presse - Bodo Witzke

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Das Bahnhofsviertel<br />

Dokumentarische Serie in vier Folgen<br />

ab Dienstag, 6. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

2 Das Bahnhofsviertel – Die neue dokumentarische<br />

Serie des ZDF<br />

Von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender<br />

3 Stabliste, Sendetermine und -titel<br />

4 Inhalt<br />

5 Das Bahnhofsviertel<br />

Folgen 1 bis 4<br />

10 "... immer muss Trixi ran ..."<br />

Interview mit Trixi Höll, Service-Mitarbeiterin der Bahn<br />

12 "Ich bin ganz schrecklich normal!"<br />

Interview mit dem Bordellbetreiber Jupp B.<br />

15 "Frankfurter Grüne Soße"<br />

Rezept von Marktfrau Gisela Paul<br />

17 Das Bahnhofsviertel – mehr als Milieu<br />

Von Researcherin Anne Kauth<br />

20 Unterwegs zwischen Banken und Bordellen<br />

Zur Arbeit an der dokumentarischen Serie<br />

Von den Autoren Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong><br />

26 Von der Kunst, den richtigen Ton zu treffen<br />

Zur Musik der dokumentarischen Serie<br />

Von den Komponisten Siegfried Rolletter und Tobias Bösel<br />

28 Biografien


z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Das Bahnhofsviertel – Die neue<br />

dokumentarische Serie des ZDF<br />

Von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender<br />

Ein Bahnhof, vier Parallelstraßen und vierzehn Puffs: das Frankfurter<br />

Bahnhofsviertel. Umrahmt von Bankentürmen und Bürgerhäusern: ein<br />

bunter Ort, ein Ort der Extreme. Wer hierher kommt, der sucht etwas:<br />

Geld, Glück, das schnelle Abenteuer, eine Nische im Leben. Ein halbes<br />

Jahr lang hat ein ZDF-Team um die Autoren Ulli Rothaus und<br />

<strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> Bewohner und Besucher des Bahnhofsviertels mit der<br />

Kamera begleitet. Die Filmemacher haben ungewöhnliche Menschen<br />

mit außergewöhnlichen Geschichten, jenseits aller Klischees, gefunden:<br />

den lustigen Bordellbetreiber, den charmanten Fixer, die originelle<br />

Marktfrau, die nachsichtigen Polizisten, die verwegenen Männer<br />

in ihren dampfenden Lokomotiven, die schlagfertige Trouble-Shooterin<br />

vom Hauptbahnhof und viele andere.<br />

Mit ihren Filmen setzen Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> ihre Erkundung<br />

gesellschaftlich interessanter Orte fort, die sie so erfolgreich mit der<br />

zehnteiligen Serie "Frankfurt Airport" begonnen und ebenso erfolgreich<br />

mit der fünfteiligen Serie "Hamburger Hafen" weiter geführt haben. Mit<br />

Respekt und Sympathie – ohne dabei die journalistische Distanz zu<br />

verlieren – porträtieren die beiden Autoren, zusammen mit Kameramann<br />

Jürgen Rapp, Menschen in ihrem turbulenten Lebenskampf, der<br />

für einige am Rande unserer Gesellschaft stattfindet, im Drogen- oder<br />

im Rotlichtmilieu. Es sind Geschichten voller Dramatik – aber auch<br />

voller Alltagskomik – entstanden, deren Reiz sich keiner entziehen<br />

kann. Die Filme vereinen Qualitätsmerkmale, wie sie klassische Dokumentarfilme<br />

bieten (geduldiges Beobachten, sensibler Umgang mit<br />

den Protagonisten), mit der hochmodernen Präsentationsform einer<br />

personalisierten Parallel-Dramaturgie. Die Filme stehen deshalb für<br />

geglücktes Qualitätsfernsehen, das relevante Themen auf ausgesprochen<br />

unterhaltsame und amüsante Art und Weise anbietet.<br />

Mit diesen Filmen belegt das ZDF ein weiteres Mal seine herausragende<br />

Genrekompetenz im Bereich der dokumentarischen Serien.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Ab Dienstag, 6. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Das Bahnhofsviertel<br />

Eine dokumentarische Serie in vier Folgen<br />

von Ulli Rothaus, <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong><br />

und Jürgen Rapp (Kamera)<br />

Zweite Kamera: Herbert Jüngling, Jan Bruns,<br />

Michele Parente<br />

Kameraassistenz und Ton: Marcus Becker<br />

Zweite Kameraassistenz<br />

und Ton: Jan Prillwitz, Christiane Kreis<br />

Schnitt: Heidi Sommer<br />

Recherche: Anne Kauth<br />

Musik: Tobias Bösel, Siegfried Rolletter<br />

Design: Stavros Amoutzias<br />

Sprecher: Helmut Winkelmann<br />

Tonmischung: Oliver Engelhardt, Jürgen Offermann<br />

Produktion: Hartmut W. Thon, Birgit Koch<br />

Redaktion: Ulrike Angermann<br />

Die Sendetermine und –titel:<br />

Dienstag, 6. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Rotes Licht und Grüne Soße<br />

Mittwoch, 7. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Hähnchen im Puff *<br />

Dienstag, 13. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Leben in der Wundertüte<br />

Mittwoch, 14. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Die Königin vom Kaisersack<br />

* Titel nach Drucklegung des Folders geändert.<br />

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19. Mai 2004<br />

Eine Großstadt, die einen Bahnhof hat, hat auch ein Bahnhofsviertel –<br />

und das Frankfurter Bahnhofsviertel ist sicherlich das bekannteste in<br />

Deutschland: Es ist ein hartes Pflaster, und es hat doch überraschend<br />

viele putzige Seiten. Prächtige Gründerzeithäuser und verrammelter<br />

Leerstand, solides und unsolides Gewerbe, Pelz- und Menschenhandel,<br />

Mode- und Drogengeschäfte, Luxus- und Stunden-Hotels, bürgerliche<br />

und weniger bürgerliche Gaststätten, coole Szene-Bars und vermüllte<br />

Fixerstuben – dort gibt es alles wild gemischt.<br />

Aber das Viertel ist mehr als ein geballtes "Multiproblem-Milieu", und<br />

mehr als ein bunter Multikulti-Zoo. Es ist ein wilder Kiez voller Überraschungen<br />

– und gleichzeitig für viele ein Stück alte oder neue Heimat.<br />

In der neuen dokumentarischen ZDF-Serie "Das Bahnhofsviertel" erzählen<br />

die Reporter Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> zusammen mit Kameramann<br />

Jürgen Rapp in vier Folgen Geschichten aus dem Viertel,<br />

immer dicht dran an höchst unterschiedlichen Menschen. Sie beobachten<br />

Komisches und Tragisches, Widersprüchliches und Überraschendes<br />

- wie im richtigen Leben. Sie treffen böse Buben und gute<br />

Engel, Gestrandete und Gestrauchelte, zwielichtige Gestalten und<br />

Gewerbetreibende der besonderen Art. Es ist eine aufregende und<br />

spannende Entdeckungsreise in ein dichtes Stück Wirklichkeit.<br />

Ulli Rothaus, <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> und Jürgen Rapp sind die Macher der erfolgreichen<br />

dokumentarischen Serien des ZDF "Frankfurt Airport" und<br />

"Hamburger Hafen".<br />

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19. Mai 2004<br />

Dienstag, 6. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Das Bahnhofsviertel<br />

1. Rotes Licht und Grüne Soße<br />

Ein Mann, ein Puff. Jupp betreibt ein kleines Eroscenter im Viertel;<br />

gut gelaunt – aber immer auf der Hut. Wenn es gerade passt, holt er<br />

die Damen, die sich bei ihm einmieten, gerne persönlich vom Flughafen<br />

ab. Das ist gut fürs Betriebsklima. In seinen 33 Zimmern arbeiten<br />

Huren aus allen Winkeln der Welt: Afrikanerinnen, Latinas, Thais und<br />

Transen. Jupps Puff ist ein so genanntes "Laufhaus"; Tag für Tag und<br />

Nacht für Nacht streifen bis zu 2000 Männer durch die Gänge seines<br />

Etablissements. Heute bekommt Jupp ganz besonderen Besuch – er<br />

ist extra früh aufgestanden, und er öffnet Türen, die sonst verschlossen<br />

bleiben.<br />

Randale am Markttag. Gisela Paul gehört zum Bahnhofsviertel, wie<br />

die "Grüne Soße" zu Frankfurt. Seit ein paar Jahren kämpft die Marktfrau<br />

für den Wochenmarkt vor dem Bahnhof. Es ist ihr Stückchen bürgerliche<br />

Normalität, mitten im Amüsier-Kiez, zwischen Huren und Junkies.<br />

An diesem Morgen will die Marktfrau nur das eine: in Ruhe ihre<br />

sieben Kräuter anrühren und die hungrigen Yuppies aus den Bankentürmen<br />

füttern. Doch dann kommt der Überfall, mit dem niemand gerechnet<br />

hat.<br />

Eine saubere Sache. Zweimal am Tag spritzt Moses Heroin – unter<br />

ärztlicher Aufsicht. Jeden Morgen und jeden Mittag muss er eine Vene<br />

finden, in die er noch spritzen kann. Dreißig Jahre Drogenmissbrauch<br />

haben ihre Spuren hinterlassen. So lange er zurückdenken kann, hat<br />

er alles genommen, was einen Kick verspricht. Jetzt bekommt er seinen<br />

Stoff vom Staat, im Rahmen einer Heroin-Studie. Moses hat Glück<br />

gehabt: Er muss für seine Sucht nicht mehr klauen oder anschaffen.<br />

So langsam kann es aufwärts gehen mit ihm. Jetzt hat er sogar die<br />

Zeit, etwas für sich zu tun: Moses will wieder lächeln können.<br />

Nur die Ruhe. Am liebsten wäre Trixi Höll der nette blonde Engel vom<br />

Hauptbahnhof: Gebrechlichen Omas in den Zug helfen, verirrten Reisenden<br />

den rechten Weg weisen – so etwas macht den Job zur<br />

Freude. Aber wenn sich die lieben Reisenden wegen nichts und wieder<br />

nichts aufregen, dann muss Trixi nun mal durchgreifen. Und dann ist<br />

heute auch noch dieser betrunkene Busengrabscher unterwegs – auch<br />

ein Fall für Trixi.<br />

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19. Mai 2004<br />

Mittwoch, 7. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Das Bahnhofsviertel<br />

2. Hähnchen im Puff<br />

Lächle, wenn du kannst. Moses Artz, der Junkie aus dem Bahnhofsviertel,<br />

bekommt eine neue "Knabberleiste", wie er sagt – ein neues<br />

Gebiss. Gerade zwei Zähne hatte der Zahnarzt noch stehen lassen.<br />

Die anderen Beißer waren unrettbar verloren, Opfer einer dreißigjährigen<br />

Drogenkarriere. Jetzt lächelt Moses wieder. Zumindest vorerst.<br />

Aber mit oder ohne neues Lächeln – Moses erweist sich als flotter Feger.<br />

Die neue Nummer. Henry plant etwas ganz Großes. Er bereitet einen<br />

bundesweiten Stripperinnen-Wettbewerb vor, mit besonderen Showeinlagen.<br />

Es geht um den Titel der "Queen of Tabledance". Da werden<br />

im Frankfurter Bahnhofsviertel alle Schönheiten erwartet, die sich<br />

Nacht für Nacht an den Stangen der Republik räkeln. Henry träumt von<br />

Leuchtfarben auf nackter Haut und von einem Auftritt seiner Freundin<br />

Gia als Marilyn Monroe. Es geht ihm um gestylte Erotik, nicht um billigen<br />

Sex – wenn’s denn klappt. Aber ohne das richtige Kleid will Gia<br />

nicht so wie Henry will. Und die Magdeburger Lesben-Akrobatik muss<br />

auch noch geprobt werden.<br />

Männerträume. Steffen Neumann und Jörg Sandner lieben "ihr Mädchen",<br />

weil es mittlerweile schon über sechzig ist. Die beiden stehen<br />

auf historische Eisenbahnen. Heute wollen sie eine 52er in Gang setzen<br />

– eine Kunst für sich. Mit Hammer und Ölkännchen bewaffnet erwecken<br />

sie ihr schlafendes Dornröschen. Doch dann streikt die Lichtmaschine,<br />

und der Wasserstandsanzeiger platzt. Werden sie es überhaupt<br />

bis zum Hauptbahnhof schaffen, wo sich schon 240 Eisenbahnfans<br />

auf eine Fahrt mit ihnen freuen?<br />

Der große Hunger. Heute schiebt Jupp in seinem Etablissement die<br />

Nachtschicht, den Sicherheitsdienst. Wenn es Ärger zwischen Huren<br />

und Freiern gibt, dann sind Jupp und sein Kumpel Manni zur Stelle.<br />

Aber meistens sind diese Nächte Langeweile pur: fünf Flure, 33 Zimmer<br />

und die übliche Laufkundschaft. Auf zwölf Monitore starren und<br />

gegen die Müdigkeit kämpfen – nichts passiert. Da kommt der Ärger<br />

mit der Taxizentrale den beiden gerade recht – aber dann ist plötzlich<br />

die Polizei im Haus.<br />

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19. Mai 2004<br />

Dienstag, 13. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Das Bahnhofsviertel<br />

3. Leben in der Wundertüte<br />

Nicht sauber, sondern rein. Walter kennt sie alle, die blechernen<br />

Schönheiten des Bahnhofsviertels: die tiefer gelegten Corvettes, die<br />

schnittigen Lamborghinis, die bulligen Geländewagen. Es sind die<br />

Autos der Luden und Bordellbesitzer, der Puffmütter und der anderen<br />

Halbwelt-Größen des Viertels. Und Walter sorgt dafür, dass sich die<br />

roten Neonherzen der Eroscenter-Reklamen im Lack ihrer Autos spiegeln<br />

können - wenn er nicht gerade einen seiner berüchtigten Erinnerungs-Tänze<br />

hinlegt.<br />

Schlaflos in Frankfurt. Alex und Dany, die Polizisten vom vierten Revier,<br />

versuchen mit allen gut auszukommen, auch mit den Junkies, die<br />

sich Tag und Nacht auf den Gehwegen im Bahnhofsviertel ihr Heroin<br />

spritzen und ihre Crack-Pfeife rauchen. Trotzdem müssen sie die<br />

Süchtigen immer wieder vertreiben, weil sich Anwohner beschweren.<br />

"Junkie-Jogging" nennt man so etwas im Viertel. Alex und Danny gehen<br />

es gelassen an; sie warten, bis die traurigen Gestalten fertig gespritzt<br />

haben – schließlich ist es Stadtpolitik, Drogenkonsum im Bahnhofsviertel<br />

zu tolerieren. Doch dann finden sie mitten in der Nacht zwei<br />

leblose Gestalten mit verdrehten Gliedmaßen.<br />

Lausige Beute. Manfred Enishänsel und Oskar Brix wissen nie, was<br />

sie erwartet. Die beiden Bundesbahner öffnen abgelaufene Schließfächer<br />

– und da ist man vor nichts sicher. Vor ihnen breiten sich die<br />

Hinterlassenschaften der Gestrandeten des Viertels aus. Jede Tasche<br />

erzählt von einem Leben. Und gibt Geheimnisse ihrer früheren Besitzer<br />

preis: Nuttentüten mit Einmalrasierern und Billigparfüm, wertvolle<br />

Schelllackplatten, Jutebeutel mit Fixerbesteck und merkwürdigen Pillen,<br />

Säcke voller kleiner Viecher, Entlassungspapiere aus dem Knast,<br />

Pornos, und auch mal ein Tausend-Euro-Schein.<br />

Ran an die Stange! Henry organisiert einen glamourösen Tabledance-<br />

Wettbewerb. In seinem Frankfurter Club hat sich alles angekündigt,<br />

was in der Strip-Szene Deutschlands Rang und Namen hat: leichtbekleidete<br />

junge Damen und gutbetuchte ältere Herren. Auf dem Programm<br />

stehen erotische Verrenkungen im Vier-Minuten-Takt. Henrys<br />

Freundin Gia wird auch mittanzen, aber die Konkurrenz ist groß, und<br />

Henry darf niemanden bevorzugen. Auf die Siegerin warten ein schicker<br />

Titel und ein wahrer Dollarregen.<br />

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19. Mai 2004<br />

Mittwoch, 14. Juli 2004, 21.00 Uhr<br />

Das Bahnhofsviertel<br />

4. Die Königin vom Kaisersack<br />

Flaschenbier und Salsafieber. Das soll ein Abend werden, wie Otto<br />

ihn liebt. Ein großer Latino-Star aus Puerto Rico auf der Bühne seines<br />

Salsa-Tempels, zusammen mit einer 14 Mann starken Combo. An Tagen<br />

wie diesen stehen die Latinas aus den umliegenden Bordellen<br />

Schlange, um bei Otto zu heimischem Sound mal so richtig abzufeiern.<br />

Und Salsa-Fans aus ganz Deutschland reisen an, um ihre Stars live zu<br />

erleben. Ottos Salsa-Laden "Changó" ist ausverkauft. Aber schon bei<br />

der Ankunft der Latino-Truppe kippt die Geschichte: Der große Star ist<br />

sturzbetrunken und hat sich mit seiner Combo im Suff total zerstritten.<br />

An einen Auftritt ist gar nicht zu denken. Otto in Not – der Abend<br />

scheint gelaufen, bevor er begonnen hat.<br />

Hände runter, Hose hoch! Alex und Dany, die Polizisten vom vierten<br />

Revier, sind so einiges gewöhnt. Aber einen Ladendieb, der immer<br />

wieder seine Hose ausziehen will, hatten sie noch nicht auf der Wache.<br />

Samt seiner Hose kommt der Gute erst mal in die Zelle, dann<br />

wird er verhört. Aber die Hose will er immer noch ausziehen. So etwas<br />

kostet Nerven und Geduld, aber es gibt Schlimmeres: Die Besatzung<br />

eines Rettungswagens ruft um Hilfe – jemand hat mit einer Schusswaffe<br />

gedroht. Und in einer Sexbar fühlt sich ein Kunde über den<br />

Tisch gezogen. Alex ruft das Überfallkommando.<br />

Wenn nichts mehr geht. Uschi Schleicher von der Bahnhofsmission<br />

hilft jedem. Dem Blinden, der seinen Weg durch den Bahnhof sucht,<br />

den Kindern, die ihren Anschluss-Zug im riesigen Hauptbahnhof finden<br />

müssen. Und Uschi hilft gern, ist immer fröhlich und guter Dinge. Aber<br />

manchmal will sich jemand nicht helfen lassen – wie der Obdachlose<br />

mit den offenen Beinen. Er hat eine tragische Geschichte hinter sich,<br />

heißt es; gefoltert, damals in der DDR. Seitdem lässt er keine weißen<br />

Kittel in seine Nähe. Aber mit seinen eiternden, offenen Beinen kann<br />

er nicht in der Bahnhofsmission bleiben.<br />

Gemütlichkeit mit Schönheitsfehlern. Heute geht es richtig rund im<br />

Kaisersack: da, wo sonst die Junkies herumhängen. Zum ersten Mal<br />

soll ein Straßenfest gefeiert werden. Ein trotziges Stück bürgerliche<br />

Gemütlichkeit zwischen Pennern, Prostituierten und neugierigen<br />

Nachbarn. Die Marktfrau Gisela Paul will das Chaos in den Griff bekommen.<br />

Doch überall liegen die Nerven blank: Dem einen wurde das<br />

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19. Mai 2004<br />

Auto wegen des Straßenfestes abgeschleppt, der andere hat keinen<br />

Strom für seinen Verkaufsstand, und vor der Bühne haben sich fuselselige<br />

Obdachlose breit gemacht. Dabei will Gisela Paul doch nur,<br />

dass alle glücklich sind.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

" ... immer muss Trixi ran ..."<br />

Interview mit Trixi Höll, Service-Mitarbeiterin der Bahn<br />

Trixie Höll arbeitet am Service-Point des Frankfurter Hauptbahnhofes.<br />

Das ZDF-Kamerateam hat sie für die erste Folge der dokumentarischen<br />

Serie "Das Bahnhofsviertel" begleitet.<br />

Wieso arbeiten Sie ausgerechnet am turbulenten Service-Point?<br />

Es gibt bei der Bahn doch auch ruhigere Jobs.<br />

Ich hab auch schon in anderen Bereichen bei der Bahn gearbeitet. Als<br />

ich mein Babyjahr hatte, war ich sogar mal Putzfrau bei der Bahn. Am<br />

Service-Point gefällt es mir deshalb so gut, weil da immer was los ist.<br />

Im Büro würde ich es nicht zwei Tage aushalten. Ich brauche Menschen<br />

um mich. Auch wenn es manchmal ganz schön nervig ist, wenn<br />

einen die Leute beschimpfen und anpöbeln.<br />

Sie kommen aus dem Osten. Wie sind Sie nach Frankfurt an den<br />

Service-Point gekommen?<br />

Ich habe damals in Halle gearbeitet. Da war es schön ruhig. Aber irgendwie<br />

habe ich 1996 gedacht, ich könnte mal was in meinem Leben<br />

ändern. Ein Betriebsrat hat mir vorgeschlagen, nach Frankfurt zu<br />

wechseln, da bräuchte die Bahn Leute. "Wenn du es in Frankfurt<br />

schaffst, dann schaffst du es überall", hatte er gesagt. Als ich dann mit<br />

dem Zug in Frankfurt angekommen bin, habe ich zuerst gedacht: Ach<br />

du meine Güte, das packst du nie und nimmer. Ich habe es aber doch<br />

gepackt. Meine kleine Schwester macht sich allerdings noch heute<br />

Sorgen, wenn sie im Fernsehen einen Beitrag über Frankfurt gesehen<br />

hat. Sie hat immer Angst, dass mir ein Junkie eine Spritze in den Arm<br />

haut. Aber so etwas ist hier noch nie vorgekommen.<br />

Wie lange hat es denn gedauert, bis Sie sich an die besondere<br />

Kundschaft hier in Frankfurt gewöhnt haben?<br />

Ein halbes Jahr hat es schon gedauert. Ich habe gelernt, über die<br />

ganzen ekligen Dinge wegzusehen. Die Junkies, die sind eigentlich<br />

gar nicht so schlimm, das sind noch die Ruhigsten hier. Die habe ich<br />

inzwischen auch ganz gut unter Kontrolle. Wenn ich einen treffe, der<br />

Bahnhofsverbot hat, dann muss ich den nur einmal scharf angucken,<br />

dann verzieht der sich schon von alleine. Die Junkies wissen genau,<br />

dass ich im Bahnhof das Sagen habe. Draußen auf der Straße grüßen<br />

sie mich dann wieder ganz freundlich.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Was mögen Sie an ihrem Job?<br />

Das Schöne ist, dass man den Leuten helfen kann. Egal was und egal<br />

wem. Junge, Alte sind darunter, Reisende, die den richtigen Zug nicht<br />

finden, und Mädchen mit Liebeskummer. Ich helfe einfach gern, ich<br />

kann nicht anders. Auch wenn mir die Sachen manchmal ein bisschen<br />

nahe gehen und ich zuhause noch viel über die eine oder andere Geschichte<br />

nachdenke.<br />

Was sind das denn für Geschichten, die Ihnen nachhängen?<br />

Es gibt lustige Geschichten, traurige Geschichten, tragische Geschichten<br />

und herzzerreißende Geschichten. Für mich war die<br />

schlimmste, als ein Chinese auf den Service-Point zugelaufen kam,<br />

die Hand auf der Brust, und um Hilfe gerufen hat. Als er vor mir stand,<br />

hat er die Hand weggenommen und das Blut spritzte meterweit aus<br />

seiner Brust. Der Mann ist dann direkt vor mir zusammengebrochen.<br />

Er ist in eine Messerstecherei in der Bahnhofshalle verwickelt worden.<br />

Mir haben nur die Knie gezittert, ich habe geheult und musste nach<br />

Hause gehen. Es ist wie verhext, aber solche Leute kommen immer<br />

auf mich zu, immer gucken die sich mich aus, ob es Verrückte sind<br />

oder besonders schwere Fälle – immer muss Trixi ran.<br />

Haben Sie selbst schon die Bahn verwünscht, wenn Sie im Zug<br />

saßen und es Verspätung gab?<br />

Das Lustige ist: Wenn ich fahre, gibt es fast nie Verspätung. Es ist<br />

beinahe so, als wüssten die, da sitzt die Trixi im Zug, jetzt müssen wir<br />

uns ranhalten, sonst gibt’s Ärger.<br />

Wie war das, mit einer Kamera im Rücken im Bahnhof unterwegs<br />

zu sein?<br />

Für mich persönlich ist es so, dass ich die Kamera manchmal total<br />

vergessen habe. Ich bin halt so wie ich bin. Ich kann mich auch nicht<br />

verstellen. Irgendwann kommt immer wieder Trixi durch. Wenn ich<br />

einmal im Job drin bin, dann bin ich drin. Aber es war schon schön,<br />

von so drei Männern verfolgt zu werden. Meine Kollegen haben sich<br />

lustig gemacht: Trixi, der neue Serienstar, und so ein Blödsinn. Aber<br />

im Grunde hat es dem ganzen Team Spaß gemacht.<br />

Das Gespräch führte Anne Kauth<br />

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19. Mai 2004<br />

"Ich bin ganz schrecklich normal!"<br />

Interview mit dem Bordellbetreiber Jupp B.<br />

Jupp B. betreibt das Bordell Annabella im Frankfurter Bahnhofsviertel.<br />

Das ZDF-Kamerateam hat ihn für die erste und zweite Folge der dokumentarischen<br />

Serie "Das Bahnhofsviertel" begleitet.<br />

Was haben Sie als "Kölsche Jung" in Frankfurt zu suchen?<br />

Tja, das weiß ich auch nicht. Wie konnte das passieren. Jetzt ohne<br />

Witz: Es ist nur wegen des Geschäfts. Ein Freund von mir ist tödlich<br />

mit dem Motorrad verunglückt, und da hat man mich gefragt, ob ich<br />

sein Geschäft übernehmen wollte, und ja, ich wollte. Ich bin dann zu<br />

einem Zeitpunkt hierher gekommen, als es drunter und drüber ging,<br />

als es permanent Razzien und Kontrollen gab. Drei Razzien am Tag<br />

waren keine Seltenheit. Ich war das von Köln ganz anders gewohnt.<br />

Es gab gar kein Miteinander hier. Dauernd kam die Polizei rein, kam<br />

das Ordnungsamt rein, und ständig hat jemand anderes was zu maulen.<br />

Was haben Sie lernen müssen?<br />

Ausländerrecht. Einfach nur Ausländerrecht. Wie haben die Papiere<br />

auszusehen? Worauf hat man besonders zu achten, damit man nicht<br />

reingelegt wird? Was wusste ich am Anfang, wie eine spanische Identitätskarte<br />

aussieht, oder eine italienische. Und da kommen dann Polizisten<br />

rein, die kontrollieren eine Frau. Die ersten beiden Polizisten<br />

sagen: Alles in Ordnung, die kann arbeiten. Der Dritte nimmt die Frau<br />

dann mit und sagt, die darf nicht arbeiten. Und ich kriege dann noch<br />

eine Klage an den Hals. Da ist man schon ziemlich bedient. Dabei tun<br />

wir schon das Möglichste: Wir nehmen eine Unterschriftenprobe, wir<br />

fragen die Frauen ab, so wie die Bullen das auch machen. Aber selbst<br />

am Frankfurter Flughafen brauchen die drei Tage, bis die Behörde<br />

festgestellt hat, ob die Papiere echt sind oder nicht. Wie sollen wir das<br />

dann mit Bestimmtheit sagen können?<br />

Was sagt Ihre Mutter dazu, dass Sie ein Bordell betreiben?<br />

Die ist eigentlich ganz zufrieden mit mir. Auch, weil es ja schlimmere<br />

Zeiten gab. Heute ist die ziemlich angetan, dass ich einen, für meine<br />

Verhältnisse, soliden Job mache. Die weiß Bescheid und braucht sich<br />

endlich keine Sorgen mehr um mich zu machen.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Hätte es für Sie die Alternative gegeben, einen anderen Beruf<br />

auszuüben?<br />

Nee. Ich habe ja einiges versucht. Ich war ja sogar bei der Polizei des<br />

Bundes. Aber weil ich mich nicht an die Dienstvorschriften und vor<br />

allem an die Dienstzeiten halten konnte, hat man mir geraten, mir was<br />

anderes zu suchen. Mir liegt also daran, dass ich kommen und gehen<br />

kann, wann ich will. Und das kann ich im Prinzip nur als Chef. Also<br />

habe ich mich selbstständig gemacht. Es geht nicht darum, faul zu<br />

sein. Wir haben hier alle einen 16-Stunden-Tag. Man ist hier kein Beamter,<br />

der nach acht Stunden nach Hause geht. Ich bin hier rund um<br />

die Uhr in Bereitschaft.<br />

Wird man als Bordellbetreiber geboren?<br />

Ich ja (lacht). Wenn man lange genug in diesem Milieu gewirkt hat,<br />

kann man diesen Job machen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass<br />

man sich mit Frauen auskennt. Das ist gar nicht so einfach, wenn man<br />

hier 30 Frauen aus 30 Nationalitäten hat, die, wenn die Geschäfte gut<br />

laufen, ein Herz und eine Seele sind, die Freundinnen werden, die zusammen<br />

essen. Wenn die Geschäfte dann schlecht laufen, gehen die<br />

aufeinander los und bekriegen sich gegenseitig. Die auseinander zu<br />

halten und zu befrieden, ist schwierig. Da braucht man Erfahrung.<br />

Was macht eine gute Prostituierte aus?<br />

Das entscheidet sich nicht an den Praktiken oder daran, ob die Tantra<br />

drauf hat, sondern das ist eine Sache vom Kopf her. Wenn eine Frau<br />

sich betäuben muss, sich zudröhnen oder besaufen muss, dann sollte<br />

sie es sein lassen. Generell gilt immer: Eine Prostituierte sollte halten,<br />

was sie an der Tür verspricht. Ich erkenne normalerweise im ersten<br />

Gespräch, wer es drauf hat und wer nicht – mal nur von der inneren<br />

Einstellung her gesehen.<br />

Wo amüsieren Sie sich privat am liebsten?<br />

Also ich muss sagen, ich bin am liebsten zu Hause. Ich bin ganz<br />

schrecklich normal. Viele, viele Jahre habe ich eine Disco gehabt, das<br />

war eine richtig ausgiebige Feierzeit. Heute bin ich am liebsten zu<br />

Hause und sitze auf der Terrasse. Wenn ich "Diskothek" höre, kriege<br />

ich Pickel. Wenn überhaupt, dann geh ich natürlich in Köln aus. Ich<br />

trinke gern Kölsch und sitze gern in diesen Glas-Bier-Läden, die man<br />

da hat. Die sind doch was lustiger da als in Frankfurt.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Wie war das, eine Fernsehkamera im Haus zu haben?<br />

Ich hatte richtig Kopfschmerzen. Eines meiner Mädels ist mir beinahe<br />

ausgezogen, die konnte ich grade noch zurückhalten. Gerade Ausländerinnen<br />

kommen nach Deutschland, weil sie ihre Arbeit vor ihrer Familie<br />

verbergen wollen. Die wollen hier natürlich anonym bleiben.<br />

Wenn eine Kamera im Haus ist, bekommen die Frauen Kopfschmerzen,<br />

kriegen die Freier Kopfschmerzen, und dann hab' auch ich Kopfschmerzen,<br />

denn dann bleiben erst die Freier weg, und dann bleiben<br />

auch die Frauen weg. Dann hab’ ich ein Problem. Aber gut – ich habe<br />

auch schon Führungen für Besucher des evangelischen Kirchentages<br />

gemacht. Man soll ruhig sehen, dass hier alles voll normal ist. Und<br />

dann ist ein Kamerateam auch mal eine Abwechslung. Manchmal kann<br />

es ganz schön langweilig im Puff sein.<br />

Das Gespräch führte Anne Kauth<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

"Frankfurter Grüne Soße"<br />

Rezept von Marktfrau Gisela Paul<br />

Gisela Paul ist Protagonistin in den Folgen 1 und 4 der dokumentarischen<br />

Serie "Das Bahnhofsviertel"<br />

Gisela Paul ist Marktfrau und ein echtes Frankfurter Original. Zwischen<br />

Junkies, Prostituierten und Bankern verkauft sie an ihrem<br />

Marktstand jeden Dienstag und jeden Donnerstag "Grüne Soße", die<br />

zur Stadt gehört wie der Bahnhof und die Bankentürme. In den Filmen<br />

lernt das ZDF-Team sie kennen als eine Frau, die sich krumm und buckelig<br />

schafft, damit es dem geliebten Bahnhofsviertel und den Menschen,<br />

die darin leben, besser geht. Für die ZDF-Zuschauer hat Gisela<br />

Paul ihr Originalrezept aufgeschrieben:<br />

"Zutaten für 4 Personen:<br />

250 bis 300 Gramm entstielte und gut gewaschene Kräuter (es müssen<br />

sieben sein): Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Pimpinelle, Sauerampfer,<br />

Kresse und Borretsch.<br />

Weinessig oder Saft einer großen Zitrone,<br />

3 bis 4 Esslöffel gutes Speiseöl,<br />

Salz, grober Pfeffer, eine große Prise Zucker,<br />

1 bis 2 gestrichene Esslöffel mittelscharfer Senf<br />

sowie 1 bis 2 gestrichene Esslöffel Sahnemeerrettich,<br />

500 ml Joghurt (3,5 Prozent Fettgehalt),<br />

500 ml saure Sahne (10 Prozent Fettgehalt).<br />

Die entstielten und gewaschenen Kräuter in große grobe Stifte schneiden<br />

und in einer Haushaltsküchenmaschine – grob – durchlaufen lassen<br />

(nicht zu fein). Diese Kräuter nun in eine Schüssel geben, den<br />

Essig oder Zitronensaft, Salz, Zucker, Senf, Pfeffer und Öl auf die<br />

Kräutermasse geben, sehr gut durchrühren und dann kurz einwirken<br />

lassen. Nun den Joghurt und die saure Sahne gleichmäßig mit festen<br />

Zügen untermischen und zum Schluss noch den Sahnemeerrettich mit<br />

in die Masse einrühren. Die nun fertige Grüne Soße mindestens zwei<br />

Stunden kühl stellen, damit sich die Kräuterlein voll entfalten können.<br />

Nach der Ruhezeit von zwei Stunden kann die Grüne Soße nun sehr<br />

vielseitig zum Verzehr angeboten werden. Ich empfehle hierzu: pro<br />

Person 2 bis 3 hartgekochte Eier, in Scheiben oder geviertelt mit Salzkartoffeln,<br />

dazu reichlich Grüne Soße servieren. Und wenn es mal<br />

ganz deliziös sein soll, dann empfehle ich, die Grüne Soße mit einem<br />

guten Tafelspitz oder mit gekochter Ochsenbrust zu servieren. Eben-<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

falls eignet sich die Grüne Soße hervorragend als Beilage zu gegrilltem<br />

Lachs oder als gefülltes Röllchen: hauchdünne Scheiben Schweinebraten<br />

oder Roastbeef mit Grüner Soße bestreichen, mit Ananas<br />

garnieren und zum Beispiel Bratkartoffeln dazu reichen. Mal ganz anders,<br />

aber Spitze!"<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Das Bahnhofsviertel – mehr als Milieu<br />

Von Researcherin Anne Kauth<br />

Das Frankfurter Bahnhofsviertel erstreckt sich über gerade mal knapp<br />

einen Quadratkilometer, vier mal vier Straßenzüge. Es sind die Straßen<br />

vom Mainufer bis zur Mainzer Landstraße und vom Hauptbahnhof<br />

bis zur Taunusanlage – mit Banken und Bordellen, Basaren und Billigramsch-Läden,<br />

Junkies und Yuppies, Hütchenspielern und Gesetzeshütern.<br />

Bunt geht’s zu, ethnisch, politisch und moralisch.<br />

Hoch im Kurs: In direkter Nachbarschaft zum Bahnhofsgebiet liegt<br />

das Bankenviertel mit seiner in den Himmel ragenden Skyline. Die<br />

zwei Hochhaustürme der Dresdner Bank fußen mitten im Kiez. Die<br />

Hochfinanz wickelt hier in direkter Nachbarschaft zu Dealern und Dirnen<br />

ihre Geschäfte ab. 332 Banken, davon 194 ausländische Institute,<br />

die Asian Development Bank, die Chinesische Notenbank und schließlich<br />

die Weltbank Gruppe haben sich hier niedergelassen.<br />

Bordell und Business: Im Schatten der Bankentürme läuft das Geschäft<br />

mit der Lust – wenn auch zur Zeit schleppender, als es sich Huren<br />

und Hausbetreiber wünschen. Zahlreich waren die Versuche des<br />

Frankfurter Magistrats, den "Sumpf" rund um den Hauptbahnhof trocken<br />

zu legen. Nicht selten suchen Börsenbroker im Bordell Trost für<br />

verzockte Geschäfte – oder Belohnung für besondere Gewinne. In 14<br />

so genannten "Laufhäusern" mit insgesamt 644 Zimmern gehen<br />

Frauen aus der ganzen Welt der Prostitution nach. Die meisten von<br />

ihnen kommen aus Lateinamerika, vor allem aus Kolumbien (30 Prozent)<br />

und der Dominikanischen Republik (26 Prozent). Frauen aus<br />

Thailand machen knapp 16 Prozent aus. Nur etwa 4 Prozent der Prostituierten<br />

sind Deutsche. Mit der EU-Erweiterung am 1. Mai 2004 werden<br />

mehr und mehr Frauen aus Osteuropa kommen.<br />

Insgesamt gehen um die 1000 Frauen nach Angaben der Polizeieinheit<br />

K 63 im Bahnhofsviertel der Prostitution nach. Viele von ihnen arbeiten<br />

im Zwei-Schicht-Betrieb, teilen sich ein Zimmer, um sich die Tages-<br />

Zimmermiete zwischen 120 und 140 Euro, je nach Haus, leisten zu<br />

können. Hinzu kommen um die 270 Frauen, die im Hostessservice anschaffen.<br />

In der Frankfurter Bordellszene soll es zu zirka 4,3 Millionen<br />

"sexuellen Dienstleistungen" im Jahr kommen. Auch wenn es immer<br />

wieder einzelne Prozesse wegen Menschenhandel und Zuhälterei gibt,<br />

gehen Prostituierten-Organisationen davon aus, dass die meisten<br />

Frauen freiwillig dem horizontalen Gewerbe nachgehen.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Süppchenkocher und Krümelsucher: Im Frankfurter Bahnhofsviertel<br />

gibt es eine offene Drogenszene. In den Hauseingängen liegen, sitzen<br />

oder hocken abgerissene Gestalten mit Spritze in Hals, Knöchel oder<br />

Unterarm. 1994 richtete die Stadt Frankfurt als erste deutsche Stadt<br />

einen so genannten Konsumraum ein. Drei davon gibt es heute im<br />

Bahnhofsviertel. Die Abhängigen haben dort die Möglichkeit, stressfrei<br />

und hygienisch illegale Drogen zu spritzen. Täglich finden dort nach<br />

Angaben des Frankfurter Drogenreferats um die 800 "Konsumvorgänge"<br />

statt. Im Jahr 2002 wurden 15.460 "Konsumvorgänge" registriert.<br />

Wer wie viel auf der Straße drückt, kann kein Amt mit Bestimmtheit<br />

sagen. Bei 4500 Drogenabhängigen, die in Frankfurt im Jahr 2003<br />

registriert waren, liegt die Zahl tatsächlich vollzogener "Konsumvorgänge"<br />

weit darüber. Statistisch führt jeder 500. "Konsumvorgang" zu<br />

einem medizinischen Notfall. Das Personal in den Druckräumen hat<br />

die Möglichkeit, direkt einzugreifen und zu helfen. Aus diesem Grund<br />

ist die Zahl der Drogentoten in Frankfurt gesunken. 1993 zählte die<br />

Statistik 68 Drogentote, 2003 waren es 21. Vielen Anwohnern und<br />

Wirtschaftstreibenden im Viertel sind die "Druckräume" mit den Fixeransammlungen<br />

auf den Straßen davor allerdings ein Dorn im Auge.<br />

Parade der Kulturen: Über 100 Nationalitäten leben hier mehr oder<br />

weniger friedlich zusammen. Von den circa 3000 Bewohnern des<br />

Bahnhofsviertels sind 70 Prozent nichtdeutscher Herkunft. Nur wenige<br />

Deutsche leben noch hier in den Gründerzeithäusern, die unter Denkmalschutz<br />

stehen. Freitags um die Mittagszeit bevölkern weißgewandete,<br />

bärtige Männer im Kaftan die Münchener Straße. Sie gehen zum<br />

Freitagsgebet in die Merkez-Moschee. Um die 1500 Gläubige kommen<br />

jede Woche. An hohen Festtagen sind es bis zu 4000. Die Münchener<br />

Straße ist inzwischen ein kleines Stück Türkei. Dort findet man türkische<br />

Anwälte, Ärzte, Apotheken und Änderungsschneidereien.<br />

Einsatz täglich: Wer sich nachts im Bahnhofsviertel verirrt und Angst<br />

um Leib und Leben hat, kann sich zumindest mit einem trösten: Das<br />

Quartier rund um den Hauptbahnhof ist das Terrain mit der höchsten<br />

Präsenz an Sicherheitspersonal in Europa. Ob in Uniform oder ohne –<br />

das Überwachungsnetz ist eng geknüpft. Die "Hausmacht" hat das 4.<br />

Polizeirevier, das mit seinen Streifen Tag und Nacht im Viertel unterwegs<br />

ist. Hinzu kommt das Sonderkommando Mitte sowie verschiedene<br />

Sonderdirektionen mit spezifischen Aufträgen. Auch Bereitschaftspolizei<br />

und Kriminalpolizei sind im Bahnhofsviertel auf der Suche<br />

nach Straftätern unterwegs. In Bahnhofsnähe werden sie vom<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Bundesgrenzschutz, vom Bahn-Sicherheitspersonal und schließlich<br />

von Sicherheitskräften der Frankfurter Stadtwerke unterstützt.<br />

Trotz aller Polizeipräsenz im Bahnhofsviertel: Im vergangenen Jahr<br />

hatte die Großstadt Frankfurt von allen deutschen Städten die höchste<br />

Kriminalitätsrate zu verzeichnen.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Unterwegs zwischen Banken und Bordellen<br />

Zur Arbeit an der dokumentarischen Serie<br />

Von den Autoren Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong><br />

Gleich am ersten Tag fiel unserer Researcherin Anne Kauth ein Mann<br />

vor die Füße. Einfach so, auf dem Gehweg. Von oben, von ziemlich<br />

weit oben, aus dem fünften Stock. In Arbeitskleidung, hinterher kamen<br />

Eimer, Wasser und Lappen. Ein Fensterputzer hatte den Halt verloren.<br />

Der Mann starb wenig später. Natürlich kommt so was nicht jeden Tag<br />

vor im Viertel – Gott sei Dank. Natürlich war uns schon vorher klar,<br />

dass dies ein verdammt hartes Viertel ist; auch deswegen waren wir ja<br />

hierher gekommen.<br />

Eine Großstadt, die einen Bahnhof hat, hat auch ein Bahnhofsviertel.<br />

Und der Begriff "Bahnhofsviertel" hat überall einen ähnlichen Beigeschmack.<br />

Einen Geschmack von zwielichtigem Amusement, von Dunkelmännern<br />

und gestrandeten Menschen, von sozialer Schieflage. Ob<br />

Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf – mal liegt der Brennpunkt<br />

neben dem Bahnhof, mal dahinter, mal ringsherum. Aber irgendwo<br />

am Bahnhof, da liegt er.<br />

Das Frankfurter Bahnhofsviertel gehört zu den bekanntesten Vierteln<br />

Deutschlands – und es zählt zu den heimlichen Highlights der Stadt.<br />

Denn es hat mehr zu bieten als einen Bahnhof, vier Parallelstraßen<br />

und ein paar Puffs – viel mehr. Krasse Gegensätze prallen mit einer<br />

ungewöhnlichen Wucht aufeinander. Es ist eines der härtesten Viertel<br />

– dabei hat es auch charmante Seiten zu bieten. Prächtige<br />

Gründerzeithäuser und verrammelter Leerstand, solides und unsolides<br />

Gewerbe, Pelz- und Menschenhandel, Mode- und Drogengeschäfte,<br />

Luxus- und Stunden-Hotels, bürgerliche und weniger bürgerliche<br />

Gaststätten, coole Szene-Bars und vermüllte Fixerstuben – es gibt<br />

alles wild gemischt, die Verdichtung allen großstädtischen Übels auf<br />

kleinem Raum.<br />

Bei den jungen Wilden aus der Computer- und Werbebranche gilt das<br />

Bahnhofsviertel mittlerweile als trendy. Zentrale City-Lage, luftige<br />

Lofts zu erschwinglichen Preisen, mit Party-Locations im Ex-Puff; und<br />

selbst die ersten Cocktail-Lounges haben den Kiez rund um die Kaiserstraße<br />

(wieder)-entdeckt. Alt eingesessene Anwohner pflegen hingebungsvoll<br />

ihr "Belvederchen", um Normalität und Durchhaltewillen<br />

zu demonstrieren, und in den Eingängen dösen abgemagerte Crack-<br />

Junkies und ermattete Vertreter der Dosenbier-Fraktion. Hütchenspieler<br />

suchen die letzten Doofen, und der "Indian Fastfood"<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

kämpft mit dem "Sindbad Sandwich" um die hungrigen hemdsärmeligen<br />

Banker, die mittags von den silbrigen Büro-Türmen ausgespuckt<br />

werden. Schöne junge Menschen in gedecktem Designer-Grau streben<br />

mit zielsicherem Schritt in Richtung ICE, und dazwischen stolpern japanische<br />

Reisegruppen mit offenen Mündern und baumelnden Kameras<br />

über die Kaiserstraße in Richtung Dolly-Buster-Center.<br />

In den allgegenwärtigen Basaren mit undefinierbaren Namen werden<br />

sonderbare Dinge verkauft, Altarschmuck und Handbimsbürsten, und<br />

in den Quick-Call-Centern telefonieren heimwehgeplagte Menschen<br />

zum halben Tarif in die ganze Welt. Aber das Viertel ist mehr als ein<br />

bunter Multikulti-Zoo. Es ist ein wilder Kiez voller Überraschungen –<br />

und gleichzeitig für viele ein Stück alte oder neue Heimat.<br />

Ein gutes halbes Jahr lang war das Viertel auch unsere Heimat, ein<br />

gutes halbes Jahr sind wir für die Arbeit an der Serie unterwegs gewesen.<br />

In jeder der vier Folgen erzählen wir vier Geschichten, dicht dran<br />

an höchst unterschiedlichen Menschen. Wir beobachten Trauriges und<br />

Lustiges, Dramatisches und Alltägliches, so wie im richtigen Leben.<br />

Die vier Geschichten jeder Folge werden ineinander montiert, so dass<br />

sie sich dabei gegenseitig beeinflussen und verstärken. So wird es<br />

möglich, ein Gefühl für die Widersprüchlichkeit und Komplexität eines<br />

Geschehens oder eines Ortes zu entwickeln.<br />

Die Parallelmontage ist eigentlich eine klassische Erzählform. Gleichzeitig<br />

entspricht diese Montageform der Rezeptionshaltung des Publikums,<br />

das inzwischen daran gewöhnt ist, mehreren Geschichten<br />

gleichzeitig zu folgen. Die neue, seriell angelegte Dramaturgie bietet<br />

die Chance, Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit widerzuspiegeln<br />

– ohne bemühte didaktische Absicht. Sie ist ein Angebot an<br />

den "Zapper", der den schnellen Wechsel sucht, und sie ist ein Angebot<br />

an den informationshungrigen Zuschauer, der konzentriert und<br />

zielgerichtet den einzelnen Geschichten folgt, und der aus dem Zusammenprall<br />

sehr unterschiedlicher Geschichten seine Schlüsse ziehen<br />

kann. Uns geht es beim "Bahnhofsviertel" wie schon bei "Frankfurt<br />

Airport" und "Hamburger Hafen" um die dramaturgische Chance, mit<br />

wechselnden Geschichten in parallelen Erzählsträngen so viel Spannung<br />

zu erzeugen, dass sich auch Alltagsgeschichten ohne besondere<br />

Ereignishöhe attraktiv erzählen lassen; Geschichten, die in anderen<br />

Formaten möglicherweise durch die journalistischen "Relevanz-Raster"<br />

fallen würden. Gerade unbedeutende kleine Begebenheiten können<br />

sich im dramaturgischen Wechsel der anderen Geschichten mit<br />

einer neuen gesellschaftspolitischen Aussagekraft aufladen.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Natürlich geht es in der Form der dokumentarischen Serie um fundierte<br />

journalistische Arbeit, und es geht uns darum, unterhaltend zu<br />

erzählen. Schließlich hat Fernsehkonsum auch etwas mit der Suche<br />

nach Unterhaltung zu tun. Auch herkömmliche dokumentarische Formen<br />

haben diese Zuschauererwartung schon immer bedient. Genannt<br />

sei nur die klassische Reportage, die dem Faktischen verhaftet ist,<br />

aber das Geschehene für den Zuschauer nacherlebbar machen muss.<br />

Deshalb vermittelt auch sie nicht nur nüchterne Fakten, sondern bedient<br />

sich einer spezifischen Wirkungsästhetik: Sie ist dramaturgisch<br />

durchgeformt, erzählt Geschichten; sie nutzt eine ganze Reihe von<br />

unterhaltenden Elementen.<br />

Gerade an einem Ort wie dem Frankfurter Bahnhofsviertel lässt sich<br />

jede Menge Alltägliches in all seiner Putzigkeit und Skurrilität beobachten.<br />

Neben viel Glück und Geduld braucht man dazu vor allem<br />

einen unvoreingenommenen Blick auf die Dinge des Lebens. Und man<br />

muss tapfer sein. Gerade in einem mit Puffs und Peepshows gepflasterten<br />

Viertel darf man (fast) keine Berührungsängste haben und kaum<br />

Ekelgrenzen kennen; der Arbeitsalltag spielt sich naturgemäß an Orten<br />

ab, die unbescholtene rechtschaffene Bürger allenfalls schnellen<br />

Schrittes und mit hochgeschlagenem Mantelkragen durcheilen.<br />

Umso witziger, wenn man beim Dreh im Viertel auf alte Bekannte trifft,<br />

denen Begegnungen dieser Art an diesem Ort offensichtlich nicht sonderlich<br />

angenehm sind. So lief unserer Researcherin Anne Kauth bei<br />

einem Dreh in Jupps Puff prompt ein alter Studienfreund in die Arme:<br />

"Duuu hier?" Wer sich da mehr über wen wunderte – die Frage bleibt<br />

offen.<br />

Für unsere praktische Arbeit vor Ort ist es wichtig, mitten im Geschehen<br />

zu sein. Also haben wir als Basisstation direkt im Hauptbahnhof<br />

ein Büro gemietet, unmittelbar am Gleis 1. Zwei kleine Räume mit<br />

Blick auf zugeparkte Bushaltestellen, Wand an Wand mit der Bahnhofsmission<br />

– mit der tröstlichen Gewissheit, im Fall der Fälle gleich<br />

nebenan eine letzte Zuflucht zu finden. Vor unseren Fenstern verstauten<br />

Tag für Tag fremd aussehende Menschen Berge von gestapelten<br />

Waren in altersschwache Busse, um mit ihnen auf lange Reise<br />

in Richtung Osten zu gehen. Hinter den Windschutzscheiben klemmten<br />

Schilder mit unaussprechlichen Städtenamen.<br />

Ein Büro mit Gleisanschluss – mit allen Vor- und Nachteilen. Gelegentlich<br />

wurde ausgiebig in unseren Flur gepullert – Toilettenbenutzung<br />

ist teuer im Hauptbahnhof. Haarscharf an unserer – abschließbaren<br />

– Büro-Toilette fuhren die Züge von Gleis 1 vorbei; Luftlinie viel-<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

leicht zehn Meter von der Bahnsteigkante. Mit Gleisquietschen, Gestank<br />

und geleierten Durchsagen. Ein ganz besonderes Gefühl, fehlte<br />

nur noch: "Vorsicht am Klo, der Zug fährt ab!" Vom Büro aus zu Fuß<br />

zum Drehort, in den Bahnhof oder ins Viertel – praktischer geht’s<br />

nicht.<br />

Im Bahnhofsviertel drehen, das ist natürlich kein Nine-to-five-Job.<br />

Wenn im Viertel das Leben tobt, ist der Bahnhof schon abgeschlossen.<br />

Nur Reisende mit Fahrschein und eben Gelegenheits-Nachtarbeiter<br />

wie wir werden dann in die zugigen Hallen gelassen. Oft war es nicht<br />

die letzte, sondern die erste S-Bahn, die unsere Researcherin nach<br />

getaner Arbeit zurück nach Mainz brachte. Etwas zeitversetzt zu den<br />

Dreharbeiten fand in einem Mainzer ZDF-Schneideraum die Montage<br />

der vier Folgen statt, mit einer Cutterin und einem der beiden Reporter.<br />

Von Mai bis Oktober letzten Jahres haben wir uns mit der Kamera im<br />

Viertel und auf dem Bahnhof herumgetrieben; in der Besetzung: Kameramann,<br />

Kameraassistent und Reporter. Manchmal, in "intimen”<br />

Situationen, waren wir nur zu zweit; manchmal, wenn es die Ereignisse<br />

verlangten, teilten wir uns auf und drehten in zwei Teams.<br />

Die Dreh-Haltung ist wie bei einer Reportage: kein zusätzliches Licht,<br />

nur Schulterkamera, möglichst wenig eingreifen. "Fly on the Wall” –<br />

die Dinge beobachten, als sei man eine Fliege an der Wand – so nennen<br />

unsere britischen Kollegen diesen Ansatz. Dass die Fliege an der<br />

Wand bleibt, und nicht – wie Kritiker manchmal unken – früher oder<br />

später in der Suppe landet, hängt im Wesentlichen von ihrem Beharrungsvermögen<br />

ab, und von ihrer Kraft, der Verlockung zu widerstehen,<br />

sich ins Geschehen einzumischen. Natürlich kann sich ein Team<br />

beim Drehen nicht in Luft auflösen; aber es liegen Welten zwischen<br />

einer Crew, die die Wirklichkeit auf ihre Kamera ausrichtet, und einer,<br />

die versucht, einfach nur dabei zu sein. Spätestens seit Loriots "Erwin<br />

Lindemann" weiß jeder, wie leicht Schlüsselszenen und anrührende<br />

Momente ihre Authentizität verlieren, wenn Fernsehmenschen in sie<br />

eindringen. Daher halten wir uns zurück. Nur in ruhigen Momenten<br />

stellt der Reporters Fragen, immer dicht am Geschehen, um<br />

Schlüsselaussagen zu bekommen und so auch klar zu machen, dass<br />

wir als Beobachter dabei sind. Ein hohes Drehverhältnis liegt bei dieser<br />

Art von Kameraarbeit in der Natur der Sache. Stunden, Tage,<br />

manchmal sogar Wochen vergehen mit der Suche nach den "Magic<br />

Moments”, nach den Situationen und Personen, die eine Geschichte<br />

einzigartig machen.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Der Schnitt baut dann aus den stundenlangen Beobachtungen die Geschichtensequenzen<br />

in der Länge von anderthalb bis zweieinhalb<br />

Minuten, die zu Bausteinen der einzelnen Folgen werden. Die Montage<br />

ist narrativ, bleibt optisch immer dicht an den Personen und an der<br />

Handlung. Die Cutterin Heidi Sommer verzichtet grundsätzlich auf<br />

Zwischenschnitte. Immer wieder lässt sie die herausragenden Einstellungen<br />

des Kameramannes Jürgen Rapp laufen und findet dann<br />

überraschende Übergänge, um die Geschichte weiterzuentwickeln.<br />

Der Text ist deutlich reduziert. In einem disparaten Ort wie dem Bahnhofsviertel<br />

setzt er notwendigerweise den Rahmen des Geschehens<br />

und liefert Angaben zu den Orten und Protagonisten, die für das Verstehen<br />

unerlässlich sind. Für den flüchtigen Zuschauer kann der Text<br />

Übergänge zwischen den Geschichten erleichtern und das Geschehen<br />

vorantreiben. Gezielt komponierte Musikeinsätze helfen Personen zu<br />

definieren und Abläufe zu rhythmisieren. Schlüsselszenen erschließen<br />

sich über Bilder und O-Töne.<br />

In unserem Verständnis ist der Ton ebenso wichtig wie das Bild. Alle<br />

Protagonisten haben Funkmikrophone, zusätzlich muss der Kameraassistent<br />

(und Tonmann in Personalunion) Marcus Becker Gesprochenes<br />

und Geräusche in der Umgebung mit der "Angel” aufnehmen und<br />

aussteuern – eigentlich müsste er mindestens drei Arme haben. Kamera,<br />

Ton und Schnitt haben zentrale und hervorgehobene Gestaltungsaufgaben.<br />

Mehr noch als andere Fernsehformen ist eine dokumentarische<br />

Filmerzählung Teamwork.<br />

In vielem stützen wir uns auf klassische dokumentarische Arbeitsweisen.<br />

Die Zurückhaltung beim Drehen entspricht der Reportageform.<br />

Die Konzentration auf jeweils eine Person entspricht dem Porträt. Einige<br />

der Drehs, die sich über mehrere Monate mit zum Teil langer<br />

vertrauensbildender Vorarbeit entwickeln, haben schon dokumentarfilmhafte<br />

Züge. Hier geht es nicht ohne die hartnäckige und einfühlsame<br />

Arbeit einer Researcherin. Anne Kauth bewegte sich schon nach<br />

kürzester Zeit im Viertel wie zu Hause. So was hat auch durchaus bizarre<br />

Seiten – wer wird schon gleichermaßen freundlich auf Schritt<br />

und Tritt von Huren, Luden, Pfarrern, Junkies und Hütchenspielern<br />

gegrüßt?<br />

Bei der Arbeit akzeptieren wir Zufälle, oft sind wir sogar auf sie angewiesen.<br />

So entstehen Situationen und Dialoge, die sich keiner am<br />

Schreibtisch hätte ausdenken können. Menschen, die sich auf eine<br />

derartige Arbeit mit uns einlassen, müssen souverän genug sein, sich<br />

nicht von der Kamera ablenken zu lassen. Sie sollten Konflikte erle-<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

ben, sollten möglichst im Gespräch mit anderen stehen, damit sich die<br />

Situationen im Dialog erklären. Sie müssen vor allem Typen sein;<br />

knorrig, kauzig oder sonst was; Figuren, denen man einfach gerne zuschaut.<br />

Die Serie will die kleine Welt des Bahnhofsviertels nicht glattbügeln,<br />

sondern die Wirklichkeit ebenso drastisch wie realistisch beschreiben<br />

– in all ihren Widersprüchen und Zufällen. Vor der Kamera<br />

handeln Menschen, die nicht gecastet sind, sondern auf die gute bewährte<br />

altmodische Weise recherchiert wurden. Diese journalistische<br />

Vorgehensweise führt uns zu originellen Typen, aber auch zu ganz<br />

unspektakulären, alltäglichen Menschen von nebenan. Wir wehren uns<br />

vehement gegen jede Versuchung, die Wirklichkeit auf Plots hinzubiegen,<br />

Menschen in inszenierte Situationen zu schicken oder sie wie in<br />

einer "Freakshow" vorzuführen. Also – kein konstruiertes Setting, kein<br />

künstlich beigemischter Abenteuergeschmack, keine planmäßig implodierende<br />

Gruppendynamik.<br />

Die Serie "Das Bahnhofsviertel" fußt auf journalistischen Grundprinzipien;<br />

der etwas glitschige Genre-Begriff der "Doku-Soap" darf nach<br />

unserer Meinung nicht dazu verleiten, dem Zuschauer einen respektlosen<br />

Umgang mit der Wirklichkeit zuzumuten. Für uns ist die dokumentarische<br />

Serie eine Erweiterung dokumentarischer Formen, die<br />

besondere eigene Stärken hat, mit der sich besonders gut Geschichten<br />

von und mit Menschen erzählen lassen. Eine Form, die vieles<br />

kann, aber natürlich nicht alles. Historische Analysen, politische Bewertungen<br />

oder das Aufarbeiten struktureller Zusammenhänge – so<br />

etwas kann und soll sie nicht leisten. Die dokumentarische Serie ist<br />

eine Form der Gegenwart und des kleinen Ausschnittes aus der Wirklichkeit,<br />

in dem sich überraschende Einsichten und Erkenntnisse verbergen<br />

können – man muss nur bereit sein, sie zu entdecken.<br />

Der Puffbesitzer, die Polizisten, der Autowäscher, die Tänzerin, die<br />

Marktfrau, der Junkie, die Eisenbahner – insgesamt 16 Geschichten<br />

werden in den vier Folgen erzählt.<br />

Wichtig ist uns die richtige Mischung der Protagonisten und der Geschichten:<br />

also – kein ästhetisiertes Elends-Fernsehen, kein voyeuristisches<br />

Rotlicht-TV, kein flacher Boulevard. Sondern Typen und Anti-<br />

Typen, Helden und Looser, Stars und Durchschnittsfiguren.<br />

Der Reiz des Formats besteht gerade in der Kontrastierung der verschiedenen<br />

Facetten von Wirklichkeit – und gerade unter diesem Aspekt<br />

ist das Bahnhofsviertel ein wahrlich reicher Ort.<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Von der Kunst, den richtigen Ton zu treffen<br />

Zur Musik der dokumentarischen Serie "Das Bahnhofsviertel"<br />

Von den Komponisten Siegfried Rolletter und Tobias Bösel<br />

Jeder Ort hat seinen eigenen Klang und seinen eigenen Rhythmus. Im<br />

Frankfurter Bahnhofsviertel ist diese Klangkulisse besonders intensiv.<br />

Sie hat ihren eigenen Charme und ihre eigene Tonalität: Im Bahnhof<br />

mischen sich Lautsprecherdurchsagen mit den quietschenden Bremsen<br />

einfahrender Züge, vor dem Bahnhof dringen immer wieder Polizeisirenen<br />

durch den Autolärm, Junkies streiten sich lautstark im Kaisersack,<br />

und aus den Strip-Schuppen wehen Musikfetzen. Unsere Musik<br />

greift diesen Pulsschlag, das Tempo des bunten Treibens im<br />

Bahnhofsviertel auf. Wie schon bei früheren dokumentarischen Serien<br />

der ZDF-Autoren Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> ("Frankfurt Airport"<br />

und "Hamburger Hafen"), bei denen wir ebenfalls die Musik komponierten,<br />

haben wir Original-Geräusche in die Titelmusik eingebaut. So<br />

entsteht ein authentischer Klangcharakter, der "Lokal-Kolorit" erzeugt<br />

und das dokumentarische Format unterstreicht. Der stampfende Maschinenbeat<br />

der Dampflok wird bei uns ebenso in die Musik integriert<br />

wie zum Beispiel Autohupen, Pfeifgeräusche oder Türenschlagen.<br />

Die Musik einer dokumentarischen Serie ist ihr Aushängeschild: Sie<br />

hat Signalwirkung, soll Zuschauer binden. Dem dient besonders die<br />

Vorspannmusik, deren Hauptmotiv wir aus einem echten akustischen<br />

Bahnsteig-Signal entwickelt und dann modern ausgearbeitet haben.<br />

Unsere Musik soll den Zuschauer fesseln. Noch wichtiger ist, dass sie<br />

den Protagonisten gerecht wird. Alle unsere Musiken versuchen, den<br />

individuellen Charme der jeweiligen Personen aufzunehmen und ihren<br />

inneren emotionalen Zustand zu beschreiben, zu verstärken oder zu<br />

hinterfragen. Jede Person bekommt ihr eigenes Leitmotiv und eine<br />

charakteristische Instrumentierung. Bei der dynamischen Kamera und<br />

den flott ineinander verschachtelten Geschichten hilft die Filmmusik<br />

dem Zuschauer (= Zuhörer!), sich zu orientieren und die Sprünge zwischen<br />

den Geschichten sofort akustisch nachzuvollziehen.<br />

Die Geschichten in den Filmen von Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong><br />

zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Leben zeigen, wie es kommt:<br />

Komik und Tragik liegen dicht beieinander. Auch musikalisch reicht die<br />

Bandbreite von Tragik bis "Augenzwinkern". Gerade im Bahnhofsviertel<br />

gibt es Geschichten, die in Grenzbereiche führen. Da ist zum Beispiel<br />

Moses der Fixer. Seit dreißig Jahren nimmt er Drogen, und das<br />

sieht man ihm auch an. Er ist der Kamera sehr nahe. Seine Geschichte<br />

geht emotional unter die Haut. Sein Leben verläuft in ständi-<br />

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19. Mai 2004<br />

gen Wechseln. Sein Gesundheitszustand ist instabil. Täglich braucht<br />

er seinen "Schuss". Selbstkritisch stellt er fest, dass nach all den Jahren<br />

des Drogenkonsums sein Körper jetzt abbaut und sicher nicht<br />

mehr lange mitmacht. Aber Moses tut was. Er arbeitet in der Putzkolonne,<br />

reinigt die Straßen von Fixermüll. Er ist humorvoll und hat einen<br />

eigenen Charme. Hier genügt uns ein Instrument, um die Emotionen<br />

und die Handlung zu unterstützen, eine E-Gitarre. Am Ende scheint<br />

es, als begleite ein Frankfurter Straßenmusiker die Szene. Anklänge<br />

aus Rhythm & Blues sind zu hören. Moses kennt den Blues – täglich.<br />

Die E-Gitarre hat eigentlich den Sound des "rebellischen Rock- und<br />

Bluesmusikers". Hier wird das Instrument aber "gefühlvoll" und "erfahren"<br />

gespielt. Mal pulsiert sie in Achtelnoten, wenn Moses aus der U-<br />

Bahn hetzt – mal pausiert sie und lässt "Luft", wenn auch Moses zur<br />

Ruhe kommt.<br />

Für uns, als Komponisten dokumentarischer Serien, sind die Stellen,<br />

an denen wir keine Musik machen, übrigens mindestens so wichtig wie<br />

die, an denen unsere Musik zu hören ist: Wenn Moses zum Beispiel<br />

beim Fixen beinahe einen Kollaps bekommt, verbietet sich für uns jede<br />

Musik. Solche Momente müssen für sich stehen. Genauso, wie Kamera<br />

und Schnitt dem Geschehen in der Serie "Das Bahnhofsviertel"<br />

folgen und es nicht dominieren wollen, verstehen wir auch unsere Musik<br />

– als feinfühlige Unterstützung beim Erzählen von Wirklichkeit.<br />

Siegfried Rolletter und Tobias Bösel komponieren seit 1997 (im Rahmen<br />

ihrer Firma TS-Musikproduktion und Verlag) vorwiegend Titel-<br />

und Filmmusiken, zum Beispiel für den "Länderspiegel", für Dienstagsdokumentationen,<br />

für dokumentarische Serien wie "Weesenstein"<br />

und "Kinderklinik". Sie studierten am Wiesbadener Konservatorium<br />

und an der Kölner Hochschule für Musik. Sie besitzen langjährige<br />

Bühnenerfahrung in den Bereichen Klassik, Rock, Pop, Jazz. Für ihre<br />

musikalische Senderkennung von 3sat haben sie mehrere internationale<br />

Auszeichnungen bekommen.<br />

28


z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Biografien<br />

Ulli Rothaus<br />

(Autor)<br />

Ulli Rothaus, TV-Journalist, arbeitet als freier Autor für verschiedene<br />

Fernsehanstalten, in erster Linie für das ZDF. 1952 in Sassenberg<br />

(Westfalen) geboren, studierte er Erwachsenenbildung und Soziologie<br />

und unterrichtete zunächst als Lehrer im Zweiten Bildungsweg.<br />

1981 kam er zum ZDF und arbeitete als Autor und Regisseur von Sendungen<br />

zu Bildungs- und Erziehungsfragen, später drehte er Features<br />

über soziale und sozialpsychologische Themen; dazu kamen Beiträge<br />

für andere Fernsehsender. Ulli Rothaus ist Autor/Regisseur von mehr<br />

als 50 längeren Dokumentationen, Features und Reportagen für das<br />

ZDF. Zwei seiner Sendungen aus der Reihe "ZDF-reportage" erhielten<br />

Auszeichnungen. Eine weitere Auszeichnung bekam er für die dokumentarischen<br />

ZDF-Serie "Frankfurt Airport" (1999/2000), die er zusammen<br />

mit <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> produzierte. Es folgte die dokumentarische<br />

Serie "Hamburger Hafen" (2002).<br />

Neben seiner Autorentätigkeit ist Ulli Rothaus auch in der Aus- und<br />

Fortbildung des ZDF tätig und arbeitet als Experte für Sendungsanalysen,<br />

Reportage-Workshops, Textseminare und konzeptionelle Beratungen<br />

für das Schweizer Fernsehen. <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> und Ulli Rothaus<br />

schrieben das Standardwerk "Die Fernsehreportage", erschienen 2003<br />

bei UVK.<br />

29


z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

<strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong><br />

(Autor)<br />

<strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> wurde 1955 in Krefeld geboren, ist graduierter Ingenieur<br />

der Fototechnik, absolvierte ein Cutter- und ein Redaktionsvolontariat<br />

beim ZDF. Seit 1987 ist er festangestellter Redakteur und Filmemacher<br />

in der Chefredaktion des ZDF.<br />

<strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> ist Autor von mehr als 50 Dokumentationen, Reportagen<br />

und Dokumentarfilmen zu sozialen, entwicklungs-, umwelt- und bildungspolitischen<br />

Themen. Zusammen mit Ulli Rothaus produzierte er<br />

die erfolgreichen dokumentarischen ZDF-Serien "Frankfurt Airport"<br />

(1999/2000) und "Hamburger Hafen" (2002). Für seine Filme erhielt er<br />

– unter anderem für "Frankfurt Airport" – neun Preise und Auszeichnungen.<br />

Neben seiner Arbeit als Autor hat er zahlreiche Dokumentationen und<br />

Reportagen für das ZDF, für 3sat und für ARTE redaktionell betreut,<br />

Porträts und Werkschauen bekannter Dokumentarfilmer produziert und<br />

Veranstaltungen im Bereich der Aus- und Fortbildung durchgeführt.<br />

<strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> ist Mitherausgeber des Buches "Wir sind alle Menschenfresser<br />

– Georg Stefan Troller und die Liebe zum dokumentarischen".<br />

Er schrieb mit Ulli Rothaus das Standardwerk "Die Fernsehreportage".<br />

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z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Jürgen Rapp<br />

(Kamera)<br />

Jürgen Rapp, geboren 1952 in Stuttgart, arbeitet als Kameramann für<br />

das ZDF. Nach einem Produktionspraktikum als Beleuchter, Tonmann<br />

und Kameraassistent bei einer freien Firma, wurde er 1975 vom ZDF<br />

eingestellt. Dort arbeitete er als Kameraassistent in der Wiesbadener<br />

Zentrale und in den Studios Stuttgart, Wien und Madrid. Seit 1990 ist<br />

Jürgen Rapp Kameramann und arbeitete zunächst in den Studios<br />

Moskau und Madrid, vorwiegend in der Aktualität. 1993 kehrte er in die<br />

Mainzer ZDF-Zentrale zurück und dreht seitdem herausragende Dokumentationen<br />

und Reportagen.<br />

Jürgen Rapp hat unter anderem mit vielen Korrespondenten zusammen<br />

gearbeitet: Mit Michael Vermehren realisierte er eine Produktion<br />

über das spanische Königshaus; zusammen mit Joachim Holtz und<br />

Dirk Sager dokumentierte er den Zerfall der Sowjetunion und den Fall<br />

der Mauer mit der Kamera. Er machte Drehreisen – zum Teil unter extremen<br />

Bedingungen – zum Beispiel nach Samoa, Algerien, Arabien,<br />

Südostasien, Afrika, Asien.<br />

Zusammen mit Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> drehte er die erfolgreichen<br />

dokumentarischen ZDF-Serien "Frankfurt Airport" (1999/2000)<br />

und "Hamburger Hafen" (2002). Für "Frankfurt Airport" wurde er mit<br />

dem Hugo-Junkers-Preis ausgezeichnet.<br />

31


z .<strong>presse</strong><br />

19. Mai 2004<br />

Heidi Sommer<br />

(Schnitt)<br />

Heidi Sommer arbeitet als Cutterin für das ZDF. Sie wurde 1949 in<br />

Witzenhausen geboren, studierte an der Schule für Rundfunktechnik in<br />

Nürnberg Bildtechnik und absolvierte ein Cuttervolontariat im ZDF. Ab<br />

1971 arbeitete sie als Cutterassistentin in der ZDF-Zentrale in<br />

Wiesbaden, bevor sie 1974 als Cutterin in die Studios Düsseldorf,<br />

Bonn und später Rom ging. Bereits während dieser Zeit schnitt sie<br />

neben aktuellen Nachrichten- und Magazinstücken Kulturberichte und<br />

anspruchsvolle Dokumentationen.<br />

Nach sechseinhalb Jahren in Rom kam sie 1991 in die ZDF-Zentrale<br />

nach Mainz. Ihr Schwerpunkt wurden – neben dem Schnitt szenischer<br />

Re-enactments – Reportagen und Dokumentationen zu sozialen und<br />

sozialpolitischen Themen im Rahmen der Sendereihen "Die ZDF-reportage”,<br />

"37°”, "Die ZDF-dokumentation”. Heidi Sommer schnitt<br />

zusammen mit Ulli Rothaus und <strong>Bodo</strong> <strong>Witzke</strong> die erfolgreichen dokumentarischen<br />

ZDF-Serien "Frankfurt Airport" (1999, 2000) und<br />

"Hamburger Hafen" (2002).<br />

Mehrere von ihr geschnittene Filme erhielten Auszeichnungen. Immer<br />

wieder geht Heidi Sommer auf Auslandseinsätze, wie zum Beispiel<br />

wegen der aktuellen Berichterstattung über den Krieg in Jugoslawien<br />

nach Zagreb (1991), wegen der "French Open” nach Paris (1994), wegen<br />

der Fußball EM nach London (1996).<br />

_ ______________________<br />

ZDF Hauptabteilung Kommunikation/Pressestelle<br />

Verantwortlich: Alexander Stock<br />

<strong>presse</strong>@zdf.de<br />

© 2004 by ZDF<br />

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