B11 (Schäfer) [pdf 201 kB, 19 Seiten]
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282<br />
Makrozoobenthosgesellschaften als Indikatoren für den<br />
Einfluss von Strömung, Substratbeschaffenheit und<br />
Wasserqualität<br />
Prof. Dr. Alois <strong>Schäfer</strong>, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Müller,<br />
Dipl. Geogr. Christian Vogt,<br />
1 Kenntnisstand bei der letzten Antragstellung und Ausgangsfragestellung<br />
Gewässerqualität ist eine Funktion der Landschaft (FREDE 200) und steuert<br />
zugleich entscheidend die Biodiversität. Krenale und rhithrale Biozönosen sind<br />
nicht nur aus evolutionsgenetischer und populationsökologischer Sicht von<br />
besonderem Interesse (vgl. SCHMID et al. 2000, STATZNER et al. 2001,<br />
VINSON & HAWKINS <strong>19</strong>98). Wegen ihrer reaktiven Sensitivität auf<br />
Veränderungen physikalischer Faktoren, chemische Konzentrationsänderungen<br />
und „Belastungen“ wurden sie bereits seit fast eine m Jahrhundert als<br />
„Indikatoren“ für Veränderungen in ihrem Lebensraum eingesetzt. Auf diesen<br />
biologischen Fähigkeiten beruht im Prinzip auch das Gewässerbewertungs -<br />
system der LAWA, das letztlich über einen Vergleich der „Abweichungen“ einer<br />
benthalen Biozönose von ihrer am „natürlichen Standort“ zu erwartenden<br />
Zusammensetzung, zu einem Bewertungsverfahren kommt. (vgl. u.a. River<br />
Continuum Concept, VANNOTE et al. <strong>19</strong>80) Im naturnahen<br />
Mittelgebirgsabschnitt eines Fließgewässers der westlichen Palaearktis lebt u.a.<br />
aufgrund des reichhaltigen Ressourcen - und Habitatangebotes eine der<br />
artenreichsten Lebensgemeinschaften. Deshalb stellt dieser Lebensraum die<br />
meisten Indikatorarten des Bewertungssystems. In vielen Fällen ist jedoch in<br />
kleinen Bächen die Anwendung de r standardisierten LAWA -<br />
Beurteilungsmethode insbesondere wegen geringer Abundanzen von<br />
Indikatororganismen erschwert. Hinzu kommt, dass Fließgewässer als<br />
„Durchlaufsysteme“ und wegen aperiodischem Niederschlagsgeschehen z.T.<br />
extremen Schwankungen unterworfen sind. Mitteleuropäische Biozönosen<br />
haben sich an diese Dynamik evolutiv angepasst. Deshalb kommt der die<br />
Dynamik von Fließgewässern stärker berücksichtigenden Modellvorstellung<br />
„pulsierender Systeme“ (JUNK et al. <strong>19</strong>89) eine besondere Bedeutung zu. Diese<br />
geht von einer regelmäßigen Veränderung der Systemzustände eines<br />
Flussökosystems u.a. durch durchlaufende Hochwasserwellen aus. Die<br />
Anpassung der Biozönosen pulsierender Systeme besteht in der Entwicklung<br />
von Strategien zur Überwindung der hydraulischen D ynamik, durch<br />
Ausbreitung- und Rückzugsstrategien sowie Schutzmechanismen u.a. gegen
Austrocknen. Für die Erfassung und Bewertung des ökologischen Zustandes<br />
kleiner Fließgewässer ist die Kenntnis der räumlichen und zeitlichen Dynamik<br />
von rheophilen Lebensg emeinschaften im Zusammenhang mit<br />
Hochwasserereignissen, vor allem bei unterschiedlicher anthropogener<br />
Belastung, für die ökologische Gesamtbeurteilung deshalb von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Ziel des Projektes war es durch Anwendung und Erprobung verschiede ner<br />
Methoden zu einem dieser Dynamik Rechnung tragenden verbesserten<br />
Bewertungssystems für kleine Fließgewässer zu gelangen. Die Beurteilung von<br />
unterschiedlich organisch belasteten, hochdynamischen Bächen und<br />
eutrophierten, langsam fließenden Fließgewässern wird von uns als ein Beitrag<br />
für ein ökosystemgerechtes Umweltmanagement im Projektgebiet verstanden.<br />
Basis ist die Erfassung der räumlichen und zeitlichen Dynamik kleiner<br />
Fließgewässer mit unterschiedlicher Struktur und Wasserqualität in der Region<br />
Trier.<br />
2 Angewandte Methoden<br />
Eine Auswahl quantitativer Methoden der Besammlung des Makrozoobenthos<br />
wurden in eigenen Voruntersuchungen auf die vorliegenden räumlichen<br />
Bedingungen und die Zielsetzung des Projekts überprüft. Dabei sollte eine<br />
substratspezifische Erfassung der Individuenzahlen erreicht werden. In den<br />
Voruntersuchungen wurden zwei in-situ-Besammlungsverfahren getestet.<br />
zeitlich begrenzte Direktbesammlung: die vorkommenden Substrate in<br />
einem Gewässerabschnitt wurden durch Aufsammeln aller erkennbaren<br />
Individuen innerhalb einer definierten Zeitspanne von 30 „Sammelminuten“<br />
beprobt. HELLAWELL (<strong>19</strong>86) und KLEMM et al. (<strong>19</strong>90) betrachten diese<br />
Methode als semi-quantitativ, da eine Standardisierung durch die konstante<br />
Besammlungsdauer erreicht wird. Während der Handbesammlung wurde<br />
ein Driftnetz unterhalb des beprobten Abschnittes aufgestellt, in dem<br />
abdriftende Tiere aufgefangen wurden. Die Driftbesammlung wurde separat<br />
ausgewertet.<br />
Surber-Sampler: mit einem Surber-Sampler können steinig-kiesige bis<br />
schlammige Substrate flächenbezogen beprobt werden. Das Substrat<br />
innerhalb des Rahmens wird aufgewirbelt, größere Steine auch von Hand<br />
abgewaschen, und die dabei abdriftenden Tiere in einem Netz aufgefangen.<br />
Es wurden zwei verschiedene Größen verwandt, ein Sampler mit einer<br />
Grundfläche von 30 x 30 cm, der zweite von 50 x 50 cm. An einigen<br />
Standorten konnte diese Methode wegen zu geringer Wassertiefe, zu<br />
282
282<br />
starker Strömung bzw. ungeeignetem Substrat (anstehender Fels) nicht<br />
angewandt werden.<br />
Abb. 1: Surber Sampler<br />
Abb. 2: Expositionssubstrate<br />
Zur quantitativen Erfassung des Makrozoobenthos werden seit langem auch<br />
Kunstsubstrate eingesetzt. Das gilt insbesondere für Monitoringprogramme in
größeren Fließgewässern (KLEMM et al. <strong>19</strong>90, DEPAUW et al. <strong>19</strong>94, vgl. auch<br />
Probenhame von Dreissena polymorpha der Umweltprobenbank). Neben der<br />
konstanten Fläche bzw. Volumen, das dabei beprobt wird, erfolgt auch eine<br />
Standardisierung des beprobten Substrates. In Voruntersuchungen wurden zwei<br />
Kunstsubstrate auf ihre Eignung für Untersuchungen der Populationsdynamik in<br />
kleinen Fließgewässern überprüft.<br />
Basket Sampler: Die Basket Sampler bestehen aus Drahtkörben von 10 x<br />
15 x 20 cm, die mit autochthonen Steinen gefüllt sind. Die Oberfläche der<br />
Füllung beträgt durchschnittlich 3000 cm². An jedem Standort wurden zwei<br />
Sampler auf dem Gewässergrund aufliegend eingesetzt für eine<br />
Expositionszeit von drei bzw. sechs Wochen.<br />
Multiplate Sampler: Die Multiplate Sampler nach HESTER & DENDY (<strong>19</strong>62)<br />
bestehen aus Sperrholzplatten die auf einer Gewindestange in<br />
unterschiedlichen Abständen montiert sind. Durch die unterschiedlichen<br />
Abstände soll eine Besiedlung von Taxa verschiedener Größe erfolgen. Die<br />
Oberfläche beträgt 1160 cm². Die Multiplate Sampler wurden für sechs<br />
Wochen exponiert, bei einer genügend großen Wassertiefe aufrecht<br />
stehend, ansonsten liegend.<br />
Zum Vergleich der Standorte und der einzelnen Proben werden der<br />
Saprobienindex (nach DIN 38 410), der Average Score per Taxon (ASPT), der<br />
Index der „Biological Monitoring Working Party“ (BMWP) (NEWMAN, <strong>19</strong>88),<br />
Ephemeroptera-Plecoptera–Trichoptera–Index (EPT), Trent Biotic Index (TBI)<br />
(WOODIWISS <strong>19</strong>64), Rhithron-Ernährungstypen-Index (RETI) (SCHWEDER<br />
<strong>19</strong>93) berechnet. Weitere Auswertungen erfolgen durch Berechnung<br />
vergleichender Indizes (z.B. Sörensen-Index) und multivariater Statistik.<br />
Die Untersuchung zur Gewässerstruktur folgte der Kartieranleitung zur<br />
Gewässerstrukturkartierung der LAWA (<strong>19</strong>99). Darüber hinaus wurden<br />
kleinräumige Strukturparameter erfasst sowie eine detaillierte<br />
Feinsubstratkartierung durchgeführt. Die Kartieranleitung nach LAWA basiert<br />
auf größere Strukturen, während für viele Biozönosen eher kleinräumige<br />
Habitate entscheidend sind. Wesentliche Aufnahmeparameter umfassten die<br />
Tal- und die Bachmorphologie, die Beschattung, Wasser tiefe, Sohlenstruktur,<br />
Anzahl der Substrattypen und ihre Flächenanteile. Zur Veranschaulichung<br />
wurden Feinsubstratkarten der Untersuchungsstellen angefertigt. Die Standorte<br />
wurden zu verschiedenen Zeitpunkten fotografisch dokumentiert.<br />
Zur Bestimmung der Wassergüte wurden parallel zu den biologischen<br />
Besammlungen Wasserproben entnommen und analysiert. Als Grundlage<br />
wurde der Chemische Index von BACH (<strong>19</strong>80) gewählt. Dieser Index setzt sich<br />
aus acht einfach zu ermittelnden chemisch -physikalischen Messgrößen<br />
282
zusammen, die eine Beschreibung des Gewässerzustandes im Zusammenhang<br />
mit der biologischen Selbstreinigung ermöglichen. Im Gelände wurden<br />
Leitfähigkeit, Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt und der pH-Wert gemessen.<br />
Im Labor wurden die Proben auf den Nitratg ehalt (nach APHA),<br />
Ammoniumgehalt (Salicylat-Methode, Schnelltest von HACH) und ortho -<br />
Phosphat (Ascorbinsäure-Methode, Schnelltest von HACH) untersucht.<br />
Zur Verwaltung der Daten und der anschließenden Analyse wurde ein<br />
Gebietsinformationssystem innerhalb d es Projektes eingerichtet.<br />
Hauptbestandteil ist eine relationale Datenbank, in der alle erfassten Parameter<br />
aufgenommen sind, und ein hybrides geographisches Informationssystem. Das<br />
dreidimensionale Geländemodell kann dabei zur Analyse von Einzugsgebieten<br />
eingesetzt werden, neben der Berechnung der Einzugsgebietsgröße kann auch<br />
das Gefälle und die Hangneigung ermittelt werden. Dies ist für die Auswertung<br />
von Erosionsgefährdung und zur Abschätzung der Dynamik in den<br />
Einzugsgebieten nutzbar. Ein weiterer Nutzen liegt in der Verknüpfung der<br />
erhobenen Daten mit den Karten des geographischen Informationssystems zur<br />
Erstellung von Gewässergütekarten oder zur Darstellung von<br />
Verbreitungsbildern einzelner Taxa. Das Gebietsinformationssystem ist in das<br />
zentrale Datenmanagement des SFB integriert.<br />
Das Untersuchungsgebiet umfasst in erster Linie das Einzugsgebiet der Ruwer,<br />
einem Nebenfluss der Mosel, die bei Trier in die Mosel mündet. Weitere<br />
Standorte befinden sich im Bitburger Gutland bei Newel nördlich von Trier<br />
(Kartelbornsbach) und im Olewiger Bach, dessen Einzugsgebiet westlich<br />
benachbart zur Ruwer liegt (siehe Übersichtskarte). Die Standorte 1 – 12<br />
wurden seit Herbst <strong>19</strong>99, die Standorte 13 – 23 seit dem Frühjahr 2001<br />
untersucht. Die Auswahl der ersten Standorte richtete sich nach der<br />
Repräsentanz verschiedener Gewässertypen, angefangen von kleinen, steilen<br />
Waldbächen über trockenfallende Gewässer bis hin zur Ruwer selbst. Der<br />
Kartelbornsbach (12) wurde als ein Gewässer mit abweichendem geologischen<br />
Untergrund (Muschelkalkgebiet) und wegen sinnvoller Verknüpfung mit Projekt<br />
B9 ausgewählt. Die im Jahr 2001 neu aufgenommenen Standorte liegen im<br />
südlichen Teil des Ruwereinzugsgebietes und in Zusammenarbeit mit den<br />
Teilprojekten B9 und C2 am Olewiger Bach.<br />
282
Abb. 3: Karte des Untersuchungsgebietes mit Probenahmestellen<br />
282<br />
12<br />
(X (X<br />
13<br />
Trier<br />
Mosel<br />
Olewiger Bach<br />
15<br />
(X<br />
(X<br />
16<br />
(X<br />
14<br />
1<br />
(X<br />
23<br />
(X<br />
2<br />
(X<br />
22<br />
(X<br />
11<br />
(X<br />
(X<br />
3<br />
(X<br />
10<br />
(X<br />
(X<br />
Ruwer Einzugsgebiet<br />
(X<br />
(X (X<br />
(X<br />
6 7<br />
5<br />
21<br />
9<br />
20<br />
8<br />
(X<br />
(X<br />
4<br />
17<br />
(X<br />
18<br />
(X<br />
<strong>19</strong><br />
(X<br />
N
3 Ergebnisse und ihre Bedeutung<br />
3.1 Taxazahlen<br />
In der vorliegenden Untersuchung wurden in dem Untersuchungsgebiet bisher<br />
185 Arten in 79 Familien nachgewiesen.<br />
Ordnung Artenzahl Indikatorarten<br />
Pisces 1 Cottus gobio<br />
Diptera * 36 Twinnia hydroides, Chironnomus thummi gr., Atherix ibis<br />
Trichoptera 65 Rhyacophila dorsalis, Hydropsyche siltalai, Silo pallipes<br />
Plannipennia 2 Osmylus fulvicephalus, Sialis fuliginosa<br />
Coleoptera 26 Platambus maculatus, Elmis latreille, Limnius volckmari<br />
Heteroptera 2 Gerris rufoscutellatus, Velia caprai<br />
Odonata 1 Cordulegaster boltoni<br />
Plecoptera 34 Brachyptera risi, Isoperla oxylepis, Dinocras cephalotes<br />
Ephemeroptera 22<br />
Baetis rhodani, Rhithrogena semicolorata, Ephemerella<br />
ignita<br />
Crustacea 4 Asellus aquaticus, Gammarus fossarum<br />
Hirudinea 8 Glossiphonia complanata, Erpobdella octoculata<br />
Mollusca 7 Potamopyrgus antipodarum, Galba truncatula, Radix ovata<br />
Plathelminthes 4 Dugesia gonocephala, Polycelis felina, P. nigra<br />
* Taxazahl; 9 Arten, 22 Familien<br />
Abb. 4: Wichtige Ordnungen im Untersuchungsgebiet mit erfassten Artenzahlen<br />
3.2 Vergleich der in-situ Besammlungen<br />
Die im Herbst <strong>19</strong>99 durchgeführten Besammlungen dienten der Erprobung und<br />
Selektion verschiedener Erfassungsmethoden. Die Auswertung ergab die<br />
grundsätzliche Eignung aller Methoden, wobei der Surber Sampler durch seine<br />
Anwendung in nur einem Substrattyp die geringsten Taxazahlen erfasste. Die<br />
Besammlung mit dem Driftnetz ist in vielen Fällen eine Ergänzung zu der<br />
Handbesammlung, so dass beide zusammen ein umfassendes Bild der Zönose<br />
ergeben. Allerdings fehlt beim Driftnetz der Flächenbezug. Sowohl für das<br />
Driftnetz als auch für den Surber Sampler (gleiches Gerät) werden eine<br />
Mindestwassertiefe für die Durchführung der Besammlung benötigt. Aufgrund zu<br />
geringer Wassertiefen konnten diese Methoden an einigen Standorten nicht<br />
eingesetzt werden.<br />
3.3 Einsatz von Kunstsubstraten<br />
Nach dem Vergleich der beiden erprobten Kunstsubstrate wurde der Basket<br />
Sampler als „standardisierte Erf assungsmethode“ für die weiteren<br />
Untersuchungen festgelegt. Der Multiplate Sampler wurde nur in ausreichend<br />
282
tiefen Gewässern, wie zum Beispiel der Ruwer in Kasel (11), von einer<br />
vergleichbaren Taxazahl wie die Basket Sampler besiedelt.<br />
Pro Standorte wurde je eine Basket Sampler für drei und für sechs Wochen<br />
exponiert. Die Angaben in der Literatur zum notwendigen Expositionszeitraum<br />
differieren. Während von MASON et al. (<strong>19</strong>73) keine Ausbildung einer stabilen<br />
Zönose in ihren Untersuchungen festgestellt werden konnten, stellten DEPAUW<br />
(<strong>19</strong>86) und ELSER (<strong>19</strong>99) schon nach kurzer Zeit die meisten nachgewiesenen<br />
Taxa auf den Kunstsubstraten fest. Somit erschien eine Expositionszeit von drei<br />
Wochen als angemessen. Demgegenüber wurde bei dieser Untersuchung im<br />
Herbst <strong>19</strong>99 nur die sechswöchigen Basket-Sampler Proben in der statistische<br />
Analyse als eigene Gruppe bestätigt, so dass eine weitere Überprüfung mit den<br />
noch nicht abschließend bearbeiteten Proben notwendig ist.<br />
3.4 Vergleich zwischen Kunstsubstrat und Direktbesammlung<br />
Abb. 5: Vergleich der Ergebnisse der Hand- und der Basket Sampler -<br />
Besammlung, Anteile der Taxazahl pro Ordnung<br />
Die Kunstsubstrat- und Handbesammlung liefern für die biologische Bewertung<br />
vergleichbare Ergebnisse. In Abb. 5 werden die Taxazahlen ver schiedener<br />
Ordnungen zwischen beiden Methoden verglichen. In den Oberläufen werden<br />
von den Basket Samplern teilweise weniger Arten erfasst (z.B. 6, 18), in dem<br />
Unterlauf der Ruwer (11, 23) mehr als bei der Handbesammlung (siehe Abb. 6<br />
und 7).<br />
Aufgrund der höheren Standardisierbarkeit der Basket Sampler wurden sie zur<br />
Anwendung in dem Bewertungssystem vorgeschlagen. Parallel wurde die<br />
282<br />
Effizienz der Besammlungsmethoden<br />
Diptera<br />
Trichoptera<br />
Coleoptera<br />
Plecoptera<br />
Ephemeroptera<br />
Crustacea<br />
Oligochaeta<br />
Hirudinea<br />
Mollusca<br />
Turbellaria<br />
Hand<br />
Basket-Sampler<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handbesammlung weiter durchgeführt, um ein größeres Spektrum der Arten zu<br />
erfassen.<br />
3.5 Strukturkartierung<br />
In einer Vorstudie wu rden verschiedene Verfahren zur Erfassung der<br />
Gewässerstruktur getestet. Die Überprüfung verschiedener Parameter, die für<br />
die Besiedlung relevant sind, ergab, dass die Strukturdiversität, die aus den<br />
Flächenanteilen der einzelnen Substrattypen errechnet wu rde, mit einigen<br />
biologischen Indizes korreliert ist. Wesentlich ist dabei der Anteil an steinigem<br />
Substrat, insbesondere anstehender Fels und Schotter. An Standorten mit<br />
diesen Substratanteilen konnten relativ viele Taxa nachgewiesen werden, die<br />
hohe Ansprüche an die Gewässerqualität stellen. Dies zeigt sich in einem engen<br />
Zusammenhang zwischen dem EPT-Index und der Substratdiversität. Im Herbst<br />
<strong>19</strong>99 konnte ein negativer Zusammenhang zwischen diesen beiden Parametern<br />
festgestellt werden, der darauf zurückgeführt wurde, dass eine Erhöhung der<br />
Substratdiversität gleichbedeutend mit einem höheren Anteil an Feinsubstrat<br />
war. Standorte mit einer schlechteren Wasserqualität waren ausgeschlossen.<br />
Bei den Basket Sampler besteht kein Zusammenhang zwischen<br />
Substratdiversität und Zusammensetzung der Biozönose. Neben diesen<br />
kleinräumigen Parameter, die in der von der LAWA entwickelten<br />
Aufnahmeverfahren bisher keine Berücksichtigung findet, konnte auch der<br />
Einfluss der Landnutzung auf die Zusammensetzung der Biozönose<br />
nachgewiesen werden.<br />
3.6 Zeitliche Dynamik der Populationen<br />
Im Verlauf der Untersuchungen konnten einige deutliche Veränderungen in den<br />
Populationen einzelner Gewässer festgestellt werden:<br />
Ruwer bei Kasel: An diesem Standort konnten im Herbst <strong>19</strong>99<br />
Massenvorkommen von Potamopyrgus antipodarum (E.A.SMITH)<br />
(Gastropoda) festgestellt werden. Demgegenüber wurden bei den<br />
darauffolgenden Besammlungen nur noch Einzelexemplare verzeichnet. Die<br />
Ursachen für diesen Zusammenbruch der Population sind ungeklärt.<br />
Großbach bei Zerf: Dieser Standorte wurde aufgrund äußerer<br />
Eutrophierungserscheinungen wie verstärkter Algenbewuchs und<br />
verschlammte Bereiche im Gewässerbett ausgewählt. In den ersten<br />
Besammlungen konnte dies auch gut nachgewiesen werden. Im weiteren<br />
Verlauf stellte sich eine Verbesserung der Bewertung ein. Es wurden<br />
verstärkt empfindlich auf Belastung reagierende Arten erfasst. Hintergrund<br />
282
für diese Verbesserung ist die Inbetriebnahme einer neuen Kläranlage mit<br />
einer verbesserten Reinigungsleistung im Oberlauf.<br />
Entergraben (5) und Riveris Zufluss (9): Während bei den ersten<br />
Besammlungen im Herbst <strong>19</strong>99 eine artenreiche Biozönose erfasst werden<br />
konnte, war die Besiedlung mit Makrozoobenthos im darauffolgenden<br />
Frühjahr fast vollständig zusammengebrochen. Es wurden nur wenige Arten<br />
mit geringer Abundanz erfasst. Bei den folgenden Besammlungen steigerte<br />
sich die Artenzahl wieder, allerdings konnte der Stand von Herbst <strong>19</strong>99 bis<br />
jetzt nicht wieder erreicht werden. Die Ursache wird in einem Säureschub im<br />
Winter <strong>19</strong>99/2000 gesehen. Die Steine im Gewässer wiesen keinen<br />
Aufwuchs mehr auf. An anderen Standorten, wie zum Beispiel dem<br />
benachbarten Thielenbach (8) oder Riveris unterhalb der Talsperre (9)<br />
konnte dieser Effekt nicht nachgewiesen werden. Bei der biologischen<br />
Bewertung anhand von Indizes führte diese Reduzierung der Taxazahl zu<br />
nur geringen Unterschieden. Auffallend ist jedoch, dass die Bewertung z.B.<br />
bei dem Saprobienindex, aber auch bei dem ASPT zunimmt, während bei<br />
stärker von der Taxazahl abhängigen Indizes wie der BMWP oder der TBI<br />
die Proben „schlechter bewertet wurden“. Erklären lässt sich dies durch die<br />
Zunahme der Anteile von Indikatortaxa für eine gute Wasserqualität,<br />
insbesondere von Plecoptera, die relativ versauerungstolerant sind.<br />
7 Riveris Zufluss Herbst 99 Frühjahr 00 Frühjahr 01<br />
Taxazahl 24 9 9<br />
Saprobienindex 1,43 1,2 1,2<br />
Chemischer Index 96 88 88<br />
Abb. 8: Vergleich der Besammlungen am Standort 7 an verschiedenen<br />
Zeitpunkten<br />
3.7 Sedimentation in den Basket Samplern<br />
Durch veränderte Strömungseigenschaften in den Basket Samplern kann sich<br />
dort Feinmaterial ablagern. Dies ist abhängig von der Menge des im Gewässer<br />
transportierten Materials und der Wasserführung. So konnte beobachtet<br />
werden, dass weniger Feinmaterial in den Basket Samplern im Sommer bei<br />
geringer Wasserführung abgelagert wird. An Standorten, die im<br />
landwirtschaftlich genutztem Bereich sind, findet ein verstärkter<br />
Feinmaterialtransport statt, während bei den Waldstandorten kaum<br />
Sedimentation stattfindet, mit Ausnahme der steilen, hochdynamischen<br />
Gewässer. Je nach Umfang der Ablagerung verändert sich das Substrat in den<br />
Basket Samplern. Ein Standortvergleich deckte die Zusammenhänge zwischen<br />
der Menge des einsedimentierten Materials und der biologischen Bewertung<br />
282
auf. Je mehr Material eingelagert wurde, desto schlechter fällt die Bewertung<br />
aus. Dies ist unabhängig von der Wasserqualität nach dem Chemischen Index.<br />
Das abgelagerte Feinsediment wird in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt B9<br />
auf den Gehalt an Metallionen, Kohlenstoff und Stickstoff analysiert. Die bis jetzt<br />
vorliegenden Ergebnisse lassen Zusammenhänge zwischen Taxa -Vorkommen<br />
und Metallkonzentrationen erkennen.<br />
3.8 Einfluss von Kläranlageneinleitung<br />
Der Einfluss von Einleitungen aus Kläranlagen auf die Bachbiozönose ist<br />
hinreichend bekannt und in zahlreichen Studien untersucht worden. Deutlich<br />
wird das erste im Untersuchungsgebiet an Standort 12, der unterhalb einer<br />
Kläranlage liegt. Dieser Standort ist derjenige mit der schlechtesten<br />
Wasserqualität (Güteklasse III) im Untersuchungsgebiet. Standort <strong>19</strong>, der eine<br />
mäßige Belastung aufweist, befindet sich unterhalb einer im Jahr vor der<br />
Untersuchung stillgelegten Kläranlage. Allerdings tritt hier eine erhebliche<br />
Belastung durch die Ableitung von Regenwasserüberläufen auf. Der Abschnitt<br />
wurde im Rahmen des „Gewässerprojekt Ruwer und Nebenbäche“ renaturiert<br />
und in Absprache mit dem Landkreis Trier -Saarburg als Projektleitung<br />
ausgewählt. Einige von Kläranlagen beeinflusste Standorte wurden in<br />
Zusammenarbeit mit dem Projekt C2 ausgewählt, so z.B. die<br />
Pflanzenkläranlage in Franzenheim (15 und 16) und in Obersehr (14). Beide<br />
Kläranlagen leiten nicht direkt in das Gewässer ein, sondern über eine<br />
Versickerungsstrecke. In Franzenheim konnte bei einem Vergleich der Proben<br />
oberhalb und unterhalb der Kläranlage keine signifikante Veränderung in der<br />
Bewertung festgestellt werden.<br />
3.9 Künstliche Hochwasserwellen<br />
An der Riveristalsperre konnten in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt B9<br />
verschiedene künstliche Hochwasserwellen beprobt werden. Diese wurden<br />
durch kontrolliertes Ablassen von 1000 bis 2000 m³/s Wasser aus der Riveris-<br />
Talsperre für jeweils eine Stunde erzeugt. Bei einer ersten Untersuchung<br />
wurden Kunstsubstrate direkt vor und direkt nach der Welle untersucht, bei<br />
weiteren Terminen wurde die Drift zu verschiedenen Ze itpunkten der Welle<br />
analysiert. Bei den Basket Samplern konnte eine Zunahme der Taxa nach dem<br />
Ereignis festgestellt werden.<br />
282
3.10 Entwurf eines regionalen Bewertungssystems für kleine<br />
Fließgewässer<br />
In der ersten Projektphase wurden folgende für ein Bewertungssystem wichtige<br />
Grundlagen geschaffen:<br />
eine standardisierte Erfassungsmethode für das Makrozoobenthos<br />
ein einheitliches Strukturkartierungsverfahren, das die für das<br />
Makrozoobenthos wesentlichen Strukturen erfasst<br />
ein chemischer Index zur Beurteilung chemisch-physikalischer Parameter<br />
Die Auswertung der Biologischen Proben und die Berechnung verschiedener<br />
Indizes zur Bewertung der biologischen Wasserqualität ist zur Zeit noch nicht<br />
vollständig abgeschlossen, so dass hierzu nur vorläufige Angaben gemacht<br />
werden können.<br />
Standort Saprob. G.-Kl. ASPT TBI EPT Taxazahl Substrat Chem. G.-Kl.<br />
Index (S.I.) Diversität Index (C.I.)<br />
1 1.7 I-II 6.7 9 0.59 23 1.11 92 I<br />
5 1.3 I 7.3 8 0.68 8 1.24 86 I<br />
6 1.5 I-II 6.5 9 0.64 15 1.14 83 I-II<br />
7 1.8 I-II 6.0 7 0.50 3 0.86 88 I<br />
8 1.5 I-II 6.1 9 0.50 18 1.14 88 I<br />
9 1.5 I-II 7.3 10 0.67 21 0.69 89 I<br />
10 1.6 I-II 6.7 7 0.56 9 0.82 85 I<br />
11 2.1 II 5.6 9 0.33 11 0.69 86 I<br />
12 2.4 II-III 3.4 7 0.09 12 0.71 47 II-III<br />
13 1.7 I-II 6.5 8 0.57 8 1.04 59 II<br />
14 1.7 I-II 6.1 9 0.40 15 1.39 81 I-II<br />
15 1.7 I-II 6.1 10 0.50 22 1.17 82 I-II<br />
16 1.6 I-II 6.5 8 0.75 14 1.22 77 I-II<br />
17 5.4 8 0.50 7 0.90 76 I-II<br />
18 1.9 II 7.0 9 0.55 13 1.16 91 I<br />
<strong>19</strong> 2.1 II 5.3 7 0.43 10 0.61 78 I-II<br />
20 1.8 I-II 5.9 10 0.50 16 0.52 87 I<br />
21 1.8 I-II 6.5 10 0.50 16 0.80 89 I<br />
22 1.7 I-II 7.2 10 0.67 29 0.80 75 I-II<br />
23 2.1 II 4.6 5 0.33 5 0.50 74 I-II<br />
Abb. 6: Vergleich der biologischen Indizes (Handbesammlung), der<br />
Substratdiversität und des Chemischen Index im Frühjahr 2001<br />
282
282<br />
Standort Saprobien Güteklasse ASPT TBI EPT Taxazahl<br />
Index (S.I.)<br />
1 1,6 I-II 5,5 10 0.40 25<br />
5 1,6 I-II 7,0 9 0.56 11<br />
6 1,5 I-II 5,9 7 0.36 13<br />
7 1,2 I 5,9 8 0.38 9<br />
8 1,5 I-II 6,5 10 0.57 24<br />
9 1,5 I-II 6,3 10 0.59 <strong>19</strong><br />
10 1,6 I-II 6,3 9 0.60 15<br />
11 1,8 I-II 6,0 10 0.47 20<br />
12 2,3 II-III 4,7 7 0.38 12<br />
13 1,7 I-II 6,0 8 0.55 11<br />
14 1,7 I-II 5,6 9 0.36 13<br />
15 1,6 I-II 6,6 10 0.64 18<br />
16 1,6 I-II 6,8 8 0.53 15<br />
17 1,3 I 5,8 9 0.50 12<br />
18 1,9 II 6,3 8 0.57 6<br />
<strong>19</strong> 2,0 II 5,0 8 0.29 14<br />
20 1,8 I-II 6,9 10 0.60 21<br />
21 1,7 I-II 7,0 9 0.67 14<br />
22 1,7 I-II 6,6 10 0.52 24<br />
23 1,7 I-II 6,5 10 0.35 20<br />
Abb. 7: Übersicht über die verschiedenen Biologischen Indizes der Basket<br />
Sampler im Frühjahr 2001<br />
Die meisten Fließgewässer im Untersuchungsgebiet sind nur gering „belastet“.<br />
Sie können in verschiedene Gruppen von Gewässertypen anhand der<br />
Morphologie eingeteilt werden. Zum einen sind dies die oberen Abschnitte von<br />
Gewässern, die ein starkes Gefälle aufweisen und eine geringe Wasserführung<br />
(Standorte 2, 4, 6, 10, 13, 17 unter Wald und 14 in Offenland); die daran<br />
anschließenden Abschnitte mit geringerem Gefälle, aber noch geringer<br />
Wasserführung (Standorte 3, 5, 7, 8, 9, 18 unter Wald, 12, 15, 16, <strong>19</strong> und 22 im<br />
Offenland) und größere Bäche bis kleine Flüsse, wozu die Ruwerstandorte (11,<br />
20, 21 und 23) und der Großbach (1) zählen.<br />
Die biologischen Indizes variieren in der Bewertung der einzelnen Standorte z.T.<br />
erheblich. Beim ASPT können zwischen einzelnen Besammlungen Differenzen<br />
von über zwei Klassen auftreten. Der „robusteste Index“ ist der Saprobienindex,<br />
wobei allerdings anzumerken ist, dass er an einigen Standorten nur unter<br />
Zusammenfassung mehrerer Proben berechnet werden konnte. Dies betrifft<br />
insbesondere die oberen Abschnitte der kleinen Fließgewässer. Oftmals wurde<br />
nur ein geringer Teil der erfassten Taxa beim Saprobienindex berücksichtigt.<br />
Darüber hinaus konnte bei einigen Standorten eine deutliche jahreszeitliche<br />
Variabilität festgestellt werden. Insbesondere der RETI ist hiervon betroffen, der<br />
im Sommer deutlich höhere Werte aufwies als im Frühjahr und Herbst. Eine
Erklärung kann die veränderte Verfügbarkeit von Nahrung sein. Daraus folgt,<br />
dass die Bewertung der Gewässer nicht auf einen einzelnen Index beschränkt<br />
werden kann, sondern mehrere Indizes nebeneinander betrachtet werden<br />
sollten.<br />
Für die biologische Bewertung anhand von Indizes wird vorgeschlagen, den<br />
Zustand des Untersuchungsgewässers mit einem Referenzstandort durch<br />
einzelne Indizes und Maßzahlen (wie zum Beispiel Artenzahl, Diversität) zu<br />
vergleichen. Die Bewertung wird zunächst mit allgemeinen, einfach zu<br />
bestimmenden Indizes durchgeführt, zum Beispiel der Artenzahl. Erst wenn das<br />
Ergebnis nicht mit der erwarteten Gewässergüte übereinstimmt, die man<br />
anhand äußerer Faktoren, wie zum Beispiel vorhandene oder fehlende Einleiter,<br />
die Landnutzung, andere Belastungsquellen u.ä. prognostizierte, werden<br />
weitere Indizes hinzugezogen. Das Verfahren basiert auf dem Ansatz des<br />
„Rapid Bioassessment“ der EPA (PLAFKIN et al. <strong>19</strong>89).<br />
Die Bedeutung der Struktur bei der Gewässerbewertung wird bei einem<br />
Vergleich der Standorte 20 und 21 an der Ruwer deutlich. Während Standort 20<br />
in einem begradigten Offenlandabschnitt oberhalb der Kläranlage liegt, befindet<br />
sich Standort 21 direkt unterhalb der Einleitung in einem durch bachbegleitende<br />
Bäume beschatteten und durch turbulente Strömung gekennzeichneten<br />
Abschnitt. Bei den chemisch-physikalischen Parametern wird der Einfluss der<br />
Kläranlage, insbesondere im Sommer bei geringer Wasserführung, deutlich,<br />
während die biologische Bewertung keine Unterschiede erkennen lassen.<br />
4 Vergleiche mit Arbeiten außerhalb des<br />
Sonderforschungsbereichs und Reaktionen der<br />
wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf die eigenen Arbeiten<br />
Zur Zeit werden mehrere Projekte im Rahmen der Umsetzung der EU -<br />
Wasserrahmenrichtlinie mit der Zielsetzung durchgeführt, ein einheitliches<br />
Bewertungssystem für Fließgewässer zu erarbeiten (z.B. AQEM BUFFAGNI et<br />
al. 2001, SOMMERHÄUSER & HERING 2001; MOOG & CHOVANEC 2000,<br />
CHOVANEC et al. 2000, DAVIES 2001, BÖHMER & RAWER-JOOST 2001). In<br />
keiner dieser Untersuchungen werden bisher für eine standardisierte Erfassung<br />
des Makrozoobenthos in kleinen Fließgewässern Kunstsubstrate angewandt.<br />
Der Einsatz von Kunstsubstraten bleibt in diesen Untersuchungen entweder<br />
dem Monitoring größerer Gewässer vorbehalt en, oder dient partiellen<br />
Untersuchungen (z.B. ELSER <strong>19</strong>99). So wird beispielsweise innerhalb des<br />
AQEM-Projektes die Beprobung mit Surber Samplern vorgeschlagen, wobei pro<br />
Standort mehrere Besammlungen in den vorkommenden Substraten<br />
durchgeführt werden. Neben den erhöhten Arbeitsaufwand stößt diese Methode<br />
282
in den Oberläufen der Gewässer an seine Grenzen, wie unsere Erfahrungen mit<br />
dem Surber Sampler gezeigt haben. Darüber hinaus werden in<br />
Übereinstimmung mit der EU -WRRL, die eine Bewertung erst ab einer<br />
Mindestgröße des Einzugsgebietes von 10 km² vorsieht, auch in diesen<br />
Bewertungsansätzen die Oberläufe vernachlässigt. Gerade deshalb erwarten<br />
wir von den vorgestellten Untersuchungen wichtige Beiträge für ein<br />
flächendeckend einsetzbares Bewertungssystem für die Region Trier, das die<br />
regionalen Besonderheiten und die regionalspezifische Biodiversität<br />
berücksichtigt.<br />
5 Offene Fragen<br />
Sobald die taxonomische Auswertung abgeschlossen ist, soll das von uns<br />
entwickelte Bewertungsverfahren in anderen Teilräumen der Regio n getestet<br />
werden. Damit soll insbesondere auch die Frage der Übertragbarkeit in andere<br />
palaearktische Mittelgebirgsräume geklärt werden.<br />
6 Literatur<br />
6.1 Verzeichnis der im Text erwähnten Veröffentlichungen und<br />
weiterführende Literatur<br />
BACH E. (<strong>19</strong>80): Ein chemischer Index zur Überwachung der Wasserqualität in<br />
Fließgewässern. DGM 4/5: 102-106<br />
BUFFAGNI A., KEMP J.L., ERBA S. BELFIORE C., HERING D. & MOOG O.<br />
(2001): A Europe-wide system for assessing the quality of rivers using<br />
macroinvertebrates: teh AQEM Project and its importance for southern Europe<br />
(with special emphasis on Italy). In: Scientific and legal aspects of biological<br />
monitoring in freshwater. J.Limnol. 60 (Suppl.): 39-48<br />
BÖHMER J. & RAWER-JOOST C. (2001): Ökologische Gewässerbewertung<br />
nach der EU -Wasserrahmenrichtlinie – erste Ergebnisse zum<br />
Makrozoobenthos. In: Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in<br />
Magdeburg (18.-22. September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für<br />
Limnologie) / SIL (Societas Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp<br />
142-146<br />
CHOVANEC A., JÄGER P., JUNGWIRTH M. KOLLER-KREIMEL V. MOOG O.,<br />
MUHAR S. & SCHMUTZ S. (2000): The Austrian way of assessing the<br />
ecological integrity of running waters: a contribution to the EU Water Framework<br />
Directive. Hydrobiologia 422/423: 445-452<br />
DAVIES A. (2001): The use and limits of various methods of sampling and<br />
interpretation of benthic macro-invertebrates. In: Scientific and legal aspects of<br />
biological monitoring in freshwater. J.Limnol. 60 (Suppl.): 1-6<br />
282
DE PAUW N., ROELS D. & FONTOURA A. P. (<strong>19</strong>86) : Use of artificial<br />
substrates for standardized sampling of macroinvertebrates in the assessment<br />
of wter qualtiy by the Belgian biotic index. Hydrobiologia 133: 237-258<br />
DE PAUW N., LAMBERT V., VAN KENHOVE A. & BIJ DE VAATE A.B. (<strong>19</strong>94) :<br />
Performance of two artificial substrate samplers for macroinvertebrates in<br />
biological monitoring of large and deep rivers and canals in Belgium and the<br />
Netherlands. Environmental Monitoring and Assessment 30: 25-47<br />
DIN 38410 (<strong>19</strong>90) : Methoden der biologischen -ökologischen Gewässeruntersuchung<br />
(Gruppe M: Fließende Gewässer)<br />
ELSER P. (<strong>19</strong>99): Use of colonization baskets for the investigation of<br />
disturbance phenomena in streams under model conditions. Limnologica 29:<br />
120-127<br />
EN ISO 9391 (<strong>19</strong>95): Probenahme von Makro -Invertebraten aus tiefen<br />
Gewässern<br />
FISCHER P. (<strong>19</strong>95): Konzeption und Realisierung eines Gebietsinformationssystems<br />
– Möglichkeiten zur Lösung des Daten - und Informationsproblems<br />
ökosystemarer Raumanalysen. Dissertation. Universität des Saarlandes,<br />
Fachrichtung Biogeographie, Saarbrücken<br />
FREDE H.G. (2000): Gewässerqualität – eine Funktion der Landschaft. Schr.-R.<br />
d. Deutschen Rats für Landespflege 71: 24-28<br />
HELLAWELL J.M. (<strong>19</strong>86): Biological indicators of freshwater pollution and<br />
environmental management. London, New York<br />
HESTER H.B.N & DENDY J.S. (<strong>19</strong>62): A multi -plate sampler for aquatic<br />
macroinvertebrates. Transactions American Fisheries Society 91:420-421<br />
JUNK W., BAYLAY P.B. & BARKS R.E. (<strong>19</strong>89): The flood pulse river-floodplain<br />
systems. In: DODGE, D.P. (Hrsg.) Proceedings of the International Large River<br />
Symposium. Can. Spec. Publ. Fish. Aquat. Sci. 106: 110-127<br />
KLEMM D.J, LEWIS P.A, FULK F. & LAZORCHAK J.M. (<strong>19</strong>90):<br />
Macroinvertebrate field and laboratory methods for evaluating the biological<br />
integrity of surface waters. U.S. EPA, Cincinnati, Ohio, USA<br />
LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT WASSER (LAWA) (Hrsg.) (<strong>19</strong>99):<br />
Gewässerstrukturgütekartierung in der Bundesrepublik Deutschland. Verfahren<br />
für kleine und mittelgroße Fließgewässer.<br />
MASON J.C., WEBER C:I:, LEWIS P.A. & JULIAN E.C. (<strong>19</strong>73): Factors<br />
affecting the performance of basket and multiplate macroinvertebrate samplers.<br />
Freshwater Biology 3: 409-436<br />
MOOG O. & CHOVANEC A. (2000): Assessing the ecological integrity of rivers:<br />
walking the line among ecological, political and administrative interests.<br />
Hydrobiologia 422/423: 99-109<br />
282
NEWMAN P.J. (<strong>19</strong>88): Classification of surface water quality (Review of shemes<br />
used in EC member states). Water research center, London<br />
PLAFKIN J.L., BARBOUR M.T., PORTER K.D., GROSS S.K. & HUGHES R.M.<br />
(<strong>19</strong>89): Rapid Bioassessment Protocols for use in streams and rivers: Benthic<br />
macroinvertebrates and fish. US Environmental Agency (EPA), Ohio.<br />
SCHMID P.E., TOKESHI M. & SCHMID – ARAYA J.M. (2000): Relationship<br />
between population density and body size in stream communities. Science 289:<br />
1557-1560<br />
SCHWEDER H. (<strong>19</strong>92): Neue Indizes für die Bewertung des ökologischen<br />
Zustands von Fließgewässern, abgeleitet aus der Makroinvertebraten -<br />
Ernährungstypologie. In: Friedrich, G. & Lacombe, J. (Hrsg.) Ökologische<br />
Bewertung von Fließgewässern. Limnologie aktuell. Band 3. Gustav Fischer<br />
Verlag Stuttgart, New York, pp 353-378<br />
SOMMERHÄUSER M. & HERING D. (2001): The development and testing of an<br />
integrated assessment system for the ecological quality of streams and rive rs<br />
throughout Europe using benthic macroinvertebrates (AQEM). In:<br />
Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in Magdeburg (18. -22.<br />
September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für Limnologie) / SIL (Societas<br />
Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp 159-163<br />
STATZNER B., HOPPENHAUS K., ARENS M.-F. & RICHOUX P. (<strong>19</strong>97):<br />
Reproductive traits, habitat use and templer thery: a synthesis of world -wode<br />
data on aquaic insects. Freshwater Biology 38: 109-135<br />
STATZNER B., BIS S., DOLEDEC S. & USSEGLIO -POLATERA P.H. (2001):<br />
perspectives for biomonitoring at large spatial scales: a unified measure for the<br />
functional composition of invertebrate communities in European running waters.<br />
Basic Appl. Ecol. 2: 73-85<br />
USSEGLIO-POLATERA P., BOURNAUD M., RICHOUX P. & TACHET H.<br />
(2000): Biological ecological traits of benthic freshwater macroinverte -<br />
brates:relationship and definition of groups with similar traits. Freshwater<br />
Biology 43: 175-205<br />
VANNOTE R.L., MINSHALL G.W., CUMMINS K.W., SEDELL J.R. & CUSHING<br />
C.E. (<strong>19</strong>80): The River Continuum Concept. Can. J. Fish. Aquat. Sci. 37: 130-<br />
137<br />
VINSON M.R. & HAWKINS C.P. (<strong>19</strong>98): Biodiversity of stream insects :<br />
variation at local, bassin and regional scales. Annual Review of Entomology 43:<br />
271-293<br />
WOODIWISS F.S. (<strong>19</strong>64): The biological system of stream classification used<br />
by the Trent River Board. Chemical Industry 11: 443-447<br />
282
6.2 Verzeichnis der Projektveröffentlichungen<br />
BALKAN, J. & SCHÄFER A. (2001): Bedeutung der Habitatstruktur kleiner<br />
Fließgewässer für die Zusammensetzung von benthisc hen<br />
Lebensgemeinschaften, dargestellt am Beispiel des Ruwer-Einzugsgebietes. -<br />
In: Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in Magdeburg (18. -22.<br />
September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für Limnologie) / SIL (Societas<br />
Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp 205 - 209<br />
BALKAN J. & SCHÄFER A. (2002): Entwurf einer Erfassungsmethode der<br />
Habitatstruktur und deren Bedeutung für die Zusammensetzung von<br />
benthischen Lebensgemeinschaften kleiner Fließgewässer. In: Müller P., Rumpf<br />
S. & Monheim H. (Hrsg.) Umwelt und Region – Aus der Werkstatt des<br />
Sonderforschungsbereichs 522. Trier, pp 285-290<br />
SCHÄFER, A. & LANZER R. (2001): Artenspektrum und Struktur lotischer<br />
Makrozoobenthosgesellschaften als Indikatoren für den Einfluss von Strömung,<br />
Substratbeschaffenheit und Wasserqualität in kleinen Fließgewässern. - In:<br />
Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in Magdeburg (18. -22.<br />
September 2000) [DGL, (Deutsche Gesellschaft für Limnologie) / SIL (Societas<br />
Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp <strong>19</strong>0 - <strong>19</strong>4<br />
SCHERZINGER, S. & SCHÄFER A. (2001): Quantitative Besammlungs -<br />
methoden für die Erfassung der Besiedlungs- und Populationsdynamik von insitu-Makrozoobenthosgesellschaften<br />
in kleinen Fließgewässern. - In:<br />
Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in Magdeburg (18. -22.<br />
September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für Limnologie ) / SIL (Societas<br />
Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp <strong>19</strong>5 - <strong>19</strong>9<br />
SCHERZINGER S. & SCHÄFER A. (2002): Die Erfassung von in -situ -<br />
Makrozoobenthosgesellschaften in kleinen Fließgewässern mit quantitativen<br />
Besammlungsmethoden. In: Müller P., Rumpf S. & Monheim H. (Hrsg.) Umwelt<br />
und Region – Aus der Werkstatt des Sonderforschungsbereichs 522. Trier, pp<br />
291-296<br />
SELL, E. & SCHÄFER A. (2001): Entwicklung eines Gebi etsinformationssystems<br />
für die limnologische Charakterisierung kleiner Fließgewässer im<br />
Einzugsgebiet der Ruwer. - In: Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL<br />
in Magdeburg (18.-22. September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für<br />
Limnologie) / SIL (Societas Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp 210<br />
- 214<br />
SELL E. & SCHÄFER A. (2002): Regionales Gebietserfassungssystem für die<br />
limnologische Charakterisierung kleiner Fließgewässer. In: Müller P., Rumpf S.<br />
& Monheim H. (Hrsg.) Umwelt und Regio n – Aus der Werkstatt des<br />
Sonderforschungsbereichs 522. Trier, pp 297-302<br />
VOGT, C. & SCHÄFER A. (2001): Einsatz von Kunstsubstraten für die<br />
Erfassung der Besiedlungs- und Populationsdynamik von Makrozoobenthos in<br />
kleinen Fließgewässern. - In: Tagungsbericht 2000 zur Jahrestagung der DGL in<br />
282
Magdeburg (18.-22. September 2000), [DGL (Deutsche Gesellschaft für<br />
Limnologie) / SIL (Societas Internationalis Limnologiae), Hrsg.]. Rostock, pp 200<br />
- 204<br />
VOGT C. & SCHÄFER A. (2002): Einsatzmöglichkeiten von Kunstsubstraten zur<br />
Erfassung von Makrozoobenthos in kleinen Fließgewässern. In: Müller P.,<br />
Rumpf S. & Monheim H. (Hrsg.) Umwelt und Region – Aus der Werkstatt des<br />
Sonderforschungsbereichs 522. Trier, pp 279-284<br />
VOGT C. & SCHÄFER A. (im Druck): Entwurf eines biologi sches<br />
Bewertungssystem für kleine Einzugsgebiete in der Region Trier. - In:<br />
Tagungsbericht 2001 zur Jahrestagung der DGL in Kiel (17. -21. September<br />
2001), [DGL (Deutsche Gesellschaft für Limnologie) / SIL (Societas<br />
Internationalis Limnologiae), Hrsg.].<br />
VOGT C. & SYMADER W. (eingereicht): Evaluation of small rivers by combining<br />
biological sampling with structure analysis of river beds. International<br />
Symposium on the Structure, Function and Management Implications of Fluvial<br />
Sedimentary Systems, Alice Spring, Australia.<br />
Diplomarbeiten:<br />
BALKAN, J. (2000): Bedeutung der Habitatstruktur kleiner Fließgewässer für die<br />
Zusammensetzung von benthischen Lebensgemeinschaften, dargestellt am<br />
Beispiel des Ruwer-Einzugsgebietes. Universität des Saarlandes, Fachrichtung<br />
Biogeographie.<br />
SCHERZINGER, S. (2000): Quantitative Besammlungsmethoden für die<br />
Erfassung der Besiedlungs- und Populationsdynamik von in -situ –<br />
Makrozoobenthosgesellschaften in kleinen Fließgewässern. Universität des<br />
Saarlandes, Fachrichtung Biogeographie.<br />
SELL, E. (2000): Entwicklung eines Gebietsinformationssystems für die<br />
limnologische Charakterisierung kleiner Fließgewässer im Einzugsgebiet der<br />
Ruwer. Universität des Saarlandes, Fachrichtung Biogeographie.<br />
VOGT, C. (2000): Einsatz von Kunstsubstraten für die Erfassung der<br />
Besiedlungs- und Populationsdynamik von Makrozoobenthos in kleinen<br />
Fließgewässern. Universität des Saarlandes, Fachrichtung Biogeographie.<br />
282