilft ihnen bei der Planung, Sponsorengewinnung<br />

und der Arbeit im<br />

Team. Die Jugendlichen können dabei<br />

Erfahrungen sammeln, die ihnen auch<br />

in Zukunft weiterhelfen. Auch in anderen<br />

Projekten, wie zum Beispiel „Spende<br />

deinen Pfand“, in dem ökologische<br />

und soziale Komponenten verknüpft<br />

werden, wird das vorrangige Ziel der<br />

Gruppe umgesetzt: langfristig helfen<br />

mit wirtschaftlichen Ideen.<br />

37<br />

Ansporn für die einzelnen Projekte<br />

bringt den Mitgliedern von SIFE auch<br />

der nationale und internationale Vergleich<br />

in Wettbewerben, bei denen<br />

nicht nur der Wettkampf, sondern auch<br />

der Austausch und die Unterstützung<br />

der einzelnen Gruppen untereinander<br />

im Vordergrund steht.<br />

Denn auch die Mitglieder der Organisation<br />

können bei der praktischen Arbeit<br />

im Team ihren Horizont erweitern.<br />

Raphael ist davon beeindruckt, wie gut<br />

man sich in die Gruppe mit einbringen<br />

kann: „Es ist überwältigend zu sehen,<br />

wie meine eigenen Ideen in die Tat umgesetzt<br />

werden.“ #<br />

Info<br />

Wer sich auch sozial bei SIFE<br />

engagieren möchte, kann sich<br />

auf der Internetseite www.sifebraunschweig.de<br />

informieren oder<br />

einfach bei einem der Treffen<br />

vorbeischauen: immer mittwochs<br />

um 19 Uhr im Rebenring 58,2.


Karriere<br />

Brave new Work<br />

Ist der Mensch bald nur noch ein human capital? Die deutsche Regisseurin Carmen Losmann skizziert<br />

in ihrem Regiedebüt „Work Hard Play Hard“ eine erschreckende Arbeitswelt, in der der Mitarbeiter zur<br />

optimierungsbedürftigen Ressource degradiert wird. Wir haben die Regisseurin interviewt und anschließend<br />

Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft mit ihren Thesen konfrontiert. Subtile Ausbeutung, vertrauensvolle<br />

Teamarbeit, entgrenzte Arbeitszeiten – wohin entwickelt sich unsere Arbeitswelt?<br />

38


Karriere<br />

Work Hard -<br />

Play Hard<br />

regisseurin cArmen losmAnn über ihren neuen<br />

film und die zukunft der Arbeit<br />

Von Eva Casper<br />

Frau Losmann, Sie haben mal gesagt,<br />

dass Arbeit für Sie ein Spiegel der gesellschaftlichen<br />

Realität ist. Wenn Sie sich<br />

die Arbeitswelt in ihrem Film ansehen,<br />

welche gesellschaftliche Realität wird da<br />

widergespiegelt?<br />

Es wird auf jeden Fall eine Veränderung der<br />

Arbeitsorganisationsform sichtbar, insofern,<br />

dass es im Vergleich zu einer Arbeitsorganisationsform<br />

von vor 50<br />

Jahren keinen Chef mehr<br />

gibt, der klar hierarchisch<br />

angibt, was zu tun und<br />

was zu lassen ist. Ich sehe<br />

eine Realität, wo das Unternehmen<br />

dem einzelnen<br />

Mitarbeiter immer mehr<br />

Verantwortung überlässt.<br />

Hauptsache es ist produktiv<br />

und wirft Rendite ab.<br />

Also geht es um eine<br />

Art Optimierung des<br />

Mitarbeiters?<br />

Ja insofern, dass man praktisch versucht den<br />

einzelnen Mitarbeiter zu gestalten. Es gibt ja<br />

grenzenlose Wachstumsforderungen in einem<br />

kapitalistischen Kontext. Genau diese grenzenlose<br />

Wachstumsforderung wird durch<br />

dieses „Unternehmer im Unternehmen“-Sein<br />

auch auf den einzelnen Menschen übertragen<br />

und das ist, glaube ich, diskussionswürdig<br />

und problematisch.<br />

Wie sehen diese erhöhten Anforderungen<br />

konkret aus?<br />

Die Mitarbeiter sollen eigenverantwortlich<br />

handeln aber natürlich immer im Sinne des<br />

Unternehmens und das tun, was schön für das<br />

Unternehmen ist.<br />

Finden Sie das persönlich abschreckend?<br />

Ich würde eher sagen, ich finde es diskussionswürdig<br />

und es wird viel zu wenig darüber<br />

diskutiert.<br />

Denken Sie, die steigende Überforderung<br />

von Arbeitnehmern hängt damit<br />

zusammen?<br />

Ich glaube, die jetzigen Überforderungen sind<br />

schon Symptome dieser Veränderungen in<br />

den Arbeitsorganisationsformen<br />

der letzten 20 Jahre.<br />

Das hat in den USA angefangen<br />

und wurde dann<br />

langsam in das Kerneuropa<br />

übertragen. Also, in<br />

Deutschland - nur <strong>als</strong> Beispiel<br />

- hat IBM 1998 die<br />

Stempeluhren abgeschafft<br />

und die Vertrauensarbeitszeit<br />

eingeführt. Das ist auch<br />

ein Teil dieser veränderten<br />

Arbeitsorganisationsform.<br />

Sie haben mal gesagt, Sie sind mit der Fragestellung<br />

an den Film gegangen: Warum<br />

arbeiten die Menschen ohne Stempeluhren<br />

und Anwesenheitspflicht mehr <strong>als</strong> vorher?<br />

Haben Sie eine Antwort gefunden?<br />

Keine eindeutige. Aber ich denke, dass diese<br />

neuen Managementmethoden die Rahmenbedingungen<br />

dafür schaffen. Weil ich dann<br />

nicht mehr sagen kann: „Mir doch egal, ich<br />

geh jetzt nach Hause.“ Sondern ich bin wirklich<br />

selber Unternehmer und bin für meine<br />

Unternehmensziele verantwortlich und diese<br />

Ziele sind meistens tendenziell höher, <strong>als</strong><br />

das, was ich in meiner Arbeitszeit verwirklichen<br />

kann.<br />

Also kann man sagen, dass wir in Zukunft<br />

immer mehr arbeiten müssen und weniger<br />

39<br />

Freizeit haben?<br />

Wenn man die Logik eines grenzenlosen<br />

Wachstums befolgt, dann schon. Aber ich<br />

wünsche mir, dass es eine Diskussion gibt<br />

bei jedem Einzelnen, vor allem im Austausch<br />

mit anderen. Ich muss mich <strong>als</strong> Individuum<br />

fragen, ob es wirklich sinnvoll und mir <strong>als</strong><br />

Mensch angemessen ist, dass meine <strong>komplett</strong>e<br />

Lebenszeit mit produktiver Arbeit belegt<br />

wird. Oder ich sage: Ne, zu meinem Menschsein<br />

gehört eigentlich noch vieles andere und<br />

das produktive Tätigsein ist Teil davon aber<br />

ich möchte nicht meine gesamte Lebenszeit<br />

davon in Betrieb nehmen lassen. Also, eine<br />

Sphäre außerhalb des produktiven Tätigseins<br />

mir bewahren, die mein Leben auch wertvoller<br />

macht. Ich würde mir wünschen, dass es<br />

darüber eine Auseinandersetzung gibt.<br />

Das würde ja dann eigentlich auch einen<br />

Systemwechsel beinhalten, weil die Unternehmen<br />

das natürlich nicht wollen. Die<br />

wollen, dass die Leute mehr arbeiten.<br />

Ja, wobei ich auch daran glaube, dass Unternehmen<br />

nicht hermetisch abgeschlossene, unveränderliche<br />

Einheiten sind. Die werden ja<br />

auch von Menschen geformt und gelenkt und<br />

wenn man an die Grenzen des menschlichen<br />

Leistungsvermögen stößt, könnten viele Mitarbeiter<br />

sagen: „Nö, bei diesen Anforderungen<br />

mache ich nicht bedingungslos mit“. Dann<br />

müssen auch Unternehmen im ganzen anfangen<br />

pö a pö umzudenken. Aber es stimmt.<br />

Mein Wunsch stellt zumindest das System,<br />

wie es jetzt läuft, in Frage. Ich finde aber das<br />

gehört auch in Frage gestellt. #


Fotos: Florian Koch, Holger Isermann<br />

Karriere<br />

„Unsere schlimmsten<br />

Ausbeuter sind wir selbst“<br />

ein gespräch mit professor dietrich Von der oelsnitz über moderne<br />

personAlführung, burnout und ungerechte lohnVerteilung<br />

Von Holger Isermann<br />

Die Filmemacherin Carmen Losmannzeichnet<br />

in Ihrem Film „Work hard – play<br />

hard“ ein bisweilen erschreckendes Bild<br />

vom Denken der Personaler. Da ist etwa<br />

von der „Verpflanzung eines kulturellen<br />

Wandels“ in die DNA der Mitarbeiter die<br />

Rede. Das klingt mehr nach Sekte <strong>als</strong> nach<br />

Personalwesen…<br />

Ja, das stimmt. Es gibt zum Beispiel das Konzept<br />

der so genannten transformationalen<br />

Führung, bei dem die Werte des Mitarbeiters<br />

verändert werden sollen. Ich sehe es kritisch,<br />

wenn aus einem unternehmerischen Antrieb<br />

heraus die Persönlichkeit von Menschen verändert<br />

werden soll.<br />

Sind Menschen denn im Sinne eines Unternehmens<br />

vor allem eine Ressource?<br />

Den Begriff der Humanressource verwende<br />

ich auch, den des Humankapit<strong>als</strong> allerdings<br />

nicht. Menschen sind keine Kapitalgröße, aber<br />

wenn man Ressource im Sinne der Wortherkunft<br />

mit Quelle übersetzt,passt der Begriff.<br />

Denn Mitarbeiter sind eine entscheidende<br />

Quelle des Unternehmenserfolgs.<br />

Wo liegen die ethischen Grenzen in der Nutzung<br />

dieser Ressource?<br />

Zum Beispiel dort, wo ein Mitarbeiter Substanz<br />

verliert, weil er sich selbst in seiner Freizeit<br />

nicht mehr ausreichend erholen kann und<br />

sich 24 Stunden im Dienst der Firma wähnt.<br />

Ist das Personalwesen durch die Forderung<br />

nach ständigem Wachstum getrieben?<br />

Absolut. Hier findet deshalb eindeutig eine<br />

Professionalisierung statt. Während früher<br />

viele Firmenchefs meinten, dass sie nicht<br />

nur tüfteln, sondern mit ihrer natürlichen<br />

Menschenkenntnis auch die besten<br />

Mitarbeiter für ihr Unternehmen finden<br />

könnten, gibt es mittlerweile viel mehr<br />

Spezialisten. Das sehen sie etwa, wenn im Assessmentcenter<br />

die Betriebspsychologen aufmarschieren<br />

oder mit dem Human Potential-Index<br />

versucht wird, den Wert einzelner<br />

Mitarbeitern messbar zu machen. Das geht<br />

für mich übrigens zu weit.<br />

Warum?<br />

Der Mensch ist ein Wesen mit Emotionen, das<br />

man nicht auf seine bloße Nützlichkeit hin entkleiden<br />

sollte. Das missfällt mir.<br />

Losmann sieht eine Verschmelzung von Arbeit<br />

und Freizeit, zum Beispiel durch die<br />

Abschaffung der Stempeluhren, die Möglichkeit<br />

des Home Office oder die Neuausrichtung<br />

der Firmenarchitektur weg vom<br />

klassischen Bürogebäude. Ist da etwas<br />

dran?<br />

Ja, eindeutig. Mir fällt spontan ein<br />

Zitat von Calvin Coolidge, dem 30.<br />

Präsidenten der USA, ein. Der hat<br />

gesagt, wer eine Firma baut, baut<br />

einen Tempel. Man versucht <strong>als</strong>o die<br />

Menschen für die eigene Idee zu gewinnen<br />

und sie nicht mehr loszulassen.<br />

<strong>Diese</strong> Verschmelzung<br />

kennen<br />

die Organisationspsychologen<br />

unter dem<br />

40<br />

Begriff Selbstausbeutung. Wir könnten auch<br />

Hamsterrad dazu sagen.<br />

Passt der Acht-Stunden-Takt der Stempeluhren,<br />

der die Industriegesellschaft<br />

geprägt hat, nicht mehr in unsere<br />

Dienstleistungsgesellschaft?<br />

Die alten zeit- und ortbasierten Arbeitsstrukturen<br />

brechen <strong>als</strong>o auf. Und natürlich wird<br />

von Mitarbeitern zunehmend erwartet, dass<br />

sie sich selbst entgrenzen. Ein Beleg sind die<br />

steigenden Mobilitätsanforderungen, die soziale<br />

Beziehungen zerschneiden.<br />

Kann man den Unternehmen denn unterstellen,<br />

dass sie ihren Mitarbeitern<br />

bewusst<br />

mehr Arbeit aufladen<br />

<strong>als</strong> in der<br />

vereinbarten<br />

Vertragszeit<br />

zu schaffen<br />

ist, um das<br />

Prinzip der<br />

S e l b s t a u s -


eutung zu schüren?<br />

Da das Arbeitsquantum zunimmt und gleichzeitig<br />

die Belegschaften ausgedünnt werden,<br />

ist dieses Prinzip im System angelegt. Ich würde<br />

<strong>als</strong>o weniger von einer Boshaftigkeit der<br />

Vorgesetzten ausgehen, <strong>als</strong> sagen, dass hier<br />

nur Druck von oben in der Hierarchieebene<br />

nach unten weitergereicht wird. Selbst der<br />

Unternehmensvorstand ist ja von den Kunden<br />

oder den Aktionären getrieben.<br />

Sehen Sie einen direkten Zusammenhang<br />

zwischen diesem zunehmenden Arbeitsdruck<br />

und Krankheitsbildern wie etwa<br />

Burnout?<br />

Ja, natürlich. Psychische Erkrankungen sind<br />

mittlerweile die häufigste Ursache von Frühpensionierungen.<br />

Ich gehe allerdings davon<br />

aus, dass es das Krankheitsbild auch schon<br />

früher gab und es nur anders bezeichnet wurde.<br />

Menschen zwischen 40 und 50 hatten dam<strong>als</strong><br />

eben eine Sinnkrise („midlifecrisis“) oder<br />

man hat versucht, das Phänomen eher biologisch<br />

zu erklären.<br />

Wie passen die vielen Frühpensionierungen<br />

denn mit der Tatsache zusammen,<br />

dass wir eigentlich immer länger arbeiten<br />

sollen?<br />

Man müsste die Menschen eigentlich mehr<br />

schonen. In den Urzeiten der Industriealisierung<br />

hat man die Arbeitskräfte einfach ausrangiert,<br />

wenn sie mit 35 körperlich kaputt<br />

waren. <strong>Diese</strong> zynische Haltung konnte man<br />

sich lange leisten, weil es genug existenziell<br />

bedrohte„Proletarier“ gab. Durch den demographischen<br />

Wandel ist die Lage heute eine<br />

ganz andere.<br />

Eine zweite große These von Losmanns<br />

Film ist die Übertragung von mehr Verantwortung<br />

auf die Mitarbeiter. <strong>Diese</strong>r<br />

wird sozusagen zum Unternehmer im<br />

Unternehmen...<br />

...das Bild ist richtig. Viele Aufgaben werden<br />

<strong>als</strong> Folge der Ausdünnung von Hierarchieebenen<br />

in Projekten und Teams organisiert,<br />

sodass mittlerweile die klassische<br />

Führungsarbeit wie z.B. die<br />

Koordination und Kontrolle<br />

vom einfachen Angestellten<br />

übernommen werden muss.<br />

Karriere<br />

Sehen Sie das kritisch oder positiv?<br />

Grundsätzlich erstmal positiv, weil die Mitarbeiter<br />

weniger fremdbestimmt sind. Aber<br />

die Unternehmen müssen neben den operativen<br />

Aufgaben eben auch die nötigen Freiräume<br />

auf die Mitarbeiter übertragen und daran<br />

hapert es häufig.<br />

Müsste mehr Verantwortung nicht auch<br />

mit mehr Benefit einhergehen? Passt die<br />

Entwicklung <strong>als</strong>o zu den zurückhaltenden<br />

Lohnabschlüssen der letzten Jahre?<br />

Das wäre die logische Fortsetzung des Unternehmer-im-Unternehmens-Prinzips.<br />

Aber das<br />

Gegenteil passiert, die Gehaltsschere geht immer<br />

weiter auseinander. Manager verdienen<br />

heute im Schnitt rund 450 Prozent mehr <strong>als</strong><br />

ihre Mitarbeiter. Wenn bestimmte Vorstände<br />

zweistellige Millionengehälter beziehen, spiegelt<br />

das ihre Wertigkeit für ein Unternehmen<br />

oder die Gesellschaft nicht immer wieder.<br />

Wenn früher ein Job vor allem Mittel zum<br />

Geldverdienen war, was ist er heute?<br />

Arbeit ist immer mehr ein Sinnstifter. Gerade<br />

so genannte High Potenti<strong>als</strong> wählen bei verschiedenen<br />

Jobangeboten immer häufiger die<br />

Tätigkeiten aus, die ihnen interessanter erscheinen<br />

und nicht unbedingt die, bei denen<br />

sie mehr verdienen oder im alten Wohnort<br />

bleiben können.<br />

Wenn es den Fachkräftemangel wirklich<br />

gibt, müssten gut ausgebildete Menschen<br />

doch in einer komfortablen Situation sein<br />

und aus dem Hamsterrad springen können?<br />

Gesellschaftlich sinnvoll wäre eine gesunde<br />

Leistungskultur, aber wenn jemand heute<br />

versucht,vernünftig mit seinen Ressourcen<br />

umzugehen, wird er schnell stigmatisiert.<br />

Weil viele Kollegenzum Beispiel eher auf „wer<br />

kann am längsten“ machen und jeden kritisch<br />

beäugen, der früher nach Hause geht.<br />

Und das erzeugt wiederum Druck und lässt<br />

uns im Hamsterrad weiterlaufen?<br />

Natürlich. Wir sind bestimmt von der Angst,<br />

beruflich nicht weiter aufzusteigen, weil auch<br />

wir das Wachstumsprinzip verinnerlich haben.<br />

Es wäre allerdings zu kurz gedacht, dies<br />

allein den Unternehmen zuzuschreiben, denn<br />

unsere schlimmsten Ausbeuter sind wir selbst.<br />

41<br />

Professor Dietrich von der<br />

Oelsnitz leitet das Institut<br />

für Unternehmensführung<br />

an der TU Braunschweig und<br />

beschäftigt sich unter anderem<br />

mit den Themen Innovations-<br />

und Wissensmanagement und<br />

Personalführung.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir stehen unter einem großen Möglichkeitszwang,<br />

weil wir heute so unendlich vielmehr<br />

Optionen haben und uns quasi die Welt zur<br />

Verfügung steht. Es gibt da draußen <strong>als</strong>o immer<br />

noch einen besseren Job oder einen besseren<br />

Partner. Das Phänomen der vielen Lebenspfade<br />

gilt ja auch im Privatleben und<br />

verhindert, dass wir zur Ruhe kommen. Trotzdem<br />

ist es natürlich so, dass die Unternehmen<br />

sich diese Einstellung gern zunutze machen.<br />

Der Wunsch nach mehr Produktivität<br />

macht vor den Universitäten nicht halt.<br />

Was halten Sie davon, wenn sich etwa die<br />

FU Berlin damit rühmt, die unternehmerischste<br />

Hochschule Deutschlands zu sein?<br />

Gegen größere Produktivität ist zunächst<br />

nichts einzuwenden. Ich sehe allerdings die<br />

zunehmende Ökonomisierung der Universitäten<br />

kritisch. Universitäten sind primär der<br />

Wahrheit und dem Erkenntnisgewinn verpflichtet<br />

– nicht irgendwelchen „Märkten“.<br />

Der Staat sollte sie so ausstatten, dass sie sich<br />

eine unabhängige Meinung leisten können<br />

und nicht mit den Wölfen heulen müssen. #


Fotos: Florian Koch, Privat<br />

Gibt es bei Ihnen im Betrieb<br />

noch Stempeluhren?<br />

Nein, ich glaube, wir haben<br />

auch noch nie welche gehabt.<br />

In den technischen Betrieben<br />

besteht ein festes Schichtsystem.<br />

Das geht auch nicht anders,<br />

weil die Anlagen immer<br />

betreut werden müssen. Hier<br />

in der Hauptverwaltung, d.h. den nicht-technischen<br />

Bereichen, haben wir im Tarifbereich<br />

Gleitzeit, die IT-gestützt erfasst wird. Das<br />

schafft mehr zeitliche Flexibilität.<br />

Welche Personalführungsmethoden gibt es<br />

in Ihrem Unternehmen?<br />

Wir führen jährliche Qualifizierungsgespräche<br />

mit unseren Mitarbeitern durch, bei denen<br />

es auch um persönliche und soziale<br />

Kompetenzen geht. Es geht darum, dass der<br />

Mitarbeiter ein Feedback zu seinen Tätigkeiten<br />

bekommt und hierzu werden auch Qualifizierungsvereinbarungen<br />

getroffen. Die Frage<br />

ist: Welche Schulungsmaßnahmen müssen<br />

im nächsten Jahr laufen? Für unsere jungen<br />

Nachwuchskräfte bieten wir zudem Development<br />

Center an. Die Teilnehmer durchlaufen<br />

bestimmte Übungssituationen und bekommen<br />

dazu ein Feedback zu ihren Stärken und Entwicklungsfeldern<br />

im Sinne von: Das ist gut<br />

und das ist noch optimierbar.<br />

Haben Sie in Ihrem Unternehmen Möglichkeiten<br />

zur Freizeitgestaltung?<br />

Wir haben z.B. ein Fitnesscenter am Standort.<br />

Allerdings weniger aus Lifestyle-Gründen,<br />

sondern eher aus Gründen der Gesundheitsförderung.<br />

Ich kann mir auch schwer vorstellen,<br />

dass das hier eine Umgebung ist, die zur<br />

Freizeitgestaltung geeignet wäre – dagegen<br />

sprechen vor allem die Anforderungen der Arbeitssicherheit.<br />

Ein Warmwalzwerk beispielsweise<br />

macht ziemlichen Lärm.<br />

Also, kann man sagen, dass dieses Prin-<br />

Karriere<br />

„Nicht alle Menschen<br />

arbeiten in Büros“<br />

Frank Gießelmann über die Arbeit in einem Industriebetrieb<br />

Von Eva Casper<br />

Frank Gießelmann ist<br />

Personalreferent und bei der<br />

Salzgitter Flachstahl GmbH<br />

für die Personalentwicklung<br />

von Führungskräften<br />

verantwortlich.<br />

zip der Verknüpfung von Arbeit und Lifestyle<br />

eher für Unternehmen geeignet ist,<br />

wo hauptsächlich im Büro gearbeitet wird?<br />

Ja, das ist eine ganz interessante Perspektive<br />

des Films, dass wirkliche Industriearbeitsplätze<br />

gar nicht mehr auftauchen in der Gedankenwelt.<br />

Man denkt hier offenbar, alle Menschen<br />

in Deutschland arbeiten in Büros. Das<br />

ist nun mal f<strong>als</strong>ch. Fragen sie mal ihren Postboten,<br />

wie der Arbeit und Lifestyle verknüpfen<br />

will oder den Handwerker, der ihre Kabel<br />

verlegt.<br />

Was denken Sie, warum die Mechanismen,<br />

die im Film gezeigt werden bei Industriebetrieben<br />

nicht greifen?<br />

Sagen wir es mal so: bei Bürotätigkeiten geht<br />

es, abstrakt formuliert, vor allem ums Reden<br />

und ums Schreiben. Das, was sie da an Management-Tätigkeiten<br />

machen, kann man sicherlich<br />

oft mit einem Laptop und einem Telefon<br />

von der Zugspitze aus erledigen. Sie<br />

können <strong>als</strong>o ihre Tätigkeit von ihrem wirklichen<br />

physischen Aufenthaltsort relativ gut<br />

abkoppeln. Das geht bei Industriearbeitsplätzen<br />

wie bei uns eigentlich kaum. Wenn ich Betriebsingenieur<br />

bin, dann brauche ich die Anlage,<br />

um zu arbeiten.<br />

Arbeiten Sie denn auch von zuhause aus?<br />

Nein, ich habe kein Home Office. Würde ich<br />

auch nicht haben wollen. Außerdem haben<br />

wir hier nach wie vor Anwesenheitspflicht, sofern<br />

nicht ausdrücklich eine andere Regelung<br />

vereinbart ist. #<br />

42


Karriere<br />

„Fachkräfte kommen von<br />

einem leeren Markt.“<br />

Christian Stiehl über die Veränderung der Arbeitswelt von BS Energy und die<br />

instrinsische Motivation der Hochschulabsolventen<br />

Von Eva Casper<br />

Haben Sie den Film „Work Hard Play Hard“<br />

schon gesehen?<br />

Ich habe einen Ausschnitt gesehen. Ich muss<br />

sagen, diese kurzen Sequenzen waren eher<br />

bedrückend. Geht der Trend allgemein wirklich<br />

dahin, dass Arbeitsleben und Freizeit derart<br />

verschmelzen? Auch wenn der Film dies<br />

sehr überspitzt zeigt – das geht dann doch<br />

zu weit.<br />

Aber eine Veränderung der Arbeitswelt gibt<br />

es schon, oder?<br />

Ich denke schon, dass die gesamte Arbeitswelt<br />

– auch die von BS Energy – sich dahin entwickelt,<br />

dass die Mitarbeiter immer mehr Eigenverantwortung<br />

übernehmen müssen. Im<br />

Regelfall aber auch mehr Verantwortung für<br />

sich selbst. Erkennen, dass der Erfolg des Unternehmens,<br />

für das man tätig ist, auch ein<br />

Erfolg im eigenen Leben ist.<br />

Wie flexibel sind Sie in Ihrer Zeiteinteilung?<br />

Bei BS Energy haben wir eine Gleitzeitregelung,<br />

<strong>als</strong>o eine bestimmte Zeit, ab der man anfangen<br />

und ab der man Feierabend machen<br />

kann. Einige Bewerber wünschen sich für bestimmte<br />

Projekttätigkeiten entsprechende<br />

zeitliche Freiheiten. Da vermischt sich dann<br />

schon mal Freizeit mit Arbeitsleben. Im Unterschied<br />

zu den Aussagen im Film drücken<br />

wir diese Vermischung unseren Mitarbeitern<br />

nicht auf. Ich denke, dass viele – gerade Hochschulabsolventen<br />

– mit hoher intrinsischer<br />

Motivation bei uns anfangen und eine gewisse<br />

Vermengung wünschen. Für mich trifft das<br />

43<br />

Christian Stiehl ist<br />

Bereichsleiter Personal<br />

beim Braunschweiger<br />

Energieversorger<br />

BS|ENERGY.<br />

inzwischen auch zu. Mir ist<br />

es lieber, wenn ich abends<br />

um 20 Uhr noch mal E-Mails<br />

beantworte und dafür während<br />

der Woche mal früher<br />

nach Hause gehen kann,<br />

um meinen Sohn ins Bett zu<br />

bringen.<br />

Sind Sie und Ihre Kollegen auch außerhalb<br />

Ihrer Arbeitszeit erreichbar?<br />

Das ist, mit Ausnahme von klar geregelten<br />

Ruf- und Einsatzbereitschaften, bei uns kein<br />

konkretes Anforderungsmodell. Muss ich jemanden<br />

anrufen und der geht am Wochenende<br />

oder in der Woche am späten Nachmittag<br />

oder am frühen Abend nicht ans Telefon, dann<br />

ist das halt so. Ich habe aber auch ganz bewusst<br />

gestern Abend einem Kollegen von dem<br />

ich weiß, dass er im Urlaub ist, eine E-Mail geschickt.<br />

Jedoch ist er der einzige, der mir helfen<br />

konnte und bei dem ich weiß, dass er seine<br />

E-Mails liest – auch im Urlaub. Und die<br />

Antwort habe ich heute Morgen bekommen.<br />

Aber prinzipiell sage ich schon: Wochenende<br />

ist Wochenende. Wir sind daran interessiert,<br />

dass Work-Life-Balance funktioniert.<br />

Sehen Sie denn eine Gefahr der Vereinnahmung<br />

des Arbeitnehmers durch die<br />

Unternehmen?<br />

Ich finde, diese ganze Diskussion passt nicht<br />

zum momentanen Fachkräftemangel. Der<br />

Fachkräftemangel bedeutet ja, dass wir irgendwann<br />

ein Nachschub-Problem haben<br />

werden. Und wenn ich ein Nachschub-Problem<br />

habe, dann muss ich dem Mitarbeiter<br />

bestimmte Benefits anbieten und ihn nicht<br />

wie einen Sklaven vereinnahmen wollen. Der<br />

Sklave hat keine Wahl. Der wird verkauft. Der<br />

wird auf die Galeere geschnallt und dann hat<br />

er zu rudern. Aber Fachkräfte kommen nicht<br />

vom Sklavenmarkt, sondern sie kommen von<br />

einem leeren Markt. #


Karriere<br />

Ja und Amen?<br />

wArum mAn Auch mit hAndicAp nicht immer Alles hinnehmen muss,<br />

zeigen ute feicht und heiko folkerts<br />

Von Daniela Viehmeier & Madeleine Ott<br />

Sieben Uhr. Stühle runter, Rollos<br />

hoch und schon geht es los: Klingel,<br />

Geschrei, Taschen fliegen in<br />

die Ecke, noch schnell von Mama verabschieden.<br />

Gemeinsam wird gefrühstückt<br />

und dann heißt es für die Kinder<br />

auch schon ab in die Schule. Aber<br />

nicht lange. Bald sind die ersten Kinder<br />

wieder zurück und wollen beschäftigt<br />

werden. Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung<br />

und dann folgen die hoffentlich<br />

fertig geplanten Nachmittagsaktivitäten.<br />

Die Kinder sind zwischen sechs<br />

und zehn Jahre alt. Sie gehen ganz locker<br />

mit ihrer Erzieherin Ute Feicht<br />

um, „kommen auf mich zu, sind interessiert<br />

und neugierig. Außerdem sind<br />

programmierer heiko folkerts<br />

sie für ihr Alter schon sehr mitfühlend.“<br />

Am Anfang standen viele Fragen<br />

im Raum: „Wie kannst du lenken? Wie<br />

gehst du aufs Klo? Und musst du in deinem<br />

Rollstuhl schlafen?“ Doch jetzt ist<br />

es für die Kinder normal.<br />

Ute Feicht ist schon seit 26 Jahren auf<br />

einen Rollstuhl angewiesen. „Grund dafür<br />

ist ein selbst verschuldeter Fahrradunfall<br />

in meiner Kindheit“, erklärt sie.<br />

Trotzdem hatte sie nie Angst davor mit<br />

Kindern zu arbeiten. Neun Jahre arbeitete<br />

sie selbstständig <strong>als</strong> Tagesmutter<br />

bevor sie eine Anstellung in einem Hort<br />

annahm. „Dass die Kinder mir gegenüber<br />

so offen sind, hat glaube ich etwas<br />

damit zu tun, dass ich in sitzender Posi-<br />

44<br />

„Wenn man sich irgendwann<br />

kennt, verschwimmt<br />

die Bedeutung der<br />

Behinderung.“<br />

Heiko Folkerts<br />

tion bin und dadurch eher auf Augenhöhe<br />

mit den Kindern.“ Man könnte meinen,<br />

dass der Rollstuhl ein Problem bei<br />

der Arbeit mit Kindern darstellt – Kinder<br />

könnten davonlaufen, die Treppen<br />

hochrennen oder sich verstecken. Wie<br />

funktioniert das? Kinder verhalten sich<br />

Fremden gegenüber immer anders <strong>als</strong><br />

den eigenen Eltern gegenüber. So ist es<br />

nicht verwunderlich, dass Eltern Ute anfangs<br />

mit Skepsis gegenübertreten. Oft<br />

hörte sie Argumentationen wie: „Ich<br />

kenne dich nicht, aber ich kenne meine<br />

Kinder – ich werde mit denen kaum<br />

fertig und ich bin auf zwei Beinen unterwegs.<br />

Wie kannst du das im Rollstuhl<br />

schaffen?“<br />

Heiko Folkerts ist auf dem Weg zur<br />

Arbeit. In der Straßenbahn springt ein<br />

Mann von seinem Platz auf, doch er sagt<br />

nicht, welcher Platz frei geworden ist.<br />

Folkerts würde sich gern setzen, doch<br />

er ist seit seiner Geburt blind und somit<br />

fehlt ihm die Orientierung. An seinem<br />

Arbeitsplatz wird er mittlerweile<br />

trotzdem wie jeder andere behandelt:<br />

„Wenn man sich irgendwann kennt,<br />

verschwimmt die Bedeutung der Behinderung.“<br />

Bei Besprechungen integriert<br />

er sich. Doch statt Zettel und Stift<br />

steht vor ihm eine antiquiert wirkende<br />

Blindenschreibmaschine. Mit lautem<br />

Hämmern notiert er sich die wichtigsten<br />

Fakten in Brailleschrift, einer


Fotos: Madeleine Ott, Privat<br />

Schrift, die viele Blinde und sehbehinderte<br />

Menschen benutzen. Dabei werden<br />

Punktmuster in ein Papier gepresst,<br />

die man hinterher ertasten kann. Auch<br />

bei seiner Tätigkeit <strong>als</strong> Programmierer<br />

arbeitet Folkerts nicht mit herkömmlichem<br />

Equipment, sondern mit einem<br />

Brailledisplay.<br />

Interface-Design, <strong>als</strong>o die visuelle<br />

Gestaltung von Benutzeroberflächen,<br />

kommt für ihn nicht in Frage. Doch<br />

auch bei seinen Projekten „unter der visuellen<br />

Haube“ stößt er manchmal auf<br />

Schwierigkeiten. So arbeitet er momentan<br />

an einer Anwendung, die er „quasi<br />

nicht bedienen kann.“ Der Braunschweiger<br />

kann nicht einfach das<br />

Programm öffnen und etwas in die Eingabemaske<br />

eintragen; um einen Fehler<br />

aufzuspüren. Bei derartigen Supportanfragen<br />

ist er auf Hilfe von seinen Kollegen<br />

angewiesen und zusammen gehen<br />

sie auf Fehlersuche. „Das sind natürlich<br />

Grenzfälle und das schränkt meine<br />

Handlungsfähigkeit ein. Ich versuche<br />

das aber durch Mehrleistung in anderen<br />

Bereichen auszugleichen.“ Zum Beispiel<br />

beim Entwurf von neuer Software. Da<br />

wird seine Schwäche schnell zur Stärke.<br />

„Es kommt häufig vor, dass sich meine<br />

Karriere<br />

„Wir finden meist<br />

individuelle Lösungen“<br />

Wie sehr können Sie auf Menschen mit Behinderung<br />

eingehen?<br />

Wir finden meist individuelle Lösungen für<br />

den konkreten Fall. Denkbar sind Dinge wie<br />

die Nutzung von eigenen Räumlichkeiten und<br />

die Arbeit im Homeoffice. Das muss natürlich<br />

in einem gewissen Budgetrahmen bleiben und<br />

mit dem jeweiligen Teamleiter in der Bewerbungsphase<br />

abgesprochen werden.<br />

Wird das Projekt angenommen?<br />

Bisher recht gut, wir sind natürlich immer<br />

auf der Suche nach mehr Bewerbern. Wir haben<br />

sehr gute Zahlen im Ausbildungsbereich.<br />

Wo wir uns mehr wünschen würden, wäre<br />

im akademischen Bereich, vor allem in den<br />

Ingenieurswissenschaften.<br />

tagesmutter ute feicht<br />

Kollegen erst lange ein Diagramm aufmalen<br />

müssen, wo ich die Sachen im<br />

Kopf habe und im Kopf natürlich deutlich<br />

schneller malen kann.“<br />

Ute Feicht und Heiko Folkerts – die<br />

Kindertagesmutter im Rollstuhl und der<br />

blinde Programmierer – zeigen, dass Erfolg<br />

im Beruf auch mit Handicap möglich<br />

ist. Folkerts meint: „Jeder sollte<br />

möglichst in dem Bereich arbeiten, der<br />

für ihn am geeignetsten ist. Ich bin mir<br />

bewusst, dass das was ich mache, nicht<br />

der Weg für alle ist. Ich würde es gut fin-<br />

Inwiefern ist die Vermittlung einer Stelle<br />

standortabhängig?<br />

Grundsätzlich kann deutschlandweit vermittelt<br />

werden. Letztlich ist die Frage, wie gut jemand<br />

zu uns passt, aber das ist in jedem Bewerbungsprozess<br />

der Fall. #<br />

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) initiierte 2007<br />

das Projekt „Jobs ohne Barrieren“. Ziel war es neue Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

für schwerbehinderte Menschen zu schaffen. Die Siemens AG<br />

ist eines von 23 Unternehmen, die sich an der Initiative beteiligen.<br />

studi38 hat mit Dr. Thorsten Burger gesprochen, der für die strategische<br />

Ausrichtung des Projekts bei der Siemens AG verantwortlich ist.<br />

45<br />

den, wenn viel mehr Leute diesen Weg<br />

gehen würden – weil er gangbar ist.“<br />

Mut, Disziplin und Entschlossenheit gehören<br />

dazu. Wie jeder andere kennen<br />

aber auch Menschen mit Behinderung<br />

nicht immer von Anfang an den Weg,<br />

den sie gehen möchten. Ein Behindertenberufsberater<br />

kann dann hilfreich<br />

sein, um neue Möglichkeiten für sich zu<br />

entdecken. Folkerts studierte Informatik<br />

in Emden und erhielt von den dortigen<br />

Professoren viel Unterstützung. Am<br />

Ende hatte er das Glück, mit der DAVID<br />

Software GmbH einen Arbeitgeber zu<br />

finden, der ihm eine Chance gab.<br />

Ute Feicht hingegen folgte dem Rat<br />

des Behindertenberufsberaters und absolvierte<br />

zunächst eine Ausbildung zur<br />

Bürokauffrau. „Eigentlich wollte ich Ergotherapeutin<br />

werden, wovon mir der<br />

Berater allerdings abgeraten hat, was<br />

ich bis heute nicht verstehe.“ Der Umgang<br />

mit Menschen war ihr schon immer<br />

wichtig, was sie schließlich zur Kindertagespflege<br />

führte.<br />

Beide sind sich darin einig, dass eine<br />

körperliche Einschränkung nicht zu typischen<br />

Standardberufen führen muss.<br />

Ute Feicht: „Hör auf deinen Bauch.<br />

Mach, was dir Spaß macht.“ #


Karriere<br />

Doktor,<br />

ehrenhalber<br />

46<br />

Der Doktortitel hat sich in jüngster<br />

Zeit immer mehr vom Katalysator<br />

zum Schleudersitz politischer<br />

Karrieren gewandelt. Ein Grund<br />

ist die von Internetseiten wie<br />

„VroniPlag“ organisierte kollektive<br />

Hatz auf Plagiate. Dabei könnte<br />

es so einfach sein, schließlich<br />

ist der Doktortitel gerade beim<br />

Rabattportal Groupon im Angebot –<br />

für gerade einmal 39 Euro.<br />

Von Stefanie Lipka & Robert Schulz<br />

Der hannoveraner Millionär Carsten<br />

Maschmeyer erhielt 2009<br />

den Ehrendoktortitel der Universität<br />

Hildesheim. Zuvor hatte Maschmeyer<br />

der Universität eine Spende<br />

in Höhe von einer halben Million Euro<br />

zukommen lassen. Der geneigte Leser<br />

könnte nun von einem Zusammenhang<br />

zwischen Spende und Titelverleihung<br />

ausgehen. <strong>Diese</strong>r Auffassung war wohl<br />

auch die Staatsanwaltschaft Hannover,<br />

die diesbezüglich Ermittlungen führte<br />

und schnell wieder einstellte. Auch weil<br />

es an dieser Art des Tauschgeschäfts juristisch<br />

nicht viel auszusetzen gibt.<br />

Der ehemalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister<br />

Karl Theodor [...] zu<br />

Guttenberg hatte der Universität Bayreuth,<br />

so heißt es, mittelbar eine ähnlich<br />

hohe Geldspende zukommen lassen.<br />

Statt eines Ehrendoktortitels gab<br />

es dafür aber nur eine Spendenquittung.<br />

Erst nachdem der Freiherr eine<br />

Textcollage einreichte, erhielt er einen<br />

Doktortitel. Einen richtigen. Mit Bestnote<br />

für das Epistel. Als auch die Öffentlichkeit<br />

bemerkte, dass der einsti-


Fotos: Robert Schulz, Stefanie Lipka<br />

ge Würden- und Hoffnungsträger seine<br />

Dissertation nicht so richtig selber geschrieben<br />

hatte, bemühte sich die Bayreuther<br />

Uni um Aberkennung des Titels.<br />

In dem Zuge stellte sich heraus, dass es<br />

Guttenbergs Chefin Angela Merkel ohnehin<br />

nicht auf den Titel oder dessen<br />

korrekten Erwerb ankam. Und auch<br />

Guttenbergs neue Vorgesetzte, EU-Kommissarin<br />

Neelie Kroes ist nicht an Guttenbergs<br />

akademischem Background,<br />

sondern an seinem herausragendem Talent<br />

interessiert.<br />

Rückblickend wäre eine Titelerwerb<br />

à la Maschmeyer wohl auch für zu Guttenberg<br />

ein gangbarer Weg gewesen.<br />

Vielleicht wird das ja noch was. Und es<br />

muss gar nicht so teuer sein: Im Netz<br />

finden sich eine Reihe günstiger(er) Angebote.<br />

Ehrendoktor, Professur, Honorarkonsul<br />

– lässt sich alles unkompliziert<br />

und preisgünstig<br />

erwerben. Sucht man<br />

bei Google nach „EhrendoktortitelBraunschweig“<br />

liefert die<br />

Suchmaschine einige interessante<br />

Ergebnisse.<br />

So findet sich unter den<br />

werbenden Webseiten<br />

eine Duisburger Firma,<br />

die, völlig legal, betrieben<br />

von promovierten<br />

Ökonomen und Rechtsanwälten,<br />

„Kontakt zu<br />

Universitäten pflegt“<br />

und dadurch jeden zahlenden<br />

„Kandidaten dort<br />

platziert, wo er sich das<br />

wünscht“. Voraussetzung<br />

dafür: Geld, ein<br />

Universitätsabschluss<br />

und die Bereitschaft, sich durch die<br />

Bleiwüsten auf der Webseite zu klicken.<br />

Dort wird unter anderem behauptet, es<br />

gäbe auf dem Markt der Promotionsvermittlung<br />

auch unseriöse Wettbewerber<br />

(„Betrüger lauern überall“).<br />

Ein weiteres Angebot ist die Hamburger<br />

„Doktorandenberatung ‘externepromotion.de’“.<br />

<strong>Diese</strong> ist auf osteuropäische<br />

Universitäten spezialisiert, die,<br />

so erfahren wir, „von einer bestimmten<br />

Examensnote oder dem Besuch von<br />

Karriere<br />

Doktorandenseminaren“ absehen. Um<br />

nach der aufwendigen Promotion in<br />

Osteuropa den Titel auch in Deutschland<br />

führen zu dürfen, fördert die<br />

„Doktorandenberatung“ entsprechende<br />

Anerkennungsverfahren.<br />

Das heißeste Angebot jedoch ist die<br />

Nummer Eins der Suchergebnisse:<br />

beim Rabattportal Groupon lässt sich<br />

ein Gutschein für einen Ehrendoktortitel<br />

mit 74 Prozent Preisnachlass erwerben:<br />

Für 39 Euro (statt regulär 150<br />

Euro) bekommt man hier die Ehrendoktorwürde,<br />

für 10 Euro mehr sogar die<br />

Honorarprofessur. Damit keine Missverständnisse<br />

aufkommen, muss bei<br />

der Bestellung ein Fachgebiet gewählt<br />

werden. Zur Wahl stehen neben „Feng<br />

Shui“ und „Wellness Studies“ auch „Ufology“<br />

und „Gospel Music“. Die universitären<br />

Ehren sind <strong>als</strong>o längst egalisiert<br />

und nicht mehr dem (Geld-)Adel vorbehalten.<br />

In den USA verleihen beispielsweise<br />

Kirchen für kleines Geld Ehrendoktortitel.<br />

Das lokale Angebot dürfte<br />

dem nach Washington ausgewanderten<br />

zu Guttenberg entgegenkommen: Kirche,<br />

Ehre, Titel, bestenfalls versandkostenfrei.<br />

– passt.<br />

Die Technische Universität Braunschweig<br />

ist bei der Vergabe der begehrten<br />

Ehrenwürden eigentlich recht<br />

sparsam. Beim ehemaligen Betriebsrats-<br />

47<br />

vorsitzenden von Volkswagen, Klaus<br />

Volkert, der einst wegen Korruption zu<br />

einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde,<br />

leitete die TU ein Verfahren zur Aberkennung<br />

von Volkerts Ehrendoktortitel,<br />

den er dort 2002 erhalten hatte,<br />

ein. Im Fall der gut vernetzten FDP-Frau<br />

Margarita Mathiopoulos ist man jedoch<br />

vorsichtiger. Der Honorarprofessorin<br />

an der TU Braunschweig wurde im April<br />

von der Uni Bonn der Doktortitel aberkannt,<br />

da gut die Hälfte ihrer Doktorarbeit<br />

plagiiert war. Da Mathiopoulos<br />

Rechtsmittel gegen die Entscheidung<br />

eingelegt hat, kann sie ihren Doktortitel<br />

vorerst weiter führen. „Erst wenn<br />

die Rechtskräftigkeit der Aberkennung<br />

gerichtlich festgestellt ist, kann die TU<br />

die Bestellung zur Honorarprofessorin<br />

widerrufen“, erklärt TU-Sprecherin Elisabeth<br />

Hoffmann. Wenn das zuständige<br />

Gericht nun ähnlich<br />

nachlässig ist wie einst<br />

Mathiopoulos’ Doktorvater,<br />

bleibt sie <strong>als</strong>o Doktorin<br />

und Honorarprofessorin<br />

in Braunschweig.<br />

Aber muss es unbedingt<br />

ein Doktortitel<br />

sein? Auch ein Adelstitel<br />

öffnet einem einige<br />

Türen und der Träger<br />

fühlt sich sofort besser.<br />

Online gibt es eine Vielzahl<br />

von Anbietern, um<br />

Graf, Lord oder Freiherr<br />

zu werden. Schon für<br />

knapp 50 Euro lässt sich<br />

dieser Wunsch erfüllen,<br />

ohne sich etwa von<br />

Graf Frederic von Anhalt<br />

für viel Geld adoptieren<br />

zu lassen. Zwar darf der Titel nicht im<br />

Personalausweis geführt werden, weil<br />

Adelstitel in derlei Dokumenten bereits<br />

1919 abgeschafft wurden.<br />

Aber wer möchte sich nicht sein gekauftes<br />

Wappen auf Visitenkarten drucken<br />

und an seine Haustür nageln? Und<br />

wenn es sich um einen schottischen<br />

oder irischen Titel handelt, bekommt<br />

man auch noch ein kleines Grundstück<br />

im jeweiligen Land und eine prunkvolle<br />

Urkunde dazu. #<br />

screenshot: Vroniplag


Karriere<br />

„Ingenieure von morgen<br />

für Probleme von heute“<br />

Unter diesem Motto geht „StudING“, das studentische Ingenieurbüro in Braunschweig seit anderthalb Jahren an’s<br />

Werk. Eigenständig an Land gezogene Projekte werden von einem Team aus 60 Studierenden bearbeitet.<br />

Wie funktioniert das? studi38 war zu Besuch und hat bei den drei Mitarbeitern Stephan Diekmann, Martin Kunst<br />

und Dörthe Gellrich, genauer nachgefragt.<br />

Von Laura Trommer & Christina Zais<br />

Praxiserfahrung ist entscheidend“,<br />

bekommen viele Berufseinsteiger<br />

immer wieder zu hören. Doch die<br />

Realität im Studium ist oft von grauer<br />

Theorie geprägt. <strong>Diese</strong> Not macht Studierende<br />

erfinderisch. „Vor knapp drei<br />

Jahren kam die Idee auf, dem mangelnden<br />

Praxisbezug im Studium, sowohl<br />

aus technischer <strong>als</strong> auch aus<br />

betriebswirtschaftlicher Sicht,<br />

zu begegnen“, erklärt Martin<br />

Kunst von StudING. Anfangs<br />

stand eine Vereinsgründung<br />

im Raum. Die Idee haben die<br />

Studierenden jedoch aufgrund<br />

der Haftung wieder verworfen.<br />

Eine „Mini- GmbH“ schien<br />

die bessere Lösung. Allerdings<br />

bedeutete dies, dass sowohl<br />

die Büroräumlichkeiten <strong>als</strong><br />

auch das gesamte „Drum Herum“<br />

aus eigenen Projekten finanziert<br />

werden müssen und<br />

jegliche Finanzspritzen der TU<br />

wegfallen. <strong>Diese</strong> Überlegung<br />

wurde schließlich vor anderthalb<br />

Jahren zur Realität.<br />

„Ursprünglich wollten wir<br />

vor allem mit mittelständischen<br />

Unternehmen zusam-<br />

men arbeiten, da wir hier<br />

einen Fachkräftemangel vermuteten“,<br />

sagt Marketingleiter<br />

Stephan Diekmann.“ Aber natürlich<br />

würden wir auch Angebote von großen<br />

Unternehmen und „Global Playern“<br />

nicht ablehnen.“, ergänzt Dörthe Gellrich<br />

schmunzelnd.<br />

Aktuell besteht die Geschäftsleitung<br />

aus fünf Studierenden, die unter an-<br />

derem für Finanzen, Vertrieb und Marketing<br />

zuständig sind. Es folgen fünf<br />

Kompetenzteamleiter, die sich auf die<br />

Themenbereiche Gebäudemanagement,<br />

Energietechnik, Konstruktion,<br />

Webdesign und technisches Marketing<br />

sowie Antriebe und EMV spezialisieren.<br />

Insgesamt sind es derzeit 60 Studieren-<br />

3 von 60: stephan diekmann,<br />

dörthe gellrich & martin kunst<br />

de, die auf Anfrage an Projekten ihres<br />

Fachgebietes mitwirken. Rund die Hälfte<br />

davon arbeitet aktiv und regelmäßig<br />

in den Teams mit.<br />

„In erster Linie beschäftigen wir uns<br />

mit Prüfungen elektromagnetischer<br />

Verträglichkeit in Kooperation mit dem<br />

48<br />

zuständigen Institut an der TU und mit<br />

der Durchführung von Machbarkeitsstudien<br />

zu Themen aus der Energietechnik<br />

oder der Elektromobilität“, betont<br />

Dörthe Gellrich. Zusätzlich bietet „StudING“<br />

Energieberatungen für Einfamilienhäuser<br />

an. Darüber hinaus beteiligen<br />

sich die angehenden Ingenieure an dem<br />

langfristigen Projekt „Carsharing<br />

System“ in Braunschweig.<br />

Sie helfen dabei, Autos umzurüsten<br />

und mit einer Boardelektronik<br />

auszustatten, um<br />

eine einfache Anmeldung für<br />

die zukünftigen „Carsharing“-<br />

Nutzer zu gewährleisten.<br />

„StudING“ ist <strong>als</strong> studentische<br />

Initiative geplant, die<br />

laufend von jüngeren Studierenden<br />

weitergetragen wird.<br />

Der Kontakt zu älteren Generationen<br />

soll aber nicht abbrechen,<br />

sondern im Gegenteil<br />

durch Ehemaligentreffen<br />

aufrecht erhalten werden und<br />

auch zum Vorteil beim Berufseinstieg<br />

werden. Zum Beispiel,<br />

wenn ehemalige Studierende<br />

irgendwann in Führungspositionen<br />

sitzen und selbst Mitarbeiter<br />

suchen. Viele Studierende<br />

arbeiten ehrenamtlich im<br />

Büro mit und kümmern sich<br />

beispielsweise um Organisatorisches.<br />

Lediglich bei der Mitwirkung an Projekten<br />

springt der ein oder andere Euro für<br />

das Team heraus. Deshalb betont Martin<br />

Kunst nochmal: „Für uns ist „StudING“<br />

Privat<br />

vor allem ein Erfahrungsgewinn. Das<br />

Geld steht nicht im Vordergrund.“ # Foto:


Lieblings …<br />

Schlussakkord<br />

Ein Blick hinter die Kulissen: Unsere Redakteure verraten euch exklusiv ihre Vorlieben!<br />

Madeleine Ott<br />

Lieblingsalbum:<br />

Name des Albums:<br />

A Hundred Million Suns<br />

Interpret: Snow Patrol<br />

Weil: I‘m not afraid<br />

of anything even time<br />

Wenn ich dieses Album höre, muss ich immer<br />

an ein wunderbares Konzert im Columbia<br />

Fritz Berlin denken.<br />

Lieblingsfilm:<br />

Name des Films: Im Winter ein Jahr<br />

Regie: Caroline Link<br />

Weil: Deutscher Film, schwermütig,<br />

zerbrechlich<br />

Karoline Herfurth spielt federleicht, die Musik<br />

fasziniert und passt.<br />

Lieblingsbuch:<br />

Name: Die Filmerzählerin<br />

Autor: Hernán Rivera Letelier<br />

Weil: in wenigen Stunden<br />

verschlungen<br />

Ein trauriger Film voller unerfüllter Hoffnungen<br />

in meinem Kopf.<br />

… Album? film? buch?<br />

Anna Wandschneider<br />

Lieblingsalbum:<br />

Name des Albums: Poets and Madmen<br />

Interpret: Savatage<br />

Weil: klassische, melodiöse Härte, Metal<br />

hier schon immer gefehlt hat<br />

Klassischer Heavy Metal – ideal im Kampf gegen<br />

tiefergelegte BMWs auf den überfüllten<br />

Straßen Braunschweigs. Einmal headbangen,<br />

bitte.<br />

Lieblingsfilm:<br />

Name des Films: Sunshine<br />

Regie: Danny Boyle<br />

Weil: bildgewaltig, ästhetisch, klassischer<br />

ScienceFiction<br />

Packender ScienceFiction um eine sterbende<br />

Sonne, eingebettet in monumentale Bilder.<br />

Melancholia für Raumschifffans.<br />

Lieblingsbuch:<br />

Name des Buches:<br />

The Sandman Vol. 1-8<br />

Autor: Neil Gaiman<br />

Weil: episch, scharfsinnig,<br />

vielschichtig<br />

Der Leser folgt Mopheus durch die Welt der<br />

Träume und die Realität – bis in die Hölle. Ihr<br />

findet die Comics übrigens auch in der Germanistik<br />

– Bibliothek am Campus Nord.<br />

49<br />

Christina Zais<br />

Lieblingsalbum:<br />

Name des Albums: Mutual Friends<br />

Interpret: BOY<br />

Weil: einfach aber nicht simpel<br />

Statt gebrochenen Herzen und schwermütigen<br />

Lebenskrisen pure Lebenslust und Gelassenheit.<br />

Alle Stücke sind von der Sonne geküsst<br />

und mit Zuckerguss überzogen.<br />

Lieblingsfilm:<br />

Name: Adam<br />

Regisseur: Max Mayer<br />

Weil: ungewöhnlich charmant<br />

Seine Mitmenschen missverstehen? – Alltag<br />

für Autist Adam. Während der Einzelgänger<br />

die Geheimnisse des Universums entdeckt,<br />

schlägt die schöne Beth wie ein Meteorit in<br />

sein Universum ein.<br />

Lieblingsbuch:<br />

Name: Tiere essen<br />

Autor: Jonathan Safran Foer<br />

Weil: humorvoll, persönlich,<br />

aufklärend<br />

Foer zeigt großes Herz für menschliche Schwächen,<br />

lässt sich aber in seinem Plädoyer für<br />

die Möglichkeiten ethischen Handelns nicht<br />

bremsen. Unverzichtbar für jeden, der über<br />

sich und seinen Platz in der Welt nachdenkt.


Es ist Sommer!<br />

Ich fahre gemütlich mit dem Fahrrad<br />

durch die grünen Straßen, lasse mir<br />

den Wind um die Nase wehen und<br />

von überall her kommt dieser vertraute<br />

Geruch nach glühender Kohle gepaart<br />

mit gegrilltem Fleisch und knusprigem<br />

Baguette. Hmm...ja es ist Sommer. Ich<br />

biege in den Park ein und vor mir ergießt<br />

sich ein Meer von grillenden Studierenden,<br />

die fröhlich auf Decken im<br />

Kreis zusammensitzen, neben ihnen<br />

der rauchende Grill auf dem allerhand<br />

verschiedene Speisen knusprig gebrutzelt<br />

werden. Langsam schwimme ich<br />

durch die Massen, um meine Insel zu<br />

finden. Neben den Klassikern, wie: Nackensteak,<br />

Bratwurst und Kartoffelsalat<br />

lassen sich die Studierenden von heute<br />

richtig etwas einfallen. Auf den glühenden<br />

Kohlen findet man auch neue Kreationen:<br />

Gemüsetaschen mit Schafskäse,<br />

Kräuterbutterpilze, Folienfisch. Und das<br />

duftet! Ich habe meine Insel gefunden<br />

und lege meinen Drahtesel vor Anker.<br />

Meine Sandalen lasse ich stehen und<br />

fühle noch kurz bevor ich auf der De-<br />

Schlussakkord<br />

cke Platz nehme, das weiche Gras unter<br />

meinen Füßen. Beim Grillen geht es<br />

aber schon lange nicht mehr nur ums<br />

Essen. Während die Einen sich um das<br />

Feuer kümmern, breiten die Anderen<br />

in der Mitte unserer Runde die mitgebrachten<br />

Speisen aus. Jeder nimmt von<br />

jedem! Der erste Schluck von dem leicht<br />

angewärmten Bier ist in der schwülen<br />

Abendluft dennoch die pure Erfrischung.<br />

Die anderen reden, lachen,<br />

trinken und spielen. Die Sonne geht<br />

langsam unter und färbt den grellen Tag<br />

in ein warmes Abendrot. Die Leichtigkeit<br />

eines Urlaubsgefühls stellt sich bei<br />

mir ein und obwohl Einzelne laut sind,<br />

geht alles im Schaum murmelnder Massen<br />

unter. Die Hitze, die der Grill nun<br />

ausstrahlt, ist so stark, dass Bäume und<br />

Büsche dahinter regelrecht verschwimmen.<br />

Es kann <strong>als</strong>o losgehen. Der Grill<br />

wird so voll gepackt, dass es fasst so<br />

aussieht, <strong>als</strong> würde er unter der Last zusammenbrechen,<br />

aber auf unser gutes<br />

altes Dreibein ist immer Verlass. Nebenan<br />

hat gerade jemand die Gitarre ausge-<br />

50<br />

und dAs riecht<br />

und schmeckt<br />

und fühlt mAn!<br />

Von Lisa Dauke<br />

packt. Ich strecke meine Beine aus, lege<br />

den Kopf in den Nacken, genieße die<br />

Geräusche und die Musik um mich herum.<br />

Aus meinen Gedanken holt mich<br />

der Ruf nach einem Gruppenfoto. Wir<br />

stapeln uns auf der Decke, bitte lächeln<br />

:o) Ein schöner Moment an den alle<br />

gern zurückdenken. Das Fleisch und die<br />

Würstchen sind jetzt knusprig braun,<br />

nur die Gemüsetasche liegt noch einsam<br />

auf dem Grill. Guten Appetit. Für<br />

mich an diesem Tag, mit meinen Freunden<br />

im Park, das beste Essen der Welt!<br />

Langsam wird es dunkel und aus einem<br />

Meer von Menschen werden einzelne<br />

Lichtpunkte. Immer wieder streift uns<br />

eine frische Brise und langsam kühlt<br />

sich mein ganzer Körper ab. Im Halbdunkel<br />

kann ich die Spielkarten nicht<br />

mehr richtig sehen, was wohl dazu<br />

führt, dass ich verliere. Langsam wird<br />

es leise um unsere Insel. Ich bin einer<br />

der Letzten, die das sinkende Schiff verlassen.<br />

Die Straßenbeleuchtung taucht<br />

meinen Heimweg in ein warmes Licht.<br />

Es ist Sommer! #<br />

Foto: Flickr/plaetzchen


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