Humboldt Kosmos 90/2007: Wissen schafft Entwicklung
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<strong>Wissen</strong> <strong>schafft</strong> <strong>Entwicklung</strong> | || From Knowledge to Development <strong>Wissen</strong> <strong>schafft</strong> <strong>Entwicklung</strong> | || From Knowledge to Development<br />
Der Verkauf von Wildobst auf dem Markt von El Obeid ist für viele Familien eine wichtige Einnahmequelle; vorne links leuchten die orangen Früchte von<br />
Ziziphus spina-christi. | || Selling wild fruit at the market in El Obeid is an important source of income for many families; at the front on the left the gleaming<br />
orange fruit of Ziziphus spina-christi.<br />
Forscher lassen Hoffnung keimen<br />
Mit dem Anbau von Obstgehölzen tut man sich verständlicherweise<br />
schwer, wo es um das tägliche Überleben geht: Wenn mein<br />
Baum erst in zehn Jahren Früchte trägt, wovon lebe ich heute?<br />
Wie kann man also in Zukunft Böden ökologisch managen und<br />
die Ressourcen vor Ort besser nutzen? Mit diesen Fragen beschäftigt<br />
sich auch Jens Gebauer, der knapp zwei Jahre im Sudan bei<br />
seinem wissenschaftlichen Gastgeber Kamal El-Siddig von der<br />
Agricultural Research Corporation (ARC) verbracht hat. Sein<br />
Beispiel zeigt sehr gut, wie das weltweite <strong>Humboldt</strong>-Netzwerk<br />
funktioniert. Gebauer lernte seinen Gastgeber bereits vor seinem<br />
Auslandsaufenthalt in Berlin kennen, wo El-Siddig dank eines<br />
Georg Forster-Stipendiums forschte. Ein Feodor Lynen-Stipendium<br />
ermöglichte dann wiederum Gebauer, im Sudan Agrar-<br />
Researchers offer grounds for hope<br />
Understandably, cultivating fruit trees is a tall order when every<br />
day is a fight for survival. If my tree is only going to bear fruit<br />
in ten years, what am I supposed to live off today? So how can<br />
soil be managed ecologically and local resources be utilised better<br />
in future? These are the issues that occupy Jens Gebauer who<br />
spent almost two years in Sudan with his academic host, Kamal<br />
El-Siddig, from the Agricultural Research Corporation (ARC).<br />
He is a very good example of how the worldwide <strong>Humboldt</strong> Network<br />
thrives. Even before his stay abroad, Gebauer had met his<br />
later host, El-Siddig, in Berlin where he was doing research on the<br />
strength of a Georg Forster Fellowship. Then, in turn, a Feodor<br />
Lynen Fellowship took Gebauer to Sudan to investigate agroforestry<br />
systems involving the combined cultivation of annual cul-<br />
forstsysteme zu untersuchen, wo einjährige Kulturen mit mehrjährigen<br />
Gehölzen kombiniert auf einer Fläche angebaut werden.<br />
Dieses System könnte ein Mittel gegen zunehmende Versalzung<br />
und Erosion sein. Hier greifen Gebauers und Saieds Forschung<br />
Hand in Hand. Wildobstgehölze sind oft salztoleranter, sie wurzeln<br />
tiefer als einjährige Pflanzen und können so auch Wasser<br />
aus nicht-versalzten Bodenschichten ziehen. Zudem halten sie<br />
den Boden fest und bieten zusätzlich einen Beschattungseffekt.<br />
Darunter können einjährige, einheimische Getreide wie Sorghum<br />
und Hirse angebaut werden, die dann weniger bewässert werden<br />
müssen.<br />
„In dem Wirrwarr von Bussen und Menschen in<br />
Khartum fühlt man sich anfangs wie ein Kind, das<br />
gerade laufen kann und nicht weiß wohin.“<br />
Gebauer arbeitete in El Obeid, einem wichtigen Marktort 400 km<br />
südwestlich der Hauptstadt Khartum, am Fuß der Nubaberge.<br />
Bei seiner Ankunft habe er sich hilflos wie ein Kind gefühlt, sagt<br />
Gebauer. Noch immer erinnert er sich gut an das Wirrwarr der<br />
Busse in Khartum, die Angst vor Krankheiten, das fremde Essen<br />
und die unglaubliche Hitze. Doch nach einiger Zeit wusste er die<br />
Zeit und Ruhe zum Nachdenken in der Savanne zu schätzen. Er<br />
habe sich selbst im Sudan besser kennengelernt, sagt Gebauer<br />
rückblickend.<br />
Amina Saieds Integration in Deutschland verlief wesentlich reibungsloser,<br />
allerdings war sie durch ihre Promotion 2004 an<br />
der Universität Bonn bereits vor den schwierigen klimatischen<br />
Bedingungen gewarnt! In dieser Zeit begegnete sie auch ihrem<br />
Forscherkollegen Jens Gebauer zum ersten Mal. Das Einzige, das<br />
ihr fehle, so Saied, sei das enge soziale Leben in ihrer Heimat,<br />
das auch die rührende Fürsorge der Kollegen nicht ganz ersetzen<br />
könne. Aber wirklich bangen ließ sie nur die Ausländerbehörde,<br />
die ihre Aufenthaltserlaubnis erst in letzter Minute ausstellte.<br />
Die lücke zwischen theorie und Praxis schließen<br />
Mit Grewia tenax und Ziziphus spina-christi hat Saied zwei Wildobstgehölze<br />
ausgewählt, die besonders interessant für einen systematischen<br />
Anbau sind, um sie in Kassel zu erforschen. Ihre<br />
Versuche laufen vielversprechend: Besonders Grewia scheint sehr<br />
salzverträglich zu sein, woran das genau liegt, wird zurzeit im<br />
Labor anhand chemischer Analysen getestet. Kräftig orangerot<br />
tures and perennials on the same area. This system could be a<br />
means of combating increasing salination and erosion. And this is<br />
where Gebauer’s and Saied’s research coincide. Wild fruit trees are<br />
often more salt tolerant, they have deeper roots than annuals and<br />
are thus able to draw water from non-saline soil layers. They also<br />
stabilise the soil and provide additional shade. Indigenous annual<br />
cereals like sorghum and millet can be cultivated beneath them<br />
and require less irrigation.<br />
Gebauer worked in El Obeid, an important market town 400<br />
km south west of the capital, Khartoum, at the foot of the Nuba<br />
Mountains. He felt as helpless as a child when he first arrived,<br />
Gebauer comments. He can still remember only too well the confusion<br />
of the buses in Khartoum, his fear of disease, the strange<br />
food, and the incredible heat. but after a while, he had learned<br />
to appreciate the time and peace for contemplation in the savannah.<br />
In retrospect, he got to know himself much better in Sudan,<br />
Gebauer notes.<br />
“In the confusion of buses and people<br />
in Khartoum, at the beginning you feel like<br />
a child who has only just learnt to walk<br />
but doesn’t know which way to go.”<br />
Settling down in Germany was not nearly so difficult for Amina<br />
Saied, especially as the period spent at Bonn University where she<br />
took her doctorate in 2004, meant she knew all about the difficult<br />
climatic conditions! This was when she first met her research<br />
colleague, Jens Gebauer. The only thing she misses, according to<br />
Saied, is the close-knit social life in her own country for which not<br />
even the touching care shown by her colleagues could compensate.<br />
But the only real source of worry had been the Immigration<br />
Office which had only issued her residence permit at the very last<br />
minute.<br />
closing the gap between theory and practice<br />
The two varieties of wild fruit Saied has chosen to investigate in<br />
Kassel, Grewia tenax and Ziziphus spina-christi, are particularly<br />
suited to systematic cultivation. Her experiments are proving<br />
extremely promising: Grewia in particular appears to be very salt<br />
tolerant, and why this is, is currently being tested in the laboratory<br />
by chemical analysis. Roughly the size of a blackcurrant, the bright<br />
orange-red fruit of the Grewia tenax, a bush which reaches a height<br />
38 <strong>Humboldt</strong> kosmos Sonderausgabe 2008<br />
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