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Ausgabe 2012/13 - Kirchenbezirk Geislingen

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Evangelische<br />

Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land<br />

<strong>2012</strong>/ 20<strong>13</strong><br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung <strong>Geislingen</strong><br />

EntSchuldigung<br />

” Von Schulden<br />

und Schuldigen<br />

” Neues aus Bezirk<br />

und Gemeinden<br />

” Aktuelle<br />

Informationen


Inhalt<br />

Impressum<br />

Zeitung des<br />

Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Nr. 15 – <strong>2012</strong>/20<strong>13</strong><br />

vom 1. Juli <strong>2012</strong><br />

Herausgeber:<br />

Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />

Email:<br />

Dekanatamt.<strong>Geislingen</strong>@elkw.de<br />

www.kirchenbezirk-geislingen.de<br />

Bankverbindung:<br />

Kontonummer 6 00 86 28<br />

Bankleitzahl 610 500 00<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

Druck:<br />

C. Maurer, Druck und Verlag,<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Layout, Repro, Satz:<br />

Typografie + Medienwerkstatt<br />

Hermann, Schlat<br />

Auflage: 20.000<br />

Vertrieb:<br />

Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Titelbild:<br />

Jörg Schaber, Wiesensteig<br />

Rückseite:<br />

Taufsteine der evangelischen<br />

Kirchen im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

Redaktion:<br />

Günther Alius,<br />

David Dengler,<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer,<br />

Anita Gröh,<br />

Klaus Hoof,<br />

Daniela Hartmann,<br />

Friederike Maier,<br />

Gertraude Reich-Bochtler<br />

Fotos:<br />

Privat<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Dekanin Gerlinde Hühn,<br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3 Editorial<br />

Gerlinde Hühn<br />

4 Impuls: Eltern haften für ihre Kinder<br />

Pfarrer David Dengler<br />

42 Hier finden Sie Information und Hilfe<br />

43 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />

Aus Kirche und Gesellschaft<br />

6 Aus der Landessynode<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />

Beate Keller, Süßen<br />

8 Umfrage: Wann entschuldigen Sie sich?<br />

10 Auge um Auge -<br />

und die ganze Welt wird erblinden<br />

Karlheinz Bauer, Amstetten<br />

12 Portrait Reinhard Wenger,<br />

Amtsrichter in <strong>Geislingen</strong><br />

<strong>13</strong> Schuld und Erinnerung – Richtiges Zeugnis reden<br />

am Beispiel der „Lokalen Geographie der Schuld“<br />

Martin Bauch, Süssen<br />

16 Mission und Schuld<br />

Klaus Rieth, Stuttgart<br />

17 Schuld und Schuldgefühle<br />

Heinz Grötzinger, Stuttgart<br />

18 Für unsere Schuld gestorben? –<br />

Ein theologischer Zwischenruf<br />

Klaus Hoof, Bad Überkingen<br />

20 Fromm aber nicht hetero<br />

Stéphane Schmid, Sigmaringen<br />

22 Schuld und Strafvollzug<br />

Hans-Ulrich Agster, Stuttgart<br />

24 Die Kirche und das Geld<br />

Hätten Sie es gewusst?<br />

25 Giraffensprache im Kindergarten<br />

Angelika Staffhorst<br />

26 Schuld und Schulden<br />

Dr. Peter Aubin, Volksbank Göppingen<br />

Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

28 Regionalisierung ist angesagt – Pfarrplan 2018<br />

Gerlinde Hühn<br />

29 40. Ökumenische Ostereieraktion<br />

im Bezirk <strong>Geislingen</strong><br />

Helmut Poloczek, Wiesensteig<br />

30 Religionsunterricht in der Diaspora<br />

Viola Schenk, Donzdorf<br />

Aus den Distrikten<br />

32 DISTRIKT ALB<br />

Die Amstetter Kirchenstiftung<br />

Das Schalkstetter Altarbild<br />

Türkheim – Das wandernde Gottesvolk<br />

33 DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Abendgebet in der Stadtkirche<br />

100 Jahre Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

Kunst in den Sommerferien<br />

Kunstbetrachtungen in der Stadtkirche<br />

Abendgottesdienste in <strong>Geislingen</strong><br />

Schulseelsorge an der Lindenschule <strong>Geislingen</strong><br />

36 DISTRIKT OBERE FILS<br />

Deggingen – 50 Jahre Christuskirche<br />

Christusgemeinde i.T. Fusion von<br />

Deggingen-Bad Ditzenbach und Auendorf<br />

Herz-Schmerz in Deggingen<br />

1150 Jahre Wiesensteig<br />

Die Gruibinger Martinskirche<br />

Kirchenmuseum in Gruibingen<br />

38 DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

Donzdorf – Fastengebet und Fastensuppe<br />

Donzdorf – Treffpunkt Bücherbazar<br />

Kuchen – Neubau Pfarrhaus<br />

Süßen – Gemeindereise nach Südindien<br />

Sommer-Predigtreihe<br />

Hund, Katze, Maus – Tierisches in der Bibel<br />

Gingen – Michakurs<br />

Das Redaktionsteam v.l.n.r.: Anita Gröh, Friederike Maier, David Dengler, Daniela Hartmann, Klaus Hoof,<br />

Gertraude Reich-Bochtler, Günther Alius, Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

unserer <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung,<br />

Schuld ist ein wichtiges und zugleich schwieriges<br />

Thema. Das Wort hat eine breite Bedeutungsspanne:<br />

von Schulden, die man im Finanziellen macht, bis<br />

zu Schuld und Schuldgefühlen aufgrund von<br />

eigenem Vergehen oder Unterlassenem.<br />

Schuld treibt um. Was ist Schuld? Worin besteht<br />

sie? Wie bewältigt man sie?<br />

Kein Wunder dass sich das Buch von Ferdinand<br />

von Schirach „Schuld“ sofort auf der Bestseller-<br />

Liste wiederfand. Der Autor ist Rechtsanwalt und<br />

erzählt von verzwickten Fällen aus seiner Anwaltspraxis.<br />

Besonders verstörend ist der erste Fall: eine<br />

Gruppe von Männern vergewaltigt eine junge Frau<br />

und misshandelt sie. Aber alle schweigen still, die<br />

DNA-Spuren verkommen in der Hitze: Jeder weiß,<br />

sie sind schuldig, aber keinem Einzelnen kann man<br />

die Schuld nachweisen. Sie werden freigesprochen,<br />

obwohl sie schwere Schuld auf sich geladen haben.<br />

Schuld sein und schuldig gesprochen zu werden<br />

sind in unserem Rechtsstaat zwei verschiedene<br />

Dinge. Verstörend! Das Buch regt an, über Schuld<br />

und Schuldigwerden nachzudenken.<br />

Als Strafverteidiger denke man nicht darüber nach,<br />

ob jemand schuldig ist oder nicht, sondern es gehe<br />

nur um die Frage: Reichen die Beweise aus, um<br />

jemanden zu verurteilen? Das sei etwas völlig<br />

anderes. Bei Gericht gehe es um eine Wahrheit,<br />

die mit den Mitteln des Strafprozessrechtes erkannt<br />

werden kann.<br />

Fulbert Steffensky weist in einer Abhandlung über<br />

Schuld auf folgendes hin: Im Dritten Reich gab es<br />

viele Menschen, die sagten: wir haben es nicht<br />

gewusst! Aber sie hätten es wissen können! „Die<br />

Gewöhnung machte das Unrecht geläufig. Was<br />

immer so war, was täglich geschieht, was alle tun<br />

und glauben, das legitimiert sich dadurch, dass alle<br />

es tun und dass es immer so war“.<br />

In ähnlicher Weise werden auch wir Heutigen nicht<br />

wissend-wissend schuldig, weil wir darin verstrickt<br />

sind, dass Erwachsene und Kinder in der dritten<br />

Welt ausgebeutet werden. Objektiv werden wir<br />

schuldig. Wir machen es uns nicht klar, könnten es<br />

aber wissen.<br />

In differenzierter Weise ist das Redaktionsteam den<br />

verschiedensten Bedeutungen von Schuld nachgegangen<br />

und hat Interviews mit überraschenden<br />

Gesprächspartnern geführt. Ein Dank für die vielschichtige<br />

Durcharbeitung des Wortes Schuld.<br />

Provozierend mögen die Artikel über den Kreuzestod<br />

Jesu und über das Thema: „Fromm aber nicht<br />

hetero“ wirken. Aber sie gehören in den Kontext.<br />

Pfarrer Schaber aus Wiesensteig<br />

hat wieder das Titelbild gestaltet.<br />

Es zeigt den blutigen Riss, der<br />

durch den Lebenszusammenhang<br />

geht, wenn Schuld geschieht.<br />

Ein Dank an alle, die zum<br />

Gelingen der Zeitung beigetragen<br />

haben. Besonders auch an die vielen ehrenamtlichen<br />

Austräger und Austrägerinnen in den Gemeinden.<br />

Ihre<br />

Gerlinde Hühn<br />

Dekanin in <strong>Geislingen</strong><br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3


Eltern haften<br />

für ihre Kinder?!<br />

DAVID DENGLER<br />

4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Sie alle kennen dieses Schild: „Betreten der<br />

Baustelle verboten! Eltern haften für ihre<br />

Kinder!“ Meist steht es irgendwo an einer Baugrube<br />

oder an einem Gerüst. Da, wo es für<br />

Kinder gefährlich ist. Da, wo es für Kinder<br />

aber auch unheimlich viel zu entdecken gibt.<br />

An einer Baustelle.<br />

Für viele Eltern ist solch ein Schild ein großer<br />

Horror: „Wenn hier etwas passiert, dann bin<br />

ich schuld – denn ich hafte ja für mein Kind.“<br />

Für die Baustellenbetreiber dagegen bedeutet<br />

dieses Schild eine große Absicherung: „Wenn<br />

hier etwas passiert, dann habe ich keine Schuld<br />

– denn die Eltern haften ja für ihr Kind.“<br />

Doch stimmt das überhaupt? Haften Eltern<br />

tatsächlich für ihre Kinder? Können sie das<br />

überhaupt? Wenn den Kindern etwas passiert<br />

oder wenn sie einen Schaden verursachen –<br />

wer ist dann schuld? Sie selbst? Oder die Eltern?<br />

Oder aber jemand Drittes?<br />

Das Bürgerliche Gesetzbuch legt die<br />

Haftung fest<br />

Im Bürgerlichen Gesetzbuch jedenfalls ist dies so<br />

festgehalten: „Wer kraft Gesetzes zur Führung<br />

der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist,<br />

die wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres<br />

geistigen oder körperlichen Zustands der Beaufsichtigung<br />

bedarf, ist zum Ersatz des Schadens<br />

verpflichtet, den diese Person einem Dritten<br />

widerrechtlich zufügt“ (BGB § 832). Eltern sind<br />

also kraft Gesetzes an ihre Aufsichtspflicht und<br />

damit auch (im wahrsten Sinne des Wortes) an<br />

ihre Haftpflicht gebunden.<br />

Allerdings: Manchmal passiert den Kindern auch<br />

etwas, obwohl die Eltern ihre Aufsichtspflicht<br />

wahrnehmen. Kinder können trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />

auf eine Baustelle gehen und<br />

dort einen Schaden verursachen. Was dann?<br />

Dann liegt die Beweislast beim Baustellenbetreiber<br />

– denn er trägt die Verantwortung, die Baustelle<br />

ordnungsgemäß zu sichern. Die Eltern<br />

sind in diesem Fall von ihrer Haftung befreit.<br />

Die Kinder selbst sind bei alledem nur in<br />

bestimmten Ausnahmefällen haftbar. Kinder bis<br />

sieben Jahre zum Beispiel sind generell nicht<br />

deliktfähig, d.h. sie sind unter keinen Umständen<br />

haftbar.<br />

Eigentlich eine ganz schöne Vorstellung – für<br />

die Kinder. Nicht verantwortlich sein zu müssen<br />

für den Schaden, den sie verursachen. Zu wissen,<br />

dass es da jemanden gibt, der für ihre Taten<br />

einsteht. Unter keinen Umständen selbst haftbar<br />

zu sein.<br />

Wie schön, wenn das bei uns Erwachsenen<br />

auch so wäre. Nicht verantwortlich sein zu<br />

müssen für den Schaden, den wir verursachen.<br />

Zu wissen, dass es da jemanden gibt, der für<br />

unsere Taten einsteht. Unter keinen Umständen<br />

selbst haftbar zu sein.<br />

Jedoch: Zum Erwachsensein gehört dazu, dass<br />

man selbst Verantwortung für sein Tun übernimmt,<br />

dass man für den eigenen Schaden<br />

einsteht, dass man haftbar – und damit auch<br />

haftpflichtig ist.


Dies kann mitunter sehr schwierig sein. Solch<br />

eine „Haftpflicht“ kann belasten – im Extremfall<br />

sogar überlasten. Deswegen gibt es in Deutschland<br />

auch die sogenannte Haftpflichtversicherung.<br />

Eine Versicherung, die eintritt, wenn<br />

Menschen einen Schaden verursacht haben.<br />

Die Idee solch einer Haftpflichtversicherung ist<br />

verhältnismäßig neu. In Deutschland gibt es<br />

diese Versicherung erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Die Tatsache dagegen, dass erwachsene<br />

Menschen selbst für ihr Tun verantwortlich<br />

und damit haftpflichtig sind, ist allerdings überhaupt<br />

nicht neu. Diese Tatsache ist schon sehr<br />

alt – beinahe so alt wie die Menschheit überhaupt.<br />

Schon damals im Paradies wurden Adam<br />

und Eva für ihr Handeln zur Verantwortung<br />

gezogen. „Warum habt ihr das getan?“, so<br />

lautete die Frage, mit der Gott die Beiden auf<br />

ihre Haftung ansprach. Adam und Eva, sie<br />

mussten für den entstandenen Schaden haften,<br />

den sie mit ihrem Ungehorsam angerichtet<br />

hatten. Sie wurden von Gott nicht aus ihrer<br />

Haftpflicht entlassen. Sie wurden schuldig<br />

gesprochen und mussten die Konsequenzen<br />

ihres Ungehorsams tragen: „Betreten des<br />

Paradieses verboten! Niemand haftet für die<br />

Sünder!“<br />

Haftpflicht überlastet<br />

Die Haftung für das eigene Tun zu übernehmen,<br />

die Konsequenzen für schadhaftes Tun zu tragen,<br />

mit entstandener Schuld leben zu müssen<br />

– das be- und das überlastet uns, gestern wie<br />

heute. Und manchmal fragen wir uns: „Gibt es<br />

da niemand, der uns diese Last abnehmen kann?<br />

Gibt es niemand, der die Haftung für unser<br />

Tun übernimmt? Gibt es niemand, der uns (im<br />

wahrsten Sinne des Wortes) ent-schuldigen<br />

kann?“<br />

Gut, dass uns die Bibel mit diesen Fragen nicht<br />

alleine lässt. Schon das Alte Testament berichtet<br />

von jemand, der genau dies tut, der die Haftung<br />

für unser schuldhaftes Tun übernimmt. Dieser<br />

Jemand ist der sogenannte Gottesknecht. Von<br />

ihm wird im Buch Jesaja berichtet: „Fürwahr,<br />

er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere<br />

Schmerzen. Er ist um unsrer Missetat willen<br />

verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.<br />

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir<br />

Frieden hätten, und durch seine Wunden sind<br />

wir geheilt“ (Jes. 53,4f).<br />

Das ist die Botschaft des christlichen Glaubens:<br />

Es gibt da tatsächlich jemand, der unsere Last<br />

trägt. Es gibt jemand, der die Haftung für unser<br />

schuldhaftes Tun übernimmt. Es gibt jemand,<br />

der uns ent-schuldigt. Dieser Jemand ist Jesus<br />

Christus.<br />

Gott haftet für seine Kinder<br />

Wie schön, dies zu wissen: dass es da jemand<br />

gibt, der für unseren Schaden einsteht, der die<br />

Haftung für uns übernimmt. Dieses Wissen<br />

befreit – und dieses Wissen ermutigt. Es gibt<br />

uns Kraft, das Leben hier auf dieser Erde – auf<br />

unserer Baustelle „Alltag“ – in Angriff zu nehmen.<br />

Es ermutigt uns, mit Zuversicht auf dieser<br />

unserer Baustelle zu arbeiten, denn: „Betreten<br />

der Baustelle ‚Alltag‘ ausdrücklich erlaubt! Gott<br />

haftet für seine Kinder!“<br />

Gott haftet für seine Kinder. Er steht für den<br />

Schaden ein, den wir verursacht haben. Er übernimmt<br />

die Haftung für unser schuldhaftes Tun –<br />

und schenkt uns dadurch seinen Frieden.<br />

Könnte man deswegen vielleicht sogar sagen:<br />

Die Christen, sie sind eine GmbH, eine Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haftung?<br />

David Dengler ist Pfarrer<br />

zur Dienstaushilfe bei der<br />

Dekanin in <strong>Geislingen</strong><br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Die Zukunft in die Hand nehmen<br />

ANITA GRÖH<br />

Der Pfarrplan beschäftigt Landessynode,<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>e und Kirchengemeinden. Mit am<br />

deutlichsten zeigt sich am Pfarrplan, welche<br />

Auswirkungen Beschlüsse der Landessynode auf<br />

die Bezirke und Gemeinden haben.<br />

Die Landeskirche wird kleiner<br />

Die Landessynode nimmt die demographische<br />

Entwicklung in Württemberg deutlich wahr. Die<br />

Zahl der Gemeindeglieder in der Evangelischen<br />

Landeskirche in Württemberg wird von jetzt<br />

noch aktuell 2,1 Millionen bis ins Jahr 2030 auf<br />

ca. 1,7 Millionen Gemeindeglieder sinken.<br />

Hauptursache sind weniger die jährlich ca.<br />

12.500 Austritte und die 3.000 Umzüge evangelischer<br />

Gemeindeglieder aus Württemberg<br />

hinaus, sondern dass mehr Menschen sterben<br />

als geboren werden. In der Landeskirche sind<br />

pro Jahr ca. 27.000 evangelische Bestattungen.<br />

Und es ist nicht mehr selbstverständlich, dass<br />

Neugeborene getauft werden. Konnte seither<br />

von ca. 19.000 evangelischen Taufen pro Jahr in<br />

Württemberg ausgegangen werden, zeigt die<br />

Tendenz jedes Jahr 500 Taufen weniger. Dementsprechend<br />

sinken die Gemeindegliederzahlen<br />

der Kirchengemeinden. Im Jahr 1981 zählte der<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> 32.392 Gemeindeglieder.<br />

Zum Ende des Jahres 2011 waren es 28.083<br />

Gemeindeglieder.<br />

Pfarrplan nimmt gesellschaftliche<br />

Entwicklung auf<br />

Im Jahr 1964 hatte eine Kirchengemeinde durchschnittlich<br />

1.960 Gemeindeglieder, aktuell sind<br />

es durchschnittlich 1.595 Gemeindeglieder. In der<br />

Landeskirche wird von einer Pastorationsdichte<br />

von 1.800 ausgegangen. Das heißt, dass im<br />

Durchschnitt zu einer 100 %-Pfarrstelle 1.800<br />

Gemeindeglieder gerechnet werden. Berechnet<br />

wird dies nach einem gut überlegten Schlüssel<br />

mit Berücksichtigung vieler Faktoren wie Religionsunterricht,<br />

Diaspora, Zahl der Gottesdienste<br />

und anderes. Um die Zahl der Pfarrstellen den<br />

Gemeindegliederzahlen entsprechend anzugleichen,<br />

wurde von der Landessynode eine dritte<br />

Runde des Pfarrplanes beschlossen. In der Zeit<br />

bis 2018 sollen die <strong>Kirchenbezirk</strong>e die Zahl der<br />

Pfarrstellen aufgrund des Beschlusses der Landessynode<br />

reduzieren. Der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

muss bis 2018 1,5 Pfarrstellen streichen.<br />

A U S D E R L A<br />

Es gilt nun, gute Lösungen zu finden. Eine<br />

aktivere Zusammenarbeit der Kirchengemeinden<br />

ist hierbei notwendig. Strukturelle Veränderungen<br />

werden kommen. Und diese sind auch<br />

sinnvoll.<br />

Auch <strong>Kirchenbezirk</strong>e brauchen<br />

Mindestgröße<br />

Im Finanzausschuss der Landeskirche hat die<br />

Diskussion um Fusionen von <strong>Kirchenbezirk</strong>en<br />

ebenfalls begonnen. Hier gilt ähnliches wie bei<br />

Kirchengemeinden. Ein <strong>Kirchenbezirk</strong> braucht<br />

eine bestimmte Größe, um leben und arbeiten<br />

zu können. Wird diese Größe unterschritten,<br />

sind die Aufgaben und Arbeitsbereiche, die in<br />

einem Bezirk anfallen, nicht mehr auszuführen.<br />

Dies betrifft u.a. diakonische Arbeit, Bildungsarbeit,<br />

Jugendarbeit, Kirchenmusik. Auch die<br />

Vertretung in den Kirchengemeinden bei<br />

Vakaturen, Urlaubs- bzw. Krankheitszeiten ist<br />

gefährdet. Zudem ist zu prüfen, ob Kirchen,<br />

Gemeindehäuser und Pfarrhäuser in einem<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> alle erhalten werden können.<br />

Im Finanzausschuss sind Überlegungen auf dem<br />

Tisch, die finanzielle Förderung von Strukturreformen<br />

auf der Ebene der <strong>Kirchenbezirk</strong>e der<br />

Synode vorzulegen. Anreize sollen geschaffen<br />

werden, dass die Fusion von <strong>Kirchenbezirk</strong>en<br />

auf freiwilliger Basis und nicht zum finanziellen<br />

Nachteil der Bezirke erfolgt.<br />

Strukturveränderung bringt Chancen<br />

Wie bei den Kirchengemeinden gilt es auch auf<br />

Ebene der <strong>Kirchenbezirk</strong>e die Chancen einer<br />

Strukturveränderung zu sehen. Zu bedenken ist,<br />

dass die Rechtsform bzw. die Zahl der Gremien<br />

nicht entscheidet über Inhalte der Gemeindearbeit.<br />

Und solange die Möglichkeit der aktiven<br />

Mitwirkung bei Strukturveränderungen gegeben<br />

ist, sollte diese genutzt werden, bevor aufgrund<br />

finanzieller Engpässe nur noch reagiert werden<br />

kann.<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong>,<br />

Landessynodale,<br />

Offene Kirche


N D E S S Y N O D E<br />

Versöhnungsarbeit in Europa<br />

BEATE KELLER<br />

Im Januar <strong>2012</strong> fand in der Akademie Bad Boll<br />

die erste Europäische Synodaltagung statt, die<br />

von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in<br />

Europa (GEKE) und der Evangelischen Landessynode<br />

in Württemberg vorbereitet und durchgeführt<br />

wurde. 70 Kirchenparlamentarier aus<br />

17 europäischen Staaten (u.a. England, Frankreich,<br />

Österreich, Schweiz, Ungarn, Polen,<br />

Tschechien) nahmen daran teil und diskutierten<br />

über die Themen: Menschenrechte, Zukunft<br />

der Diakonie in Europa, Mitwirken von Laien<br />

in Kirchenämtern, Verhältnis von Jugend<br />

und Kirche.<br />

Durch die Diskussionen und den regen Austausch<br />

über die vielseitigen Themen gewann<br />

jeder Teilnehmer den Einblick in die unterschiedlichen<br />

Kirchenstrukturen in Europa.<br />

Darüber hinaus wurde deutlich, wie wichtig Versöhnungsarbeit<br />

und Friedensdienste für die Kirchen<br />

in Europa sind. Das Evangelische Jugendwerk<br />

in Württemberg leistet auf diesen<br />

Gebieten seit Jahrzehnten durch internationale<br />

Aufbaulager eine vorbildliche und wichtige<br />

Arbeit.<br />

Versöhnung und Vergebung unter Menschen<br />

und unter Völkern ist der entscheidende<br />

Schlüssel für ein gutes Zusammenleben in<br />

Europa und darüber hinaus. Dies gilt auch<br />

oder besonders für die unterschiedlichen<br />

Kirchen in Europa, die durch das „Vater Unser“<br />

im Gebet vereint sind und gemeinsam beten:<br />

„Und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir<br />

vergeben unsern Schuldigern.“<br />

Von einem friedlichen Miteinander sind viele<br />

Christen in verschieden Ländern weit entfernt.<br />

Anschläge gegen christliche Einrichtungen,<br />

Verfolgung, Folter und Ermordung von Christen<br />

werden in bestimmten Ländern begangen und<br />

die Welt nimmt nur bedingt davon Kenntnis.<br />

Gedenktafel in Warschau:<br />

Der Kniefall von Willy Brandt<br />

wurde zum Zeichen der<br />

Versöhnung angesichts des<br />

Holocaust<br />

Der Landessynode ist es wichtig, dass dieses<br />

Thema regelmäßig behandelt wird. Informationen<br />

und Berichte sollten veröffentlicht werden,<br />

um die Wahrnehmung dieser Zustände in der<br />

Öffentlichkeit zu erhöhen und dadurch Menschen<br />

zu bewegen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

dagegen vorzugehen. Die Unterstützung<br />

dieser Christen im Gebet ist eine wichtige Seite,<br />

politisches Handeln eine andere. Dort muss<br />

noch viel getan werden.<br />

Das Jahr <strong>2012</strong> wurde von der Landeskirche als<br />

Jahr des Gottesdienstes ausgerufen. Ich wünsche<br />

mir, dass es uns gelingt, in unseren Gottesdiensten<br />

diese Kraft der Versöhnung und<br />

Vergebung den Menschen nahe zu bringen und<br />

erlebbar zu machen, die durch Jesus Christus in<br />

diese Welt gekommen ist.<br />

Beate Keller, Süssen,<br />

Landessynodale,<br />

Lebendige Gemeinde<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

U M F R A G E :<br />

Wann sagen Sie Entschuldigung?<br />

8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

„Ich entschuldige mich meist dann, wenn mir<br />

bewusst geworden ist, dass ich einen Fehler<br />

gemacht habe, jemanden verletzt, enttäuscht oder<br />

ihm Unrecht getan habe. Entschuldigen erlebe ich<br />

dabei als einen ganz heilsamen Akt – vor allem<br />

dann wenn die Entschuldigung angenommen wird,<br />

die Absolution<br />

erteilt wird. Dann ist<br />

das „Entschuldigen“<br />

eine fröhliche<br />

Angelegenheit und<br />

befreiend.“<br />

Steffen Hägele (31),<br />

Pfarrer<br />

Ich selbst entschuldige mich nicht bei jeder Kleinigkeit,<br />

aber wenn ich z.B. eine Meinungsverschiedenheit<br />

mit meinen Eltern hatte, bei der meine Stimme<br />

etwas lauter wurde, dann entschuldige ich mich<br />

auch. Leider merke ich manchmal erst später, dass<br />

meine Eltern es gut mit mir meinen, wenn sie mir<br />

etwas nicht erlauben.<br />

Moritz, Konfirmand<br />

Schüler/innen der Klasse 2 der J-G-Fischer-<br />

Grundschule Süßen<br />

Wenn ich einen geschlagen hab; wenn wir uns<br />

gestritten haben; wenn ich jemand anders seine<br />

Gefühle verletzt hab; wenn ich etwas Schlimmes<br />

gemacht habe; wenn ich was Dummes gesagt hab;<br />

wenn ich etwas kaputt gemacht hab und das<br />

gehört jemand; wenn ich jemand etwas weggenommen<br />

habe; wenn ich einen Ausdruck gesagt<br />

habe; wenn ich<br />

jemand aus Versehenangerempelt<br />

habe; wenn<br />

ich jemand mit<br />

dem Ball ins<br />

Gesicht geschossen<br />

habe.<br />

Ich entschuldige mich, wenn ich merke, dass ich<br />

einen Fehler gemacht habe und es mir auch ehrlich<br />

Leid tut, dass es so passiert ist.<br />

Verena, Konfirmandin<br />

„Wenn irgend etwas schief gelaufen ist, kann ich<br />

sagen: Es tut mir leid. „Entschuldigung“ ist mir viel<br />

zu oberflächlich, das ist nur<br />

so eine Redewendung. Das<br />

könnte ich vielleicht sagen,<br />

wenn ich bei einer Einladung<br />

was verschüttet habe.<br />

Inge Schmitt (94)<br />

Dekanatssekretärin i.R.<br />

Selina (8), Drittklässlerin:<br />

„Ich hatte Streit mit meiner Schwester, weil sie zur<br />

Mama gesagt hat, ich sei es gewesen. Der Streit<br />

war mittags und entschuldigt hab ich mich abends,<br />

weil ich nicht wieder streiten wollte.“


„Wenn ich jemand<br />

Unrecht getan habe.<br />

Dann möchte ich<br />

dieses Unrecht nicht<br />

stehen lassen.“<br />

Landesbischof<br />

Frank Otfried July<br />

Ich entschuldige mich, wenn ich eine Person verletzt<br />

habe. Egal ob seelisch ober körperlich. Manchmal<br />

meint man es ja auch gar nicht so, sondern ist<br />

in diesem Moment einfach außer sich. Allerdings<br />

hilft das meistens auch nur einmal, weil, wenn<br />

man das immer macht, ist eine Entschuldigung<br />

nichts „einmaliges“ mehr. Das aber sollte es sein.<br />

Tamara, Konfirmandin<br />

„Ich entschuldige mich (oder eigentlich muss es ja<br />

heißen: „Ich bitte um Entschuldigung“, denn entschuldigen<br />

kann mich ja nur der, in dessen Schuld<br />

ich stehe), wenn ich in der Schuld von jemandem<br />

stehe. Wenn ich jemanden verletzt habe, einen Fehler<br />

gemacht habe oder das Gegenüber falsch eingeschätzt<br />

habe. Das passiert zum Beispiel immer mal<br />

wieder, wenn ich denke, der Andere würde meinen<br />

Humor verstehen. Wenn er das dann nicht witzig<br />

findet oder ich den Bogen überspannt habe, dann<br />

bin ich dran, um Entschuldigung zu bitten. Als<br />

Leiter oder Verantwortlicher für andere Menschen<br />

kann es auch angebracht sein, stellvertretend für<br />

Andere um Entschuldigung<br />

zu bitten, z.B.<br />

wenn sich Freizeitteilnehmer<br />

daneben<br />

benommen haben.<br />

Stefan Mergenthaler<br />

(31), Pfarrer<br />

Ediz (9), Drittklässler:<br />

„Meine Entschuldigung ist ein Jahr her. Ich hatte<br />

meiner Mutter Geld geklaut, es ihr aber wieder<br />

zurückgegeben.“<br />

„Entschuldigung – das rutscht mir eher bei so Allerwelts<br />

– Ungeschicklichkeiten heraus. Bei gewichtigeren<br />

Vorkommnissen sage ich eher „Das tut mir<br />

jetzt aber leid!“ Etwa, wenn eine geplante Operation<br />

wegen dazwischen kommender Notfälle auf<br />

den folgenden Tag verschoben werden muss.<br />

Dann gehe ich zu dem Patienten, schildere ihm die<br />

Gründe und sage ihm, wie leid mir das tut, dass<br />

er jetzt lange Stunden mit innerer Anspannung vergeblich<br />

warten musste, einen ganzen Tag lang<br />

nichts essen durfte und sich jetzt noch einmal dieser<br />

Anspannung aussetzen<br />

muss. Das ist für einen<br />

Patienten richtig schlimm<br />

und mir tut es leid, dass ich<br />

ihm das zumuten musste.“<br />

Dr. Walter Schlittenhardt,<br />

Anästhesie-Chefarzt an der<br />

Helfenstein Klinik<br />

Wenn ich im Volleyballtraining jemandem<br />

den Ball auf den Kopf schieß, würde ich mich<br />

entschuldigen.<br />

Svenja, Konfirmandin<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Auge um Auge –<br />

und die ganze Welt wird erblinden<br />

KARLHEINZ BAUER<br />

Schuld zwischen Rache und Vergebung<br />

Von seinem sprachgeschichtlichen (althochdeutschen)<br />

Ursprung her hängt der Begriff „Schuld“ mit den Verben<br />

„sollen“ und „müssen“ zusammen. Gemeint ist, dass man<br />

etwas tun soll oder muss, um eine Schuldigkeit abzulösen.<br />

Genauer betrachtet ist der Begriff aber doppeldeutig;<br />

denn er beinhaltet das Schuldenmachen und das Schuldigwerden.<br />

Wer im finanziellen Sinn Schulden macht,<br />

steht in der Verpflichtung, eine (Geld-)Leistung zu erbringen,<br />

die ihn von seinen Schulden befreit. Wer dagegen<br />

schuldig wird, hat eine rechtliche, sittliche oder religiöse<br />

Norm verletzt und steht in der Verantwortung, eine Sühne<br />

zu leisten. Schuldenmachen ist grundsätzlich nicht ehrenrührig,<br />

Schuldigwerden folgt jedoch einer unrechten Tat.<br />

Schuld als menschliche Urerfahrung<br />

Die Geschichte der Religionen und die antike Tragödie<br />

zeigen, dass Schuldigwerden eine Urerfahrung des Menschen<br />

darstellt, die in den mythologischen Erzählungen<br />

aller Völker ihren Ausdruck findet. Menschen gleiten vom<br />

Zustand der Unschuld in den Zustand der Schuld, wie es<br />

im Alten Testament der Fall aus dem Paradies zeigt, oder<br />

die schicksalhafte Macht der Schuld wird zum Verhängnis<br />

des Menschen, wie es der Mythos des Ödipus darstellt.<br />

Die archaische Sprache, die diesen Übergang mythologisch<br />

deutet, enthält in allen Kulturen eine Reihe wiederkehrender<br />

Bilder und sie spricht immer vom Schuldigwerden<br />

des Menschen, der Normen verletzt, vom Weg abirrt<br />

oder sein Ziel verfehlt.<br />

Schuld bezieht sich auf menschliches Handeln und<br />

bezeichnet immer ein Verhalten, das fremde Rechtsgüter<br />

benachteiligt oder schädigt. Entstehen kann Schuld nur<br />

vor dem Hintergrund bestimmter Normen. Im normenfreien<br />

Raum gibt es keine Schuld; in der freien Wildbahn<br />

herrscht das Naturgesetz von Fressen und Gefressenwerden,<br />

wobei naturgegebene Vorgänge wertfrei sind. Im<br />

menschlichen Zusammenleben trägt der einzelne Mensch<br />

dagegen im Unterschied zum Tier Verantwortung für<br />

sein Verhalten. Daraus erwächst eine natürliche Ordnung<br />

als Gebot des sittlich Guten und als Verbot des sittlich<br />

Schlechten, ein Sittengesetz, das von positiven Gesetzen<br />

und menschlichen Konventionen unabhängig ist.<br />

Immanuel Kant fand dafür die Formel: „Handle nur nach<br />

derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst,<br />

dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“<br />

Zum Schuldbegriff gehört ein Zuwiderhandeln gegen das<br />

natürliche Sittengesetz, gegen religiöse Gebote oder Verbote,<br />

die für bestimmte Bekenntnisse verbindlich sind,<br />

oder gegen gesetzte Normen, die für menschliche Lebensgemeinschaften<br />

nach allgemeinem oder mehrheitlichem<br />

Konsens gelten. Schuldfähig ist der Mensch, wenn er die<br />

Freiheit hat, zwischen Alternativen zu wählen und seine<br />

1 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Handlungen unter Berücksichtigung ihrer möglichen<br />

Tragweite selbst zu bestimmen. An sich weder gut noch<br />

böse, jedoch mit dem Hang zum Guten und zum Bösen<br />

begabt, kann der Mensch das Gute in sich zur Herrschaft<br />

bringen, wenn er die Achtung für die Normen zum Richtmaß<br />

seines Willens und seiner Grundsätze erhebt.<br />

Doch wer kann Schuld beurteilen? Die nächstliegende<br />

Instanz ist wohl das eigene Gewissen, vor dem der<br />

Mensch sich als schuldig erfährt. Auch die soziale Gruppe<br />

und die Gesellschaft, in der Menschen leben, bewerten<br />

nach den jeweils für sie gültigen moralischen Normen;<br />

im juristischen Sinn urteilen Gerichte nach geltendem<br />

Recht. In den östlichen Religionen bestimmt das unerbittliche<br />

Gesetz des Karma das Rad der Wiedergeburten,<br />

und in der Tradition der abrahamitischen Religionen ist es<br />

schließlich Gott, der menschliches Handeln abschließend<br />

bewertet.<br />

Schuld als soziale Störung<br />

Das Problem, wie begangene Schuld wieder aufgehoben<br />

werden kann, erweist sich als äußerst komplex. Dazu gab<br />

und gibt es die unterschiedlichsten Antworten. Schuld<br />

wird vergolten, gerächt, bestraft, gesühnt, gebüßt,<br />

entschuldigt, abgetragen, bereut, wiedergutgemacht,<br />

erlassen, amnestiert, verziehen oder vergeben.<br />

In der modernen Strafgerichtsbarkeit ist genau geregelt,<br />

wie der Staat „im Namen des Volkes“ Verstöße gegen<br />

Gesetze ahndet. Polizei und Gerichte müssen dem Täter<br />

seine Schuld nachweisen, er selbst kann seine Tat abstreiten.<br />

Im Strafprozess muss geprüft werden, ob der Angeklagte<br />

der ihm zur Last gelegten Straftat schuldig ist, ob<br />

die Tat und ihre Begehung durch den Angeklagten erwiesen<br />

ist, ob Vorsatz, Fahrlässigkeit oder Notwehr vorliegen,<br />

ob Umstände zu berücksichtigen sind, die eine Strafe ausschließen,<br />

mindern oder erhöhen. Dennoch sind der<br />

Schuldbegriff und auch der Strafzweck in der juristischen<br />

Wissenschaft sehr umstritten. Die Praxis der Gerichte<br />

schwankte in der Vergangenheit zwischen den Theorien<br />

der Vergeltung, Prävention und Resozialisierung. Das sind<br />

veränderbare, zeitbedingte Konzepte, mit denen die staatliche<br />

Justiz versucht, die durch eine Straftat entstandene<br />

soziale Störung zu beseitigen.<br />

Während die weltlichen Obrigkeiten im Lauf der<br />

Geschichte sehr unterschiedlich und oft abhängig von den<br />

jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen<br />

mit den Begriffen Schuld und Strafe umgingen,<br />

waren die Religionen durch all die Jahrhunderte sehr<br />

viel beständiger und konsequenter in der Bewertung<br />

von Schuld und Sühne. Ihre Intention war vorrangig,<br />

ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und übermenschlichen<br />

Mächten wiederherzustellen. Zu diesem<br />

Zweck finden sich die verschiedensten Formen, bis zur<br />

rein mechanischen Leistung, wie etwa dem Drehen der<br />

Gebetsmühle in Tibet, durch das automatisch die Vergebung<br />

der Sünden gewährt wird. Eine Beichte mit


anschließender Waschung oder innerer Reinigung durch<br />

Einnahme eines Brechmittels, um damit der Sünden ledig<br />

zu werden, kennen viele Völker. Oft wird dem Sünder als<br />

Buße auch Blut entnommen, in Mexiko etwa demjenigen,<br />

der sich auf sexuellem Gebiet verging. Bekannt sind die<br />

babylonischen Bußpsalmen, die den Zustand des sündigen<br />

Beters schildern. Der allgemeinen Sündenvergebung<br />

dienen besondere öffentliche Bußtage, wie im Judentum<br />

der Versöhnungstag (Jom Kippur). Im Islam ist die Buße<br />

meist freiwillig, sie umfasst Fasten, Waschungen und gute<br />

Werke. In den Religionen des Ostens gibt es eine asketische<br />

Bußpraxis zur Schuldbewältigung, vor allem dort,<br />

wo klösterliche Traditionen existieren.<br />

Auch im Christentum ist Buße die Voraussetzung für die<br />

Tilgung von Schuld. Die katholische Kirche kennt ein<br />

besonderes Bußsakrament, die Beichte, bei der, aufrichtige<br />

Reue vorausgesetzt, der Sünder die Lossprechung durch<br />

den Priester erfährt. Nach evangelischer Auffassung ist<br />

Buße eine Gesinnung der Umkehr, keine Leistung, auch<br />

kein Sakrament, vielmehr Reue über die Sünde und<br />

Glaube an Gottes Vergebung. Im Pietismus, Methodismus<br />

und in den Erweckungsbewegungen steht die Buße in<br />

der Mitte ihrer Auffassung vom Christsein, wenn auch<br />

oft psychologisch übersteigert.<br />

Schuld als Chance zur Versöhnung<br />

Mahatma Gandhi, der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung,<br />

entwickelte unter dem Einfluss der altindischen<br />

Lehre des Ahimsa (Sanskrit „Gewaltlosigkeit“),<br />

der christlichen Bergpredigt und der Ideen Leo Tolstois<br />

Formen des gewaltlosen Kampfes und machte auf die<br />

unweigerlichen Folgen jeder gewaltsamen Rache aufmerksam.<br />

Ihm wird der Satz zugeschrieben: „Auge um Auge –<br />

und die ganze Welt wird erblinden“.<br />

In archaischen Gesellschaften herrschte die blanke Rache,<br />

um erlittenes Unrecht auszugleichen. Rache war zwar<br />

immer eine Gewalttat, wurde aber als rechtmäßiges Mittel<br />

angesehen, den sozialen Frieden wiederherzustellen. Es<br />

kam allerdings vor, dass selbst wegen kleinerer Delikte<br />

Menschen erschlagen wurden, was in der Folge eine<br />

Gewaltspirale, teils über Generationen, auslöste und in<br />

gegenseitige Ausrottung ausartete (Blutrache). Dieser<br />

Willkür setzte der Kodex des Königs Hammurapi von<br />

Babylon (um 1700 v. Chr.) Grenzen, indem er verfügte,<br />

dass grundsätzlich Gleiches nur mit Gleichem vergolten<br />

werden sollte („Wie du mir, so ich dir“).<br />

Diese altorientalische Rechtstradition ging vollinhaltlich<br />

in die jüdische Thora ein. Sie begegnet uns im Alten<br />

Testament der Bibel gleich dreimal: 2. Mose 21, 23-25;<br />

3. Mose, 24, 17-21; 5. Mose, 19, 16-21. Es heißt dort: „So<br />

sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn<br />

um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um<br />

Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“ Diese<br />

Aussage ist babylonischen Ursprungs und nicht spezifisch<br />

biblisch; jedenfalls widerspricht der biblische Kontext die-<br />

Justizia-Statue<br />

ser Auslegung. In den Sprüchen Salomos steht (Spr 24,<br />

29): „Sprich nicht: ‚Wie einer mir tut, so will ich ihm<br />

auch tun und einem jeglichen sein Tun vergelten’.“ Nach<br />

rabbinischer und historisch-kritischer Auffassung verlangte<br />

die Formel „Auge um Auge“ angemessenen Schadenersatz<br />

vom Täter, um die im alten Orient verbreitete<br />

Blutrache einzudämmen und durch eine Verhältnismäßigkeit<br />

von Vergehen und Strafe abzulösen. Schon vor der<br />

Zeitenwende war das Judentum unter dem Einfluss der<br />

römischen Rechtstradition (außer bei Mord) von Körperstrafen<br />

zugunsten von Geldbußen abgerückt.<br />

In der Bergpredigt (Mt 5-7) nimmt Jesus auf diese schon<br />

vor seiner Zeit umstrittene Formel Bezug: „Ihr habt<br />

gehört, dass gesagt ist: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’.<br />

Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem<br />

Übel, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe<br />

schlägt, dem biete die andere auch dar.“ Solche Antithesen<br />

betonen den Kontrast des Rechtsverzichtes zur Vergeltung,<br />

was dem damaligen Judentum unbekannt war.<br />

Paulus führt diesen Gedanken im Römerbrief fort (Röm<br />

12, 17-21): „Vergeltet niemand Böses mit Bösem …<br />

sondern überwinde das Böse mit Gutem.“<br />

Karlheinz Bauer war<br />

Stadtoberarchivrat<br />

und Leiter des<br />

Geislinger Kulturamtes<br />

von 1965 bis 1977<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

11


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

P O R T R A I T<br />

„Ich mag die Menschen“<br />

Reinhard Wenger, Richter am Amtsgericht <strong>Geislingen</strong><br />

ANITA GRÖH UND DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER<br />

Reinhard Wenger, Amtsrichter in <strong>Geislingen</strong>, hat einen<br />

Grundsatz. „Ich spreche das Urteil, das ich guten Herzens<br />

vertreten kann“. Bisher habe er kein Urteil gesprochen,<br />

das er für falsch halte. „Vielleicht“, so sagt der mit viel<br />

Humor gesegnete Richter, „bin ich ein- oder zweimal zu<br />

milde gewesen.“ Aber ihm ist auch schon von vorgesetzter<br />

Stelle gesagt worden, was von <strong>Geislingen</strong> komme,<br />

habe Hand und Fuß.<br />

Ein Richter trägt Verantwortung<br />

Reinhard Wenger mag die Menschen und den Umgang<br />

mit Menschen. Wichtig ist ihm immer die Lebensgeschichte<br />

der vor Gericht Stehenden. In seinen Urteilsbegründungen<br />

befasst er sich auch ausführlich mit den<br />

Umständen, die zu einer Schuld führen. Früher, so erzählt<br />

Reinhard Wenger, habe er sich nicht zugetraut, die Verantwortung<br />

als Richter zu übernehmen. Als tiefgläubiger<br />

Mensch habe er aber Hilfe. Vor großen Prozessen bete er,<br />

dass Gott ihm die Kraft gebe, zu einer befriedigenden<br />

Lösung zu kommen.<br />

Vom Staatsanwalt zum Richter<br />

Reinhard Wenger ist 1950 in Stuttgart geboren und hat<br />

1969 am Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Zuffenhausen<br />

das Abitur gemacht. Von 1969 bis 1971 war er bei der<br />

Bundeswehr in Dornstadt. Anschließend bis zu seinem<br />

Ausscheiden 2005 war er Reserveoffizier in verschiedenen<br />

Einheiten, zuletzt im Stab II. Korps in Ulm als Oberstleutnant<br />

der Reserve.<br />

An der Universität Tübingen studierte Wenger von 1971<br />

bis 1976 Rechtswissenschaft. Anschließend kam er dann<br />

zum Landgericht Ulm und war ab 1979 Staatsanwalt.<br />

Neben Jugendsachen war er zuständig für Gewalt in der<br />

Familie, Sexualdelikte, Wehrstraf-, Waffen- und Sprengstoffsachen,<br />

Zivildienstsachen. Er war auch Staatsanwalt<br />

im Stadion für den SSV Ulm, zuständig für Fußball und<br />

Hooligans. „Bei jedem Bundesligaspiel ist ein Staatsanwalt<br />

im Büro der Polizei“, erzählt Reinhard Wenger. Wichtig<br />

sei dabei, die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen und als<br />

Staatsanwalt zu beobachten und zu begleiten. Das alles<br />

wurde dann irgendwann zu viel. Gesundheitliche Probleme<br />

traten auf. Es war Gottes Fingerzeig, erinnert sich<br />

der Jurist, der ihm den Wechsel nach <strong>Geislingen</strong> ermöglicht<br />

habe. Seit Mai 2002 ist er in <strong>Geislingen</strong> als Schöffen-,<br />

Jugend- und Strafrichter tätig. Ein Richter, der durch seine<br />

22-jährige Tätigkeit als Staatsanwalt bestens weiß, wie es<br />

am Tatort aussieht.<br />

Gnade ist uns geschenkt<br />

Was versteht ein Richter unter Schuld? Reinhard Wenger<br />

differenziert. Als Strafrichter muss er mit Schuld umgehen.<br />

Das Strafgesetzbuch ist die Grundlage. Es gibt die Möglichkeit<br />

zwischen Freiheitsstrafe mit oder ohne Bewährung<br />

und Geldstrafe. Es sei im Strafrecht so, dass die Verurteilten<br />

die Verlierer wären, die andern triumphierten.<br />

Als Jugendrichter ist bei ihm der Erziehungsgedanke im<br />

1 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Vordergrund. Er frage sich<br />

immer, was erzieherisch<br />

wichtig sei. Das Jugendrecht<br />

habe eine große<br />

Variationsbreite mit<br />

flexiblen Maßgaben wie<br />

Weisungen und Auflagen.<br />

„Ich versuche, das Gesetz so auszuführen, wie es in mir<br />

drin anwendbar ist“. Oft frage er sich, ob man auf alles<br />

knallhart reagieren müsse. Hier spielt auch sein Glaube<br />

eine Rolle. Der Richter: „Wir haben kein Anrecht auf<br />

Gnade, sondern sie ist uns geschenkt.“ Eine Bibelstelle aus<br />

dem Brief des Paulus an die Epheser ist ihm wichtig:<br />

„Denn aus Gnade allein seid ihr selig geworden durch<br />

Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“<br />

(Eph. 2, 8)<br />

Jugend und Gewalt<br />

Dass es in den letzten zwei oder drei Jahren wesentlich<br />

mehr Straftaten im Jugendbereich gegeben hat, bestätigt<br />

uns Richter Wenger. Schlägereien hätten zugenommen,<br />

vor allem auch auf den Schulhöfen. Und die Schulleitungen<br />

würden kompromisslos Anzeige erstatten. „Den<br />

Jugendbanden haben wir die Zähne gezeigt und haben<br />

uns nicht vorführen lassen“, erzählt der Amtsrichter. Die<br />

örtliche Polizei und die Bereitschaftspolizei sollen bei den<br />

Verhandlungen für Ruhe sorgen. Jugendbanden wären<br />

weniger aktiv seither. Die Zusammenarbeit mit der Polizei<br />

ist sehr gut, bestätigt der Richter, obwohl, schmunzelt er<br />

„Ich habe auch schon Polizisten verurteilen müssen.“<br />

Persönlich bedroht war er in seiner Zeit als<br />

Geislinger Amtsrichter noch nie, jedoch kennt<br />

er Bedrohungen aus seiner Staatsanwaltszeit.<br />

Wenger privat<br />

Was tut Amtsrichter Wenger als Privatmensch?<br />

Wichtig ist ihm seine Familie. Er ist seit<br />

über 32 Jahren mit einer Pastorentochter<br />

verheiratet, die als Erzieherin arbeitet.<br />

Zwei erwachsene Kinder sind außer Haus.<br />

Was ist sein Hobby? Reinhard Wengers<br />

Augen leuchten: „Ich singe“. Er war als<br />

Jugendlicher acht Jahre lang Mitglied im Kaffeetassen auf<br />

Stuttgarter Hymnuschor und singt jetzt in der dem Schreibtisch<br />

Kantorei in Ulm. Lange Jahre hat er auch den des Amtsrichters<br />

Chor der evangelisch-methodistischen Zionsgemeinde<br />

in Ulm geleitet. Mit viel Begeisterung und Fachwissen<br />

berichtet er von den Werken von Bach, Rossini<br />

und Mendelssohn, die in der Ulmer Kantorei momentan<br />

einstudiert werden: „Mendelssohn kannte die Werke<br />

Bachs am besten“, so seine Überzeugung.<br />

Wenn er es heute nochmals entscheiden könnte, würde<br />

er wieder Jura studieren? Das Ja kommt ohne Zögern.<br />

Nicht umsonst sei in der Geislinger Zeitung über ihn<br />

gestanden: Mit Leib und Seele Geislinger Amtsrichter.<br />

Das Gespräch führten Anita Gröh und<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer


Schuld und Erinnerung –<br />

Richtiges Zeugnis reden<br />

am Beispiel der „Lokalen Geographie der Schuld“<br />

MARTIN BAUCH<br />

Wenn sich heute Neonazis mit sogenannten „Mahnwachen“<br />

in Fußgängerzonen stellen, wie jüngst in <strong>Geislingen</strong>,<br />

und das angesichts der vielen Toten und Opfer des<br />

Nationalsozialismus, die uns aus dem Filstal bekannt sind,<br />

so müssen wir durch Erinnerung den rechtsextremen<br />

Ideologien entgegentreten.<br />

Es gibt in ganz Deutschland, auch in unmittelbarer Nähe<br />

hier im Filstal, Zeugnisse, die die Verbrechen der Nazis<br />

sichtbar machen und die wir nicht vergessen dürfen.<br />

Die Nazis haben in einer tödlichen Logik Menschen<br />

stigmatisiert und isoliert.<br />

Neonazis wiederholen, was damals geschah: sie isolieren<br />

und werten Menschen als minderwertig ab. Mit Grauen<br />

haben wir erlebt, dass bis heute immer wieder MitbürgerInnen<br />

von rechten Terroristen kaltblütig ermordet<br />

werden, nur weil sie einer anderen Rasse, Religion oder<br />

Nation angehören.<br />

Mahnmale und Stolpersteine<br />

sind Merkzeichen der Schuld<br />

Der „Geschundene Kopf“ auf dem Friedhof Heiligenäcker<br />

in <strong>Geislingen</strong>, in Süßen eine Szene auf dem Marktbrunnen,<br />

ein Mahnmal auf dem Friedhof und Stolpersteine,<br />

sind Merkzeichen, die uns mahnen, heute nicht wieder<br />

schuldig zu werden. Sie stellen eine „lokale Geographie<br />

der Schuld“ dar.<br />

Hier im Filstal lässt sich rekonstruieren, wie Juden ins KZ<br />

deportiert wurden – aus Göppingen und Süßen. Es lässt<br />

sich nachvollziehen, wie Zwangsarbeiter lebten, arbeiteten<br />

und starben. Man kann wissen, dass jüdische Frauen hier<br />

bei uns in <strong>Geislingen</strong> im Außenlager des KZ Natzweiler<br />

im Elsass untergebracht waren. Darunter befanden sich<br />

auch Kinder von zwölf Jahren, die älter gemacht wurden,<br />

um bei der Selektion in Auschwitz als arbeitsfähig eingestuft<br />

zu werden.<br />

Wir wissen, dass Kranke in mindestens zwei Transporte<br />

aus dem KZ-Außenlager in den Tod geschickt wurden.<br />

Zwölf Häftlinge des Geislinger KZ-Außenlagers starben,<br />

das ist bekannt.<br />

Den Häftlingen wurden die Haare abgeschnitten, sie<br />

wurden in Häftlingskleidung gesteckt, an den Füßen<br />

trugen sie Holzpantinen. Die einfachsten Formen der<br />

Körperpflege wurden ihnen verweigert, die Verpflegung<br />

war erbärmlich.<br />

Die Menschen wurden durch Kennzeichnung entwürdigt:<br />

Juden trugen den Judenstern, O stand für Ostarbeiter,<br />

P für Polen. So wurden sie entmenschlicht und in<br />

„Schubladen“ eingeteilt. Damit sollte es der einheimischen<br />

Bevölkerung schwerer gemacht werden, in ihnen den<br />

Nächsten zu sehen, der unsere Solidarität und unser<br />

Mitgefühl braucht. Das Naziregime hat uns gelehrt,<br />

wozu der Mensch fähig ist, wenn er im Anderen nicht<br />

mehr den Mitmenschen, sondern den Untermenschen<br />

sieht.<br />

Das Erinnern muss uns dazu dienen, die Demokratie zu<br />

gestalten und die Menschenwürde zu verteidigen, sonst<br />

machen wir uns erneut schuldig. Wir müssen der Opfer<br />

gedenken und Ursachen für die Verbrechen benennen.<br />

Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben die<br />

Lehren aus der Geschichte gezogen und als einen alle<br />

Parteien übergreifenden Konsens im Grundgesetz festgelegt:<br />

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“.<br />

Erinnerung an das Geschehene<br />

Auch Schweigen kann ein „falsches Zeugnis wider den<br />

Nächsten“ (8. Gebot) werden. Es beginnt auch heute<br />

in vielen Ländern der Welt immer wieder mit der<br />

Diffamierung von Menschen und in der Folge mit der<br />

Außerkraftsetzung von Freiheit, Grundrechten, der Würde<br />

jedes Menschen, der Rechtstaatlichkeit und der Presseund<br />

Meinungsfreiheit. Wir verurteilen dies, wenn es um<br />

andere Länder geht, aber wir haben Berührungsängste,<br />

wenn es um die Schauplätze bei uns zuhause geht.<br />

In den Archiven der Kommunen befinden sich Zeugnisse<br />

aus der Zeit des Dritten Reiches. Für <strong>Geislingen</strong> kann in<br />

einem Heft von „Geschichte regional“ (1982) durch die<br />

Arbeiten von Annette Schäfer (1988) und von Renate<br />

Kümmel (1993) das Geschehene nachvollzogen werden.<br />

In der offiziellen Geschichtsschreibung der Stadt <strong>Geislingen</strong><br />

sind sie lange ausgespart worden.<br />

Im Jahre 1995 wurde – 50 Jahre nach Kriegende und nach<br />

der Auflösung des KZ-Außenlagers – in verschiedenen<br />

Veranstaltungen und mit einem Friedensmarsch der<br />

Geislinger Schüler diese Zeit erneut aufgearbeitet.<br />

Denkmal „Geschundener Kopf“, Heiligenäcker <strong>Geislingen</strong><br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 3


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Zur Erinnerung: über 2000 Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangenen<br />

aus 19 Nationen waren 1943 in mindestens<br />

zehn Lagern in <strong>Geislingen</strong> untergebracht, eine Zahl, die<br />

10 % der Einwohnerschaft entsprach. Es ist bekannt, dass<br />

mindestens 24 polnische und 41 russische Menschen in<br />

dieser Zeit begraben wurden. Von ihren Gräbern gibt<br />

es keine Spur. Wir wissen von zwölf verstorbenen<br />

sowjetischen Kindern, von einem französischen und<br />

einem jugoslawischen Kind. Wir wissen von zwölf toten<br />

jüdischen Frauen aus dem KZ-Außenlager und es ist<br />

bekannt, dass kranke jüdische Frauen aus diesem Lager<br />

in den Tod geschickt wurden.<br />

Am 28. Juli 1944 trafen die ersten etwa 700 jüdischen<br />

Frauen aus Ungarn ein, die bei der Selektion in Auschwitz<br />

als „arbeitsfähig“ eingestuft worden waren. Sie mussten<br />

zerlumpt, abgemagert und kahlgeschoren vom Bahnhof<br />

ins KZ-Außenlager in der Heidenheimer Straße/Robert-<br />

Bosch-Straße laufen, später sind sie täglich zur Arbeit<br />

durch die Straßen <strong>Geislingen</strong>s zur WMF geleitet worden.<br />

Im Oktober 1944 trafen sechs „politische“ und zehn<br />

„asoziale“ Häftlinge aus Ravensbrück ein. Am 29. November<br />

ein weiterer Transport mit <strong>13</strong>0 Häftlingen, am 28. März<br />

1945 ein letzter mit etwa 230 Frauen. In der Zeit vom<br />

1. Dezember 1944 bis 4. April 1945 wurden acht Tote<br />

außerhalb der Friedhofsmauer verscharrt, nähere Persona-<br />

1 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

lien sind nicht bekannt. Auf Wunsch der Israelitischen<br />

Kultusvereinigung Stuttgart wurden sie am 22. Juni 1946<br />

ausgegraben und auf den Jüdischen Friedhof in Göppingen<br />

überführt. Wir vermuten auch, dass diese Liste nicht<br />

vollständig ist.<br />

Der totale Krieg ab 1943 verlangte die totale Kriegswirtschaft<br />

und das Mitwirken aller Industriebereiche. Die Facharbeiter,<br />

die an der Front waren, wurden ersetzt durch<br />

Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, die zu bedingungslosem<br />

Arbeitseinsatz gezwungen wurden.<br />

Als die Front näher kam, wenige Tage bevor sie hätten<br />

befreit werden können, wurde von der Firmenleitung der<br />

WMF kein Wert mehr auf der Beschäftigung der Insassen<br />

des KZ-Außenlagers gelegt, sie waren überflüssig, ja<br />

bedrohlich, man wollte sie loswerden. Deshalb wurden<br />

sie zur Vernichtung freigegeben und sollten nach Dachau<br />

geschickt werden. Der Transport wurde zum Glück vor<br />

Allach, einem Außenlager von Dachau, von den Alliierten<br />

gestoppt, und die Häftlinge wurden befreit.<br />

Mahnmal im Alltag<br />

Es stünde der Kirche und der Kommune gut an, an einem<br />

zentralen Ort, an dem man auch im Alltag vorbeikommt,<br />

auf diese Opfer hinzuweisen. Die eindrucksvolle Skulptur<br />

„Geschundener Kopf“ gehört nicht auf den Friedhof


Heiligenäcker, denn dort ist sie kein Stolperstein im Alltag<br />

als Mahnung. Außerdem wurde den Toten damals ein<br />

Platz auf dem Friedhof verweigert.<br />

Eigentlich gehörte die Skulptur vor die WMF, in die<br />

Fußgängerzone, auf einen Schulhof oder den Kirchplatz.<br />

Nur wenn die Liste der Opfer uns erschüttert, wenn wir<br />

ihnen als Menschen begegnen, wird sie uns anhalten,<br />

richtiges Zeugnis zu reden.<br />

Als Christen müssen wir immer beherzigen, dass die<br />

Würde des Menschen darin begründet ist, dass Gott<br />

„den Menschen nach seinem Bilde“ (1. Mose 1) schuf,<br />

und dass damit allen Menschen die gleiche Würde<br />

zusteht. In Bezug auf alle Menschen gilt: „Du sollst nicht<br />

töten“ (5. Gebot). Töten beginnt mit sozialer Ausgrenzung,<br />

Diffamierung und Stigmatisierung und entfaltet<br />

dadurch seine Logik. Wir haben aufmerksam zu bleiben.<br />

Martin Bauch<br />

Oberbürgermeister a.D.<br />

Quellen: Materialien zu den Veranstaltungen 1983<br />

in Süßen und 1995 in <strong>Geislingen</strong>.<br />

DIE STUTTGARTER<br />

SCHULDERKLÄRUNG<br />

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

begrüßt bei seiner Sitzung am 18. und 19. Oktober<br />

1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates<br />

der Kirchen.<br />

Wir sind für diesen Besuch um so dankbarer, als wir uns<br />

mit unserem Volk nicht nur in einer großen Gemeinschaft<br />

der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der<br />

Schuld. Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist<br />

unendliches Leid über viele Länder und Völker gebracht<br />

worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt<br />

haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen<br />

Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im<br />

Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im<br />

nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren<br />

Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an,<br />

daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht<br />

fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.<br />

Stuttgart, den 19. Oktober 1945<br />

Landesbischof D. Wurm Pastor Niemöller D. D.<br />

Landesbischof D. Meiser Landesoberkirchenrat Dr. Lilje<br />

Bischof D. Dr. Dibelius Superintendent Held<br />

Superintendent Hahn Pastor Lic. Niesel<br />

Pastor Asmussen D. D. Dr. Dr. Heinemann<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Mission und Schuld<br />

KLAUS RIETH<br />

Mission und Schuld, beide sind seit es Mission gibt, oft<br />

eine unheilige Allianz eingegangen. Zu erinnern ist da<br />

etwa an die Missionierung oder müsste man nicht besser<br />

sagen: Unterwerfung und Eroberung, Lateinamerikas. An<br />

die unsäglichen und unzählbaren Grausamkeiten, die mit<br />

dem Evangelium nichts, aber auch gar nichts zu tun hatten.<br />

Hier haben wir uns als Kirchen im Norden schuldig<br />

gemacht und können unsere Schwestern und Brüder in<br />

diesen Ländern nur demütig um Entschuldigung und<br />

Vergebung bitten.<br />

Gehet hin in alle Welt …<br />

Zu erinnern ist auch bis heute an brutale Missionsversuche<br />

weltweit, wenn es darum geht, eine andere Religion<br />

zu übertreffen oder den eigenen Standortvorteil auszunutzen.<br />

Mission auf Bezahlung nennt man das oder mit<br />

Sachmitteln wie etwa Bestechung mit kostenlosem Schulbesuch<br />

für die Kinder. All das ist verwerflich und kann<br />

nicht im Sinne dessen sein, der gesagt hat: „Gehet hin in<br />

alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker!“ Um diesen<br />

schuldbeladenen Missionsstrategien der Vergangenheit<br />

und leider auch manchmal der Gegenwart einen Riegel<br />

vorzuschieben, haben katholische, evangelische, orthodoxe<br />

und evangelikale Kirchen eine Erklärung unterschrieben,<br />

in dem sie auf zwangsweise Mission mit unlauteren<br />

Mittel freiwillig verzichten. Dies ist ein erster Schritt,<br />

dem weitere folgen müssen. Etwa in der Frage des Bibelverständnisses.<br />

Das Verständnis der Bibel<br />

Es waren deutsche Missionare, die vor mehr als hundert<br />

Jahren nach Afrika gegangen sind, um die Menschen zum<br />

christlichen Glauben zu bekehren. Sie brachten den<br />

„Ungläubigen“ dort bei, dass die Bibel Grund und Basis<br />

allen Glaubens, und dass sie wörtlich zu verstehen sei.<br />

Dieses wörtliche Bibelverständnis herrscht bis heute in<br />

vielen afrikanischen Kirchen vor. Als ob es keine Weiterentwicklung<br />

der theologischen Forschung gegeben hätte.<br />

Und nun haben wir die bizarre Situation, etwa in Fragen<br />

der Homosexualität, dass viele afrikanische Kirchen hier<br />

eine extrem fundamentalistische Haltung einnehmen und<br />

wir im Norden sagen, dass diese Fragen aus dem Kontext<br />

heraus zu verstehen und zu lösen seien. Haben wir es<br />

hier versäumt, theologische Forschungsergebnisse weiterzuvermitteln,<br />

haben wir bewusst unsere Schwestern und<br />

Brüder im Süden im Unklaren gelassen? Haben wir so<br />

Schuld auf uns geladen?<br />

Heute sprechen wir von kontextueller und von interkultureller<br />

Mission. Das heißt, man nimmt den, der die frohe<br />

Botschaft von Jesu hören soll, ernst in seiner Kultur,<br />

seinen Lebensumständen, seiner Sprache und seinen<br />

Möglichkeiten.<br />

1 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Mission im eigenen Land<br />

Noch ein letztes: Vielleicht machen wir uns gegenwärtig<br />

auch schuldig, wenn wir nicht genug missionieren im<br />

eigenen Land. Wenn wir suchenden Menschen die frohe<br />

Botschaft von der Sündenvergebung vorenthalten. Wenn<br />

wir nicht fröhlicher glauben und bekennen, was uns<br />

geholfen hat. Wenn wir uns hinter Strukturveränderungen<br />

und Sparplänen verstecken anstatt dem Heiligen Geist<br />

Wirkungsmöglichkeiten zu gewähren.<br />

Kirchenrat Klaus Rieth<br />

ist zuständig für Mission,<br />

Ökumene und Entwicklung in der<br />

Evangelischen Landeskirche<br />

in Württemberg


Schuld und Schuldgefühle<br />

HEINZ GRÖTZINGER<br />

Ich schreibe meine sehr persönlichen Zeilen auf dem<br />

Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen.<br />

Mit Schrecken erinnere ich mich noch an eine Zeit, da ich<br />

von Schuldgefühlen geplagt wurde. In dieser Zeit hatte<br />

ich einen strengen, unnachsichtigen Gott. Dieser Gott war<br />

bereit, mich schon wegen Kleinigkeiten, etwa wegen<br />

meines falschen Glaubens, zu bestrafen. Natürlich war es<br />

nicht der reale Gott, sondern mein Gottesbild, meine<br />

eigene Vorstellung, die ich von ihm hatte. In meinem<br />

Erleben war das jedoch dasselbe. Psychologen empfahlen<br />

mir, mich von meinen Schuldgefühlen zu befreien. Schon<br />

der Gedanke daran erzeugte bei mir zusätzliche Schuldgefühle.<br />

Es kam mir so vor, als würde ich allem Negativen<br />

Tür und Tor öffnen, wenn ich keine Schuldgefühle hätte.<br />

Ich denke heute, dass diese Einstellung das Ergebnis<br />

meiner christlichen Erziehung, aber auch der christlichen<br />

Verkündigung in Religionsunterricht und Predigt war.<br />

„Wir sollen Gott fürchten und lieben“ – Ist das überhaupt<br />

möglich? Können wir etwas lieben, das wir fürchten?<br />

Und wenn wir etwas lieben, werden wir das fürchten? Zu<br />

häufig, denke ich, wird in Erziehung und Verkündigung<br />

mit Drohung, Strafe und auch Moral oder, wenn man letzteres<br />

vornehmer ausdrücken will, mit Ethik gearbeitet.<br />

Man sollte ganz darauf verzichten.<br />

Das Gottesbild verwandeln<br />

Es war ein sehr langer Prozess der inneren Arbeit bis sich<br />

nach vielen Jahren mein Gottesbild von einem strafenden<br />

in einen liebevollen, unterstützenden Gott verwandelte.<br />

Und ich wünschte mir, dass dieser Prozess auch in<br />

unserer Kultur vollzogen werden könnte.<br />

Jeder, der sich mit einigermaßen offenen Augen in unserer<br />

Kultur umsieht, kann leicht erkennen, welch unselige Wirkung<br />

gerade die Schuldgefühle auf jeden einzelnen, aber<br />

auch auf unsere Kultur insgesamt haben. Ich will das an<br />

einem allfälligen Beispiel illustrieren: Ich habe bislang noch<br />

kein Ehepaar erlebt, das einen tiefen Konflikt hatte oder gar<br />

in Scheidung lebte, bei dem jeder der Partner die gleiche<br />

Geschichte berichtete. Jeder erzählte eine Story, nach der<br />

jeweils der andere die gesamte Schuld an diesem Konflikt<br />

hatte. Die Geschichte des einen hatte mit der Geschichte<br />

des anderen überhaupt nichts zu tun. Warum ist das so?<br />

Warum sagen sie nicht einfach: „Unsere Interessen sind<br />

verschieden, wir haben gemeinsam beschlossen, uns zu<br />

trennen“? Warum muss die Schuld auf den jeweils anderen<br />

Partner abgeschoben werden? Warum muss es überhaupt<br />

einen Schuldigen geben? Ist das nicht so, weil jeder den<br />

Konflikt unter einem moralischen Gesichtspunkt betrachtet?<br />

„Es darf nicht sein, dass wir uns trennen. Und wenn wir uns<br />

schon trennen, dann bin ich jedenfalls nicht der Schuldige!“<br />

Schuldgefühle führen zur Weigerung, die Wahrheit anzuschauen,<br />

wie sie ist. Wer die Wahrheit nicht anschaut, kann<br />

nichts daraus lernen. Er kann sich nicht verändern und wird<br />

in der nächsten Beziehung wieder die gleichen Probleme<br />

haben! „Die Wahrheit wird euch freimachen.“ Ist es nicht<br />

so? Schuldgefühle und Angst vor Strafe machen die Menschen<br />

nicht besser, im Gegenteil, sie konservieren die vorhandene<br />

Einstellung und die daraus resultierenden Probleme.<br />

Moralisieren und Verurteilen<br />

Schauen wir uns in unserer Gesellschaft um, wenn<br />

irgendwo was passiert, suchen wir sofort nach einem<br />

Schuldigen, auf den wir mit Fingern zeigen können.<br />

Dann fühlen wir uns gut. Das ist genau das Gegenteil<br />

der Verkündigung Jesu. Er hat nie jemanden verurteilt,<br />

nie moralisiert. Umso häufiger geschieht das bei uns.<br />

Moralisieren und Verurteilen sind die Kehrseite der<br />

Schuldgefühle! Ermutigt uns nicht Paulus, zu uns zu<br />

stehen, zu dem, was wir tatsächlich sind? „Wir sind allzumal<br />

Sünder …“ Es scheint noch ein weiter Weg zu<br />

sein, bis wir tatsächlich und ganz konkret im Einzelfall<br />

zu dem stehen können, was wir sind. Solche Aussagen<br />

verschieben wir allzu gerne in den Andachtsraum, um<br />

sie aus unserem konkreten Leben fernzuhalten!<br />

Schuld ohne Selbstverurteilung und ohne Ausreden<br />

Jedoch: „Wenn keine Schuldgefühle mehr da sind, ist es<br />

dann nicht so, dass du unmoralisch handelst, deinen egoistischen<br />

Wünschen auf Kosten der anderen Menschen<br />

folgst? Ist nicht Schuld eine reale menschliche Erfahrung?“<br />

Ja natürlich, Schuld ist eine reale Erfahrung, die uns allen<br />

bekannt ist. Allerdings können zu schnelle Selbstvorwürfe<br />

und Schuldgefühle meinen Blick trüben und so verhindern,<br />

dass ich zu meiner wirklichen Schuld auch tatsächlich<br />

stehen und sie anerkennen kann. Andernfalls werde<br />

ich zehntausend Ausreden erfinden. Allzu schnell sind wir<br />

bereit, uns freizusprechen von jeglicher Schuld und sie<br />

anderen zuzuschieben.<br />

Wenn ich mich nüchtern und ohne Selbstverurteilung<br />

anschaue, dann werde ich erkennen, dass ich etwas getan<br />

habe, was nicht meinem Selbst entspricht. Dass ich mich<br />

nicht meinem Selbstbild gemäß verhalten habe. Das ist kein<br />

angenehmes Gefühl. Denn ich muss erkennen, dass ich<br />

nicht so bin, wie ich gerne sein möchte. Das ehrlich wahrzunehmen,<br />

dazu zu stehen, hilft mir, mich in Zukunft zu<br />

korrigieren. Das ist keine einmalige Entscheidung, sondern<br />

lebenslange Aufgabe. Es ist ein lohnenswertes Unterfangen,<br />

dessen Ziel die eigene persönliche Transformation ist. Es gilt<br />

hinzuschauen und mich mit der Wirklichkeit auseinander zu<br />

setzen. Dann kann ich Wege finden, meine Schuld abzutragen.<br />

Wenn ich das, was ich jemand schuldig geblieben bin,<br />

wieder in Ordnung bringen kann, dann stärkt das mein<br />

Selbstgefühl. Wenn ich es nicht mehr in Ordnung bringen<br />

kann, kann ich es getrost dem überlassen, der mehr kann<br />

und weiß. Mit Schuldgefühlen kann<br />

ich keine Wirklichkeit verändern!<br />

Ich kann mir nur selbst das Leben<br />

verbittern. Kein liebevoller Gott<br />

verlangt das von uns!<br />

Heinz Grötzinger war beim<br />

Diakonischen Werk Württemberg<br />

tätig<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Für unsere Schuld gestorben?<br />

Ein theologischer Zwischenruf<br />

KLAUS HOOF<br />

„Ach, das hat unsre Schuld und Missetat verschuldet“,<br />

dichtete Adam Thebesius 1652 in seinem Passionslied<br />

„Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen“<br />

(EG 87). Ist es so?<br />

Erfahrungen<br />

Weinend kommt die siebenjährige Laura aus der Schule<br />

nach Hause. Die Mutter nimmt sie in den Arm: „Was ist<br />

denn passiert? Hast Du ein schlechtes Diktat geschrieben?“<br />

„Nein,“schluchzt die Kleine, „ich bin schuld, dass Jesus ans<br />

Kreuz geschlagen worden ist.“ – „Aber Kind, wer sagt denn<br />

so was?“ – „Unser Lehrer hat uns das vorhin in Reli<br />

gesagt.“ – „Aber das hat er bestimmt nicht so gemeint!“ –<br />

„Doch, das hat er gesagt. Wir sind daran schuld, weil wir<br />

so böse Gedanken haben, weil wir lügen, weil wir uns<br />

streiten und schlimme Wörter hinter anderen her rufen.“<br />

Krankenbesuch in der Helfenstein Klinik. Mit Blick auf das<br />

Kruzifix, das auf dem Nachttisch seines Zimmergenossen<br />

steht, sagt mir der Patient: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, so<br />

ein blutrünstiger Gott kann mir gestohlen bleiben. Was ist<br />

das denn für ein Gott, der seinen Sohn ans Messer liefert,<br />

damit er und sein gekränkter Gerechtigkeitssinn zufriedengestellt<br />

werden?! Solche Väter haben schon immer ihren<br />

Söhnen entweder das Genick gebrochen oder ihre Seelen<br />

mit Hass vergiftet.“ Und er fügt hinzu: „Ich weiß, wovon<br />

ich rede.“<br />

Sühnopfertheologie<br />

„Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen“?<br />

Hinter dieser Auffassung steht die „Sühnopfertheologie“<br />

des im Jahr 1109 verstorbenen Theologen Anselm von<br />

Canterbury. Er war der Meinung, dass Gott Mensch werden<br />

musste, um die durch die Erbsünde gefallene Menschheit<br />

wieder mit sich zu versöhnen. Sünde muss gesühnt werden,<br />

meinte er, und auf diese Sühne kann Gott um der<br />

Gerechtigkeit willen nicht verzichten. Der Mensch allerdings<br />

kann seine Schuld nicht aus eigener Kraft sühnen. Aber<br />

Gott hat den Menschen aus Liebe geschaffen und liebt ihn<br />

weiter. Deshalb musste Gott selbst in Gestalt seines Sohnes<br />

Chorgestühl Maulbronn<br />

Opfer Kain und Abel<br />

1 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Fresko Geiselkammer<br />

Maulbronn<br />

Jesus Mensch werden und die nötige Sühne durch sein<br />

vergossenes Opferblut erbringen.<br />

Diese Denkweise ist tief in die Tradition der Kirche eingedrungen.<br />

Paul Gerhardt hat ihr in seinem ergreifenden Lied<br />

„Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und<br />

ihrer Kinder“ (EG 83) ein dichterisches Denkmal gesetzt.<br />

Nichtsdestoweniger gilt es aber festzuhalten, dass diese<br />

Interpretation auf zeitbedingten mittelalterlichen Vorstellungen<br />

fußt, die Gott als Feudalherren versteht, der juristische<br />

Ansprüche an seine Untertanen hat, denen Genugtuung<br />

zu leisten ist. Ich halte sie nicht für biblisch.<br />

Wie kann man den Kreuzestod Jesu verstehen?<br />

Der Kreuzestod Jesu war für das kleine Häuflein der Jesusanhänger<br />

ein Schock. Wie konnten sie verstehen, was<br />

doch nicht zu verstehen war? Ist es verwunderlich, dass<br />

sie in ihrer Verstehensnot mit Bildern aus ihrer Zeit und<br />

Tradition versuchten, das Ungeheuerliche zu deuten?<br />

Drei Beispiele von vielen:<br />

• Da war im Buch des Propheten Jesaja von dem leidenden<br />

Gottesknecht die Rede, der 600 Jahre vor Jesus<br />

gelitten hatte: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir<br />

Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt“<br />

(Jes. 53). War es Jesus nicht geradeso ergangen?<br />

War dieser leidende Gottesknecht nicht das Urbild für<br />

Jesu Schicksal?<br />

• In der damaligen Sklavenhaltergesellschaft geschah es<br />

je und dann, dass jemand auf dem Sklavenmarkt einen<br />

Sklaven „loskaufte“ und ihn frei gab. War das nicht ein<br />

treffendes Bild dafür, dass Jesus Menschen aus der Gewalt<br />

böser Mächte loskauft und zum Leben befreit?<br />

• Die ersten Jesusnachfolger waren mit dem Jerusalemer<br />

Opferkult vertraut. Ein Lamm wurde z.B. geschlachtet<br />

und geopfert, damit der das Opfer darbringende Mensch<br />

von seiner Schuld entlastet und Gott besänftigt wird.<br />

Um seinen ehemals jüdischen Lesern zu erklären, was am<br />

Kreuz geschehen ist, deutet Matthäus den Tod Jesu mit<br />

dem damaligen jüdischen Opferverständnis. Er überliefert<br />

z.B. die Einsetzungsworte des Abendmahls so: „Und er<br />

nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach:<br />

Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen<br />

wird für viele zur Vergebung der Sünden“.<br />

Es fällt auf, dass die Passage „… das vergossen wird für<br />

viele zur Vergebung der Sünden“ sowohl bei Paulus<br />

(1. Kor.11, 23-26) als auch bei Markus und Lukas fehlt.<br />

Für sie ist das Abendmahl eher ein Gemeinschafts- und<br />

Erinnerungsmahl an Jesu Leben und Tod („das tut zu meinem<br />

Gedächtnis“). Das Johannesevangelium überliefert<br />

keine Erzählung von einem Mahl, das Jesu Tod deutet.<br />

Die Sühneopferdeutung des Todes Jesu fehlt in ihm.<br />

Abschied von Deutungen, die Glauben hindern<br />

Und was sagen wir nun der weinenden Laura und dem<br />

Patienten in seinem Krankenbett, der mit einem Brutalo-<br />

Gott längst abgeschlossen hat?<br />

Es ist höchste Zeit, dass wir den Mut aufbringen, uns als<br />

Kirche von zeitgebundenen Deutungen zu verabschieden,<br />

die dem Glauben an einen liebenden Gott heute im Wege


stehen. Wir sollten uns auf die Suche nach Bildern und<br />

Deutungen machen, die uns und unseren Zeitgenossen<br />

helfen, den Tod Jesu am Kreuz zu verstehen.<br />

Das Gottesbild Jesu – Schlüssel für das Verstehen<br />

des Kreuzes<br />

Es gilt neu auf das Leben und Reden Jesu zu sehen.<br />

Wenn wir darauf achten, wie er von und mit Gott geredet<br />

hat, stellen wir unschwer fest, dass zwischen einem<br />

Genugtuung fordernden Vater-Gott und dem Gott, den<br />

Jesus in der liebevoll-vertrauten, aramäisch-umgangssprachlichen<br />

Form als „Abba“ (im Deutschen am ehesten<br />

mit „Papa“ wiederzugeben) anspricht, unüberbrückbare<br />

Abgründe klaffen. Jesus selbst spricht Gott an – und er<br />

lädt seine Jünger ebenso dazu ein – mit einem „Urwort<br />

des Vertrauens, mit einem der beiden ersten Worte, die<br />

der Mensch sagen lernt, wenn er sich der bergenden,<br />

liebenden Gegenwart von Mutter und Vater bewusst<br />

wird“ (Körner, S. 70).<br />

Von einem solchen Gott zu hören, zu erleben, wie dieser<br />

Gott der Liebe in den Begegnungen Jesu mit den Menschen<br />

erfahrbar wurde, das war für viele eine Befreiung.<br />

Sie spürten, wie da ein neuer Geist in ihr Leben und in<br />

die Welt gekommen war. Sie erfuhren Heilung von ihren<br />

Ängsten, Erlösung aus knechtenden, religiösen Strukturen,<br />

Befreiung von einem strafenden Richtergott.<br />

Für andere wurde Jesus durch seine Art von Gott zu<br />

reden und dementsprechend zu handeln zum Ketzer. Die<br />

einflussreichen Berufsstände, die von und für den Tempelkult<br />

lebten, spürten die Gefahr für die althergebrachte<br />

Gottesverehrung im Opferkult und für ihre Macht. Für sie<br />

war klar: „Es ist besser, dass ein Mensch stirbt, als dass<br />

das ganze Volk verderbe“ (Joh. 11,49). Das hat Jesus ans<br />

Kreuz gebracht und nicht ein Sühne verlangender Gott-<br />

Vater oder gar ein Schulkind, das einem anderen ein<br />

Schimpfwort hinterherruft!<br />

Das Kreuz – Gott bei den Leidenden<br />

Der drohende Tod und sein Sterben haben Jesus nicht<br />

von seinem Vertrauen in die Liebe seines „Abba“ abgebracht.<br />

Am Kreuz hängend betet er mit Blick auf seine<br />

Henker: „Abba, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie<br />

tun“. Und er stirbt mit den Worten: „Abba, in deine<br />

Hände befehle ich meinen Geist“. Und so ist er den<br />

Leidenden und Sterbenden aller Zeiten nahe gekommen.<br />

Wer über dieses Thema weiterdiskutieren möchte, kann bei dieser<br />

Veranstaltung mit der <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung ins Gespräch kommen:<br />

N O T W E N D I G E S O P F E R ?!<br />

Theologischer Salon mit Klaus Hoof und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

Ein offenes Gespräch über die Bedeutung, die wir persönlich dem<br />

Kreuztod Jesu geben.<br />

Moderation: Günther Alius, Bildungsreferent<br />

Mittwoch, 17. Oktober <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr<br />

Haus der Begegnung, Bahnhofstraße 75, <strong>Geislingen</strong><br />

Sein Tod am Kreuz zeigt: Gott ist auch im Leiden und<br />

Sterben bei uns. „Er wird zum Vorausgänger für die, die<br />

‚ihm durch viele Drangsale nachfolgen‘ (Apg. 14,22)“<br />

(Zink, S. 321). Darin vor allem liegt die Bedeutung seines<br />

Todes. Er „leistet nicht irgendeine Sühne, er geht vielmehr<br />

vor uns her und macht uns den Weg frei“ (Zink, ebd.).<br />

Unsere Schuld –<br />

durchschaut und „durchliebt“<br />

Jesus hat schon in seinem Erdenleben<br />

Menschen vollmächtig Vergebung zugesprochen!<br />

Was könnte sein Tod darüber<br />

hinaus noch mehr bewirken?! „Wer Gott<br />

um Vergebung bittet, wird sie bekommen<br />

und kann sie weitergeben an andere. Für<br />

diese Botschaft hat Jesus gelebt und sich<br />

umbringen lassen“ (Jörns, S. 23). Er hat<br />

„jeden einzelnen Menschen so angeschaut,<br />

dass er sich nicht nur ganz und<br />

gar durchschaut, sondern – wenn dieser<br />

Ausdruck erlaubt ist – auch ganz und gar Ikone aus Zypern<br />

‚durchliebt‘ wusste“ (Menke, S. 102).<br />

Lukas erzählt, was Petrus durch dieses Anschauen erlebt.<br />

Im Palast des Hohenpriesters hat er den gefangenen Jesus<br />

dreimal verleugnet. „Und der Herr wandte sich um und<br />

sah Petrus an. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“<br />

(Luk. 22, 61.62) – durchschaut und durchliebt.<br />

Ganz ähnlich erging es einer Frau unserer Tage. Sie<br />

erzählt: „Wenn ich mit Gott redete, hatte ich immer das<br />

unangenehme Gefühl, er wolle, dass ich ihm in die Augen<br />

sah. Doch ich sah immer weg, denn ich hatte Angst, dort<br />

einen Vorwurf zu finden wegen irgendeiner noch nicht<br />

bereuten Sünde. Ich dachte, irgendetwas wollte er wohl<br />

von mir. Eines Tages fasste ich Mut und blickte ihn an!<br />

Da war kein Vorwurf. Da war keine Forderung. Die Augen<br />

sagten nur: Ich liebe Dich. Ich blickte lange in diese<br />

Augen, forschend blickte ich in sie hinein. Doch die<br />

einzige Botschaft lautete: Ich liebe dich. Und ich ging<br />

hinaus und wie Petrus weinte ich“(Körner, S. 193).<br />

Solche Erfahrungen mit einem liebenden Gott zu erzählen,<br />

das brauchen wir heute!<br />

Klaus Hoof ist Pfarrer.<br />

Bis zu seiner Pensionierung<br />

war er Klinikpfarrer an der<br />

Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

Zitierte Literatur:<br />

Reinhard Körner, Das Vater unser, Leipzig 2009<br />

Karl-Heinz Menke, Handelt Gott, wenn ich ihn bitte? Regensburg 2000<br />

Klaus-Peter Jörns; Abschied vom Sühneopfer, in: Für uns gestorben,<br />

Themenheft des Evang. Gemeindeblattes für Württemberg<br />

Jörg Zink, Jesus, Stuttgart 2008<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Fromm aber nicht hetero<br />

Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut (Gen. 1, 31)<br />

STÉPHANE SCHMID<br />

Sonntagnachmittag in Stuttgart. In einer Kirche treffen<br />

sich Männer und Frauen verschiedenen Alters zum<br />

Hauskreis. Es werden Kirchenlieder und neueres Liedgut<br />

gesungen, es wird gebetet, einer Andacht wird zugehört,<br />

Gespräche werden geführt und zur Nachmittagszeit<br />

gebührend Kaffee und Kuchen verzehrt. Evangelikales<br />

Idyll in der modernen Schwabenmetropole – bisher nichts<br />

Ungewöhnliches.<br />

Doch die Christen, die hier über Konfessionsgrenzen<br />

hinweg gemeinsam Hauskreis feiern, stellen einige überkommene<br />

Weltbilder in Frage: Sie sind «fromm aber nicht<br />

hetero», wie sie es selbst bezeichnen, in anderen Worten:<br />

evangelikal/pietistisch geprägt und homosexuell.<br />

Eigentlich geht das nicht<br />

Man kann nicht fromm und schwul sein. Man kann sich<br />

nicht als Kind Gottes ausgeben und gleichzeitig gegen<br />

seine Gebote (vgl. Lev. 18, 22), und noch schlimmer<br />

gegen die Schöpfungsordnung verstoßen. Das war meine<br />

Überzeugung als junger Christ.<br />

In diesem Dilemma befand ich mich mit Anfang 20.<br />

Bisher behütet aufgewachsen in einem kleinen württembergischen<br />

Dörfchen im Schwarzwald, christliches,<br />

intaktes Elternhaus und fest im Pietismus durch Kinderstunde,<br />

Jungschar, «d’Schtond» etc. verankert. Homosexualität<br />

gab es in dieser Wirklichkeit nicht, wenn dann<br />

nur im Fernsehen à la Dirk Bach und Konsorten.<br />

In diese heile Welt brach dann aber die Erfahrung, dass<br />

ich mich von einem Freund in einer Weise angezogen<br />

empfand, wie ich es bisher noch nicht kannte. Später<br />

stellte sich dann die Erkenntnis ein, dass ich homosexuelle<br />

Empfindungen ihm gegenüber hegte.<br />

Überzeugt von der Unvereinbarkeit meines Glaubens<br />

und der Homosexualität, vertraute ich darauf, dass Gott<br />

«diesen Kelch» an mir vorübergehen lassen würde. Nur<br />

eine Phase, eine Prüfung des Glaubens. Ein paar Monate<br />

später, eine Veränderung konnte ich noch nicht wahrnehmen,<br />

versuchte ich es mit intensiven Gebeten, Gelübden,<br />

weihte meinen Hauskreisleiter ein und bat ihn um Gebetsunterstützung.<br />

Gott solle mir die Partnerin zeigen, die er<br />

für mich vorgesehen hat, dann wäre alles erledigt und in<br />

Ordnung. Ich lernte dann auch eine überaus attraktive<br />

Christin kennen; ich hoffte auf das Wunder. Es kam aber<br />

mein Damaskus. Noch bevor die Beziehung richtig beginnen<br />

konnte, musste ich an einem schönen gemeinsamen<br />

Abend feststellen, dass die homosexuellen Regungen in<br />

mir stärker waren als die Zuneigung zu dieser Frau.<br />

Danach versuchte ich noch zwei Jahre lang, Änderung<br />

– manche Mitchristen nennen es auch Heilung – zu erlangen.<br />

Jedoch ohne Erfolg. Am Ende dieser Phase stand ich<br />

vor der Wahl: Glaube oder Neigung. An Gott verzweifeln<br />

oder auf ein Leben in Partnerschaft verzichten. Jede Entscheidung<br />

käme einer grausamen seelischen Amputation<br />

gleich.<br />

2 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Eigentlich geht das doch<br />

Gut lutherisch ereignete sich die Wende in meiner Krise<br />

ausgehend von einer Vorlesung zum Römerbrief. Es ging<br />

um das neue Gesetz Christi vom Kreuz und was dieses<br />

gerade in der Auseinandersetzung mit dem alten Gesetz<br />

bedeutet. Jesu Antwort auf die Frage der Pharisäer kann<br />

diesen Gedanken konkreter werden lassen: «Der Sabbat ist<br />

um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch<br />

um des Sabbats willen.» (Mk 2, 27). Jesus zeigt hier auf,<br />

dass das oberste ethische Kriterium die Liebe sein soll<br />

und nicht die Buchstabentreue zum Gesetz.<br />

Dieser Erinnerungsruf an die Gnade Gottes half mir, mich<br />

selber als schwulen Christen zu akzeptieren. Ja, Gott hat<br />

mich so gemacht, wie ich bin, und er liebt mich so, wie<br />

ich bin. Nichts kann mich aus meiner Gotteskindschaft<br />

vertreiben, auch keine homosexuellen Gefühle. Ganz<br />

wichtig ist mir in dieser Zeit ein Vers aus dem ersten<br />

Schöpfungsbericht geworden, mit dem die Schöpfung<br />

nach ihrer Entstehung qualifiziert wird: «Und Gott sah<br />

alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr<br />

gut» (Gen. 1, 31). Dieses göttliche «sehr gut» lernte ich<br />

nun auch über meinem Leben zu formulieren. Wenn Gott<br />

die Vereinbarkeit von Glaube und Homosexualität in<br />

meinem Leben gut heißt, warum wage ich ihn dann<br />

zu kritisieren?!<br />

Was sagt die Bibel dazu?<br />

Doch wie geht man als guter Christ mit den einschlägigen<br />

Bibelstellen um, die den geschlechtlichen Akt zwischen<br />

zwei Männern oder Frauen verbieten oder als Verwirrung<br />

betrachten?<br />

Die Homosexualität, wie wir sie heute kennen, gab es<br />

weder zu Zeiten des Alten noch Neuen Testamentes.<br />

Der Bibel Antworten zu diesem Thema abzuringen, ist<br />

ähnlich schwierig, wie eindeutige biblische Positionen zu<br />

anderen Themen wie atomarer Energie, Patchworkfamilien<br />

oder dem islamisch-christlichen Dialog zu finden.<br />

Zur Zeit von Paulus war es hauptsächlich im griechischen<br />

Kulturraum verbreitet, dass ein verheirateter, gut situierter<br />

Mann einen Lustknaben haben konnte. Oft nahm der<br />

Stéphane Schmid (links) mit Partner


ältere Mann die<br />

Rolle des Mäzen<br />

oder Mentors ein.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

kann<br />

man auch verstehen,<br />

wenn Paulus<br />

im 1. Kapitel des<br />

Römerbriefs davon<br />

spricht, dass die<br />

Männer oder<br />

Frauen ihren<br />

«natürlichen mit<br />

dem widernatürlichen Verkehr vertauscht haben» (V. 26 f).<br />

Paulus sieht hier Männer vor sich, die ihre sexuelle Orientierung<br />

wechseln können. Dass man seine Orientierung<br />

aber nicht so einfach wechseln kann, musste nicht nur<br />

ich erfahren. Auch sieht Paulus diese Verwirrung in einer<br />

absichtlichen und wider besseren Wissens durchgeführten<br />

Ablehnung Gottes begründet. Die «Heiden» haben sich<br />

von Gott abgewendet und bekommen nun das, was sie<br />

verdienen. Paulus konnte sich nicht vorstellen, dass<br />

es auch Gläubige geben wird, die schon als Gläubige<br />

homosexuell empfinden.<br />

Orientierung in den Herausforderungen der heutigen Zeit<br />

sollte uns eher die «Mitte der Schrift» geben, nämlich das<br />

Doppelgebot der Liebe. Die Liebe zu den Menschen soll<br />

unser Handeln und Denken bestimmen und nicht die<br />

Ablehnung.<br />

Ich würde mich über eine Kirche freuen, die den Mut hat,<br />

ihre Position gegenüber Homosexuellen auch im kirchlichen<br />

Dienst zu überdenken, und so gegen die stille<br />

Abwanderung schwuler und lesbischer Gemeindeglieder<br />

vorgeht. Ich würde mich freuen, wenn der gemeinsame<br />

Glaube in unserer Kirche höher geachtet würde als die<br />

sexuelle Orientierung und somit auch homosexuelle<br />

Männer und Frauen bei ihrem Seelsorger und in ihren<br />

Gemeinden offene Türen anstatt Ablehnung oder Angst<br />

vorfinden könnten. Ich würde mich freuen, wenn nicht<br />

Hass und Abgrenzung die Diskussionen prägen würden,<br />

sondern die Einheit im Glauben durch gelebte Liebe<br />

bezeugt würde.<br />

Stéphane Schmid<br />

Sigmaringen<br />

Der eingangs erwähnte Hauskreis trifft sich einmal<br />

im Monat an einem Sonntagnachmittag in Stuttgart.<br />

Er gehört zur ökumenischen Initiative «Zwischenraum<br />

e.V.» und besteht seit 2004 im Großraum Stuttgart.<br />

Weitere Informationen und Kontakt zu Zwischenraum:<br />

www.zwischenraum.net<br />

Rund um die Schuld(en)<br />

Schuld<br />

schulden<br />

schuldig<br />

schuldlos<br />

unschuldig<br />

beschuldigen<br />

(sich) entschuldigen<br />

etwas verschulden<br />

schuldig sprechen<br />

Schuldgefühl<br />

Schuldspruch<br />

Bringschuld<br />

Schuld verdrängen, aufladen, übernehmen,<br />

bekennen, erlassen, sühnen<br />

Vergebung der Schuld<br />

Schulden<br />

Schuldner<br />

Schuldenfalle<br />

sich verschulden<br />

entschulden<br />

Schuldnerberatung<br />

Schuldenerlass<br />

Schuldenkrise<br />

Restschuld<br />

Staatsschulden<br />

schuldenfrei<br />

Schuldenberg<br />

Schuld und Sühne<br />

Entschuldigung!<br />

Ich bin unschuldig!<br />

Du bist schuld!<br />

Entschuldigen Sie mal!<br />

Schuld sind immer die anderen!<br />

Ich bitte um Entschuldigung.<br />

Ich steh in deiner Schuld.<br />

die Unschuld vom Lande<br />

… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir<br />

vergeben unsern Schuldigern …<br />

„Schultes“ oder „Schultheiß“ [bezeichnete einen in<br />

vielen westgermanischen Rechten auftretenden<br />

Beamten, „der Schuld heischt“, das heißt, der im<br />

Auftrag eines Herren (Landesherrn, Stadtherrn,<br />

Grundherrn) die Mitglieder einer Gemeinde zur<br />

Leistung ihrer Schuldigkeit anzuhalten hat, also<br />

Abgaben einzieht oder für die Einhaltung anderer<br />

Verpflichtungen Sorge zu tragen hat.*]<br />

Friederike Maier<br />

* Quelle: Wikipedia<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 1


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Schuld und Strafvollzug<br />

Gespräch mit Hans-Ulrich Agster, Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart<br />

2 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER<br />

Was hat Sie bewogen, Pfarrer in einer JVA zu<br />

werden? War das Ihre Traumstelle?<br />

Agster: Als Theologiestudent und Vikar habe<br />

ich nicht daran gedacht, in einem Gefängnis<br />

zu arbeiten. Auf den Gemeindestellen in<br />

Schwäbisch Hall und Langenau bei Ulm bin<br />

ich aber mit der Arbeit der Gefängnisseelsorge<br />

in Kontakt gekommen. Das Angebot des<br />

Oberkirchenrats hat mich gereizt, weil es eine<br />

Herausforderung für mich war, als Pfarrer in<br />

ganz anderen als den gewohnten Kirchenstrukturen<br />

zu arbeiten und mit Menschen<br />

zusammenzukommen, denen man sonst nur<br />

selten begegnet. Und ich habe das nicht bereut.<br />

Als Pfarrer sind Sie kirchlicher Mitarbeiter,<br />

gleichzeitig arbeiten Sie in einer staatlichen<br />

Einrichtung mit ihren eigenen Strukturen.<br />

Wie geht das?<br />

Agster: Die Mitarbeitenden in der Seelsorge<br />

unterstehen zwar der Dienstaufsicht der<br />

Anstaltsleitung, sie sind aber inhaltlich frei in<br />

dem, was sie machen. Die Arbeit erfolgt innerhalb<br />

des Sicherheitsrahmens, den die Anstalt<br />

festlegt. Der kirchliche Dienst in der JVA arbeitet<br />

ökumenisch und ist für alle Menschen da, die<br />

im Vollzug leben und/oder arbeiten. Im Blick auf<br />

die Gefangenen ist die Zuständigkeit der zwei<br />

evangelischen und zwei katholischen Seelsorgenden<br />

nach Abteilungen aufgeteilt.<br />

Man hört immer wieder, dass die meisten<br />

Häftlinge sich unschuldig fühlen. Stimmt das?<br />

Agster: Das kann man generell so nicht sagen.<br />

Es gibt viele, die sich durchaus bewusst sind,<br />

dass sie gegen Gesetze verstoßen und Schuld<br />

auf sich geladen haben. Probleme haben viele<br />

mit einem Urteil, das ihnen nicht angemessen<br />

erscheint und ihrer Persönlichkeit zu wenig<br />

gerecht wird. Viele lassen sich auch auf sogenannte<br />

Deals ein, d.h. ein Gerichtsverfahren<br />

wird verkürzt und eine mildere Strafe in<br />

Aussicht gestellt, wenn sie gestehen. Hinterher<br />

haben sie aber Schwierigkeiten mit solchen<br />

Geständnissen. Da die Gerichte unter erheblichem<br />

Zeitdruck arbeiten, bleibt gar nicht genug<br />

Zeit, um die persönlichen Hintergründe einer<br />

Tat zu klären. Schon von daher können die<br />

Gerichte nur sehr vorläufig für die irdische<br />

Gerechtigkeit sorgen.<br />

Dass im Zweifel für den Angeklagten entschieden<br />

werden soll, erleben viele so nicht. Trotz<br />

Vergütungsordnung werden die Rechtsanwaltsgebühren<br />

frei vereinbart, damit können sich<br />

einkommensschwache Menschen kaum einen<br />

Anwalt leisten, der sich engagiert für sie<br />

einsetzt. Die Überlastung von Gerichten und die<br />

komplexen und umfangreichen Ermittlungen<br />

führen dazu, dass die Untersuchungshaft oft bis<br />

weit über ein Jahr dauert, obwohl nur sechs<br />

Monate vom Gesetz her zulässig sind.<br />

Welche Möglichkeiten hat eine JVA, zur<br />

Resozialisierung beizutragen, d.h. zu einem<br />

Leben ohne erneute Straffälligkeit?<br />

Agster: Die Freiheitsstrafe ist nur sinnvoll,<br />

wenn es im Vollzug auch gute und ausreichende<br />

Arbeits-, Ausbildungs-, Fortbildungsund<br />

Therapieangebote gibt. Jeder Strafentlassene<br />

sollte eine echte zweite Chance bekommen.<br />

Das ist eine Aufgabe der Gesellschaft, zum<br />

Beispiel von möglichen Arbeitgebern und<br />

Vermietern. Der Übergang in ein „normales“<br />

Leben muss am Ende der Haftstrafe eingeleitet<br />

werden. Die Angehörigen und verschiedene<br />

Organisationen, die Straffälligen helfen, müssen<br />

einbezogen werden. Und selbstverständlich<br />

muss der straffällig Gewordene das selbst auch<br />

wirklich wollen. Für viele bleibt es schwer, ihr<br />

gewohntes soziales Umfeld zu verlassen und<br />

sie müssen meist bereit sein, z.B. mit weniger<br />

Geld zufrieden zu sein.<br />

Wie ist Ihr Kontakt zu den Inhaftierten?<br />

Agster: Es gibt viele Anfragen, um Alltagsfragen<br />

in der JVA zu klären. Besonders Menschen, die<br />

zum ersten Mal in Haft sind haben erhebliche<br />

Probleme die Situation zu akzeptieren. Es gibt<br />

(Lebens-)Beichten und viele tiefgehende<br />

Gespräche. Im Schutz des Seelsorgegeheimnisses<br />

öffnen sich Menschen und reden über ihre<br />

Lebensgeschichte, über ihre Ängste und Süchte,<br />

über ihre Enttäuschungen und Hoffnungen. Oft<br />

geht es um die Frage nach einem Sinn, um die<br />

Frage nach Gott, um die Möglichkeiten der Veränderung<br />

des Lebens. Es wird auch deutlich,<br />

dass viele keine wirkliche Chance zu einem<br />

„normalen“ Leben hatten und wahrscheinlich<br />

auch nicht haben werden.<br />

Pfarrer Hans-Ulrich Agster


Wie nimmt die Gesellschaft den Strafvollzug<br />

wahr?<br />

Agster: Bei wenigen gravierenden Straftaten gibt<br />

es eine öffentliche Diskussion, die fast nur Strafverschärfung<br />

im Blick hat und schnell wieder<br />

abebbt. Meist sind die Mitbürger froh, wenn<br />

Inhaftierte eingesperrt sind und man sie nicht zu<br />

sehen bekommt. Sichere Verwahrung scheint<br />

wichtiger als das Ziel der Resozialisierung. Auch<br />

in der Politik ist der Strafvollzug ein Randthema,<br />

politische Mehrheiten lassen sich kaum finden,<br />

wenn es um sinnvolle Verbesserungen im<br />

Strafvollzug geht.<br />

Welche Aufgabe hat das Personal in der JVA<br />

für den Strafvollzug?<br />

Agster: Für die Arbeit im Vollzug und für das<br />

Leben der Inhaftierten sind die Justizvollzugsbediensteten<br />

sehr wichtig. Wichtig wäre für sie,<br />

dass ihre Belastungen gesehen werden und sie,<br />

zum Beispiel in Supervisionsgruppen, die Möglichkeit<br />

zur Bearbeitung von Problemen hätten.<br />

Viele machen eine engagierte und gute Arbeit,<br />

es gibt aber auch Ermüdung und Resignation.<br />

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den<br />

sozialen Diensten in der JVA?<br />

Agster: Für den kirchlichen Dienst ist die<br />

Zusammenarbeit mit den anderen sozialen<br />

Diensten, den Sozialarbeitern und den Psychologen<br />

und den Lehrern sehr wichtig. Die unterschiedlichen<br />

Menschenbilder der einzelnen<br />

Berufsgruppen sind da manchmal hinderlich.<br />

Bei Absprachen ist es wichtig, mit den Inhaftierten<br />

vorher zu klären, welche Informationen ich<br />

als Pfarrer weiter geben darf.<br />

Welche Angebote macht die kirchliche<br />

Seelsorge?<br />

Agster: Am Sonntag finden zwei ökumenische<br />

Gottesdienste statt, an denen alle teilnehmen<br />

können, die das wollen, sofern nicht Sicherheitserwägungen<br />

dagegen stehen. 10 bis 15 % der<br />

Inhaftierten, d.h. 50 bis 80 Personen, besuchen<br />

regelmäßig die Gottesdienste. Neben den Gottesdiensten<br />

besteht der Schwerpunkt der Arbeit<br />

in Einzelgesprächen. Und wir können sogenannte<br />

(zusätzliche) Sonderbesuche ermöglichen,<br />

z.B. in sehr schwierigen Paar- und Familienbeziehungen,<br />

denn die Haft kann für die<br />

Angehörigen zu einer extremen Belastungssituation<br />

werden. Es gibt Gesprächsgruppen und<br />

einen Chor. Wichtig ist, Kontakte nach draußen<br />

herzustellen, in der kirchlichen Öffentlichkeit<br />

über die Arbeit im Vollzug zu informieren und<br />

Verständnis für Inhaftierte zu wecken. Die<br />

kirchliche Seelsorge hat auch ein offenes Ohr<br />

für die Bediensteten. Die Begleitung der<br />

Angehörigen müsste verstärkt werden.<br />

Wie begegnen Sie islamischen Inhaftierten?<br />

Agster: Über ein Viertel der Inhaftierten sind<br />

Muslime. Monatlich kommt ein Hodscha der<br />

DITIB, der türkischen staatlichen Religionsbehörde.<br />

Er erreicht die Muslime anderer Nationalität<br />

kaum. Es ist bisher nicht gelungen, z.B.<br />

ein Freitagsgebet für alle, besonders auch für die<br />

nicht-türkischen Gefangenen, zu organisieren.<br />

Seelsorge in unserem Sinn gibt es im Islam<br />

traditionell nicht. Hier gibt es aber seit kurzem<br />

Interesse von islamischen Geistlichen und da<br />

wird sich manches noch entwickeln.<br />

Wie beurteilen Sie die gesellschaftliche<br />

Perspektive für die Gefängnisseelsorge?<br />

Agster: Bisher werden je eine evangelische<br />

und katholische Pfarrstelle an allen großen<br />

Vollzugsanstalten des Landes vom Land Baden-<br />

Württemberg finanziert. Aufgrund der veränderten<br />

Situation im Blick auf Religions- bzw.<br />

Konfessionszugehörigkeit in Deutschland sind<br />

Veränderungen zu erwarten, die aber noch nicht<br />

klar erkennbar sind.<br />

Herr Agster, ich danke Ihnen für das offene<br />

Gespräch.<br />

Die Fragen stellte Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 3


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Die Kirche und das Geld<br />

Hätten Sie es gewusst?<br />

2 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Die können doch gar nicht richtig mit Geld umgehen – sagt der Banker.<br />

Die haben die Zeichen der Zeit verschlafen – sagt der Journalist.<br />

Die sind doch reich – sagt der Mann auf der Straße.<br />

Wir haben nicht genug, um allen Erwartungen zu entsprechen – sagt der Bischof.<br />

Ja, was denn nun?! Wer hat recht bei diesem Thema, zu dem jede und jeder was zu sagen weiß?<br />

Dazu im Folgenden einige Informationen:<br />

Kirchensteuer – 8 % von der Einkommensbzw.<br />

Lohnsteuer<br />

Die wichtigste Einnahmequelle der Kirchen ist<br />

die Kirchensteuer. Knapp acht Milliarden Euro<br />

Kirchensteuern zahlen die 52 Millionen Mitglieder<br />

der evangelischen und der katholischen<br />

Kirchen. 14 Milliarden Euro Tabaksteuer zahlen<br />

die 17 Millionen Raucher im Land. Was ist viel,<br />

was ist wenig?<br />

Staatsleistungen – nur zwei Prozent<br />

der Einnahmen<br />

Eine andere Einnahmequelle – die z. Zt. wieder<br />

einmal groß in die öffentliche Diskussion<br />

gekommen ist – sind die sogenannten „Staatsleistungen“<br />

an die großen Kirchen in Deutschland.<br />

Sie betragen insgesamt etwa 450 Millionen<br />

Euro pro Jahr, also deutlich weniger als die<br />

Kirchensteuereinnahmen. Die Staatsleistungen<br />

haben ihre Grundlage darin, dass immer<br />

wieder in der Vergangenheit kirchliche Güter<br />

und Besitzungen enteignet bzw. verstaatlicht<br />

wurden.<br />

In besonders großem Ausmaß geschah dies am<br />

Beginn des 19. Jahrhunderts, im sogenannten<br />

Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803.<br />

Damals übernahmen die Landesherren die<br />

Verpflichtung, die Besoldung und Versorgung<br />

der Pfarrer – sofern erforderlich – sicherzustellen.<br />

Es handelt sich also um eine Art von Pachtersatzleistungen<br />

und nicht um irgendwelche<br />

Zusatzzahlungen, sie sind durch Artikel 140 des<br />

Grundgesetzes verfassungsrechtlich verbürgt.<br />

Die Staatsleistungen machen übrigens nur<br />

etwa zwei Prozent der gesamten kirchlichen<br />

Einnahmen aus. Im Grundgesetz und bereits<br />

gleichlautend in der Weimarer Reichsverfassung<br />

wird gefordert, dass die Staatsleistungen an die<br />

Kirchen gegen eine angemessene Entschädigung<br />

aufgehoben werden. Deswegen gibt es die<br />

Staatsleistungen wohl noch immer, denn der<br />

Staat scheut eine erhebliche Einmalleistung und<br />

zahlt lieber Jahr für Jahr weiter.<br />

Alle öffentliche Polemik, die Kirchen sollten von<br />

sich aus ersatzlos auf die Staatsleistungen verzichten,<br />

entbehrt jeder Grundlage. Das wäre so,<br />

als wenn ein Mieter (in diesem Fall der Staat)<br />

einem Besitzer (in diesem Fall den Kirchen) lange<br />

Miete zahlt und auf einmal behauptet, das Haus<br />

gehöre ihm, ohne das Haus kaufen zu wollen.<br />

Die beiden großen Kirchen haben aber immer<br />

wieder gesagt, dass sie zu Gesprächen über<br />

eine Ablöse bereit sind. Bisher haben staatliche<br />

Stellen diesen „Ball“ aber nicht aufgenommen.<br />

Kostenerstattungen für<br />

öffentliche Aufgaben<br />

Achtung: Nicht zu den Staatsleistungen gehören<br />

Kostenerstattungen an die Kirchen für die<br />

Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben, zum<br />

Beispiel den Betrieb von Kindergärten, Altenheimen<br />

und Krankenhäusern. Solche Leistungen<br />

erhalten alle Wohlfahrtseinrichtungen, nicht nur<br />

die Kirchen.<br />

Was geschieht mit den<br />

kirchlichen Geldern?<br />

Wer bestimmt, was mit dem Geld der Kirche<br />

geschieht? Wer verwaltet es? Wer kontrolliert<br />

das? Gewählte Gremien wie die Landessynode,<br />

Bezirkssynoden und Kirchengemeinderäte sind<br />

dafür zuständig.<br />

Weitere Antworten gibt es unter<br />

www.kirchenfinanzen.de, einer Website,<br />

die das Kirchenamt der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland (EKD) eingerichtet hat.<br />

Quelle: Gemeindebrief.de, 3/<strong>2012</strong>


Giraffensprache im Kindergarten<br />

Den Schuldigen suchen – oder verstehen, was der andere wirklich braucht?<br />

ANGELIKA STAFFHORST<br />

„Lena hat meinen Turm umgestoßen. Immer macht sie<br />

alles kaputt!“, schreit Rosi und beginnt zu weinen.<br />

Alltag im Kindergarten. Marianne Witziok, Leiterin des<br />

Kindergartens in Aufhausen, erzählt aus der Praxis:<br />

„Wie überall gibt es auch bei uns Streit und Konfliktsituationen.<br />

Wir Erzieherinnen wollen dabei deeskalierend wirken,<br />

den Kindern Orientierung geben und ihnen die Konsequenzen<br />

ihres Verhaltens aufzeigen. Früher fragten wir oft<br />

nach den Schuldigen und glaubten, durch Sanktionen eine<br />

„Besserung“ erreichen zu können. Häufig mussten wir<br />

erleben, dass wir dadurch eher Widerstand provozierten.<br />

Dabei ging es uns doch darum, dass die Kinder freiwillig –<br />

sozusagen aus Einsicht – das tun, was wir für das Richtige,<br />

das für sie Beste hielten. War das eine Illusion?<br />

Seit wir Erzieherinnen gemeinsam mit den Kindern eine<br />

neue Sprache lernen, die sogenannte Giraffensprache,<br />

gelingt es uns immer mehr, eine wertschätzende<br />

Beziehung zu einander aufzubauen als Basis für ein<br />

respektvolles Miteinander.<br />

In der Szene am Anfang wäre z.B. eine herkömmliche<br />

Reaktion gewesen:<br />

„Lena, du sollst nicht immer die Sachen der anderen kaputtmachen.<br />

Jetzt gehst du weg aus der Spielecke und malst.“<br />

Dabei handelt es sich um eine moralische Beurteilung:<br />

Lena hat etwas falsch gemacht, sie ist schuld und muss<br />

bestraft werden.<br />

In Giraffensprache könnte es so lauten:<br />

Erzieherin: „Lena, du siehst, der Turm ist umgefallen und<br />

Rosi weint. Was sagst du dazu?<br />

Lena: „Ich wollte doch den Turm gar nicht kaputt<br />

machen. Ich wollte doch bloß mithelfen.“<br />

Erzieherin: „Du wolltest auch mitspielen? Hast du denn Rosi<br />

gefragt, ob sie den Turm mit dir zusammen bauen möchte?“<br />

Hier fehlt die Schuldzuweisung. Die Erzieherin versucht<br />

vielmehr, Lenas Bedürfnis hinter ihrem Tun zu erraten,<br />

und überlegt, wie es erfüllt werden könnte.“<br />

Die Sprache des Herzens<br />

Was verbirgt sich nun hinter der Giraffensprache und wie<br />

hängt dies mit dem Thema Schuld zusammen?<br />

Die Giraffensprache, auch einfühlsame oder gewaltfreie<br />

Kommunikation genannt, geht auf ihren „Erfinder“<br />

Marshall B. Rosenberg zurück (Psychologe und Religionswissenschaftler<br />

aus den USA, der sich als Mediator weltweit<br />

um ein friedliches Zusammenleben der Menschen<br />

bemüht). Für ihn ist sie eine Sprache, die dem Leben<br />

dient, die ein respektvolles, verständnisvolles Miteinander<br />

ermöglicht. Zur Veranschaulichung dieser „Sprache des<br />

Herzens“ bedient er sich einer Handpuppe, der Giraffe, als<br />

Symboltier, weil sie das Landtier mit dem größten Herzen<br />

ist. Sie steht für eine Herz-zu-Herz-Verbindung, bei der<br />

die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und die der anderen<br />

gleichermaßen ernst und wichtig genommen werden.<br />

Dabei geht er davon aus, dass alle Menschen die gleichen<br />

Bedürfnisse haben und dass allem, was sie denken, sagen<br />

und tun eine positive Absicht zugrunde liegt, nämlich<br />

sich diese Bedürfnisse zu erfüllen.<br />

Wenn jemand also etwas gesagt<br />

oder getan hat, was nicht übereinstimmt<br />

mit unseren Wertvorstellungen,<br />

ist es für Rosenberg nicht<br />

hilfreich, ihn moralisch zu beurteilen.<br />

Es hilft nicht, ihn als respektlos,<br />

aufmüpfig oder gar böse, eben<br />

als schuldig, abzustempeln und<br />

ihn dementsprechend als jemanden<br />

zu sehen, der Strafe verdient Marianne Witziok mit Handpuppe<br />

hat, damit er sich ändert. Stattdessen<br />

ermutigt uns Rosenberg, hinter Beleidigungen oder<br />

Vorwürfen die unerfüllten Bedürfnisse zu entdecken. So<br />

können wir unser Gegenüber verstehen und gemeinsam<br />

mit ihm nach Alternativen suchen.<br />

Das von Rosenberg entwickelte Modell der Gewaltfreien<br />

Kommunikation und die Lebenshaltung dahinter erleichtern<br />

eine wertschätzende Verbindung von Mensch zu Mensch –<br />

und sie sind erlernbar! Und Kinder lernen leichter als wir<br />

Erwachsenen. Sie müssen nicht so viel verlernen! Eine gute<br />

Motivation, schon im Kindergarten damit zu beginnen.<br />

Vielleicht hat das Beispiel aus dem Kindergarten gezeigt,<br />

dass wir in der Gewaltfreien Kommunikation nicht fragen:<br />

„Was hat der andere, was habe ich falsch gemacht?“ und<br />

dementsprechend nicht nach dem Schuldigen suchen.<br />

Wir lernen vielmehr zu erforschen, aus welchen „guten“<br />

Gründen wir bzw. die anderen etwas getan haben,<br />

welche Bedürfnisse durch die jeweilige Handlungsweise<br />

erfüllt werden sollten. Wenn wir uns und den anderen so,<br />

nämlich verständnisvoll und liebevoll, begegnen, schaffen<br />

wir einen sicheren, geschützten Raum, in dem es möglich<br />

ist, ohne Angst vor Strafe oder Scham offen zu dem zu<br />

stehen, was getan wurde, und dies auch zu bedauern.<br />

Dann sind wir eher bereit, neue hilfreichere Strategien<br />

auszuprobieren. (Wie z. B. in der Bibel Zachäus bei seiner<br />

Begegnung mit Jesus).<br />

Wenn wir versuchen, mit Empathie statt mit moralischen<br />

Urteilen sowohl unseren eigenen Begrenztheiten als auch<br />

den Unzulänglichkeiten der anderen zu begegnen, können<br />

wir daraus lernen und im weitesten Sinne zum Frieden<br />

mit uns selbst und mit den anderen beitragen.<br />

Angelika Staffhorst<br />

ist zertifizierte Trainerin<br />

in der Gewaltfreien<br />

Kommunikation und Mediatorin<br />

Literatur: Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation –<br />

Eine Sprache des Lebens, Junfermann Verlag 2010, 9. Auflage<br />

Frank und Gundi Gaschler, Ich will verstehen, was du wirklich brauchst<br />

– Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Das Projekt Giraffentraum,<br />

Kösel Verlag 2009, 3. Auflage<br />

Internet: www.gewaltfrei.de<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Schuld und Schulden<br />

Interview mit Dr. Peter Aubin, Vorstandssprecher der Volksbank Göppingen<br />

ANITA GRÖH UND DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER<br />

Herr Dr. Aubin, wir bedanken uns, dass Sie als Vorstandssprecher<br />

der Volksbank Göppingen für ein Gespräch zum<br />

Thema Schuld und Schulden zur Verfügung stehen.<br />

Dr. Aubin: Ich finde es interessant, dass Sie Schuld und<br />

Schulden in einem Zusammenhang nennen. Das begegnet<br />

mir nicht oft.<br />

Das Wort Kredit kommt ja vom lateinischen credere,<br />

es bedeutet vertrauen. Von daher ist der Zusammenhang<br />

schon gegeben.<br />

Wie sind Sie Vorstandssprecher der Volksbank Göppingen<br />

geworden?<br />

Dr. Aubin: Wir sind im Vorstand der Volksbank Göppingen<br />

zu zweit. Ich bin ausgebildeter Volljurist. Ich war<br />

18 Jahre bei der Deutschen Bank und hatte viele und auch<br />

im Ausland leitende Positionen inne, etwa in<br />

Argentinien. Nach der Rückkehr nach Deutschland reifte<br />

in mir die Einsicht: Vorstand wirst du bei denen nicht.<br />

Meine Bewerbung im Jahre 2000 bei der Volksbank<br />

Göppingen war erfolgreich. Inzwischen bin ich ein überzeugter<br />

Genosse.<br />

Wie unterscheiden sich im Geschäftsgebaren Volksbank<br />

Göppingen und Deutsche Bank?<br />

Dr. Aubin: Bei der Deutschen Bank wurde in den letzten<br />

20 Jahren das Investmentbanking immer wichtiger und<br />

die normale Geschäftsbank immer unwichtiger. Das war<br />

auch der sachliche Grund dafür, dass ich dort ausschied.<br />

Die Geschäftsbanken bedienen den shareholder value,<br />

d.h. den Gewinn der Eigentümer/Aktionäre. Die Volksbank<br />

Göppingen gehört ihren Kunden, die halten Geschäftsanteile.<br />

Der aus Geschäftsanteilen erzielbare Gewinn ist von<br />

vornherein begrenzt. Unser Geschäftsgewinn bleibt in<br />

der Bank. Wichtig ist uns ein guter Service zu guten<br />

Konditionen. Dafür betreiben wir 40 Zweigstellen. Unser<br />

Kerngeschäft sind günstige Giro- und Sparkonten sowie<br />

Baufinanzierungen.<br />

Ist die Volksbank denn nicht gewinnorientiert?<br />

Dr. Aubin: Auch die Volksbank Göppingen braucht<br />

Gewinne. Herr Ackermann wollte mal 25 % vor Steuern<br />

und korrigierte sich auf 18 %. Uns genügen 8 bis 9 % vor<br />

Steuern, damit genug Eigenkapital zum Wachsen da ist.<br />

Unsere Gewinne stammen aus der Anlage des Eigenkapitals,<br />

nicht aus dem Kundengeschäft. Das Kundengeschäft<br />

trägt sich.<br />

Wo und wie legt die Volksbank Göppingen ihr Geld an?<br />

Dr. Aubin: Die Volksbank Göppingen hat einen Überhang<br />

der Einlagen über die Kredite von 600 Millionen Euro<br />

und etwa 200 Millionen Euro Eigenkapital. Diese ca.<br />

800 Millionen legt sie an den Kapitalmärkten an. Sie setzt<br />

auf sichere Anlagen, d.h. Pfandbriefe, Bundes- und Landesanleihen,<br />

internationale ungedeckte Bankanleihen mit<br />

gutem Rating. Sie gab kein Geld in die Staaten an der<br />

Peripherie der EU.<br />

2 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Wie erging es der Volksbank Göppingen in der<br />

Finanzkrise?<br />

Dr. Aubin: Wir kamen glänzend durch die Finanzkrise und<br />

erzielten in den letzten vier Jahren sogar 5,4 Millionen<br />

Euro Gewinne. Und das bei einer im Landkreis durchwachsenen<br />

und in <strong>Geislingen</strong> katastrophalen wirtschaftlichen<br />

Situation und einer einseitigen Ausrichtung im<br />

Landkreis auf Metall- und Autozulieferbetriebe.<br />

Hat sich die Volksbank Göppingen nicht an<br />

Finanzspekulationen beteiligt?<br />

Dr. Aubin: Auch wir verdienen Geld mit Kreditausfallversicherungen.<br />

Sie sind nichts anderes als Ausfallbürgschaften.<br />

Alle Finanzgeschäfte, nicht nur hochriskante, sind<br />

insofern Spekulation, als mindestens eine der beiden<br />

Parteien eine Risikoposition eingeht und damit Geld<br />

verdienen will. Bei jedem Geschäft wird sozusagen eine<br />

Wette abgeschlossen. Der Kreditgeber vertraut darauf,<br />

dass er sein Geld plus Zinsen zurückbekommt. Dafür gibt<br />

es keine Garantie.<br />

Wenn Spekulation immer eine Rolle spielt,<br />

ist sie dann auch immer gut?<br />

Dr. Aubin: Das Problem ist, dass die „Wette“ inzwischen<br />

zum Selbstzweck geworden ist und sich von der Realwirtschaft<br />

abgekoppelt hat. Inzwischen gab es zum<br />

Beispiel in der Spitze ca. 6 Billionen US Dollar Kreditausfallbürgschaften.<br />

Das ist ein unvorstellbarer Betrag.<br />

Es gibt auch ethisch problematische Spekulationen auf<br />

Preisanstiege bei Agrarrohstoffen und damit letztlich bei<br />

Lebensmitteln und Biosprit. Die spekulative Nachfrage der<br />

Investoren nach Agrarrohstoffen erhöht in vielen Ländern<br />

den Preis dermaßen, dass Lebensmittel für arme Leute oft<br />

unerschwinglich werden. Da ist eine Grenze erreicht.<br />

Wenn Finanzgeschäfte der Realwirtschaft dienen, sind sie<br />

grundsätzlich in Ordnung.<br />

Welche Motive führten zu dieser problematischen<br />

Zuspitzung der Finanzgeschäfte?<br />

Dr. Aubin: Die Gier sowohl bei den Banken als auch bei<br />

den Kunden war sicher ein wichtiges Motiv. Denken Sie<br />

Dr. Peter Aubin


an die Anlagen deutscher Bankkunden bei isländischen<br />

Banken, die später in Insolvenz gingen. Da wollten die<br />

Kunden einige Prozentpunkte mehr an Zins erreichen.<br />

Wie beurteilen Sie die Finanzentwicklung der letzten Zeit?<br />

Dr. Aubin: Die Staatsschulden- und Bankenkrise in Europa<br />

erschütterte das Vertrauen der Investoren in die Staaten<br />

und Banken und das Vertrauen unter den Banken. Keiner<br />

weiß, wie viele „Schrottanleihen“ jeweils eine Bank hat.<br />

Die Banken und die Peripheriestaaten bekamen an den<br />

Kapitalmärkten kein Geld mehr, um ihre fälligen Anleihen<br />

zu bedienen.<br />

Was läuft denn mit der hohen Staatsverschuldung falsch?<br />

Dr. Aubin: Das Problem liegt in einer großen Schwäche<br />

der Demokratie: es gibt keine Mechanismen, Politiker zu<br />

sparsamen <strong>Ausgabe</strong>n zu zwingen. Weil Politiker gewählt<br />

werden wollen, verschaffen sie ihren vermeintlichen<br />

Wählern Vorteile. Als die SPD und die Grünen nach der<br />

Wiedervereinigung sagten, dass diese nicht aus der Portokasse<br />

zu bezahlen ist, wurden sie nicht gewählt. Wir<br />

leben alle über unsere Verhältnisse, erst recht die Länder<br />

im Süden Europas. Ehrlicherweise sollte man wie Churchill<br />

„Blut, Schweiß und Tränen“ versprechen. Die Dritte Welt,<br />

unsere Kinder und die Umwelt werden unsere Fehler<br />

bezahlen müssen, weil wir nicht unseren Lebensstandard<br />

reduzieren wollen.<br />

Ist die Finanzfrage stärker als die Demokratie?<br />

Dr. Aubin: Wenn kein Geld da ist, ändern auch demokratische<br />

Mehrheitsbeschlüsse das nicht. Die Demokratie<br />

funktioniert immer gut in Zeiten des Wachstums, wenn<br />

es etwas zu verteilen gibt. Wirtschaftskrisen sind für die<br />

Demokratie gefährlich, weil die extremen Parteien Zulauf<br />

bekommen. Trotzdem müssen würdige Verhältnisse für<br />

die Mehrheit der Bevölkerung immer das Ziel einer<br />

Demokratie bleiben. Denn die Beurteilung, was arm ist,<br />

ist abhängig davon, wie es einer Gesellschaft geht.<br />

Gibt es Möglichkeiten, Finanzgeschäfte zu regulieren?<br />

Dr. Aubin: Ja, und diese Möglichkeiten werden jetzt auch<br />

genutzt. Die Regierungen zwingen die Banken über<br />

strengere Aufsichtsregeln, ihre Risikopositionen mit mehr<br />

Eigenkapital zu unterlegen. Das wird den Umfang der<br />

Finanzgeschäfte ohne Bezug zur Realwirtschaft wieder<br />

eindämmen, ohne das Allheilmittel zu sein. Positiv sind<br />

deshalb auch die Bestrebungen zur Einführung einer<br />

Finanztransaktionssteuer – sie wird die Aktivitäten an den<br />

Finanzmärkten auch bremsen. Eine Möglichkeit wäre z. B.<br />

eine Börsenumsatzsteuer. Sie wurde im Zuge der Deregulierungen<br />

in den 80-er Jahren in Deutschland abgeschafft.<br />

Wie ergeht es Privatkunden, die ihre Kredite nicht<br />

zurückzahlen können?<br />

Dr. Aubin: Personen und Firmen erhalten Kredite, wenn<br />

die Rückzahlung ausreichend gesichert erscheint. Bei<br />

Problemen mit der Rückzahlung können die Tilgung ausgesetzt<br />

oder die Kredite gestundet werden, es gibt aber<br />

keine weiteren Kredite. Kredite werden auch abgeschrieben,<br />

wenn Kunden sie dauerhaft nicht mehr bezahlen<br />

können.<br />

Wie ist Ihr Verhältnis zur Kirche?<br />

Dr. Aubin: Ich bin zahlender evangelischer Christ, aber<br />

nicht aktiv in der Gemeinde.<br />

Was sollte die evangelische Kirche in der Gesellschaft<br />

machen?<br />

Dr. Aubin: Was die evangelische Kirche macht, ist gut<br />

und in Ordnung. Sie liegt nicht im gesellschaftlichen<br />

Mainstream. Sie kann auch in einer Minderheitenposition<br />

positiv wirken. Sie leidet auch unter den Fehlern, die die<br />

katholische Kirche macht, z.B. der Zölibat oder das<br />

Frauenbild. In unserer Gesellschaft sind leider viele Werte<br />

und Vorbilder verloren gegangen.<br />

Wie beurteilen Sie kirchliche Stellungnahmen zu<br />

Wirtschaftsfragen?<br />

Dr. Aubin: Die Kirche hat das Recht und die Pflicht, zu<br />

Fragen der Wirtschaft Stellung zu nehmen. Sie sollte<br />

dabei aber stärker Fachwissen einbeziehen. Oft bestehen<br />

gegenüber Banken auch Vorurteile. Bis heute konnte man<br />

sich nicht zu einer positiven Bewertung des Zinses durchringen.<br />

Es gibt auch ethisch orientierte Banken. Die Volksbanken<br />

sind dafür das beste Beispiel. Der Genossenschaftsgedanke<br />

zielt auf Hilfe zur Selbsthilfe, um sich<br />

selbst zu organisieren und nachhaltiges Wachstum im<br />

Interesse ihrer Kunden zu schaffen. Sie zeigen, dass es<br />

nicht nötig ist, immer nach dem Staat zu rufen.<br />

Herr Dr. Aubin, haben Sie noch ein Schlusswort?<br />

Dr. Aubin: Ich bedanke mich für das offene Gespräch<br />

und möchte nochmals betonen: Banker sind auch ganz<br />

normale Menschen.<br />

Die Fragen stellten Anita Gröh<br />

und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer.<br />

Stellungnahme der Evangelischen Kirchen Deutschlands (EKD):<br />

Denkschrift Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage in der<br />

evangelischen Kirche, EKD-Text 1<strong>13</strong>, 2011<br />

Diese und weitere Stellungnahmen der EKD sind im Internet zu finden:<br />

http://www.ekd.de/EKD-Texte/<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 7


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Pfarrplan 2018<br />

Regionalisierung ist angesagt<br />

GERLINDE HÜHN<br />

Alle sechs Jahre wird in der evangelischen Landeskirche<br />

die Zahl der Pfarrstellen überprüft. Sie muss an die zurückgehenden<br />

Gemeindegliederzahlen und an die damit<br />

zurückgehenden finanziellen Ressourcen angepasst<br />

werden. Dieser Vorgang bringt verständlicherweise immer<br />

wieder Unruhe in die betroffenen Gemeinden hinein,<br />

zumal oftmals dieselben Gemeinden erneut betroffen sind.<br />

Das liegt daran, dass es im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> viele<br />

kleine Gemeinden gibt und einige wenige große,<br />

die überdurchschnittlich viele Gemeindeglieder haben und<br />

deshalb (vorerst!) vom Pfarrplan nicht betroffen sind.<br />

Einige Zahlen<br />

Der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> ist von 32.515 (1994) auf<br />

28.083 (2011) Gemeindeglieder geschrumpft, das sind<br />

4.432 Menschen weniger. Die Gesamtkirchengemeinde<br />

<strong>Geislingen</strong> hat im genannten Zeitraum 2.497 Gemeindeglieder<br />

verloren! Das liegt nicht an den Austrittszahlen,<br />

wie fälschlicherweise immer vermutet wird, sondern<br />

am demographischen Wandel: Die Zahl der Taufen ist<br />

geringer als die Zahl der Beerdigungen.<br />

In dieser Runde, die „Pfarrplan 2018“ heißt, weil die<br />

Kürzungen bis spätestens 2018 umgesetzt sein müssen,<br />

hat der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> 1,5 Pfarrstellen zu<br />

streichen.<br />

Wie geht man vor?<br />

Die Bezirkssynode hat einen Pfarrplan-Ausschuss eingesetzt,<br />

in dem alle vier Distrikte (Alb, <strong>Geislingen</strong>, Obere<br />

Fils, Unteres Filstal) paritätisch vertreten sind. Die Vorschläge<br />

des Ausschusses werden allen Gemeinden mitgeteilt,<br />

und sie können dazu gut begründete Gegenvorschläge<br />

machen; so ergeben sich mehrere Rückmeldeschleifen.<br />

Die Herbstsynode <strong>2012</strong> wird dann den<br />

endgültigen Vorschlag des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong><br />

beschließen, den die Landessynode ihrerseits übernimmt<br />

oder weiter entwickelt.<br />

Wer ist betroffen?<br />

Der im Augenblick gültige Vorschlag lautet: 50 % in<br />

<strong>Geislingen</strong>-Altenstadt, 50 % in <strong>Geislingen</strong> Pauluskirche<br />

und 50 % zwischen Süßen und Donzdorf zu kürzen.<br />

Die Gemeinden versuchten, in extern moderierten Beratungsrunden,<br />

sich mit diesen Vorschlägen auseinander zu<br />

setzen. Die externe Moderation wird vom Innovationsfonds<br />

des Bezirks bezahlt.<br />

Was sind die Ziele?<br />

Es hat sich in den letzten sechs Jahren gezeigt, dass im<br />

Geislinger Bezirk zu viele Teilzeit-Pfarrstellen eingerichtet<br />

worden sind: 50 %- und 75 %-Stellen. Diese Art von<br />

Stellen war fast nicht auf normalem Wege zu besetzen.<br />

2 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Der Pfarrplan-Ausschuss im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

In einer Großstadt oder einer dicht besiedelten Region ist<br />

das anders als auf dem Lande. Ein wichtiges Ziel der<br />

neuen Pfarrplan-Runde ist also, die Zahl der Teilzeitstellen<br />

zu verringern und die Besetzbarkeit einer Pfarrstelle zu<br />

erhöhen. Was hülfe es einer Gemeinde, wenn sie eine<br />

50 % Pfarrstelle gewönne, aber sich niemand darauf<br />

bewürbe?<br />

Was sind die Konsequenzen?<br />

Landesbischof Frank O. July hat auf der Sommersynode<br />

2010 gesagt: „Jede Gemeinde wird auch künftig einen für<br />

sie zuständigen Pfarrer oder eine Pfarrerin haben – nur hat<br />

nicht jede Gemeinde einen Pfarrer für sich allein“. Es ist<br />

deutlich, dass damit nicht jede selbständige Gemeinde<br />

eine eigene 100 % Pfarrstelle haben wird. Übergemeindliche<br />

Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde!<br />

Dazu gibt es mehrere Formen: Fusion, Gesamtkirchengemeinde,<br />

Gemeindeverbund mit vertraglicher Regelung, ein<br />

Gemeindeteil in A „wird mitversorgt von“ Pfarrstelle B.<br />

Die Gemeinden gewöhnen sich z. T. nur schwer daran,<br />

über die Gemeindegrenzen hinauszudenken. Leicht fühlt<br />

man sich über den Tisch gezogen oder benachteiligt,<br />

statt auf das zu achten, was es an Vorteil und auch<br />

an Bereicherung bedeuten könnte, mit den Anderen<br />

zusammen zu sein. Wenn wir doch öfters den Anderen,<br />

(den so anders Anderen) als Geschenk betrachten<br />

könnten!<br />

Wir müssen lernen, in Regionen zu denken<br />

Die Prozesse, die man in Ostdeutschland in viel einschneidenderem<br />

Maße durchläuft, können eine Hilfe sein.<br />

In der Region „Nördliches Zeitz“ z. B. versorgen zwei Pfarrstellen<br />

20 Kleinstgemeinden. Und sie bekommen das hin!<br />

Erstaunlicherweise! Und sie versinken darüber nicht in<br />

Depressionen, sondern denken sich kreative Lösungen aus.<br />

Gut, dass wir noch nicht soweit sind und hoffen wir, dass<br />

es soweit bei uns nicht kommen möge, aber wir könnten<br />

ein Stück von diesen frohgemuten Wagnissen abschauen.<br />

Vergessen wir nicht: Unser Herr hat gesagt:<br />

Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28)<br />

Dekanin Gerlinde Hühn


40. Ökumenische Ostereieraktion im<br />

Bezirk <strong>Geislingen</strong><br />

HELMUT POLOCZEK<br />

Seit 1973 wird die „Aktion Osterei“ in ununterbrochener<br />

Reihenfolge von der evangelischen und katholischen<br />

Jugend gemeinsam durchgeführt. 2011 schloss sich das<br />

Evangelische Jugendwerk Göppingen dieser jährlichen<br />

Aktion an, sodass es nun eine kreisweite Aktion geworden<br />

ist. Ziel und Zweck dieser Aktion war und ist es, auf<br />

die Nöte der Kinder und Jugendlichen in der sogenannten<br />

„Dritten Welt“ aufmerksam zu machen und finanzielle<br />

Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Dazu dienen Opfergelder<br />

und Spenden aus Verkaufsaktionen.<br />

Wie es begann<br />

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden<br />

die Nöte der Menschen in den unterentwickelten Ländern<br />

der Erde bekannt. Kriege und Naturkatastrophen erschütterten<br />

und vernichteten die Lebensgrundlage der betroffenen<br />

Menschen, besonders auch der Kinder und Jugendlichen.<br />

Aufrufe zur Hilfe verhallten nicht und Aktionen<br />

verschiedener Art wurden ins Leben gerufen, an denen<br />

die großen Kirchen starken Anteil hatten.<br />

Die Jugendlichen, besonders auch die kirchlich organisierten,<br />

entwickelten zahlreiche Aktivitäten für die „Dritte Welt“,<br />

Informationsveranstaltungen, Schulungen und konkrete<br />

Hilfsaktionen. Eine breite Bereitschaft der Zusammenarbeit<br />

zeigte sich auch in unserem Bezirk bei evangelischen wie<br />

katholischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.<br />

Gemeinsame Veranstaltungen wie die Jungschartage auf der<br />

Oberböhringer Heide, Jugendgottesdienste, Schulungen und<br />

Jugendtage sowie Aktionen zugunsten der Kinder in der<br />

„Dritten Welt“ wurden durchgeführt.<br />

Hungerball, Manjana und Osterei<br />

Als 1963 der Biafrakrieg in Afrika tobte und sich eine<br />

Hungerkatastrophe für die Bevölkerung anbahnte, wurde<br />

deutschlandweit zur Hilfe aufgerufen, um die Katastrophe<br />

zu lindern. Die evangelischen und katholischen Jugendlichen<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> engagierten sich für die Notleidenden.<br />

Es wurden Kugelschreiber verkauft, Tanzveranstaltungen<br />

mit Kabarett als sogenannter „Hungerball“ in der Jahnhalle<br />

durchgeführt.<br />

Schließlich gingen die Jugendlichen in einem Schweigemarsch<br />

mit Fackelzug durch die Stadt und hielten am<br />

Laufenplatz eine Schlusskundgebung ab. Selbst Oberbürgermeister<br />

von Au richtete einen Aufruf an die Bevölkerung<br />

zur Unterstützung der Jugendaktion.<br />

1970 fand im Kreis Göppingen ein Friedensmarsch statt,<br />

der von <strong>Geislingen</strong> entlang der B 10 nach Göppingen<br />

führte. Neben der kirchlichen Jugend beteiligten sich viele<br />

andere Organisationen, wie Junge Union und Jungsozialisten<br />

an der siebenstündigen Aktion. Es folgten noch mehrere<br />

Kleidersammlungen unter dem Titel „Manjana“, die<br />

besonders von den Kirchen getragen wurden und auch in<br />

unserem Dekanat mit Unterstützung von Jugendlichen<br />

durchgeführt wurden.<br />

Aus diesen Aktionen entwickelte sich 1973 die „Aktion<br />

Osterei“. Zunächst wurden in den Dörfern bei Hühner-<br />

haltern Eier eingesammelt, die in den Jugendgruppen<br />

gekocht, gefärbt und andernorts meist vor der Kirchentür<br />

verkauft wurden. Als später die Zahl der Hühnerhalter<br />

zurückging und die Aktion sich auf viele Gemeinden ausgeweitet<br />

hatte, wurden die Eier gekauft (zeitweise über<br />

5000 Stück) und nach Bestellung ausgeliefert. Beim<br />

Basteln von Osterkörbchen wurden Informationen über<br />

die Spendenempfänger in der „Dritten Welt“ weitergegeben<br />

und es gab auch noch einzelne Informationsabende<br />

dazu.<br />

Heute werden zwar immer noch gefärbte Eier und Gebasteltes<br />

verkauft, aber ein großer Teil der Spenden kommt<br />

durch den Verkauf von Blumen zusammen, die günstig<br />

über die Gärtnerei Pressmar/Eisele und heute über deren<br />

Nachfolger „blumenduft“ bezogen werden. Auch die GZ-<br />

Aktion hat unsere Spendenprojekte schon unterstützt.<br />

Global und lokal engagiert<br />

Wichtig war immer ein persönlicher Bezug zu den<br />

Spendenempfängern – etwa zu Vikar Weber, Mattias<br />

Stahl, Simon Wittlinger, Freundeskreis Uganda und<br />

anderen.<br />

Seit einigen Jahren sind auch lokale Spendenempfänger<br />

dazu gekommen, die sich der Armut der Kinder in<br />

unserem Landkreis annehmen (Kinderschutzbund,<br />

Aktion Rückenwind).<br />

In den vergangenen 39 Jahren sind rund 220.000 DM und<br />

30.500 € gespendet worden – beachtlich! Wir sind<br />

gespannt auf das Ergebnis von <strong>2012</strong>, in dem die Gelder<br />

wieder an die Aktion Rückenwind und an ein Jugendprojekt<br />

des YMCA in Nigeria fließen werden. CVJM<br />

Göppingen, BDKJ Göppingen/<strong>Geislingen</strong> und die Evangelischen<br />

Jugendwerke von Göppingen und <strong>Geislingen</strong> haben<br />

zum 40. Jubiläum der Aktion gemeinsam einen Jugendkreuzweg<br />

in Göppingen gestaltet.<br />

Ich hoffe und wünsche, dass diese Aktion noch weitere<br />

Jahrzehnte Bestand hat und dass die Zusammenarbeit der<br />

katholischen und evangelischen Jugend weiter wächst.<br />

Helmut Poloczek wohnt in Wiesensteig,<br />

ist dort in der katholischen<br />

Gemeinde aktiv und schreibt an<br />

der Chronik der Stadt Wiesensteig.<br />

Er war viele Jahre lang Leiter der<br />

Grundschule in Unterböhringen.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 9


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Religionsunterricht in der Diaspora –<br />

eine Donzdorfer Perspektive<br />

VIOLA SCHENK<br />

3 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Evangelischer Religionsunterricht in<br />

der Schule – eine Selbstverständlichkeit?<br />

Nein, keinesfalls – auch wenn selbst die allgemeine<br />

Schulpflicht ein „Kind“ der Reformation<br />

bzw. der davon angestoßenen Fragen ist:<br />

Gerade uns Evangelischen ist deswegen der<br />

Religionsunterricht (wie überhaupt Bildung) sehr<br />

wichtig. Hier in Württemberg können wir uns<br />

Schule ohne RU kaum vorstellen. Dabei war im<br />

„Kernland“ der Reformation, im östlichen Mitteldeutschland,<br />

40 Jahre lang kein schulischer RU<br />

möglich! Als die DDR dann Geschichte war, war<br />

man sich keinesfalls schnell einig, ob und wie in<br />

der Schule RU vorkommen sollte. Bei unseren<br />

Nachbarn in der Schweiz findet der RU je nach<br />

Kanton als Schulfach, als freiwilliges Angebot<br />

in der Schule oder als Projektunterricht außerschulisch<br />

statt. Und die italienischen Evangelischen<br />

sind sogar stolz darauf, dass in ihren<br />

kirchlichen Schulen kein RU erteilt wird und<br />

möchten generell, dass religiöse Inhalte auch in<br />

den öffentlichen Schulen außen vor bleiben:<br />

Ihr Wunsch wäre ein streng laizistisches Schulsystem<br />

wie beispielsweise in Frankreich. RU in<br />

der Schule muss also nicht zwangsläufig sein,<br />

und wie damit umgegangen wird, ergibt sich<br />

aus der politischen, kulturellen und religiösen<br />

Situation und Geschichte eines Landes.<br />

Wie Religionsunterricht …<br />

… bei uns aussieht? In Baden-Württemberg<br />

liegen ja evangelische und katholische Gebiete<br />

nebeneinander; hier im Dekanat <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

bildete die Fils jahrhundertelang nicht nur eine<br />

politische, sondern auch eine Konfessionsgrenze.<br />

Noch vor 50 Jahren war eine Heirat<br />

„über den Jordan“ fast ein Ding der Unmöglichkeit:<br />

die „Wiaschdgleibige“ (Evangelische)<br />

akzeptierte man gerademal als Schloßgespenst<br />

(ja, der Winzinger Holzbrockeler ist Lutheraner,<br />

und Huidädää damit ein eigentlich evangelischer<br />

Fasnetsruf!), und die Großsüßener waren auch<br />

nicht gerade zimperlich mit Söhnen oder Töchtern,<br />

die um der Liebe willen der reinen Lehre<br />

samt Gustav-Adolf-Verein in den Rücken fielen.<br />

Das hat sich in den vergangenen 60 Jahren Gott<br />

sei Dank deutlich zum Guten verändert – aber<br />

noch immer ist die Mehrheit der Christen im<br />

Filstal evangelisch, während hinter dem bereits<br />

katholisch geprägten Kleinsüßen katholisches<br />

Gebiet beginnt. Wir Donzdorfer Evangelischen<br />

(und dazu zählen neben den Gemeindegliedern<br />

in den Donzdorfer Ortsteilen auch die, die in<br />

Lauterstein, also Weißenstein oder Nenningen,<br />

wohnen) sind eine Minderheit, und unsere<br />

Kirchengemeinde muss als Diasporagemeinde<br />

ein sehr großes Gebiet abdecken – nur relativ<br />

wenige Kinder und Jugendliche könnten<br />

Gemeindeangebote in Donzdorf nutzen, ohne<br />

gebracht und abgeholt zu werden. Das schränkt<br />

auch die Möglichkeiten Jugendlicher zur Mitarbeit<br />

ein. Momentan ist das verlässlichste und<br />

regelmäßigste evangelische Angebot, der Ort, an<br />

dem alle evangelischen Kinder und Jugendlichen<br />

erreicht werden, neben dem Konfi-Unterricht<br />

der RU: In den größeren Schulen in Religionsklassen<br />

entsprechend der Klassenstufe, in den<br />

kleineren Grundschulen in altersgemischten<br />

Gruppen. Gerade in Winzingen und Reichenbach<br />

u. R. ist das die einzige ständige evangelische<br />

Präsenz im Ort! Um noch Zahlen zu<br />

nennen: In Reichenbach werden 11 Kinder<br />

(Klasse 1, 2, 3+4) unterrichtet, in Winzingen<br />

<strong>13</strong> (Klasse 1, 2+4). In Donzdorf sind es in der<br />

Grundschule eine kleine Gruppe, größere<br />

Gruppen in Klasse 2+4 und eine sehr kleine<br />

Gruppe in Klasse 3.<br />

Warum es wichtig ist …<br />

… dass es bei uns evangelischen RU gibt? Für<br />

eine gute Ökumene sind verschiedene Faktoren<br />

nötig und dazu leistet der RU einen großen Beitrag:<br />

Kinder erfahren etwas darüber, in welche<br />

Tradition hinein sie als Christen, und speziell<br />

evangelische Christen, getauft wurden (oder<br />

werden). Gegenüber der katholischen Mehrheit<br />

kann eine Identität wachsen, die sich nicht nur<br />

negativ als „Nicht-Katholisch“ definiert, sondern<br />

sich positiv als „Evangelisch“ erfährt. Idealerweise<br />

wächst mit dieser Identität auch eine<br />

Sprachfähigkeit, das Eigene – auch in seiner<br />

persönlichen Ausprägung! – zu beschreiben, so<br />

dass Kommunikation untereinander und zu<br />

anders Glaubenden möglich wird. Wer sich<br />

nämlich über seine eigene religiöse Identität<br />

Gedanken machen und sich verständigen kann,<br />

der hat damit auch das Handwerkszeug, ande-


en verstehend zu zuhören. Wer ein gesundes<br />

Selbstbewusstsein hat, kann auch andere stehen<br />

lassen. Neben diesen „inneren Raum“ schafft<br />

der RU an der Schule auch den „äußeren“ Raum<br />

für dieses Gespräch, weil die Verschiedenheit<br />

(und zum Teil überhaupt die Existenz!) der<br />

anderen sichtbar wird. Also: Katholische Kinder<br />

realisieren, dass es auch Evangelische gibt –<br />

weil es den RU gibt. Und evangelische Kinder<br />

merken, ich bin evangelisch, das ist auch etwas!<br />

Beide Seiten lernen Toleranz – dass nämlich<br />

nicht immer alles gleich sein muss, und man<br />

trotzdem miteinander unterwegs sein kann,<br />

weil das wesentliche uns verbindet.<br />

Schwierig ist …<br />

… dass die Lehrersituation so angespannt ist.<br />

In den letzten Jahren waren sehr viele Wechsel<br />

vor allem im Grundschulbereich. Besonders in<br />

den altersgemischten Gruppen, in denen nicht<br />

nach „Normalcurriculum“ unterrichtet werden<br />

kann, ist das ungünstig. Eine Kollegin und ich<br />

sind an den Donzdorfer Grundschulen die<br />

einzigen evangelischen Religionslehrkräfte, und<br />

so ist bei Krankheit kaum eine Vertretung, nur<br />

Betreuung möglich. Leider wurde letztes Jahr<br />

auch noch die Stelle der kirchlichen Lehrkraft<br />

gestrichen, was die Hauptschule sehr in Not<br />

brachte. Unserer eigenen Landeskirche ist der<br />

RU in der Diaspora so wenig wert, aber wir<br />

Lehrkräfte sollen vor Ort dafür einstehen, dass<br />

unsere kleine Religionsgruppe so wichtig ist<br />

wie der Schulchor, ja, wie der zahlenmäßig<br />

dreimal so große katholische RU. Das finde<br />

ich schwierig.<br />

Ich wünsche mir für unseren<br />

Evangelischen Religionsunterricht …<br />

… dass trotzdem weitergehen kann, was<br />

gewachsen ist. Wir haben Kinder und Jugendliche,<br />

die gern in den RU gehen. Wir haben ein<br />

gutes, ja, ein sehr gutes Verhältnis mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen und den Schulleitungen.<br />

Die Schulen stehen Schulgottesdiensten<br />

sehr offen gegenüber, und ökumenische Gottesdienste<br />

sind die Regel und werden gemeinsam<br />

geplant und gestaltet. Unser Donzdorfer Kirchengemeinderat<br />

ist an der RU-Situation interessiert,<br />

was vor allem mir als Pfarrerin gut tut,<br />

weil ich sehe, dass diese Arbeit gewürdigt wird.<br />

Ich würde mir persönlich noch mehr Bezug des<br />

RU zur Gemeinde wünschen. Und ich würde<br />

mir wünschen, dass nicht nur unsere Gemeinde<br />

und unser außerordentlich engagierter Schuldekan,<br />

sondern auch die Kirchenleitung die<br />

Bedeutung des RU, gerade in der Diasporasituation,<br />

erkennt und praktisch würdigt.<br />

Viola Schenk,<br />

Pfarrerin in Donzdorf<br />

es plagt mich<br />

es plagt mich<br />

das schlechte gewissen<br />

wenn ich etwas erlebe<br />

das dir auch gefallen hätte<br />

wenn ich etwas anders mache<br />

als du es gemacht hättest<br />

wenn ich für ein paar momente meine<br />

trauer vergesse<br />

und mich beim lachen erwische<br />

immer wieder meldet es sich<br />

und macht mir das leben schwer<br />

als müsste ich dafür bezahlen<br />

dass ich noch am leben bin<br />

doch alles schlechte gewissen der welt<br />

kann das rad nicht zurückdrehen<br />

dich nicht zurückbringen<br />

deinen tod nicht sühnen<br />

nicht pfand sein meiner liebe zu dir<br />

Beate Schlumberger<br />

Quelle: „Leben ohne dich. Begleitung durch ein Jahr der Trauer“<br />

Schwabenverlag Ostfildern 2011<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3 1


Aus den Distrikten<br />

3 2<br />

DISTRIKT ALB<br />

Amstetter Kirchenstiftung –<br />

Gemeinsam Zukunft gestalten<br />

Das Ziel der Amstetter Kirchenstiftung ist, das Gemeindeleben<br />

in Zukunft noch attraktiver zu gestalten und weiterzuentwickeln.<br />

Um das Engagement intensivieren zu<br />

können, ist die Gemeinde auf eine solide finanzielle Basis<br />

angewiesen. Die Kirchensteuer allein wird auf Dauer nicht<br />

ausreichen, um dies zu gewährleisten. Aus diesem Grund<br />

hat sich die Evangelische Kirchengemeinde entschlossen,<br />

die Amstetter Kirchenstiftung ins Leben zu rufen. Sie<br />

wurde am 30. Oktober 2011 feierlich mit einem Gottesdienst<br />

und einem anschließenden Fest in Anwesenheit<br />

von Dekanin Gerlinde Hühn, Bürgermeister Jochen Grothe,<br />

dem landeskirchlichen Fundraisingpfarrer Helmut Liebs<br />

und Pfarrer Reinhard Hoene zusammen mit den<br />

Gründungstifterinnen und -stiftern errichtet.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Für die Amstetter Kirchenstiftung hat die Kirchengemeinde<br />

ein Mindestvermögen in Höhe von 50.000 Euro<br />

veranschlagt, was erfreulicherweise schon bei Gründung<br />

überschritten wurde.<br />

Vorteile der Amstetter Kirchenstiftung<br />

Das Wesen einer Stiftung liegt in ihrer Langfristigkeit und<br />

Nachhaltigkeit. Die Amstetter Kirchenstiftung ist eine sehr<br />

langfristig angelegte Einrichtung. Die Gelder werden<br />

gewinnbringend angelegt und sichern so Erträge, die der<br />

Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Amstetten<br />

zugute kommen. Geldmittel, die dem Stiftungsvermögen<br />

zugeführt werden, können die kirchengemeindliche Arbeit<br />

in Amstetten über Generationen hinweg sichern. Die<br />

Vorteile auf den Punkt gebracht: Das Vermögen ist sicher,<br />

der Zweck ist gewiss, die Stiftung wirkt dauerhaft und<br />

Zuwendungen sind für den Stifter steuermindernd.<br />

Projekte<br />

Der sonntägliche Gottesdienst ist zentrale Lebensäußerung<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde. Deshalb<br />

müssen die Kirchengebäude in ihrer Substanz und Funktion<br />

langfristig erhalten bleiben. Dies gilt für die Friedenskirche<br />

in Amstetten-Bahnhof und das im Jahr 2004 fertig<br />

gestellte Gemeindehaus, insbesondere aber auch für<br />

unsere denkmalgeschützte, über 500 Jahre alte Laurentiuskirche<br />

in Amstetten-Dorf. Die Gemeinde freut sich,<br />

auf Jahrzehnte einer segensreichen Jugendarbeit des „Albdistrikts“,<br />

jetzt EJW <strong>Geislingen</strong> Albdistrikt, in Amstetten<br />

und Umgebung zurückblicken zu können.<br />

Auch die Kirchenmusik ist ein Beispiel für einen kulturellen<br />

Beitrag, den die Kirchengemeinde für die Gesellschaft<br />

leisten kann. In der Regel finden Konzerte darum immer<br />

im Zusammenhang mit biblischen Lesungen, Gebet und<br />

gemeinschaftlichem Singen statt. Pfarrer Reinhard Hoene zeigt die Stiftungsurkunde<br />

400 Jahre Altarbild in der Veitskirche Schalkstetten<br />

Seit 400 Jahren ist das Altarbild die Mitte der Schalkstetter<br />

Veitskirche. Genau gesagt ist es „anno 1611 am<br />

20. Dezember von Ulm nach Schalkstetten gebracht und<br />

aufgerichtet worden“. So ist es auf der Rückseite des<br />

Altarbildes vermerkt. Der Rat der Stadt Ulm hat das Altarbild<br />

bei dem Ulmer Maler Hans Denzel (1572-1625) in<br />

Auftrag gegeben. Es bildete den krönenden Schlusspunkt<br />

der Generalinstandsetzung der Kirche damals samt ihrer<br />

Erweiterung um 2,40 m in Richtung Westen. Davon zeugt<br />

bis auf den heutigen Tag die neben dem Turmzugang eingemeißelte<br />

Jahreszahl 1610.<br />

Wie vor 400 Jahren so ist es auch heute: Wer die Kirche<br />

betritt, der steht mit Maria, der Mutter Jesu, und Johannes,<br />

dem Lieblingsjünger Jesu, unter dem Kreuz und wird<br />

so zum Beobachter, wenn nicht gar zum Zeugen der<br />

Kreuzigung.<br />

Das war der Anlass, das Altarbild in der letztjährigen<br />

Adventsmusik im Dezember in den Mittelpunkt zu<br />

stellen. Prälatin Gabriele Wulz war zu Gast und hielt die<br />

Predigt, in der sie das Altarbild mit dem Adventslied<br />

„Gottes Sohn ist kommen“ (EG 5) in Beziehung setzte.<br />

Musikalisch gestaltet wurde dieser stimmungsvolle<br />

Abend-Gottesdienst vom Posaunenchor Schalkstetten<br />

unter der Leitung von Andreas Eberhardt, dem Männerchor<br />

und dem Gemischten Chor „Il CHORetto“ des<br />

Männergesangvereines Schalkstetten unter der Leitung<br />

von Renate Menzel. Auch im Jahr nach dem Jubiläum lädt<br />

das Altarbild zur Besinnung ein.


Das wandernde Gottesvolk<br />

In der Türkheimer Kirche sind gerade die Handwerker.<br />

Deshalb feiert die Gemeinde außerhalb. Die nicht sehr<br />

beliebten Gottesdienste um 9 Uhr sind im Pfarrhaus,<br />

wenn mehr Leute erwartet werden, ist im alten Schulhaus<br />

mehr Platz. Für die Konfirmation oder ähnliche Großereignisse<br />

wird der Saal im Gemeinschaftshaus angemietet.<br />

Alle Örtlichkeiten sind zwar nah beieinander, doch wollte<br />

man niemanden auf der Suche nach dem Gottesdienst in<br />

der Gegend herumirren lassen. So haben findige Köpfe ein<br />

Banner geschaffen, der Fachmann spricht von einem<br />

„Roll up“. Dieses steht nun an der jeweiligen Eingangstür<br />

und lädt zum Gottesdienst ein. Man darf gespannt sein,<br />

ob es auch auf dem Bosch-Hof zur Erntebittstunde am<br />

8. Juli aufgerollt sein wird.<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Abendgebet in der Stadtkirche<br />

In <strong>Geislingen</strong> lässt sich ein Mittwochnachmittag mit Arzttermin,<br />

Besuch im Krankenhaus, Bildungsveranstaltung,<br />

Schwimmbadbesuch, Einkehr in der Gastronomie und/oder<br />

Einkauf bestens abschließen mit dem Abendgebet in der<br />

Stadtkirche, Am Kirchplatz 1: Dort trifft man sich an jedem<br />

Mittwoch in der Schulzeit um 19 Uhr im Chorraum vor<br />

dem Daniel-Mauch-Altar, dem besonderen Kleinod der<br />

Stadtkirche mit dem so liebevollen Bild der Maria mit dem<br />

Christusknaben auf dem Arm.<br />

In guter Gemeinschaft wird eine halbe Stunde lang inne<br />

gehalten, singend und schweigend im Gebet, um vielleicht<br />

eine Kerze für ein Gebetsanliegen anzuzünden und um<br />

sicherlich gestärkt in den Abend zu gehen.<br />

Jede/r ist herzlich dazu eingeladen!<br />

100 Jahre Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

Zu einem Festgottesdienst anlässlich des 100. Geburtstages<br />

der Geislinger Evangelischen Gesamtkirchengemeinde<br />

wurde in die Stadtkirche <strong>Geislingen</strong> eingeladen. Am<br />

6. April 1912 gründete sich die Gesamtkirchengemeinde<br />

mit den Kirchengemeinden <strong>Geislingen</strong> und Altenstadt.<br />

Im Hintergrund stand sicherlich der Zusammenschluss<br />

von <strong>Geislingen</strong> und Altenstadt zur Stadt <strong>Geislingen</strong> am<br />

1. April 1912. Die Schar der Gemeinden wurde dann am<br />

10. September 1926 erweitert um die Pauluskirchen-<br />

Regina Menzel, Uwe Glöckner, Isabella Rapp, Armin Beck<br />

vertreten die Geislinger Kirchengemeinden<br />

gemeinde und am 16. Januar 1985 um die Markuskirchengemeinde,<br />

eine Filialgemeinde der Martinskirche.<br />

Weiler kam am 10. Oktober 1974 dazu.<br />

Im Festgottesdienste predigte Dekanin Gerlinde Hühn über<br />

„Suchet der Stadt Bestes“. Sie nahm das Chorgewölbe der<br />

Stadtkirche als Symbol für die Gesamtkirchengemeinde:<br />

„Von vielen einzelnen Säulen getragen erhebt sich ein<br />

zusammenführendes, schützendes, geschmücktes Dach<br />

über einem weiten Raum. Genauso tragen die Einzelgemeinden<br />

das Ganze. Und der Raum darunter trennt nicht<br />

voneinander, er ist nötig, denn er bietet einen Freiraum<br />

und führt zusammen: Er führt die Menschen zusammen,<br />

die in ihm – im freien Raum – Gottesdienst feiern und dort<br />

eine Gemeinschaft erleben, die höher ist als alle Vernunft.“<br />

Zur geschichtlichen Entwicklung sprach Professor Dr. Hermann<br />

Ehmer im Festvortrag und beschrieb die Gründe der<br />

Trennung von Kirche und Staat. Armenpflege, Personenstandsgesetz<br />

mit bürgerlichen Standesämtern, Baupflicht<br />

der Kommunen, Industrialisierung mit Bevölkerungszuwächsen<br />

waren die Stichworte.<br />

Noch das ganze Jahr <strong>2012</strong> wird mit vielen Veranstaltungen<br />

das 100-jährige Jubiläum gefeiert (siehe www.kirchenbezirkgeislingen.de)<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 3


Aus den Distrikten<br />

3 4<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Kunst in den Sommerferien<br />

In den Sommerferien ist in der Stadtkirche in <strong>Geislingen</strong><br />

Zeit für Kunst. Dekanin Gerlinde Hühn bietet an sechs<br />

Abenden Kunstbetrachtungen an, musikalisch begleitet<br />

von Bezirkskantor Thomas Rapp.<br />

Bereits im vergangenen Jahr waren die Betrachtungen zu<br />

den Psalmenbannern, die in der Stadtkirche ausgestellt<br />

waren, gut besucht. Es zeigt sich, dass die Sommerferien<br />

Zeit lassen für Kunst und Musik.<br />

An sechs Abenden werden Gemälde des 15. bis 21. Jahrhunderts<br />

betrachtet. Zu dem jeweiligen Bild wird Bezirkskantor<br />

Thomas Rapp an der Orgel passend improvisieren.<br />

Kunstfahrt der Pauluskirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

Alte Pinakothek München<br />

Die Pauluskirchengemeinde <strong>Geislingen</strong> bot eine Kunstfahrt<br />

zur Alten Pinakothek in München an, wo Kunsthistoriker<br />

Jochen Meister in wahrhaft meisterlicher Weise das Werk<br />

und Wirken Albrecht Dürers nahebrachte. Albrecht Dürer<br />

kann in der Alten Pinakothek in München wie kaum sonst<br />

in einem Museum an Hand seiner Gemälde anschaulich<br />

gemacht werden. In der Führung mit Jochen Meister wurde<br />

das malerische Werk mit dem ikonenhaften Selbstbildnis<br />

im Pelzrock von 1500, den für das reformierte Nürnberg so<br />

aufschlussreichen sogenannten Aposteln, dem frühen „alt-<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Termine:<br />

An den Mittwoch-Abenden in den Sommerferien <strong>2012</strong><br />

1., 8., 15., 22., 29. August, 5. September<br />

Uhrzeit: 19.00 Uhr bis ca. 19.30/19.40 Uhr,<br />

Dauer 30 bis 40 Minuten<br />

Ort: Stadtkirche <strong>Geislingen</strong><br />

gläubigen“ Paumgartner-Altar und vielen anderen Beispielen<br />

in seinen künstlerischen und gesellschaftlichen Kontext<br />

gesetzt. Dürer war ein Mensch, der die Zeichen der Zeit<br />

erkannte, die Möglichkeiten, aber auch Gefahren einer<br />

Lösung von traditionellen Bindungen – in der Kunst wie in<br />

der Gesellschaft. Die Führung wurde zu einem Ausflug in<br />

die Kunst der Reformationszeit und zugleich zu einer der<br />

spannendsten Umbruchphasen der Kunstgeschichte. Auch<br />

im nächsten Frühjahr wird es eine Kunstfahrt geben.<br />

Geislinger Abendgottesdienste „Mit allen Sinnen“<br />

Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />

Im „Jahr des Gottesdienstes“ feiert die Pauluskirchengemeinde<br />

vier Abendgottesdienste in der Reihe „Mit allen<br />

Sinnen“. Neue Lieder, eine zeitgemäße Sprache, hören,<br />

sehen, riechen, schmecken, fühlen, ein Ständerling –<br />

das alles erwartet Sie an diesen Abenden. Als „roter Faden“<br />

dienen die vier Elemente, eines für jeden Abendgottesdienst:<br />

Wasser, Luft, Feuer, Erde.<br />

Termine:<br />

Sonntag, 16. September, 18 Uhr zum Thema „Feuer“<br />

mit dem Chor Gsangklang<br />

Sonntag, 11. November, 18 Uhr zum Thema „Erde“


Schulseelsorge an der Lindenschule <strong>Geislingen</strong><br />

Seit nun fast zwei Jahren gibt es eine Kooperation zwischen<br />

Lindenschule, Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

und dem Evangelischen Jugendwerk Bezirk <strong>Geislingen</strong>,<br />

die über das Standardmodell des Religionsunterrichtes<br />

hinausgeht. Die Zusammenarbeit ist sehr vielseitig.<br />

Wir sind ein Team von drei Hauptamtlichen: Pfarrer Frank<br />

Esche (Religionsunterricht und Schulseelsorge), Bezirksjugendreferentin<br />

und Diakonin Sabine Angnes (Ganztagesbetreuung<br />

und Schulseelsorge) und Jugendreferentin<br />

und Diakonin Romy Zerrenner (Religionsunterricht,<br />

Ganztagesbetreuung, Mittagstisch, Schulseelsorge).<br />

Schulseelsorge<br />

Die Schulseelsorge ist ein Angebot für Schüler und<br />

Schülerinnen, die ein persönliches Gespräch suchen.<br />

Gründe dafür können Auseinandersetzungen mit KlassenkameradInnen,<br />

Probleme mit den Eltern, Krankheit oder<br />

Tod eines Familienangehörigen oder anderes sein. Immer<br />

wieder kommen auch Glaubensthemen zur Sprache. Der<br />

Inhalt der Gespräche ist absolut vertraulich. Wir hören als<br />

Schulseelsorger den SchülerInnen gut zu. Wir möchten<br />

sie verstehen und suchen mit ihnen zusammen nach<br />

neuen Wegen. So versuchen wir, die Stärken der Schüler<br />

und Schülerinnen zu stärken. Schulseelsorge möchte<br />

leben, was Paulus so beschreibt: „Lasst einander also<br />

gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus<br />

euch angenommen hat.“ (Röm 15,7)<br />

Kooperation Jugendarbeit – Schule<br />

Die Lindenschule in <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt ist eine<br />

Grund- und Werkrealschule mit Ganztagesbetreuung<br />

in Klassen 1 – 7. Die SchülerInnen dürfen ihr Angebot<br />

frei wählen und wechseln dieses drei Mal im Schuljahr.<br />

Wir bieten für:<br />

• Klassen 1 und 2: Jungschar (Romy Zerrenner)<br />

Jeden Dienstagnachmittag treffen sich 10 – 15<br />

Mädchen und Jungen um die spannende Geschichte<br />

von „Schlunz“ zu hören, gemeinsam zu singen,<br />

zu basteln und zu spielen. So vergehen 1,5 Stunden<br />

wie im Flug.<br />

• Klassen 3 und 4: Lernwerkstatt (Romy Zerrenner)<br />

Dieses Angebot findet im Rahmen des Fächer-<br />

verbundes Mensch, Natur und Kultur statt.<br />

Wir beschäftigen uns als Gruppe spielerisch mit<br />

sozialen und biblischen Themen.<br />

• Klassen 3 und 4: KidsClub (Sabine Angnes)<br />

Der KidsClub entspricht eigentlich der bekannten<br />

klassischen Jugendarbeit: Jungschar. Nur eben an der<br />

Schule und mit Kindern, die in unseren Gemeinden<br />

sonst eher selten auftauchen. 10 – 15 Kinder singen,<br />

hören eine (biblische) Geschichte, spielen, toben,<br />

haben Spaß!<br />

• Klassen 5 bis 7: Teenkreis (Sabine Angnes und<br />

Romy Zerrenner)<br />

Wir treffen uns im Evangelischen Jugendheim der<br />

Kirchengemeinde Altenstadt, um mit den 12 – 24<br />

Jugendlichen einmal nicht wie im Schulbetrieb nur<br />

ruhig sein zu müssen, sondern auch mal toben zu<br />

dürfen. Eine Andacht gehört genau wie die Spiele<br />

zum Programm, ist aber oft viel spannender durch<br />

die vielen verschiedenen Kulturen und Religionen,<br />

die in dieser Gruppe aufeinandertreffen.<br />

Das Zusammenspiel der vielen verschiedenen Funktionen,<br />

die wir in der Schule inne haben, ermöglicht uns einen<br />

intensiven Kontakt zu den Kindern. Das erleichtert den<br />

Kindern und Jugendlichen das Annehmen des Seelsorgeangebotes<br />

und gibt uns die Möglichkeit auch zu anderen<br />

Gruppen und Freizeiten der Gemeinde einzuladen.<br />

Für uns ist die Jugendarbeit an der Schule eine neue<br />

Erfahrung, die wir als sehr positiv empfinden. Durch die<br />

Veränderungen im Schulsystem verbringen die Kinder<br />

und Jugendlichen einen immer größeren Teil ihrer Zeit in<br />

der Schule – vielleicht spüren sie die Auswirkungen<br />

bereits in ihren Gemeindegruppen? Für Kirche ist es nicht<br />

einfach, sich in der immer knapper werdenden Freizeit,<br />

die jungen Menschen neben Sportverein, Musikschule<br />

und Co. bleibt, zu etablieren. Der Schritt in die Schule<br />

ist unseres Erachtens ein zukunftsweisender Weg, um<br />

Kindern und Jugendlichen dennoch christliche Werte<br />

außerhalb von Religionsunterricht und klassischer<br />

Gemeindearbeit zu vermitteln.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 5


Aus den Distrikten<br />

3 6<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

50 Jahre Christuskirche in Deggingen<br />

Das Fest<br />

Für eine Kirche ist das ja eigentlich noch kein Alter.<br />

Aber die Christuskirchengemeinde im Täle feiert trotzdem:<br />

Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 23. September <strong>2012</strong>.<br />

Die Geschichte<br />

Am 16. September 1962 wurde die evangelische Christuskirche<br />

in Deggingen eingeweiht. Denn erst nach dem<br />

Krieg war die Zahl der Evangelischen im Täle groß genug<br />

um einen Kirchenbau in Angriff zu nehmen. Pfarrer Kurt<br />

Lamparter hat mit dem damaligen Kirchengemeinderat<br />

1961 den Grundstein gelegt. Die Planung lag in den<br />

Händen von Architekt Dr. Ruff aus Stuttgart. Zuvor<br />

fanden Gottesdienste und das übrige Gemeindeleben im<br />

Betsaal statt, dem heutigen Gemeindehaus.<br />

In freundlicher Zurückhaltung gibt die Christuskirche<br />

Raum für unterschiedliche Gottesdienste und Konzerte.<br />

Durch ihre schlichte Innenausstattung eignet sie sich auch<br />

gut dazu Kunstwerke auf Zeit zu beherbergen. So waren<br />

in der Christuskirche schon Werke zu sehen von Christel<br />

Fuchs, Josef Wehrle, Hannelore Fehse und Werner<br />

Stepanek. Eine Stahlskulptur von Werner Stepanek hat als<br />

Leihgabe ihren Platz vor der Christuskirche gefunden.<br />

Die Christuskirche liegt am Radweg, der die Ortsteile<br />

Reichenbach, Deggingen, Bad Ditzenbach und Gosbach<br />

verbindet. Und es ist in der Tat so, dass sich die Evangelischen<br />

im Täle zum Gottesdienst ein gutes Stück auf den<br />

Weg machen müssen. Da haben es die Auendorfer zur<br />

Stephanuskirche näher, die sich seit dem Gemeindezusammenschluss<br />

als die sehr viel ältere Schwesterkirche<br />

fühlen kann.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Christuskirche Deggingen<br />

Sich aufmachen –<br />

Festwoche zum Gemeindezusammenschluss<br />

Unter diesem Motto stand die Festwoche zum Zusammenschluss<br />

der Kirchengemeinden Auendorf und<br />

Deggingen-Bad Ditzenbach. Am Erntedankfest 2011<br />

wurde die Ernte eingebracht von viel Beratungsarbeit und<br />

so manchen gemeinsamen Aktionen in den Jahren davor.<br />

Prälatin Gabriele Wulz legte in ihrer Festpredigt das<br />

Gleichnis von der selbstwachsenden Saat aus. Auch<br />

wenn bei einer Gemeindefusion natürlich nicht alles von<br />

selbst geht, so gibt dieses Gleichnis die Erlaubnis zum<br />

Atem holen und zum Geduld haben im Vertrauen darauf,<br />

dass Gottes Segen das Geheimnis ist von allem Wachsen<br />

und Gedeihen.<br />

Zum Abschlussgottesdienst erklangen die Stimmen des<br />

evangelischen Singkreises und des katholischen Heilig-<br />

Kreuz-Chors vereint zum Lobgesang als ein schönes<br />

Zeichen ökumenischer Anteilnahme.<br />

Nach dem Feiern kommt der Alltag. Und was in den<br />

zurückliegenden Jahren schon eingefädelt wurde an<br />

gemeinsamen Gottesdiensten, an Zusammenarbeit der<br />

Gemeindegruppen wird nun weiter gepflegt, damit<br />

Gemeinde wachsen kann. Eigentlich muss jetzt der neu<br />

Psalmenausstellung im Gemeindehaus Auendorf<br />

Pfarrerin Birgit Enders<br />

eingezäunte Gemeindegarten bewässert und bebaut<br />

werden. Eigentlich braucht es jetzt die Zeit zum Abwarten,<br />

was sich entwickelt. Aber diese Entwicklungszeit wird<br />

schon wieder durcheinander gebracht durch die nächste<br />

Pfarrplanrunde, die neue Veränderungen fordert.


Herz und Schmerz aus Sängersmund<br />

und Dichtersbrust<br />

Das evangelische Gemeindehaus<br />

Deggingen verwandelte<br />

sich in einen<br />

musikalisch-romantischen<br />

Salon. Als Hauptwerk<br />

erklang die „Dichterliebe“<br />

von Robert Schuman,<br />

die Vertonung sechzehn<br />

Gedichte aus Heinrich<br />

Heines Buch der Lieder.<br />

Christian Wilms (Tenor),<br />

der Gesang mit Schwer-<br />

1150 Jahre Wiesensteig<br />

Gleich dreimal feierte die evangelische Kirchengemeinde<br />

Wiesensteig im vergangenen Jahr Jubiläum. Durch die<br />

Gründung des Kloster Wiesensteigs im Jahre 861 wurden<br />

die Orte Hohenstadt, Mühlhausen und Wiesensteig mit<br />

sieben weiteren Gemeinden erstmals urkundlich erwähnt.<br />

Grund zum Feiern in den einzelnen Gemeinden und für<br />

drei ökumenische Gottesdienste in den jeweiligen<br />

Gemeinden.<br />

Ausgehend von der Klostergründung Wiesensteigs mit<br />

dem Ziel, Glauben zu wecken und die Entwicklung der<br />

Region zu fördern, zeigten die beiden katholischen Pfarrer<br />

Jürgen Mühlbacher und Andreas Frosztega und Pfarrer<br />

Jörg Schaber als Vertreter der evangelischen Kirche mit<br />

Worten aus der Bibel Wege zum Glauben und Vertrauen<br />

auf Jesus Christus heute und zum verantwortlichen<br />

Handeln in unseren Städten und Gemeinden.<br />

Die Gottesdienste wurden festlich durch Chöre wie dem<br />

Hohenstädter Kirchenchor, der Jagdhornbläsergruppe<br />

Geierswalde (Partnergemeinde Mühlhausen), dem Gospelchor<br />

AmazSing (Ev. Kirche) und der Stadtkapelle Wiesensteig<br />

umrahmt.<br />

Es waren schöne Höhepunkte im Jahr 2011. Durch die<br />

Feierlichkeiten wurden Kontakte geknüpft und vertieft.<br />

punkt Oper an der Musikhochschule Stuttgart studiert,<br />

gelang es überzeugend dem ewig alten Spiel von Liebessehnen<br />

und gebrochenem Herzen in ganz unterschiedlichen<br />

Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Genial begleitet<br />

wurde er am Klavier von Korrepetitor Eberhard Leuser.<br />

Das zahlreiche Publikum ließ sich gerne vom Zusammenklang<br />

der beiden Künstler in Bann schlagen. Wie es sich<br />

für einen musikalischen Salon gehört, war im Anschluss<br />

bei Sekt und Häppchen noch Gelegenheit zu Unterhaltung<br />

und Gespräch, auch mit den beiden sympathischen<br />

Künstlern.<br />

Pfarrer Jörg Schaber und Pfarrer Andreas Frosztega<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 7


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Die Gruibinger Martinskirche – einer der ältesten<br />

Kirchenstandorte in Südwestdeutschland<br />

Die Gruibinger Pfarrkirche St. Martin wurde in romanischer<br />

Zeit um 1100 in ihrer jetzigen Form erbaut. Urkundlich<br />

wird der Sakralbau mit dem massiven Turm im<br />

Westen erstmals 1184 erwähnt. Um <strong>13</strong>50 wurde im<br />

Osten der gotische Polygonalchor angebaut.<br />

Die erste Vorgänger-Kirche entstand im 7. Jahrhundert<br />

als Holzpfostenbau. Zu ihr gehörten sechs Gräber. Sie<br />

waren bis auf eine Erdbestattung gemauert oder mit<br />

Steinplatten umgeben. In zentraler Lage östlich des Altars<br />

fand sich das Grab eines etwa 80 Jahre alten Mannes.<br />

Die Ausstattung mit einem großen Messer und einer aus<br />

Bein gearbeiteten Gürtelschließe weist den Toten als einen<br />

Priester aus, der die Kirche wohl im ersten Drittel des<br />

7. Jahrhunderts betreute. Zur Stifterfamilie gehörte eine<br />

Frau, von deren reichen Ausstattung nur noch ein<br />

goldener Ohrring mit Almandineinlagen geborgen werden<br />

konnte. Ein weiteres Grab enthielt Bestandteile der Tracht<br />

sowie einen beinernen Kamm und ein Tongefäß.<br />

Im 8./9. Jahrhundert ersetzte man die Holzkirche durch<br />

einen 12 m langen und 8 m breiten Rechteckbau mit einer<br />

leicht ovalen Apsis im Osten. Im Kirchenschiff wurden<br />

wiederum zwei Angehörige des Ortsadels in steinernen<br />

Trogsarkophagen bestattet. Dieser ersten Steinkirche folgte<br />

schließlich im 10./11. Jahrhundert ein weiterer Steinbau mit<br />

3 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

halbrunder Apsis und einem Turm im Westen.<br />

Die Gruibinger Pfarrkirche St. Martin hatte also drei Vorgängerbauten,<br />

die eine Kontinuität bis in die Merowingerzeit<br />

belegen. Die Holzkirche des 7. Jahrhunderts wurde<br />

von der lokalen Adelsfamilie im Bereich ihres Herrenhofs<br />

als Eigenkirche errichtet.<br />

Sowohl der Herrenhof mit dem zugehörigen Sakralbau<br />

als auch die nordwestlich anschließende Siedlung<br />

„Griubinga“ wurden auf einem Höhenrücken gegründet,<br />

auf dem zuvor bereits ein römischer Gutshof stand.<br />

Dr. Reinhard Rademacher, Kreisarchäologie Göppingen<br />

Ehrenamtliche engagieren sich für Kirchenmuseum<br />

in Gruibinger Martinskirche<br />

Neue Präsentation alter Fundstücke in der Gruibinger Martinskirche<br />

Sie staunten nicht schlecht, als der Kreisarchäologe Dr.<br />

Reinhard Rademacher im März letzten Jahres die Funde<br />

begutachtete, die sie in einer Schachtel im Pfarramt ausgelegt<br />

hatten. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates<br />

Walter Kuhn und der Kirchenführer Rudolf Härle waren<br />

im November 2010 dem Hinweis des Mesners gefolgt,<br />

oben in der Kirche läge eine Schachtel mit Schädelknochen.<br />

Neben dieser fand man dann in der hintersten<br />

Ecke eine weitere Schachtel mit Scherben.<br />

An der Vorbereitung des Jubiläumsfestes im Juni 2011 war<br />

man schon auf den Standort der früheren „Marienkapelle“<br />

im Süden neben der Kirche gestoßen und nun fanden sich<br />

Beweise, dass Gruibingen wesentlich älter als angenommen<br />

war. Es war bekannt, aber es war nicht nachweisbar.<br />

Nun sollten neben dem Ohrring, der 1982 als Replik vom<br />

damaligen Bürgermeister Robert Knaus gestiftet wurde,<br />

die Fundstücke in einer Vitrine im Turmraum der Kirche<br />

ausgestellt werden. Der Turmraum der Kirche, in dem<br />

auch der alte Steintaufstein und die wiedergefundenen<br />

„Lettnergitter“ eine sakrale Ecke darstellen, soll nun bis<br />

Sommer <strong>2012</strong> neu gestaltet werden. In der Vitrine<br />

werden zwei weitere Nachbildungen (Saxortband und<br />

Gürtelschnalle) ausgestellt und eine Hinweistafel wird<br />

alles erläutern.<br />

Damit wird mit der Marienkapelle, ein kleines Kirchenmuseum<br />

entstehen, das dieser kleinen, alle Ehre machen<br />

wird. Zu besichtigen ist die Martinskirche immer sonntags<br />

oder nach telefonischer Absprache auch unter der Woche.


DISTRIKT UNTERE FILS<br />

Fastengebet und Fastensuppe<br />

In einer Gemeinschaftsaktion haben die katholische und<br />

die evangelische Kirchengemeinde Donzdorf in der<br />

Fastenzeit jeweils am Mittwoch zum Mittagsgebet mit<br />

anschließendem gemeinsamen Essen eingeladen. Im Gebet<br />

in der katholischen Kirche wurden neuere Kirchenlieder<br />

gesungen, in Abschnitten das Misereor–Hungertuch <strong>2012</strong><br />

meditiert, jeweils ein biblischer Text gelesen und ausgelegt<br />

und Impulse für die kommenden Tage gegeben.<br />

Die Stichworte, sichtbar zu lesen an großen Würfeln<br />

Treffpunkt Bücher-Basar in Donzdorf<br />

Seit März ist jeden Montagnachmittag der<br />

neue „Treffpunkt Bücher-Basar“ im Untergeschoss<br />

des Gemeindezentrums in Donzdorf<br />

geöffnet. Viele, zum Teil auch recht neue<br />

Bücher warten auf LeserInnen. Ein Team ehrenamtlich<br />

tätiger Frauen betreut den „Treffpunkt“.<br />

Sie empfangen BesucherInnen mit Kaffee<br />

oder Tee und helfen gern beim Aussuchen der<br />

Bücher. Eine gemütliche Couch lädt zum<br />

Schmökern ein. Alle Bücher und auch die<br />

Regale sind gestiftet. Man findet nicht wenige<br />

Raritäten! Auch nach den Gottesdiensten und<br />

Veranstaltungen können Interessierte gerne in<br />

den Buchbeständen stöbern. Jeder, der ein<br />

Buch mitnimmt, wird gebeten, eine Spende zu<br />

geben. Alle Spenden dienen der Finanzierung<br />

neuer Stühle in der Christuskirche.<br />

waren: Um.kehren, Er.ahnen, Ent.scheiden, Nach.folgen,<br />

Hin.geben. Bereits der sich dann jeweils anschließende<br />

kurze Spaziergang zum katholischen Gemeindehaus St.<br />

Martinus war kommunikativ und anregend. Auch beim<br />

Essen der schmackhaften „Fastensuppe“, die von einem<br />

kleinen Team von Frauen gekocht worden war, wurden in<br />

den Tischgemeinschaften viele Gespräche geführt und so<br />

das Motto umgesetzt: „Bewusst die Fastenzeit gestalten:<br />

Miteinander beten – Miteinander essen – Miteinander reden“.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3 9


Aus den Distrikten<br />

4 0<br />

DISTRIKT UNTERE FILS<br />

Neues Pfarrhaus in Kuchen<br />

Dass das „Häuslebauen“ hierzulande zum guten Ton<br />

gehört, wird wohl kein Schwabe bestreiten können.<br />

Allerdings: Wenn es sich dabei um den Bau eines „Pfarrhäusles“<br />

handelt, wird der eine oder andere schon etwas<br />

hellhöriger. Und so manch einer mag sich fragen: „Macht<br />

das heutzutage überhaupt noch Sinn – ein Pfarrhäusle<br />

bauen? Landauf landab werden doch Pfarrstellen gekürzt<br />

und Gemeinden zusammengelegt – wozu also ein neues<br />

Pfarrhaus?“<br />

Nicht so die Kuchener. Am Anfang stand eine Immobilienkonzeption,<br />

die durch eine eigens hierfür einberufene<br />

Kommission (besetzt aus evangelischen Bürgerinnen und<br />

Bürgern, dem Kirchengemeinderat, Bausachverständigen<br />

und dem Pfarrer) erarbeitet wurde. Deren Empfehlung war<br />

klar: Das neue Kuchener Pfarrhaus muss zum Gemeindehaus!<br />

Und so wurde bereits im Jahr 2008 durch den<br />

Kirchengemeinderat beschlossen, das alte Pfarrhaus zu<br />

Süßener Gemeindereise nach Südindien<br />

Im Januar startete eine 14-köpfige Reisegruppe aus Süßen,<br />

Schw. Gmünd und Stuttgart unter der Leitung von Julie<br />

Lipp-Nathaniel und Dr. Leslie Nathaniel nach Südindien.<br />

Julie Lipp-Nathaniel ist Kirchengemeinderätin in Süssen<br />

und Tochter von Richard Lipp, dem ersten Bischof der<br />

Südindischen Kirche. Die Gruppe besuchte verschiedene<br />

Heime und Schulen, in denen die Mädchen und Jungen<br />

Geborgenheit und Hilfe erfahren dürfen und auch eine<br />

fundierte Ausbildung bekommen. Kutumba, ein Heim für<br />

körperbehinderte Mädchen, die zuhause keine Chance auf<br />

ein selbst bestimmtes Leben hätten, soll hier exemplarisch<br />

erwähnt werden. Auch die Sehenswürdigkeiten kamen<br />

nicht zu kurz. Erstes Ziel war Bangalore, eine Großstadt<br />

mit fast 9 Mio. Einwohnern. Die Hindu Tempel in Mysore<br />

und Trivandrum, die Altstadt von Chochin, eine Hausbootfahrt<br />

in den Backwaters, die Teestadt Munnar, ein<br />

Ritt auf Elefanten, eine Aufführung des traditionellen Kathakalitanzes<br />

und vieles mehr standen auf dem Programm.<br />

Interessante Gespräche, berührende Begegnungen und<br />

herzliche Gastfreundschaft durften die Gruppe erleben<br />

und viele neue Eindrücke mit nach Hause nehmen.<br />

Von diesen Eindrücken, der Dankbarkeit und der Lebens-<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

verkaufen und direkt neben dem Gemeindehaus ein neues<br />

Pfarrhaus zu bauen. Da man einem neuen Pfarrer nicht<br />

zumuten wollte, sich gleich zu Amtsantritt mit Baufragen<br />

beschäftigen zu müssen, nutzt der Kirchengemeinderat<br />

die Vakaturzeit und hat in den letzten Monaten mit den<br />

Vorarbeiten begonnen. Und nun kann in Kuchen also<br />

tatsächlich in die Hände gespuckt werden getreu dem<br />

Motto: „Schaffe, schaffe, Pfarrhäusle bauen.“<br />

freude, aber auch von der landschaftlichen und kulturellen<br />

Schönheit berichteten unsere Reiseleiter, das Ehepaar<br />

Nathaniel, mit Hilfe zahlreicher Bilder Ende März im<br />

Süßener Gemeindehaus. Über 100 Besucher ließen sich<br />

für dieses Land und seine Menschen begeistern und<br />

probierten auch die verschiedenen indischen Speisen.<br />

Wir bedanken uns bei allen die gekommen sind und für<br />

die großzügigen Spenden. Dank Ihrer Hilfe können wir<br />

einen Betrag von 600 Euro an das Heim Kutumba und<br />

die beiden angeschlossenen Heime weiterleiten.


Hund, Katze, Maus – Tierisches in der Bibel<br />

In den Sommerferien findet auch in diesem Jahr im Distrikt „Unteres Filstal“ wieder eine thematische Predigtreihe statt.<br />

Herzliche Einladung!<br />

Aber die Schlange war listiger als Pfarrer 05. Aug. 9 Uhr Süßen<br />

alle Tiere auf dem Felde … Matthias Krauter 12. Aug. 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

Lämmer, Schafe, Böcke … Pfarrer 05. Aug. 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

Alfred Ehmann 19. Aug. 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Die ungewollten Haustierchen Pfarrerin z.A. 05. Aug. 9 Uhr Nenningen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Viola Schenk 02. Sept. 9 Uhr Kuchen,<br />

09. Sept. 9 Uhr Süßen<br />

10 Uhr Gingen<br />

Von gefährdeten Schafen und Pfarrer Gerd- 12. Aug. 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

genügsamen Hunden Ulrich Wanzeck 26. Aug. 9 Uhr Kuchen<br />

Was bitte macht ein Klippdachs Pfarrer z.A. 19. Aug. 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

in der Bibel? David Dengler 26. Aug. 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Der dumme Esel!? Pfarrerin 02. Sept. 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Friederike Maier 09. Sept. 10 Uhr Gingen<br />

Der „Micha-Kurs“ –<br />

ein Seminar der besonderen Art in Gingen<br />

„JUST PEOPLE? – Der Micha-Kurs“ – so lautet der Titel<br />

einer Seminarreihe, zu der sich in Gingen 25 Teilnehmende<br />

an sechs Abenden getroffen haben. Es ging um<br />

den Themenkreis „Gerechtigkeit und globale Nächstenliebe“.<br />

In den ersten drei Kurseinheiten wurde die Armutsproblematik<br />

sowohl aus dem gesamtgesellschaftlichen als<br />

auch aus dem biblisch-theologischen Blickwinkel betrachtet.<br />

In den letzten drei Kurseinheiten setzten sich die Kursteilnehmerinnen<br />

und Kursteilnehmer damit auseinander,<br />

wie sie ihren persönlichen Lebensstil und ihr gesellschaftliches<br />

Auftreten gerechter gestalten können. Abgeschlossen<br />

wird das Ganze mit einem konkreten Projekt. Die<br />

Teilnehmer in Gingen beschlossen, einen Gottesdienst<br />

zum Thema „Gerechtigkeit“ gemeinsam zu planen und<br />

durchzuführen.<br />

Das Kursmaterial wurde erstellt von der „Micha-Initiative<br />

Deutschland“, dem deutschen Zweig der weltweiten<br />

„Micah Challenge-Kampagne“. Dies ist eine Initiative der<br />

Evangelischen Allianz, die es sich zum Ziel gesetzt hat,<br />

Menschen auf verschiedenen Ebenen für Armut und<br />

Gerechtigkeit zu sensibilisieren und von den Politikern<br />

immer wieder die Einhaltung und Durchsetzung der<br />

„Milleniumsziele“ einzufordern, die von den Vereinten<br />

Nationen im Jahr 2000 in der sogenannten „Milleniumserklärung“<br />

verabschiedet wurden. Die Kursmaterialien<br />

sind so ausgearbeitet, dass eine Gemeinde oder Gemeindegruppe<br />

diesen Kurs ohne aufwändige Vorbereitung und<br />

kompetente Spezialisten durchführen kann. Neben einem<br />

Referat zum Thema und unterschiedlichen methodischen<br />

Anregungen bietet das Kursbuch zu jedem Abend drei<br />

Vertiefungsartikel für zuhause.<br />

Interessant war die Zusammensetzung der Gruppe:<br />

Sie war sowohl altersmäßig als auch vom Geschlecht her<br />

durchmischt. Auch der theologische Hintergrund und<br />

der persönliche Frömmigkeitsstil waren unterschiedlich.<br />

Das war spannend und sehr bereichernd. Alle merkten<br />

bald, dass von diesem Thema jede und jeder betroffen ist<br />

und in den Gesprächen etwas beitragen kann.<br />

Seinen Namen verdankt der Kurs Micha 6,8: „Es ist dir<br />

gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir<br />

erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und<br />

Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem<br />

Gott.“ Was gut ist und was Gott von uns erwartet,<br />

darum soll es in einer Fortsetzung des Micha-Kurses<br />

gehen.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 1


Wo finde ich Information und Hilfe?<br />

Evangelisches Dekanatamt<br />

Dekanin Gerlinde Hühn<br />

Hansengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />

Email: Ev.Dekanat.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

Konto Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong>:<br />

Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00<br />

Evangelisches Schuldekanat<br />

Schuldekan Johannes Geiger<br />

Helmut-Bornefeld-Straße 11, 89518 Heidenheim<br />

Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />

Evangelisches Jugendwerk<br />

Sabine Angnes, Daniel Dorn<br />

Friedensstraße 44, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 47 12<br />

Schulsozialarbeit<br />

Jugendreferentin Romy Zerrenner<br />

Tälesbahnstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 30 37 48<br />

Diakonische Bezirksstelle<br />

Hospizarbeit im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46<br />

Diakonieladen „Kunterbunt“<br />

Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />

Diakonie-Kaffeehaus<br />

Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />

Bikers Helpline<br />

Tel. (01 80) 44 333 33<br />

oder Buchstabenwahl 0180 – Helpline<br />

Blindenseelsorge<br />

Pfarrerin Friederike Maier<br />

Heidenheimer Str. 59/1, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />

Email: friederike.maier@web.de<br />

Evangelische Erwachsenenbildung<br />

Günther Alius<br />

Bahnhofstraße 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39<br />

HIV-Infizierte und Aidskranke<br />

Pfarrerin Sabine Kluger<br />

Hohenstaufenstraße 35, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 6 39 60<br />

Pfarrer Eckhard Ulrich<br />

Markusplatz 1, 70180 Stuttgart<br />

Tel. (07 11) 60 38 55<br />

Email: aidsseelsorge@elk-wue.de und<br />

aidsseelsorge_ulrich@yahoo.de<br />

4 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Jugendheim Stötten<br />

Belegung über<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />

Tel. (0 73 31) 4 11 54<br />

Kirchenmusik<br />

Thomas Rapp, Bezirkskantor<br />

Schwärzwiesenstraße 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 94 61 16<br />

Online-Seelsorge<br />

http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />

Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

Pfarrer Volker Weiß<br />

Oberböhringer Straße 5, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 9 86 88 03<br />

Diakonie-Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />

Bronnenwiesen 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />

Nachbarschaftshilfe, Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />

Pflegedienst, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />

Psychosoziale Beratungsstelle<br />

für Suchtkranke und Suchtgefährdete<br />

Susanne Wurster, Tanja Hoffmann<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />

TelefonSeelsorge<br />

(kostenlose Rufnummern)<br />

0800 111 0 111 und 0800 111 0 222


Suse Schneider<br />

Sabine Kabel<br />

VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />

Das Martinshaus in Gruibingen hat neue<br />

Hausmeister<br />

Ulrike Lauke hat ein gutes Jahr im Evangelischen Martinshaus<br />

für Sauberkeit und Ordnung gesorgt. Nun hat sie<br />

eine neue Stelle gefunden und ihren Dienst Ende 2011<br />

beendet. Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, die<br />

Stelle der Reinigungskraft um die Hausmeistertätigkeit zu<br />

erweitern. Brigitte und Jürgen Grathwohl aus Gruibingen<br />

haben diese Aufgabe mit diesem Jahr übernommen.<br />

Ehepaar Grathwohl<br />

Wechsel im Pfarramtsbüro in Gruibingen<br />

Am 14. November 1994 – also vor beinahe<br />

18 Jahren, wurde Suse Schneider<br />

als Pfarramtssekretärin eingestellt. Vier<br />

verschiedene Kirchengemeinderäte,<br />

drei Vakaturen, sechs verschiedene<br />

Pfarrerinnen und Pfarrer hat sie erlebt.<br />

Unzählige Stunden, Briefe, Telefonate.<br />

Sie war 17 Jahre die gute Seele der<br />

Kirchengemeinde. Suse Schneider hat<br />

sich zum Ende letzten Jahresende in den<br />

Ruhestand verabschiedet. Sie hat aber<br />

nicht alle Aufgaben abgegeben, sondern<br />

bleibt der Gemeinde als Briefausträgerin<br />

und Vertretung erhalten. Nachfolgerin<br />

von Suse Schneider ist Sabine Kabel.<br />

Sie hat Mitte November 2011 angefangen und konnte so<br />

gut in ihre Aufgaben eingeführt werden.<br />

Sonja Rommel 1974 – 2011<br />

Es gibt Dinge, die sind unvorstellbar und entziehen sich<br />

jedem wirklichen „Begreifen“. Dass Sonja Rommel tot ist,<br />

erscheint als schrecklicher Irrtum, als grausame Falschmeldung,<br />

als ein schlechter Traum. Und so wird es vielen<br />

aus dem weiten Kreis ihrer Freundinnen und Freunde und<br />

allen aus dem Kreis ihrer Familie gehen. Sonja hat vielen<br />

sehr viel bedeutet – in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen,<br />

gerade auch für die Stadtkirche. Sie musste nicht<br />

ständig laut auf sich aufmerksam machen. Sie war einfach<br />

da und arbeitete und beriet mit.<br />

So jung sie war, so lange war sie dennoch schon im Kirchengemeinderat.<br />

Sie war das „Gedächtnis“ des Gremiums<br />

– nicht nur, weil sie über Jahre Protokoll schrieb, sondern<br />

weil sie viele Beschlüsse und Entscheidungen im Kopf<br />

hatte. Immer wusste sie zu<br />

antworten wenn es darum<br />

ging: Was war damals eigentlich<br />

verabredet? Vor allem aber<br />

trug sie mit ihrem freundlichen,<br />

sonnigen und doch<br />

entschiedenen Wesen ganz<br />

wesentlich dazu bei, dass in<br />

diesem Gremium alles, auch<br />

Gegensätzliches, gesagt<br />

werden kann – und dass dies<br />

einer guten Atmosphäre dennoch niemals Abbruch tut.<br />

Sie hat seit frühester Jugend mitgearbeitet in der Kinderund<br />

Jugendarbeit. Generationen von Konfirmandinnen und<br />

Konfirmanden haben sie im Team bei den Freizeiten erlebt.<br />

Unvorstellbar auf Konfirmandenfreizeit zu sein, ohne dass<br />

Sonja in der Küche dafür sorgt, dass alle satt werden,<br />

ohne mit ihr abends zusammen zu sitzen und im Team<br />

zu klönen, während die Jungs und Mädchen immer noch<br />

nicht ins Bett wollen.<br />

So schwer zu begreifen, dass sie nicht mehr da ist. Immer<br />

sind wir nur einen Wimpernschlag von der Ewigkeit entfernt.<br />

Dass es Gottes Ewigkeit ist, ist unser einziger Trost.<br />

Neuer Pfarrer für Eybach und Stötten<br />

Im Oktober zog Familie Beißwenger-Vinzenz ein ins Pfarrhaus<br />

in Eybach. Geboren wurde Jörg Beißwenger 1962 in<br />

Stuttgart. Vor dem Theologiestudium machte er ein<br />

einjähriges Praktikum in einem Krankenhaus in Cannstatt<br />

und danach bei einer Vermessungsfirma in Stuttgart. Er<br />

studierte Theologie in Erlangen mit einem Zwischenaufenthalt<br />

in Oslo und zum Schluss in Tübingen. 1991<br />

heiratete er seine erste Frau, eine Norwegerin, und zog<br />

nach dem Vikariat nach Tröndelag, wo sie sich eine Pfarrstelle<br />

teilten. Leider hielt diese Ehe nicht, und so kam Jörg<br />

Beißwenger 1999 zurück nach Württemberg und arbeitete<br />

beim Dekan in Calw als Pfarrer zur Dienstaushilfe. In Calw<br />

lernte er seine heutige Frau, eine Kirchenmusikerin, kennen.<br />

Sie heirateten 2002. Seine erste ständige Pfarrstelle war in<br />

Möttlingen, Dekanat Calw. Nun ist die Familie seit Oktober<br />

2011 in Eybach und Stötten. Die Ehefrau von Jörg<br />

Beißwenger, Ursula Vinzenz, hat als Kirchenmusikerin<br />

bereits vielfältige Betätigungsanfragen. So ist sie nun auch<br />

neue Leiterin des Kirchenchores in Donzdorf.<br />

Ehepaar Beißwenger-Vinzenz<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

4 3


Menschen – Begegnungen – Jubiläen<br />

4 4<br />

80 Jahre Kirchenchor Bad Überkingen<br />

Der Kirchenchor Bad Überkingen feierte in einem musikalischen<br />

Abendgottesdienst sein achtzigjähriges Bestehen.<br />

Rose Bischoff singt als dienstältestes Mitglied seit 56 Jahren<br />

im Chor. Der Chor unter Leitung von Hans Martin Kröner,<br />

der auch Organist in Bad Überkingen ist, singt Choräle<br />

und anspruchsvolle Literatur in den Gottesdiensten an den<br />

hohen Feiertagen und zu sonstigen Anlässen.<br />

Trauer um Ernst-Ulrich Schäfer<br />

Im Alter von 67 Jahren starb<br />

am 29. September 2011<br />

Uli Schäfer, langjähriger<br />

Organist an der Christuskirche<br />

Donzdorf und Leiter des<br />

Kirchenchores. Zunehmend<br />

hatte er im Ruhestand auch<br />

Vertretungsdienste in den<br />

anderen Gemeinden des<br />

„Distrikts Unteres Filstal“ übernommen.<br />

Tief verwurzelt im<br />

christlichen Glauben hat er seine Gaben für andere eingesetzt.<br />

Weil es ihm um das Zentrum in Jesus Christus ging,<br />

konnte er mühelos die Konfessionen verbinden. In ökumenischer<br />

Weite schätzte er die großen Messen katholischer<br />

Komponisten genauso wie Bach‘sche Choräle und<br />

gute, biblisch fundierte evangelische Predigten und<br />

Gottesdienste. Er war ein exzellenter Musiker, begeisternder<br />

Dirigent und Pädagoge und hat durch sein Wirken am<br />

Rechberg-Gymnasium Donzdorf und seine 25-jährige<br />

Leitung des Liederkranzes Reichenbach, des katholischen<br />

Kirchenchores Wissgoldingen und des Kirchenchores das<br />

Leben der Kirchengemeinde und der Stadt mitgestaltet.<br />

Von 1983 bis 1989 war er auch Mitglied des Kirchengemeinderats.<br />

Seine Tatkraft und sein Einsatzwille schienen<br />

unerschöpflich. Wir haben mit ihm einen einfühlsamen,<br />

feinen Menschen verloren, der vielen zum Freund geworden<br />

ist. Der von G. P. Telemann vertonte Kanon „Ich will<br />

den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in<br />

meinem Munde sein“ (Psalm 34,2) fasst eindrücklich<br />

zusammen, was ihn bewegte und ausfüllte.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Ursula Vinzenz ist Leiterin<br />

des Kirchenchores in Donzdorf<br />

Seit September 2011 wohnt<br />

Ursula Vinzenz zusammen mit<br />

ihrem Mann, Pfarrer Jörg<br />

Beißwenger, und zwei kleinen<br />

Kindern in Eybach. Bereits seit<br />

November fährt sie über den<br />

Berg nach Donzdorf und leitet<br />

den kleinen Projektchor der<br />

Kirchengemeinde. Der Tod<br />

von Uli Schäfer hatte eine<br />

große Lücke gerissen. Umso<br />

dankbarer sind alle Sängerinnen und Sänger, ja die ganze<br />

Kirchengemeinde, in Frau Vinzenz eine hervorragende und<br />

engagierte Dirigentin gefunden zu haben. Innerhalb<br />

weniger Wochen gelang es ihr, den Chor zu prägen. Eine<br />

erste Kostprobe erlebten alle Besucher des traditionellen<br />

Konzerts „Musik im Advent“, dessen Programm Ursula<br />

Vinzenz zusammenstellte und auch durch eigene Beiträge<br />

an der Orgel mitgestaltete. Man merkt, dass sie nach<br />

ihrem Kirchenmusikstudium in Trossingen bereits elf Jahre<br />

lang in Stuttgart als Kirchenmusikerin gearbeitet hat.<br />

Vor und nach Ostern hat der Chor weitere Gottesdienste<br />

mitgestaltet. Wenn man sie fragt, was sie sich wünscht:<br />

„Ich empfinde die Atmosphäre im Chor und auch in den<br />

Gottesdiensten als sehr wohltuend und wünsche mir<br />

dringend viele gute neue Sängerinnen und Sänger in allen<br />

Stimmlagen.“ Hoffentlich erfüllt sich dieser Wunsch!<br />

Bezirksprädikantenpfarrerin Ingeborg Brüning<br />

im Ruhestand<br />

Werner Maier verabschiedet Ingeborg Brüning<br />

Beim jährlich stattfindenden Bezirksprädikantentag haben<br />

die Prädikantinnen und Prädikanten im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

„ihre“ Bezirksprädikantenpfarrerin, Ingeborg Brüning,<br />

herzlich verabschiedet. Mit ihrem Stellenantritt auf die<br />

Pfarrstelle Steinenkirch im Jahr 2002 hat Ingeborg Brüning<br />

auch das Bezirksamt der Prädikantenpfarrerin übernommen.<br />

Die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst<br />

war ihr die ganzen Jahre über eine Herzensangelegenheit.<br />

Sie organisierte Fortbildungen und begleitete<br />

die Prädikantinnen und Prädikanten mit Rat und Tat.<br />

Prädikanten-Sprecher Werner Maier, Gingen, dankte<br />

Ingeborg Brüning mit einem Blumenstrauß und wünschte<br />

ihr für den Ruhestand, den sie mit ihrem Ehemann in<br />

Lauterburg verbringen wird, alles Gute.


Pfarrer zur Dienstaushilfe bei der Dekanin:<br />

David Dengler<br />

Nach seinem Ausbildungsvikariat<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Heidenheim ist David Dengler<br />

als Pfarrer zur Dienstaushilfe<br />

zur Dekanin nach <strong>Geislingen</strong><br />

gekommen. Der Oberkirchenrat<br />

hat ihn damit beauftragt.<br />

Der in einem Pfarrhaus groß<br />

gewordene Dengler hat sich<br />

mit großem Einsatz sofort ans<br />

Werk gemacht und in der<br />

Kirchengemeinde Kuchen die Vertretung auf der vakanten<br />

Pfarrstelle übernommen. Auch hat David Dengler das<br />

Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung verstärkt.<br />

Somit kommen wieder neue Ideen eines jungen Menschen<br />

in den <strong>Kirchenbezirk</strong>.<br />

Wechsel in der Krankenhaus-Seelsorge<br />

Klaus Hoof, Pfarrer an<br />

der Helfenstein-Klinik in<br />

<strong>Geislingen</strong>, wurde am<br />

3. Advent vergangenen<br />

Jahres in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Nach<br />

einer Dienstzeit von<br />

34 Jahren, die letzten<br />

5 Jahre als Klinik-Seel-<br />

Pfarrer Klaus Hoof<br />

sorger in <strong>Geislingen</strong>, ist<br />

er aus dem Dienst ausgeschieden.<br />

Im <strong>Kirchenbezirk</strong> hat er auch Vertretung in<br />

Wiesensteig übernommen und war immer bereit, bei<br />

Gottesdiensten auszuhelfen. Auch im Ruhestand ist er<br />

engagiert. Er ist nun Mitglied im Redaktionsteam der<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung.<br />

Die Nachfolge von Klaus Hoof haben im März das Ehepaar<br />

Margret Ehni und Volker Weiß angetreten. Erfahrungen<br />

haben sie als Seelsorgende im Krankenhaus Calw und in<br />

der Kirchengemeinde Holzbronn gesammelt und wollen<br />

diese in ihren zukünftigen Betätigungsfeldern vertiefen:<br />

Pfarrer Volker Weiß als Krankenhausseelsorger in der<br />

Helfensteinklinik und Pfarrerin Margret Ehni auf der Projektstelle<br />

„Seelsorge in der Palliativversorgung“ mit je 50 %<br />

Dienstauftrag. Wie schon in Calw werden sie sich als<br />

Ehepaar die kombinierte Stelle teilen. Die beiden wollen<br />

Menschen begleiten in ihrer Suche nach Halt und Kraft<br />

im Leben und im Sterben und bei der Entdeckung ihrer<br />

eigenen Spiritualität.<br />

Dekanin Gerlinde Hühn, Volker Weiß, Margret Ehni,<br />

Dr. Karin Grau<br />

Süßener Kirchengemeinderat<br />

mit drei neuen Mitgliedern<br />

Drei neue Kirchengemeinderätinnen sind in Süßen im<br />

vergangenen Jahr in den Kirchengemeinderat nachgerückt:<br />

Dorothea Brucker, Iris Knittel und Monika Findeis (v.l.n.r.).<br />

Schön, dass sie die Nachfolge von Dafna Seybold,<br />

Dorothea Schlaudraff und Ulrike Augenstein angetreten<br />

haben, die aus Süßen weggezogen sind.<br />

90 Jahre Posaunenchor Süssen<br />

Mit zwei Bläsern wurde an der Weihnachtsfeier des<br />

Süßener Jünglingsvereins 1922 „Stille Nacht, heilige<br />

Nacht“ gespielt. Der damalige Auftritt ging als Gründungstag<br />

des Posaunenchors in die Süßener Geschichtsbücher<br />

ein. 1929 bestand der Chor bereits aus 12 Mitgliedern.<br />

In den vergangenen 90 Jahren wurde der Chor von fünf<br />

Dirigenten geleitet. Die Mitgestaltung von Gottesdiensten<br />

und Gemeindeveranstaltungen, die Mitwirkung bei Gottesdiensten<br />

im Grünen, bei Landesposaunentagen und<br />

gemeinsame Aktivitäten, Freizeiten und Reisen gehören<br />

mit zum Programm. Derzeit spielen 43 Bläserinnen und<br />

Bläser im Chor, darunter acht in der Seniorengruppe.<br />

Aktuell werden sieben Jungbläserinnen und Jungbläser<br />

ausgebildet.<br />

Beim Festgottesdienst Anfang Mai war Zeit für vielfältige<br />

Musik, die Geschichte des Chores und Begegnungen.<br />

Geehrt wurde Bläser Albert Fischer für 60 Jahre Mitwirkung<br />

im Chor.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 5


Menschen – Begegnungen – Jubiläen<br />

4 6<br />

50 Jahre Posaunenchor Hausen<br />

Zu seinem 50-jährigen Bestehen gestaltete der Posaunenchor<br />

Hausen am Palmsonntag den musikalischen Festgottesdienst<br />

in der Dorfkirche. Nachmittags trafen sich Aktive,<br />

Ehemalige und Freunde der Bläser zu einem unterhaltsamen<br />

Nachmittag im Bonhoeffer-Haus. Bei Kaffee und<br />

Kuchen erinnerte man sich an die vergangenen Höhepunkte.<br />

Es gab Bilder von den musikalischen Einsätzen<br />

bei verschiedenen Anlässen wie Gottesdiensten, Gemeindefesten,<br />

Altenfeiern, Jubiläen und insbesondere vom<br />

Dorfblasen an Heilig Abend bei sehr unterschiedlichen<br />

Wetterverhältnissen. Auch Ausflüge und Gebirgswanderungen<br />

konnten nochmals nacherlebt werden. Das Bläserteam<br />

des <strong>Kirchenbezirk</strong>es <strong>Geislingen</strong> unter der Leitung<br />

von Axel Schlecht trug maßgeblich zur kurzweiligen<br />

Unterhaltung und herzlichen Atmosphäre bei. Pfarrer<br />

Georg Braunmüller dankte in seiner Ansprache allen,<br />

die mit ihrem Einsatz zur musikalischen und religiösen<br />

Bereicherung des Gemeindelebens beitrugen. Er ehrte den<br />

inzwischen 80-jährigen Gründer des Hausener Posaunenchores,<br />

Gottfried Lamparter und überreichte der seit 1984<br />

als Chorleiterin tätigen Leonore Dangelmaier eine Urkunde<br />

zum runden Chorjubiläum.<br />

Wechsel im Steinenkircher Gemeindebüro<br />

Doris Gold und Inge Schmitt<br />

Lachend stehen sie nebeneinander, die neue und die<br />

bisherige Pfarramtssekretärin. Seit September 2011 ist Doris<br />

Gold offiziell im Amt. Einige Monate zuvor konnte sie sich<br />

schon einarbeiten. Schnell hat sie sich auch mit einem<br />

speziellen Computerprogramm vertraut gemacht – und<br />

nun kommt schon das nächste an die Reihe. Schön, wenn<br />

die Arbeit Spaß macht! Inge Schmitt kann es nach jahrzehntelanger<br />

Tätigkeit nun ruhiger angehen lassen, aber<br />

sie ist nach wie vor in der Gemeinde engagiert und es<br />

wird immer wieder auf ihre Erfahrungen zurückgegriffen.<br />

„Schreibkraft“ nannte sich ihr Beruf anfangs. Zur „Kommunikationsmanagerin“<br />

ist sie geworden. Zusammen mit<br />

ihrem Mann, Kirchenpfleger Jürgen Schmitt, war sie immer<br />

eine Stütze in der Gemeinde.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

Brenzmedaille für Elisabeth Fetzer<br />

Elisabeth Fetzer erhielt als Dank<br />

für ihre langjährige ehrenamtliche<br />

Tätigkeit in der Geislinger Pauluskirchengemeinde<br />

die bronzene<br />

Brenz-Medaille. Pfarrerin Sabine<br />

Kluger überreichte ihr die Auszeichnung<br />

beim Mitarbeiterfest.<br />

Zunächst überrascht, freute sich<br />

Elisabeth Fetzer dann sehr über<br />

die unerwartete Ehrung.<br />

25-jähriges Jubiläum des Steinenkircher<br />

Kirchenpflegers<br />

Kirchenpfleger Jürgen Schmitt<br />

ist seit 25 Jahre im kirchlichen<br />

Dienst. Gelassen und freundlich<br />

verwaltet er die Finanzen<br />

der Kirchengemeinde Steinenkirch.<br />

Auch bei komplizierten<br />

Bauangelegenheiten lässt er<br />

sich nicht aus der Ruhe<br />

bringen und behält stets den<br />

Überblick. Auf die Frage, ob<br />

ihm das schon immer leicht<br />

gefallen sei, meinte er, er sei halt in die Aufgabe hineingewachsen.<br />

Kirchengemeinderat und Pfarrerin sind jedenfalls<br />

froh darüber, dass sie Jürgen Schmitt bei sich haben,<br />

der sich auch sonst in der Gemeinde an allen Ecken und<br />

Enden engagiert. Zusammen mit seiner Frau, die als<br />

Pfarramtssekretärin gearbeitet hat, hat er auch mehrere<br />

Pfarrerwechsel gemanagt. Das ist für alle eine Beruhigung.<br />

Untereinander sagt man. „Der Jürgen weiß ja, wie es geht.“<br />

Wechsel im Türkheimer Kirchengemeinderat<br />

Im Gottesdienst Anfang des Jahres<br />

wurde Andrea Steiner aus ihrem Amt als<br />

Kirchengemeinderätin verabschiedet. Seit<br />

der Kirchenwahl 2001 hat sie den<br />

Kirchengemeinderat in Türkheim mit<br />

ihren Ideen und großem Arbeitseinsatz<br />

bereichert. Vor allem im Bereich der<br />

Kinder- und Jugendarbeit hat sie<br />

unschätzbare Dienste für die Kirchengemeinde<br />

geleistet. Mit guten Wünschen<br />

wurde sie in ihre neue Heimat nach<br />

Kuchen verabschiedet.<br />

Als neues Mitglied im Kirchengemeinderat<br />

wurde Sven Grewis begrüßt und in sein<br />

Amt eingesetzt. Als Jugend- und Heimerzieher<br />

ist er beruflich in Kirchheim/Teck<br />

tätig. Seit seiner Hochzeit 2008 wohnt er<br />

in Türkheim. Da seine Frau Annette eine<br />

der Organistinnen ist, war der Kontakt<br />

zur Kirchengemeinde sofort da. Schwerpunktmäßig<br />

möchte Sven Grewis sich<br />

um die Kinder- und Jugendarbeit in der<br />

Gemeinde kümmern. Aber auch sonst wird er sich einbringen.<br />

„Sitzungen machen mir Spaß“ versichert er glaubwürdig.


Birgit Wohland hat KESS-Kurs abgeschlossen<br />

Seit einigen Jahren bereits ist<br />

Birgit Wohland als ehrenamtliche<br />

Seelsorgerin im Auftrag<br />

der Geislinger Pauluskirchengemeinde<br />

in der Helfensteinklinik<br />

tätig und hat dort schon<br />

viele der Gemeindemitglieder<br />

besucht. Nun hat sie die<br />

landeskirchliche Ausbildung<br />

KESS – Kurs für ehrenamtliche<br />

Seelsorgerinnen und Seelsorger<br />

– absolviert. Viel Zeit und Engagement ist in diesen Kurs<br />

geflossen, den sie zusammen mit sieben weiteren Frauen<br />

aus unterschiedlichen Gemeinden unter fachkundiger<br />

Leitung besucht hat. Ein Zertifikat bestätigt die erworbene<br />

Qualifikation, die auch bei der Abschlussfeier deutlich zum<br />

Ausdruck kam, als die Kursleiter und die Teilnehmerinnen<br />

zurückblickten und den zuständigen Pfarrerinnen und<br />

Pfarrern so manches Beeindruckende aus dem Kursverlauf<br />

berichteten. Aus dem Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong> nahmen<br />

außerdem noch teil Edith Frey aus Kuchen, Margret<br />

Clement aus Süssen, Cornelia Lang aus Bad Überkingen,<br />

Elfriede Schurr aus Kuchen und Gerlinde Wörz aus Gingen.<br />

Doris Wiermann ist neue<br />

Hausverwalterin und Mesnerin<br />

Als neue Hausverwalterin<br />

wurde im Gottesdienst in<br />

Unterböhringen Doris Wiermann<br />

von Pfarrer Georg<br />

Braunmüller begrüßt und<br />

eingeführt. Sie ist seit Januar<br />

<strong>2012</strong> Hausverwalterin im<br />

Paul-Schneider-Gemeindehaus<br />

in Unterböhringen.<br />

Gleichzeit ist Doris Wiermann<br />

auch Mesnerin in<br />

der Unterböhringer Peterund<br />

Paulskirche.<br />

Verabschiedung Kirchengemeinderätin<br />

Friedrike Kumpf<br />

Im Juli 2011 wurde Friedrike Kumpf unter großer<br />

Anteilnahme der Gemeinde im Gottesdienst als Kirchengemeinderätin<br />

verabschiedet. Über zehn Jahre arbeitete<br />

sie im Kirchengemeinderat Bad Überkingen und in der<br />

Gesamtkirchengemeinde kompetent, engagiert und ideenreich<br />

mit. Sie setzte sich vor allem für die Belange der<br />

Kinder und Jugendlichen ein. Aus beruflichen Gründen<br />

musste sie leider aus Bad Überkingen wegziehen. Die<br />

Gemeinde ließ sie nur ungern ziehen.<br />

Lore Späth nach 30 Jahren Kirchenpflege<br />

verabschiedet<br />

Lore Späth und die Kirchengemeinde Auendorf sind<br />

beinahe dasselbe – die eine ist ohne die andere nicht zu<br />

denken. 30 Jahre lang war Lore Späth Kirchenpflegerin in<br />

Auendorf. Auch als Pfarramtssekretärin arbeitete sie für<br />

ihre Kirchengemeinde. Und ehrenamtlich wirkte sie in vielen<br />

Veranstaltungen mit, besonders auch beim Auendorfer<br />

Sommerfest. Dabei half sie unzählige Zentner Kartoffeln in<br />

wunderbaren Kartoffelsalat zu verarbeiten. In einem Festgottesdienst<br />

in der Auendorfer Stephanuskirche wurde<br />

Lore Späth nun als Kirchenpflegerin verabschiedet. Landessynodale<br />

Anita Gröh überreichte ihr im Auftrag des Herrn<br />

Landesbischofs für ihren langjährigen kirchlichen Einsatz<br />

die Brenz-Medallie und Pfarrerin Birgit Enders dankte<br />

Lore Späth für all ihr Engagement.<br />

Pfarrerin Birgit Enders, Landessynodale Anita Gröh,<br />

Kirchenpflegerin Lore Späth<br />

ABS und Gott –<br />

Fünfter Mogo am Berghaus in Oberböhringen<br />

Der Mogo (Motorradgottesdienst) an Himmelfahrt am<br />

Berghaus in Oberböhringen ist für viele schon ein fester<br />

Termin in ihrem Bikerkalender. Trotz Schnee am Vortag<br />

ließen sich über 50 Motorradfahrer und weitere Gäste<br />

nicht abhalten zum Gottesdienst zu kommen. Die Band<br />

Timeless aus <strong>Geislingen</strong> spielte zum Auftakt und begleitete<br />

die Lieder im Gottesdienst. Pfarrer Georg Braunmüller<br />

aus Unterböhringen sprach im Gottesdienst zum Thema:<br />

ABS und Gott. Nicht ABS anstatt Gott, oder ABS ohne<br />

Gott, sondern ABS und Gott. ABS hat das Motorradfahren<br />

sicherer gemacht, aber trotz aller Technik und aller Vorsicht<br />

gerät man in brenzlige Situationen. Gott sei Dank,<br />

wenn man unbeschadet herausgekommen ist. Gott sei<br />

Dank, wenn er uns einen „Schutzengel“ gesandt hat. „Fahr<br />

nie schneller als dein Schutzengel fliegen kann“ – dieses<br />

Motto nimmt die beiden Seiten von „ABS und Gott“ auf:<br />

Zum einen die eigene Verantwortung die jeder Motorradfahrer<br />

oder Verkehrsteilnehmer hat und zum anderen die<br />

Erfahrung von „Schutzengeln“ im Verkehr.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 7


AMSTETTEN-BAHNHOF, FRIEDENSKIRCHE<br />

BÖHMENKIRCH, LUTHERKIRCHE<br />

GEISLINGEN, MARKUSKIRCHE<br />

GRUIBINGEN, MARTINSKIRCHE<br />

SCHALKSTETTEN, VEITSKIRCHE<br />

TÜRKHEIM, VEITSKIRCHE<br />

AMSTETTEN-DORF, LAURENTIUSKIRCHE<br />

BRÄUNISHEIM, PETRUSKIRCHE<br />

GEISLINGEN, MARTINSKIRCHE<br />

HAUSEN, DORFKIRCHE<br />

STEINENKIRCH, ULRICHSKIRCHE<br />

UNTERBÖHRINGEN, PETER- UND PAULSKIRCHE<br />

AUENDORF, STEPHANUSKIRCHE<br />

DEGGINGEN, CHRISTUSKIRCHE<br />

GEISLINGEN, PAULUSKIRCHE<br />

HOFSTETT-EMERBUCH, BARTHOLOMÄUSKIRCHE<br />

STÖTTEN, MICHAELSKIRCHE<br />

WALDHAUSEN, VEITSKIRCHE<br />

AUFHAUSEN, MARIENKIRCHE<br />

DONZDORF, CHRISTUSKIRCHE<br />

GEISLINGEN, STADTKIRCHE<br />

KUCHEN, JAKOBUSKIRCHE<br />

STUBERSHEIM, JOHANNESKIRCHE<br />

WEILER, MARGARETHENKIRCHE<br />

BAD ÜBERKINGEN, GALLUSKIRCHE<br />

EYBACH, CHRISTUSKIRCHE<br />

GINGEN, JOHANNISKIRCHE<br />

OBERBÖHRINGEN, STEPHANUSKIRCHE<br />

SÜSSEN, ULRICHSKIRCHE<br />

WIESENSTEIG

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