Humboldt Kosmos 90/2007: Wissen schafft Entwicklung

Wissen schafft Entwicklung | || From Knowledge to Development Wissen schafft Entwicklung | || From Knowledge to Development
Von Heidemarie Wieczorek-Zeul
WissEnschaFtskoopERationEn als MotoREn FüR EntWicklunG
acaDEMic coopERation as an EnGinE FoR DEvElopMEnt
Dass wissenschaftliche Entwicklung keine Einbahnstraße
sein muss, beweist das Georg Forster-Forschungsstipendienprogramm.
Die Bundesministerin für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung zieht Bilanz.
Seit rund zehn Jahren vergibt die Alexander von Humboldt-
Stiftung Georg Forster-Forschungsstipendien an exzellente
Wissen schaftlerinnen und Wissenschaftler aus Entwicklungs- und
Schwel lenländern. Die Bilanz dieses Jubiläums ist ein Grund zum
Feiern. 396 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 64 Ländern
wurden seither gefördert und gehören nun zum weltweiten Netzwerk
der Stiftung. Die meisten von ihnen, etwa 95 Prozent, sind
nach ihrem Forschungsaufenthalt in Deutschland in ihre Heimat
zurückgekehrt und wirken dort heute als Motoren für eine nachhaltige
Entwicklung. Sie halten zugleich enge Kontakte zu ihren
wissenschaftlichen Partnern in Deutschland. So wird wissenschaftliche
Entwicklung zur „Zweibahnstraße“, von der beide Seiten
profitieren. Wie alle von der Humboldt-Stiftung geförderten
Wissenschaftler sind auch Georg Forster-Stipendiaten gefragte
Fachleute, die in ihrer Disziplin zur Spitze gehören und von deren
Wissen und Methoden nicht nur die Herkunftsländer profitieren,
sondern auch Deutschland.
„Exzellente Wissenschaftler sind das unverzichtbare
Kapital im weltweiten Wettbewerb der Wissenschaftsgesellschaften,
an dem Entwicklungsländer genauso
teilnehmen und teilnehmen müssen, wie Deutschland
dies tut.“
Die Wissenschaftszusammenarbeit und die tertiäre Bildung bilden
eine wichtige Säule in unserer Entwicklungszusammenarbeit.
Eine gut ausgebildete Bevölkerung und die Fähigkeit einer
Gesellschaft, neues Wissen aufzunehmen, umzusetzen und weiterzuentwickeln,
sind für den Entwicklungsprozess entscheidend.
Wissenschaft und tertiäre Bildung stellen die Grundlage für eine
wirtschaftliche Dynamik dar, ohne die soziale Verbesserungen
und Armutsminderung nicht dauerhaft möglich sind. Innerhalb
der Wissenschaftszusammenarbeit ist das Georg Forster-Stipendienprogramm
ein wichtiges Instrument. So freut es mich sehr,
dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung für dieses Stipendienprogramm seit 1998 etwa
18 Millionen Euro zur Verfügung stellen konnte.
By Heidemarie Wieczorek-Zeul
scientific development does not have to be a one-way
street, as the Georg Forster Research Fellowship programme
shows. the Federal Minister for Economic cooperation and
Development takes stock.
For the last ten years, the Alexander von Humboldt Foundation
has been granting Georg Forster Research Fellowships to excellent
scientists and scholars from developing and threshold countries.
On this anniversary, their record is cause for celebration.
396 fellows from 64 countries have been sponsored so far and are
now part of the Foundation’s worldwide network. Most of them,
roughly 95 percent, returned home after their research stay in
Germany and are engines for sustainable development in their
countries today. At the same time, they keep in touch with their
academic partners in Germany. This is the way in which scientific
development becomes a “two-way street”, profiting both sides. Just
as with all the other academics sponsored by the Humboldt Foundation,
Georg Forster Fellows are also sought-after experts at the
very forefront of their disciplines whose knowledge and methods
not only benefit their own countries, but Germany, too.
“In the worldwide contest between knowledge
societies, in which developing countries are also taking
part, indeed have to take part, just as Germany does,
excellent academics are the essential assets.”
Academic cooperation and tertiary education are an important
pillar of our development cooperation. A well-trained population
and a society’s ability to assimilate, utilise and advance new
knowledge are decisive for the process of development. Science
and tertiary education form the basis for the economic dynamism
which is essential to sustain social improvement and the
reduction of poverty. The Georg Forster Fellowship Programme
is an important instrument for academic cooperation. I am thus
delighted that the Federal Ministry for Economic Cooperation
and Development has been able to provide approximately 18 million
EUR for this fellowship programme since 1998.
knowledge as the central resource
The development focus of the research projects targets concrete
progress in many fields: social, political, economic and technological.
However, the value of such academic collaborations not only
Afrikanische Georg Forster-
Stipendiaten bei der Jahrestagung der
Humboldt-Stiftung in Berlin | ||
African Georg Forster Fellows at the
Alexander von Humboldt Foundation‘s
Annual Meeting in Berlin
Wissen als zentrale Ressource
Der entwicklungsrelevante Schwerpunkt der Forschungsprojekte
zielt auf konkrete Fortschritte in vielen Feldern: gesellschaftlich,
politisch, wirtschaftlich und technologisch. Doch der Wert dieser
Wissenschaftskooperationen liegt nicht nur in den konkreten
Projekten etwa von Biologen, Juristen, Agrarwissenschaftlern,
Medizinern, Linguisten oder Ingenieurwissenschaftlern. Wissen
wird weltweit zur zentralen Ressource, und die Chancen und
Erfordernisse sind überall die gleichen. Es geht um Innovationen,
um angewandte Forschung und die Zusammenarbeit zwischen
Wirtschaft und Wissenschaft, um die Schaffung von Hightech-
Regionen sowie um Vernetzung und Kooperation im regionalen
wie im globalen Maßstab. Exzellente Wissenschaftler und erstklassige
Universitäten, die stark sind in der Forschung wie in der
Lehre, sind das unverzichtbare Kapital im weltweiten Wettbewerb
der Wissenschaftsgesellschaften, an dem Entwicklungsländer
genauso teilnehmen und teilnehmen müssen, wie Deutschland
dies tut. Das Georg Forster-Programm trägt dem Rechnung und
stärkt Entwicklungsländer bei der Schaffung und beim Ausbau
von Hochschul- und Wissenschaftssystemen, die zu Kristallisationszentren
weiterer Entwicklung werden, etwa, indem sie Unternehmen
anziehen und hoch qualifiziertes Personal ausbilden oder
indem sie zu gefragten Partnern für internationale Kooperationen
werden, die weitere Wissens- und Entwicklungsgewinne bringen.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung unterstützt die Alexander von Humboldt-Stiftung
und ihr Programm deshalb gerne und aus voller Überzeugung:
Jedes Forschungsstipendium ist eine wichtige und sich vielfach
lohnende Investition in eine nachhaltige Zukunft, zu der hoffentlich
auch in den kommenden Jahren viele weitere Georg Forster-
Stipendiatinnen und -Stipendiaten beitragen werden. n
Heidemarie Wieczorek-Zeul, MdB, ist seit ok -
to ber 1998 Bundesministerin für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung. ihr Einsatz
gilt vor allem der Entschuldung der ärmsten
hoch verschuldeten Entwicklungsländer, einer
gerechten Welthandelsordnung, der steigerung
der Entwicklungsausgaben und dem kampf
gegen aiDs.
lies in the concrete projects of biologists, lawyers, agronomists,
physicians, linguists or engineers. Rather, knowledge is becoming
the central resource worldwide, and the opportunities and
requirements are the same everywhere. We are looking at innovations,
applied research and cooperation between private enterprise
and research, the creation of high-tech regions, as well as
networking and cooperation on a regional and global scale. In the
worldwide contest between knowledge societies, in which developing
countries are also taking part, indeed have to take part, just
as Germany does, excellent academics and first-class universities,
strong on research and teaching, are the essential assets.
The Georg Forster Programme recognises this fact and strengthens
developing countries in the creation and development of university
and science systems which become crystallisation centres
for further development. This may take the form of attracting
companies and training highly-qualified personnel or becoming
sought-after partners for international collaborations which
themselves lead to further gains in knowledge and development.
This is the reason why the Federal Ministry for Economic Cooperation
and Development is so willing to support the Alexander
von Humboldt Foundation and why it does so with complete conviction:
every research fellowship is an important and immensely
worthwhile investment in a sustainable future to which I hope
many more Georg Forster Fellows will continue to contribute in
the coming years. n
Heidemarie Wieczorek-Zeul, Member of the
Federal parliament, has been Federal Minister
for Economic cooperation and Development
since october 1998. she is particularly committed
to relieving debt in the poorest, high-debt
developing countries, an equitable world trading
system, increasing spending on development
and the fight against aiDs.
6 Humboldt kosmos Sonderausgabe 2008
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