DISKUSSIONSBEITRÄGE - DHBW Villingen-Schwenningen
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Pflichtverletzung durch den Vorstand angenommen, 157 z.B. der bewussten Fehlinformation<br />
durch den Vorstand oder gar seiner Untreue. 158 Es gebe jedoch keinen<br />
Anlass, das aktive Informationsmonopol des Vorstands mehr oder minder umfassend<br />
aufzugeben. 159<br />
In diese Richtung argumentiert auch der Arbeitskreis externe Unternehmensrechnung<br />
(AKEU) zusammen mit dem Arbeitskreis Externe und Interne Überwachung<br />
der Unternehmung (AKEIÜ) der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft.<br />
Mit Hinweis auf die potenzielle Gefährdung des Vertrauensverhältnisses<br />
zwischen Aufsichtsrat und Vorstand und damit womöglich einhergehenden Gewissenskonflikten<br />
der betroffenen Mitarbeiter positioniert er sich restriktiv. Kritisch sei<br />
die Befragung von Mitarbeitern ohne Rücksprache und in Abwesenheit des Vorstands.<br />
Voraussetzung für einen Direktkontakt sei wohl die explizite Zustimmung<br />
des Vorstands, sofern nicht durch unternehmensinterne Absprachen eine andere<br />
Regelung getroffen wurde. 160<br />
5.4.2 Extensives Verständnis: Gesetzliches Informationsrecht gegenüber<br />
Angestellten der Aktiengesellschaft<br />
5.4.2.1 Rechtsgrundlage<br />
Nach einem anderen, im Vordringen befindlichen Meinungslager wird ein weit reichendes<br />
Recht des Aufsichtsrats zur vorstandsunabhängigen Information durch<br />
die Interne Revision ohne Beschränkung auf Ausnahmetatbestände angenommen.<br />
161 Als Auskunftsberechtigter gegenüber der Internen Revision wird neben<br />
dem Aufsichtsrat besonders der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats thematisiert.<br />
162 Eine ganz einheitliche Auffassung zur Herleitung und konkreten Reichweite<br />
des Informationsrechts gibt es allerdings nicht.<br />
Alle argumentieren damit, dass das Aktiengesetz explizit alternative, vorstandsunabhängige<br />
gesetzliche Informationsquellen des Aufsichtsrats vorsehe. Namentlich<br />
genannt werden das Einsichts- und Prüfungsrecht (§ 111 Abs. 2 Satz 1 AktG), das<br />
Recht auf Bestellung eigener Sachverständiger (§ 109 Abs. 1 Satz 2 AktG) sowie<br />
die Tendenz des Gesetzgebers zur Verstärkung vorstandsunabhängiger Informa-<br />
157<br />
Vgl. Lutter, Konzern, Der Aufsichtsrat 2006, S. 520; vgl. Mertens/Cahn, in: Zöllner/Noack,<br />
KölnKomm. AktG, § 90 Rn. 52; Hüffer, AktG, § 90 Rn. 11; Brandi fordert das Vorliegen eines konkreten<br />
Verdachts anstelle bloßer Vermutungen oder bei erstem Anfangsverdacht, vgl. Brandi, Ermittlungspflicht,<br />
ZIP 2000, S. 175.<br />
158<br />
Vgl. Kort, in: Hopt/Wiedemann, Großkommentar AktG Band 3, § 90 Rn. 97.<br />
159<br />
Vgl. Hüffer, AktG, § 90 Rn. 11.<br />
160<br />
Vgl. AKEU/AKEIÜ, Aufsichtsrat und Prüfungsausschuss, DB 2009, S. 1282.<br />
161<br />
Vgl. Roth, Möglichkeiten, Die Aktiengesellschaft 2004, S. 8 ff.; vgl. Hopt/Roth, in: Hopt/ Wiedemann,<br />
Großkommentar AktG Band 4, § 111 Rn. 512; vgl. Dreher, Direktkontakte, in: Habersack et<br />
al., FS Ulmer, S. 94 f. und 99 f.; vgl. Kropff, Information, NZG 2003, S. 348 ff. und Kropff, Informationsbeschaffungspflichten,<br />
in: Festschrift für Thomas Raiser, S. 237 ff.; vgl. Merkt/Köhrle, Vorstandsunabhängige<br />
Information, S. 224; vgl. Huwer, Prüfungsausschuss, S. 149.<br />
162<br />
Vgl. Warncke, Zusammenarbeit, in: Freidank/Peemöller, Corporate Governance und Interne Revision,<br />
S. 636; vgl. Bantleon/Mauer, Prüfungsausschüsse, ZCG 2010, S. 946 f.; vgl. Huwer, Prüfungsausschuss,<br />
S. 148 ff.<br />
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