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Vernetzung zwischen der Psychiatrie und den ...

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Wohnungslos<br />

<strong>und</strong> psychisch krank<br />

Ein Problem wird sichtbar?<br />

Dr. Christian Wetschka<br />

Caritas Wien, Verein Struktur, Kreativ am Werk<br />

Was wissen wir?<br />

• Wissenschaftliche Untersuchungen über ber das<br />

Problemfeld „psychisch psychisch krank <strong>und</strong><br />

wohnungslos“ wohnungslos fehlen in Österreich sterreich gänzlich g nzlich<br />

• Letzter <strong>Psychiatrie</strong>bericht 2004<br />

Wohnungslosigkeit kommt nicht vor<br />

Steigende Zahl <strong>der</strong> psychisch Kranken in <strong>der</strong> WL<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

• Beispiel: Indikator Hausverbote bei Wie<strong>der</strong><br />

Wohnen 1999 – 2006, Aus: Oberegger 2007<br />

Gewalt<br />

5 5<br />

Nichteinhalten <strong>der</strong> HO<br />

Psychisch Krank<br />

Sen./Pflegeheime<br />

1<br />

12 12<br />

2<br />

1<br />

8<br />

6<br />

4 4<br />

27<br />

19<br />

17<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Salze/Dillmann/Kentner (2002):<br />

Parallelen?<br />

„Geeignete Verfahren <strong>und</strong> Instrumente für diese Vorgehensweise<br />

liegen in <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgungsforschung seit mehr als<br />

einem Jahrzehnt vor. Sie wur<strong>den</strong> <strong>und</strong> wer<strong>den</strong> bei psychisch<br />

kranken Wohnungslosen in Deutschland jedoch bisher kaum<br />

eingesetzt. In dem Mangel an solchen differenzierten<br />

Versorgungs- <strong>und</strong> Bedarfsdaten ist das größte Defizit <strong>der</strong><br />

b<strong>und</strong>esdeutschen psychiatrischen Wohnungslosenforschung zu<br />

sehen.“<br />

In: Nouvertné, Obdachlos <strong>und</strong> psychisch krank<br />

24<br />

39<br />

29<br />

24<br />

1<br />

49<br />

13<br />

30<br />

53<br />

11<br />

35<br />

1


Forschung<br />

* Deutschland: Ab 1990 steigt die Anzahl <strong>der</strong> wissenschaftlichen Publikationen<br />

in Deutschland (Hövelmann, Locher 1990, Kujat 1991, Rieger <strong>und</strong> Wessel 1992,<br />

Trabert 1995 u. a. )<br />

Schwerpunkt Suchterkrankungen<br />

• USA: In <strong>den</strong> 80er-Jahren Anstieg <strong>der</strong> Wohnungslosigkeit (250.000 bis 3.000.000)<br />

APA setzt 1983 eine Task Force ein (Arce/Vergare 1984, Fischer/Breaky 1991,<br />

Jones/Katz 1991)<br />

These: <strong>Psychiatrie</strong>patienten wer<strong>den</strong> in die Wohnungslosigkeit entlassen<br />

Die Validität <strong>und</strong> Reliabilität dieser Studien wurde anschließend in Frage<br />

gestellt.<br />

90er-Jahre: Bessere Studiendesigns: Koegel 1988, Hermann 1989<br />

Einheitliche Daten Etwa 1/3 <strong>der</strong> Wohnungslosen leidet an<br />

behandlungsbedürftigen psychischen Krankheiten<br />

* Australien (Herrmann et al 1989), Großbritannien (Newton et al. 1994, Reed et al.<br />

1992), Dänemark (Brand/Munk-Joergensein 1996) <strong>und</strong> Spanien (Vazquez et al.<br />

1997) ähnliche Daten<br />

Ergebnisse?<br />

Über ber 2/3 <strong>der</strong> Wohnungslosen betreibt<br />

Substanzmissbrauch (hauptsächlich (haupts chlich Alkohol)<br />

Ca. 1/3 hat affektive Störungen St rungen<br />

Ca. 15 % haben ANGSTSTÖRUNGEN<br />

ANGSTST RUNGEN<br />

Ca. 10 % schizophrene Störungen St rungen<br />

Komorbiditätsraten<br />

Komorbidit tsraten über ber 50 %<br />

Inanspruchnahme von psychiatr. psychiatr.<br />

Ambulanzen,<br />

Tagesklinik usw. bei Wohnungslosen geringer<br />

(SH-Gruppen (SH Gruppen z. B.: 0) sowohl vor <strong>der</strong> Aufnahme als<br />

auch in <strong>der</strong> Nachbetreuung (Inverse ( Inverse Care Law) Law<br />

Krankheitsverläufe Krankheitsverl ufe schlechter – steigend mit Dauer <strong>der</strong><br />

Wohnungslosigkeit (längerfristig (l ngerfristig Wohnungslose: bei<br />

Aufnahme mehr Denkstörungen<br />

Denkst rungen)<br />

Soziale Isolation ausgeprägter<br />

ausgepr gter<br />

Forschung in Deutschland<br />

Eikelmann et. al 1992 (Münster)<br />

Fichter et. al 1996 (München)<br />

Trabert 1996, 1997 (Mainz, Nürnberg)<br />

Nouvertné et. al. 1996 (Düsseldorf)<br />

Wessel/Zechert 1996 (Bielefeld)<br />

Reker et. al. 1997 (Münster)<br />

Kellinghaus 2000 (Münster)<br />

„Die Die geringe Anzahl von medizinisch-psychiatrischen medizinisch psychiatrischen Forschungsarbeiten<br />

zur Problematik <strong>der</strong> alleinstehen<strong>den</strong> Wohnungslosen <strong>und</strong> <strong>der</strong> psychisch psychisch<br />

Kranken… Kranken dokumentiert <strong>den</strong> Mangel an empirischen Daten <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />

Forschungsbedarf auf diesem Gebiet“ Gebiet<br />

(Kellinghaus<br />

Kellinghaus)<br />

Be<strong>den</strong>ken?<br />

Wohnungslosenforschung wird primär prim r von<br />

Psychiatern, also aus <strong>der</strong> medizinischen<br />

Perspektive gemacht<br />

Sozialarbeitswissenschaftliche, soziologische,<br />

sozialpädagogische sozialp dagogische Sichtweisen fehlen<br />

Daten über ber <strong>den</strong> VERNETZUNGSGRAD von<br />

komplementären komplement ren <strong>und</strong> stationären station ren Einrichtungen<br />

fehlen<br />

Gefahr <strong>der</strong> „Psychiatrisierung<br />

Psychiatrisierung“ bzw.<br />

„Medizinalisierung<br />

Medizinalisierung“ von sozialen Problemen?<br />

2


Non-Cooperation<br />

Non Cooperation<br />

Das Fehlen von Daten ist ein Symptom für f r<br />

die Nicht-Kooperation Nicht Kooperation bzw. einer<br />

systemimmanenten Abgrenzung von<br />

<strong>Psychiatrie</strong> <strong>und</strong> Sozialarbeit.<br />

Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel England:<br />

England:<br />

England:<br />

England:<br />

Assertive Assertive<br />

Assertive<br />

Assertive Community<br />

Community Community<br />

Community<br />

Community Treatment Treatment Treatment Treatment (ACT)<br />

(ACT)<br />

(ACT)<br />

(ACT)<br />

Ein Evaluationbeispiel (1995):<br />

212 212 212 212 chronische chronische chronische chronische psychisch psychisch psychisch psychisch Kranke Kranke<br />

Kranke<br />

Kranke mit hohem hohem<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmerisiko Wie<strong>der</strong>aufnahmerisiko (3 – 5 Mal in <strong>den</strong> vergangenen<br />

2 Jahren) wer<strong>den</strong> über ber 18 18 Monate Monate soziotherapeutisch<br />

betreut<br />

Anzahl <strong>der</strong> stationären station ren Aufnahmen<br />

sinkt sinkt sinkt sinkt um um um um ein ein<br />

ein<br />

ein Drittel<br />

Drittel<br />

Drittel<br />

Drittel<br />

Anzahl <strong>der</strong> stationären station ren Behandlungstage<br />

wird wird wird wird um um<br />

um<br />

um 50 50 50 50 % % % % % reduziert<br />

reduziert<br />

reduziert<br />

reduziert<br />

Reduktion Reduktion Reduktion Reduktion <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Krankenhauskosten Krankenhauskosten Krankenhauskosten Krankenhauskosten Krankenhauskosten belegt<br />

belegt<br />

belegt<br />

belegt<br />

1. Durchf<br />

2. Im<br />

Was bringt<br />

Kooperation?<br />

Ambulante Ambulante Ambulante Ambulante Soziotherapie<br />

Soziotherapie<br />

Soziotherapie<br />

Soziotherapie<br />

lt. lt. lt. lt. lt. SGB SGB SGB SGB V V<br />

V<br />

V (Beispiel Deutschland)<br />

Durchführung hrung durch qualifizierte<br />

Sozialarbeiter o<strong>der</strong><br />

<strong>Psychiatrie</strong>krankenpflegepersonal<br />

Im „gemeindepsychiatrischen gemeindepsychiatrischen Verb<strong>und</strong>“ Verb<strong>und</strong><br />

(o<strong>der</strong> o<strong>der</strong> einer vergleichbaren<br />

sozialpsychiatrischen Struktur)<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

Fallkonferenzen<br />

3


Modellprojekt Modellprojekt<br />

Modellprojekt<br />

Modellprojekt „Ambulante Ambulante Ambulante Ambulante Soziotherapie<br />

Soziotherapie“<br />

Soziotherapie<br />

Soziotherapie<br />

Soziotherapie<br />

(Deutschland (Deutschland (Deutschland (Deutschland 1995 1995<br />

1995<br />

1995 – 1998)<br />

1998)<br />

1998)<br />

1998)<br />

N N N N = = = = 200 200<br />

200<br />

200<br />

200<br />

Erzielte Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung durch ST:<br />

Versorgungsangebot Versorgungsangebot Vor Vor Vor Behandlungsbeginn Behandlungsbeginn Im Im Verlauf Verlauf <strong>der</strong><br />

Behandlung<br />

Behandlung<br />

Behandlung<br />

Psychiatr Psychiatr. Psychiatr . Tagesst Tagesstätte<br />

Tagesst tte 16 % 32 32 %<br />

%<br />

Gesch Geschützter Gesch tzter Arbeitsplatz Arbeitsplatz 11 11 % % %<br />

32 32 % %<br />

%<br />

Betreutes Betreutes Wohnen Wohnen<br />

12 12 % %<br />

22 22 %<br />

%<br />

Reha Reha-Einrichtungen<br />

Reha Einrichtungen 5 5 % %<br />

18 18 %<br />

%<br />

Ambulanter Ambulanter Pflegedienst<br />

Pflegedienst Pflegedienst 4 4 % %<br />

7 %<br />

Psychiatrisches Psychiatrisches Psychiatrisches Wohnheim Wohnheim 3 3 % %<br />

5 %<br />

Übergangswohnheim<br />

bergangswohnheim 1 1 % %<br />

3 %<br />

Reduktion <strong>der</strong> Hospitalisierung<br />

Hospitalisierung sinkt innerhalb von 12<br />

Monaten in <strong>der</strong> gemeindepsychiatrischen<br />

Versorgung von durchschnittlich 62 Tagen<br />

auf 21 Tage <strong>und</strong> innerhalb von 20<br />

Monaten auf ca. 12 Tage<br />

(Brenner et. al., Creed et. al., Burns et. al.)<br />

Eindeutige Kosteneffektivität Kosteneffektivit t zugunsten<br />

<strong>der</strong> gemeindepsychiatrischen Projekte<br />

Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel England:<br />

England:<br />

England:<br />

England:<br />

Gemeindepsychiatrische Gemeindepsychiatrische Gemeindepsychiatrische Gemeindepsychiatrische Teams Teams Teams Teams (GPT) (GPT)<br />

(GPT)<br />

(GPT)<br />

(GPT)<br />

Pro Pro Pro Pro 50.000 50.000 50.000 50.000 50.000 Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner ist ist ist ist ein ein ein ein GPT GPT GPT GPT eingerichtet<br />

eingerichtet<br />

eingerichtet<br />

eingerichtet<br />

(11 (11 (11 (11 (11 Vollzeitstellen, Vollzeitstellen, Vollzeitstellen, multiprofessionell multiprofessionell multiprofessionell besetzt)<br />

besetzt)<br />

besetzt)<br />

60 60 60 60 % % % % % <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> PatientInnen<br />

PatientInnen PatientInnen<br />

PatientInnen<br />

PatientInnen sind sind sind sind an an an an Schizophrenie Schizophrenie Schizophrenie Schizophrenie erkrankt<br />

erkrankt<br />

erkrankt<br />

erkrankt<br />

Entwicklung Entwicklung Entwicklung Entwicklung seit seit seit seit 1954: 1954: 1954: 1954: Psychiatrische Psychiatrische Psychiatrische Psychiatrische Krankenh Krankenhäuser Krankenh<br />

Krankenh<br />

Krankenh user user user wur<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> in<br />

in<br />

in<br />

in<br />

gro großer gro<br />

gro<br />

er er er Zahl Zahl Zahl Zahl geschlossen<br />

geschlossen<br />

geschlossen<br />

geschlossen<br />

(1954: (1954: (1954: 135 135<br />

135 versus versus<br />

versus 1998: 1998: 1998: 35), 35), 35), stattdessen stattdessen stattdessen Einrichtung Einrichtung Einrichtung von von von kleinen<br />

kleinen<br />

kleinen<br />

psychiatrischen psychiatrischen psychiatrischen Stationen Stationen Stationen in in in <strong>den</strong> <strong>den</strong> <strong>den</strong> Allgemeinspit<br />

Allgemeinspitälern<br />

Allgemeinspit<br />

Allgemeinspit lern lern) lern lern<br />

Resultat: Resultat: Resultat:<br />

Resultat:<br />

Resultat: * *<br />

*<br />

* Verringerte Verringerte Verringerte Verringerte Suizidraten<br />

Suizidraten<br />

Suizidraten<br />

Suizidraten<br />

* * verbesserte verbesserte verbesserte verbesserte Patientenzufrie<strong>den</strong>heit<br />

Patientenzufrie<strong>den</strong>heit<br />

Patientenzufrie<strong>den</strong>heit<br />

Patientenzufrie<strong>den</strong>heit<br />

Patientenzufrie<strong>den</strong>heit<br />

*<br />

*<br />

Ambulante versus stationäre station re Versorgung<br />

am Beispiel eines Schizophrenen<br />

(gerechnet auf 1 Jahr)<br />

Facharzt: 6.500 €<br />

Facharzt + komplementäre Leistungen: 13.000 €<br />

Pflegebereich Landeskrankenhaus: 33.000 €<br />

Akutbereich psychiatr. Krankenhaus: 45.000 €<br />

Roth-Sackenheim 2001<br />

4


Kosten Wohnungslosenhilfe<br />

versus <strong>Psychiatrie</strong><br />

Tagsatz TZ Ybbs: 366,- 366, Euro<br />

Tagsatz AKH Wien<br />

(psychiatr psychiatr. . Station): 750,- 750, Euro<br />

Tagsatz WL-Einrichtungen WL Einrichtungen Wien:<br />

(Zielgruppenwohnen)<br />

19,53 Euro<br />

Wahrnehmung des Problems<br />

in <strong>der</strong> Politik?<br />

„In allen neun österreichischen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

gibt es „<strong>Psychiatrie</strong>pläne“, die zum Teil sehr<br />

umfangreiche Erhebungen über die aktuelle<br />

psychiatrische <strong>und</strong> psychosoziale Versorgung<br />

enthalten. Diese zeigen, dass die ambulanten,<br />

mobilen <strong>und</strong> komplementären Einrichtungen<br />

(Wohnen, Arbeit, Freizeitgestaltung) einen<br />

unterschiedlichen, aber überwiegend hohen<br />

Ausbaugrad haben“<br />

(Aus <strong>der</strong> Kurzinfo zum Österr sterr. . <strong>Psychiatrie</strong>bericht 2004)<br />

Spannungsverhältnis Spannungsverh ltnis <strong>Psychiatrie</strong> -<br />

Sozialarbeit<br />

„<strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

<strong>Psychiatrie</strong>reform“: :<br />

seit Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre 70er Jahre Reduktion <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Betten in Ö. . von 20.000 auf 4.000 (Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre)<br />

90er Jahre)<br />

Komplementäre/extramurale<br />

Komplement re/extramurale Einrichtungen sollten die<br />

Betreuung <strong>der</strong> Patienten übernehmen<br />

bernehmen<br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage klaffen auseinan<strong>der</strong><br />

PatientInnen wer<strong>den</strong> häufiger h ufiger in die WLH abgeschoben<br />

„Da hier sehr unterschiedliche gesetzliche Regelungen<br />

<strong>und</strong> Finanzierungsmechanismen vorherrschen, ist ein<br />

wesentliches Kennzeichen <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Versorgung die mangelnde Kontinuität <strong>der</strong> Betreuung<br />

psychisch Kranker <strong>und</strong> die größtenteils fehlende<br />

Koordination verschie<strong>den</strong>er Träger, Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Finanziers im medizinischen <strong>und</strong> sozialen, im<br />

stationären, ambulanten <strong>und</strong> komplementären Bereich.<br />

Wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Vulnerabilität <strong>der</strong><br />

psychiatrischen Klientel besteht hier ein noch größerer<br />

Koordinationsbedarf als im medizinischen Bereich, für r<br />

<strong>den</strong> dieser Bedarf von <strong>der</strong> Politik bereits erkannt wurde.“ wurde<br />

Aus: Kurzinfo zum österr sterr. . <strong>Psychiatrie</strong>bericht 2004<br />

5


SELEKTION<br />

wird durch die beschränkten beschr nkten Ressourcen, bzw. durch die<br />

Ressourcenumverteilung notwendig<br />

Hierarchisches Verhältnis Verh ltnis von <strong>Psychiatrie</strong><br />

<strong>und</strong> Sozialarbeit – die Abgrenzung von <strong>der</strong><br />

Sozialarbeit erfüllt erf llt schon z. T. Selektionsfunktion<br />

Diagnostik<br />

Creaming<br />

Motivationsparadigma<br />

Komm- Komm <strong>und</strong> Geh-Strukturen<br />

Geh Strukturen<br />

Hochschwelligkeit/Professionalisierung<br />

DIAGNOSE = MACHT = GELD<br />

Wer diagnostiziert, bestimmt die Behandlung,<br />

damit auch <strong>den</strong> Geldfluss<br />

(z. B. Zuerkennung von Therapien, Rehab, Rehab,<br />

Pensionen, Pflegegeld, Zugang zu<br />

Wohnplätzen, Wohnpl tzen, usw.)<br />

WL-Einrichtungen WL Einrichtungen bleiben vom Diagnose-<br />

gesteuerten System ausgegrenzt<br />

(Ressourcenverschwendung: Ressourcenverschwendung: jene, die <strong>den</strong><br />

Patienten am längsten l ngsten kennen, wer<strong>den</strong> nicht<br />

einbezogen)<br />

einbezogen<br />

Warum gibt es keine fachübergreifen<strong>den</strong><br />

fach bergreifen<strong>den</strong><br />

wissenschaftlichen Studien?<br />

Sozialarbeiter sind keine Wissenschaftler?<br />

Mangelnde Ressourcen für f r Evaluation <strong>und</strong><br />

Projektarbeit<br />

Sozialarbeiter befin<strong>den</strong> sich gegenüber gegen ber <strong>der</strong><br />

Medizin in einer untergeordeten Position<br />

(„Hilfsdienst<br />

Hilfsdienst“) vgl. Staub-Bernasconi<br />

Staub Bernasconi<br />

„Soziale Soziale Diagnose“ Diagnose (GAF) hat keinen<br />

Stellenwert, medizinische Diagnose<br />

dominiert<br />

Wem „geh gehören ren“ Diagnosen?<br />

1. Diagnosen können Ressourcenzugänge eröffnen o<strong>der</strong><br />

schließen.<br />

2. Diagnosen haben eine „lange Haltbarkeit“, soziale<br />

Konsequenzen, können stigmatisieren.<br />

3. Diagnosen sind daher nicht nur Ausdruck <strong>der</strong> objektiven<br />

medizinischen Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung eines<br />

Krankheitszustandes, son<strong>der</strong>n auch Symptom <strong>und</strong> Instrument<br />

in einem sozialen MACHT-DISKURS.<br />

Frage: Wer beteiligt sich an diesem „Diskurs Diskurs“? ?<br />

Wer übernimmt bernimmt die Anwaltfunktion für f r <strong>den</strong><br />

Klienten/Patienten?<br />

6


Diagnose ist soziale<br />

Abgrenzung via Sprache<br />

• Was meinen wir überhaupt, wenn wir von<br />

„psychisch Kranken“ sprechen?<br />

• Verständigung mit Medizinern fällt schwer, weil<br />

sie an ihrer Begriffs- <strong>und</strong> Sprachwelt festhalten<br />

Lösung: sung: An die Stelle <strong>der</strong> medizinischen Diagnose muss<br />

ein Diskurs aller Betroffenen treten, d. h. auch eine<br />

gemeinsame Sprache ALLER Beteiligten<br />

„INVERSE INVERSE CARE LAW“ LAW<br />

„Denjenigen, Denjenigen, die am schwersten betroffen<br />

sind, stehen die geringsten Mittel <strong>und</strong><br />

damit die am wenigsten qualifizierte Hilfe<br />

zur Verfügung. Verf gung.“<br />

„Creaming Creaming“<br />

„Damit Damit ist die problematische, subjektiv<br />

aber nachvollziehbare Ten<strong>den</strong>z gemeint,<br />

sich <strong>den</strong> vermeintlich einfachen,<br />

bequemen, pflegeleichten, lieben<br />

„KlientInnen<br />

KlientInnen“ zuzuwen<strong>den</strong> <strong>und</strong> unbewusst<br />

o<strong>der</strong> planvoll die sogenannten schweren<br />

Fälle lle abzuschieben.“ abzuschieben. (M. Oberegger)<br />

Oberegger<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Schweregrad von Alkoholerkrankungen<br />

in einer österreichischen Suchtklinik<br />

n = 106<br />

Typ I Typ II Typ III Typ IV<br />

Quelle: König<br />

7


Hin<strong>der</strong>nis: „Komm Komm-Struktur Struktur“<br />

Berufsbild des Mediziners: Patient muss<br />

kommen („Komm ( Komm-Struktur Struktur“)<br />

Irrweg „Motivationspr<br />

Motivationsprüfung fung“?<br />

Anpassung an die lebensweltlichen<br />

Eigenheiten von Wohnungslosen erfor<strong>der</strong>t<br />

„Geh Geh-Strukturen Strukturen“<br />

Der Diskurs erfor<strong>der</strong>t:<br />

• Das Zurückstellen von Hierarchie <strong>und</strong><br />

Macht-Verhältnissen<br />

• Prinzipielle Gleichheit <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

• Prinzipielle Problematisierbarkeit aller<br />

Themen <strong>und</strong> Meinungen<br />

• Prinzipielle Unausgeschlossenheit des<br />

Publikums<br />

• authentische Gefühle<br />

(nach Jürgen J rgen Habermas)<br />

Was behin<strong>der</strong>t <strong>den</strong> Diskurs <strong>zwischen</strong><br />

<strong>Psychiatrie</strong> <strong>und</strong> Sozialarbeit?<br />

Sozialarbeit: Sozialarbeit:<br />

zu wenig Selbstbewusstsein,<br />

kaum wissenschaftliche F<strong>und</strong>ierung,<br />

fehlende Forschung<br />

Medizin: Medizin:<br />

Festhalten an Hoheitsansprüchen<br />

Hoheitsanspr chen<br />

(Diagnose, Therapie, Ressourcenverteilung, Wissenschaft,<br />

Unabhängigkeit)<br />

Unabh ngigkeit)<br />

Fehlen Fehlen einer gemeinsamen Sprache<br />

Fehlen Fehlen gegenseitigen Vertrauens in die<br />

Professionalität<br />

Professionalit<br />

Lösungsans sungsansätze tze<br />

Transparenz <strong>der</strong> Finanzierungsstrukturen: Entsprechen die<br />

Finanzierungen <strong>den</strong> Zielsetzungen <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>reform?<br />

Forschungsaufträge zur Bedarfserhebung<br />

Schwerpunkte: <strong>Vernetzung</strong>sgrad, Schnittstellenproblematiken, Evaluation von<br />

Kostenverschiebungen, Effizienz von Einrichtungen, usw.<br />

Multiprofessionell besetzte Planungsgremien<br />

(auch AMS, Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen, Patientenanwälte,<br />

Sachwalter, Polizei, usw. einbeziehen)<br />

* Pilotprojekte für die Kooperation von <strong>Psychiatrie</strong> <strong>und</strong> WLH<br />

8


Lösungsans sungsansätze tze<br />

Aufbau von gemein<strong>den</strong>ahen Betreuungsstrukturen<br />

Gemeinsame Arbeitskreise <strong>und</strong> Fortbildungsveranstaltungen<br />

zum Abbau von Vorurteilen<br />

Multiprofessionelle Hilfeplankonferenzen (<strong>Vernetzung</strong>streffen)<br />

Case-Management (Fallverantwortung!)<br />

Psychiatr. Liaisondienste (auch in niedrigschwelligen<br />

Einrichtungen) – Finanzierungsklärung!<br />

Schwerpunktpraxen für psychisch <strong>und</strong> somatisch erkrankte<br />

Wohnungslose<br />

Schaffung bzw. Ausbau von<br />

Tagesstrukturprojekten/Tageszentren<br />

Medical Streetwork (z. B. Ges<strong>und</strong>heitsbusse)<br />

Herzlichen Dank für f r Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

9

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