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Humboldt Kosmos 90/2007: Wissen schafft Entwicklung

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<strong>Wissen</strong> <strong>schafft</strong> <strong>Entwicklung</strong> | || From Knowledge to Development <strong>Wissen</strong> <strong>schafft</strong> <strong>Entwicklung</strong> | || From Knowledge to Development<br />

NetZWeRk FÜR NAcHHAltiGkeit<br />

Amina Saied und Jens Gebauer leben das <strong>Humboldt</strong>-Netzwerk<br />

und engagieren sich für gemeinsame Ziele: Ressourcen<br />

vor Ort nutzen, Biodiversität bewahren und jungen Forschern<br />

einen Weg durch den wissenschaftlichen Dschungel weisen.<br />

Im Regal schläft ein tropischer Wald: Es stapeln sich Plastikdosen,<br />

Gläser und Tüten voller fremdartiger Samen, Schalen und<br />

Früchte verschiedenster Größen, die darauf warten, im Dienste<br />

der Forschung zu neuem Leben erweckt zu werden.<br />

Das Regal steht im Büro des Agrarwissenschaftlers Jens Gebauer.<br />

Vor vier Jahren war er als Feodor Lynen-Forschungsstipendiat<br />

Gast bei einem sudanesischen <strong>Humboldt</strong>ianer, nun betreut er<br />

selbst die Georg Forster-Stipendiatin Amina Saied. Die junge<br />

Agrarwissenschaftlerin aus dem Sudan hat Anfang <strong>2007</strong> neue<br />

Säckchen mit Nachschub für Jens Gebauers Lager, die Klimakammern<br />

und das Labor des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenbau<br />

und Agrarökosystemforschung in den Tropen und Subtropen der<br />

Universität Kassel mitgebracht. Sie untersucht die Salztoleranz<br />

„Wenn Amina Saied vom Salzstress berichtet, den sie<br />

ihren Pflanzen zumutet, zieht sich ihr Gesicht<br />

zusammen als hätte sie in eine Zitrone gebissen.“<br />

von zwei Wildobstarten. Alles an Amina Saied strahlt und leuchtet,<br />

die Augen, das Lachen, das kräftige Blau ihrer Kleidung, aber<br />

als sie vom Salzstress berichtet, den sie ihren mühsam gezogenen<br />

Pflänzchen zumutet, zieht sich ihr Gesicht zusammen als hätte sie<br />

in eine Zitrone gebissen. Die Pflanzen tun ihr einfach leid. Doch<br />

dann wischt sie mit einem Schulterzucken und einer Geste, die<br />

sagen will, was sein muss, muss sein, alle Bedenken vom Tisch.<br />

Ihre Forschung hat angesichts der zunehmenden Bodenversalzung<br />

und Verwüstung in Afrika große Relevanz. Die starke Sonneneinstrahlung<br />

führt in Verbindung mit wenig Niederschlag zu<br />

hoher Verdunstung. Dabei wird das Salz im Boden gelöst und<br />

gelangt zunehmend in die oberen Schichten. Aber auch unsachgemäße<br />

künstliche Bewässerung kann eine Bodenversalzung<br />

bewirken, wenn mit dem Wasser mehr Salze zu- als abgeführt<br />

werden. Zudem sind viele durch Rodung neu erschlossene Böden<br />

aufgrund der intensiven Bewirtschaftung oft nur für kurze Zeit<br />

fruchtbar. Werden diese Flächen danach zur Viehweide, kann sich<br />

keine neue Vegetationsdecke bilden, die ungeschützten Böden<br />

trocknen aus und erodieren. Jedes Jahr gehen Millionen Hektar<br />

NetWORk FOR SuStAiNABility<br />

Amina Saied and Jens Gebauer are the personification of<br />

the <strong>Humboldt</strong> Network, and both work for the same goals:<br />

utilising local resources, preserving biodiversity and guiding<br />

young researchers through the academic jungle.<br />

There is a tropical forest sleeping peacefully on the shelves: piles<br />

of plastic containers, jars and bags full of strange seeds, shells, and<br />

fruit of every conceivable size, just waiting to be awoken to new<br />

life in the service of research.<br />

The shelves can be found in the office belonging to agronomist,<br />

Jens Gebauer. Four years ago, he was a Feodor Lynen Research<br />

Fellow, hosted by a Sudanese <strong>Humboldt</strong>ian; now he himself is the<br />

host for Georg Forster Fellow Amina Saied. When she arrived at<br />

the beginning of <strong>2007</strong>, the young agronomist from Sudan brought<br />

new bags of supplies to replenish Jens Gebauer’s store, the climatic<br />

chambers and the laboratory of the Department for Organic Plant<br />

Production and Agroecosystems Research in the Tropics and Subtropics<br />

at Kassel University. She is investigating the salt tolerance<br />

“When Amina Saied talks about the salt stress she<br />

inflicts on her plants her face puckers up as though she<br />

had bitten into a lemon.”<br />

of two varieties of wild fruit. Everything about Amina Saied is<br />

bright and shining: her eyes, her laugh, her bold blue clothes; but<br />

when she talks about the effects of salt stress on her painstakingly<br />

cultivated little plants her face puckers up as though she had bitten<br />

into a lemon. She just feels so sorry for the plants. But then she<br />

shrugs her shoulders, overcoming her misgivings with a gesture<br />

that says what will be, will be.<br />

Given the increase in soil salination and desertification in Africa,<br />

her research is extremely relevant. Strong solar radiation in combination<br />

with low precipitation leads to high evaporation. This<br />

loosens the salt in the soil which increasingly penetrates the upper<br />

layers. However, soil salination can also be caused by incorrect<br />

artificial irrigation if the water introduces more salt than it carries<br />

away. Furthermore, due to intensive farming, much of the new soil<br />

gained from clearing is often only fertile for a short time. If these<br />

areas are subsequently used for grazing, the vegetation cover cannot<br />

renew itself; the unprotected soil dries out and erodes. Every<br />

year, millions of hectares of agricultural land get lost in this way.<br />

Amina Saied describes the situation in her own country, “In some<br />

Amina Saied und Jens Gebauer im Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen der Uni Kassel: Forschung zum Erhalt der Artenvielfalt. | ||<br />

Amina Saied and Jens Gebauer in the Greenhouse for Tropical Crops at Kassel University: Research to preserve biodiversity.<br />

landwirtschaftlich genutzter Fläche auf diese Art verloren. Amina<br />

Saied berichtet von der Situation in ihrer Heimat: „Zurzeit werden<br />

in Teilen des Sudan große Monokulturen von Kartoffeln oder<br />

Weizen angelegt, dafür wurden Flächen von jeglichem vorhandenen<br />

Bewuchs gesäubert. Diese Monokulturen sind anfälliger<br />

für Krankheiten und Schädlinge und benötigen viel Dünger und<br />

Pestizide. Aber die Leute denken nur an den höheren Profit, nicht<br />

an die Umwelt.“<br />

parts of Sudan at the moment, huge monocultures of potatoes or<br />

wheat are being laid out, and so whole areas have been completely<br />

cleared of any vegetation that was there before. These monocultures<br />

are more susceptible to disease and pests and require a lot<br />

of fertiliser and pesticides. But people only think about profit, not<br />

about the environment.”<br />

36 <strong>Humboldt</strong> kosmos Sonderausgabe 2008<br />

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